Als Weltpremiere zeigt Mercedes-Benz auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas (CES;) sein neues Multimediasystem MBUX – Mercedes-Benz User Experience, welches beginnend mit der neuen A-Klasse in Serie geht. Wir haben alles ersten Details – auch zur genauen Technik – sowie Bilder zusammengefasst.
Bereits der Name MBUX für das neue Infotainment-System signalisiert, dass das Nutzererlebnis im Vordergrund steht (UX: User Experience). Nach Angaben von Mercedes-Benz ist das System durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz lernfähig, individualisierbar und stellt sich auf den Nutzer ein. Updates erfolgen dabei erstmals“over the air“ (OTA), was parallel eine neue Ära bei der Connectivity von Mercedes einläutet.
MBUX – Weltpremiere in der neuen A-Klasse
Als eines der Stärken des hochauflösenden Widescreen-Cockpits mit Touchscreen-Bedienung ist die Navigationsdarstellung mit Augmented-Reality-Technologie sowie intelligenter Sprachsteuerung mit natürlichem Sprachverstehen, welches mit dem Schlüsselwort „Hey, Mercedes“ aktiviert wird. Das System selbst wahlweise mittels Touchscreen, Touchpad auf der Mittelkonsole und den Touch-Control Buttons auf dem Lenkrad bedient.
„Mit MBUX sind wir unserem Ziel, das Fahrzeug zum mobilen Assistenten zu machen, wieder einen großen Schritt näher gekommen“, betont auch Sajjad Khan, Vice President Digital Vehicle & Mobility bei Daimler. „Spektakulär und in der Automobilindustrie bislang einzigartig ist die Lernfähigkeit des Systems.
Wir verwenden künstliche Intelligenz, um dem Nutzer auf Basis seiner Gewohnheiten individuelle Vorschläge zu machen. Der von uns dafür eingesetzte Algorithmus ist optimiert für die On-board-Nutzung im Fahrzeug und schöpft die Möglichkeiten der neuesten Chip-Generation aus.“
MBUX soll dabei eine Revolution der User Experience im Auto darstellen. Emotionale Inszenierungen unterstreichen dabei die Verständlichkeit der Bedienstruktur und begeistern durch brillante 3D-Grafiken in höchster Auflösung, die in Echtzeit gerendert, das heißt berechnet und ausgegeben, werden. Das Bedienkonzept auf dem frei stehenden Widescreen-Cockpit umfasst drei Ebenen mit steigender Informationsdichte:
So findet man auf der ersten Ebene den sogenannten Homescreen. Dort werden neben den frei wählbaren Hauptapplikationen (z.B. Telefon, Navigation und Radio) die wichtigsten Informationen (wie Ankunftszeit, aktuell gespielter Song etc.) angezeigt.
Die nächste Ebene – der Basescreen – mit Anzeige und Bedienung jeweils einer Hauptapplikation, wie beispielsweise Media und Navigation, ist nur ein Bedienschritt entfernt. Die jeweils wichtigsten Informationen und Bedienoptionen werden auf dieser Ebene attraktiv präsentiert. Wichtige Funktionen wie Ziel- oder Musiksuche sind am unteren Rand des Bildschirms gruppiert. Für selten genutzte Informationen und Einstellungen ist auf der letzten Ebene das Untermenü vorgesehen.
Die Bedienung ist horizontal ausgerichtet und nutzt das Breitbild-Format des Displays aus. Wie auf einer Bühne entsteht so ein Raum, der nicht nur visuell Maßstäbe setzt, sondern zudem die Navigation zwischen den einzelnen Informationsebenen unterstützt. Nahezu völlig nach persönlichen Vorlieben lässt sich auch das volldigitale Kombi-Instrument konfigurieren. Alternativ zur klassischen Geschwindigkeitsanzeige in der linken Tube können auch Anzeigen wie Analoguhr, Ab Start, Ab Reset, Reichweite oder Informationen zur aktuellen Radio-Station / Media-Titel platziert werden. In der rechten Tube können zusätzlich zum Drehzahlmesser eine Assistenzgraphik, der Momentanverbrauch, die ECO Anzeige oder eine Navigationskarte angezeigt werden.
Im Fullscreen-Modus wird die gesamte Fläche des Kombi-Instruments für die Darstellung von Assistenz, Reise oder Navigation genutzt:
Hinter dem Design von MBUX steht der ganzheitliche Ansatz, die komplexer werdende Bedienung des Fahrzeugs möglichst benutzerfreundlich und gleichzeitig sinnlich erlebbar zu machen. Die Verschmelzung von realer und virtueller Welt schafft neue Dimensionen in den Bereichen Komfort, Sicherheit und modernem Luxus.
MBUX erlaubt es dem Benutzer, Fahrzeugfunktionen spielerisch und intuitiv zu bedienen: Hochwertige, aus den Konstruktionsdaten gerenderte und animierte 3D-Darstellungen des Autos auf dem Bildschirm lassen sich in Echtzeit drehen und heranzoomen. Die Einstellungen werden einfach mit einem Fingertipp auf das 3D-Automodell geändert. Das Scrollen durch lange Menüs entfällt. Die Wirkung geänderter Einstellungen wird unmittelbar visualisiert und ist damit selbsterklärend. Ermöglicht wird dies durch den Einsatz eines besonders leistungsfähigen Nvidia Grafik-Chips der neuesten Generation, wie er bisher nur in Spielkonsolen zum Einsatz kam.
Die Entwicklung und Koordination der übergreifenden User Experience wird vom Entwicklungszentrum in Sindelfingen gesteuert. Dazu gehört, alle global verteilten Hubs ideal anzubinden, damit sie ihren spezifischen Beitrag leisten können. Den digitalen Umbruch gestalten die Mercedes-Benz Designer daher unter anderem dort, wo der Puls der digitalen Welt schlägt, im Silicon Valley. Im Advanced Design Studio in Sunnyvale arbeiten Programmierer, Ingenieure und Designer Hand in Hand im freien interdisziplinären Fluss der Ideen. Die Software der MBUX wurde in-house entwickelt und programmiert. Beteiligt waren unter anderem auch China (Peking), Japan, Korea und Indien (Bangalore).
Sprachbedienung: „Hey Mercedes“ gehorcht aufs Wort
Herkömmliche Sprachbedienungen in Automobilen erfordern von ihren Nutzern bestimmte feststehende Befehle. Dank natürlichem Sprachverstehen gehorcht die LINGUATRONIC der MBUX hingegen auf fast jedes Wort, erkennt und begreift nahezu alle Sätze aus den Infotainment-Bereichen und der Fahrzeugbedienung. Beispielsweise wird „Scheint die Sonne morgen in Miami?“ jetzt ebenso verstanden wie „Brauche ich morgen eine Sonnenbrille in Miami?“.
Aktiviert wird die intelligente Sprachassistenz entweder per Taste am Lenkrad oder mit dem Kommando „Hey Mercedes“. Nicht mehr der Mensch muss sich der Maschine anpassen, sondern umgekehrt. Auch indirekte Sprache wird erkannt, wenn der Nutzer zur Steuerung der Klimatisierung etwa sagt „Mir ist kalt“ statt des eindeutigen Befehls „Temperatur auf 24 Grad“. Zugleich ist die Sprachbedienung lernfähig. Zum einen stellt sie sich auf den Benutzer und seine Stimme ein und versteht auch Nicht-Muttersprachler besser; zum anderen lernen die Software-Modelle auf dem Server mit der Zeit neue Modewörter oder einen geänderten Sprachgebrauch. Das System antwortet zudem nicht mehr stereotyp, sondern variiert ebenfalls bei der Dialogausgabe.
Die grundsätzliche Funktionsweise des Sprachassistenten: Die Spracheingaben werden von Nebengeräuschen befreit, komprimiert und übermittelt. Sowohl der Rechner im Fahrzeug als auch der Server werten die Daten aus und senden eine Antwort zurück. Das System entscheidet, welche Antwort die wahrscheinlichere ist, dann folgt binnen Sekunden die Antwort bzw. Reaktion. Somit antwortet der Sprachassistent im Gegensatz zu vielen anderen Assistenten auch, wenn keine Onlineverbindung verfügbar ist.
Ganzheitliches Touch-Bediensystem: Drei Bedienmöglichkeiten
Neben der intelligenten Sprachassistenz gehört zum Bedienkonzept von MBUX ein Touchscreen-Bildschirm. Als erster Mercedes überhaupt erhält die neue A Klasse einen solchen berührungssensiblen Bildschirm. Der neue Touchscreen ist Bestandteil des ganzheitlichen Touch-Bedienkonzepts – einem Dreiklang aus Touchscreen, Touchpad und Touch-Control Buttons. Mit dem Touchpad auf der Mittelkonsole lassen sich die Anzeigen des Media-Displays intuitiv wie bei einem Smartphone verändern. Per Mehrfingergeste können die Inhalte einfach vergrößert oder verschoben, insbesondere die Navikarte gezoomt werden. Ein haptisches Feedback begleitet jede Eingabe. Das Touchpad erkennt auch Handschrift. So können Adressen oder Telefonnummern komfortabel eingegeben werden. Die Touch-Control Buttons im Lenkrad erlauben die Steuerung des Infotainments (rechter Button) und des Kombi-Instruments sowie des Head-up-Displays (linker Button) per Finger-Wischbewegungen, ohne die Hände vom Lenkrad nehmen zu müssen.
Mercedes me: Neue Dienste, leichte Bedienung
Mit der neuen Infotainment-Generation MBUX starten neue und verbesserte Mercedes me connect Dienste. Dazu gehören unter anderem Navigationsfunktionen auf Basis von Car-to-X Kommunikation (Informationen über Straßenzustand wie Glätte oder Schnee oder herannahende Rettungsfahrzeuge werden auf der Navikarte dargestellt) und die Fahrzeugortung, die das Finden des geparkten Fahrzeugs erleichtert, sowie eine Nachricht, falls das geparkte Fahrzeug angerempelt oder abgeschleppt wurde. Die Mercedes me App erinnert daran, rechtzeitig loszufahren, um pünktlich beim nächsten Termin anzukommen, und berücksichtigt dabei zum Beispiel auch Staus.
Die Mercedes me App Sammlung lässt sich bedienfreundlich als Icon auf dem Bildschirm platzieren und wie alle anderen Hauptapplikationen frei auf dem Homescreen sortieren. Darüber hinaus werden Online-Inhalte wie aktuelle Tankstellen-Preise oder die Verfügbarkeit von Parkplätzen im Parkhaus in MBUX angezeigt. Die Online-Aktualisierung erlaubt auf einfache Weise, neue Inhalte in MBUX zur Verfügung zu stellen.
Smartwatch: Praktische „Tür-zu-Tür“-Navigation
Auch per Smartwatch kann der Fahrer auf Funktionen von MBUX zugreifen. Auf der CES 2018 zeigt Mercedes-Benz die Einbindung von Smartwatches mit dem populären Betriebssystem Android Wear 2.0 über den Mercedes me Bluetooth® Link. Zu den Funktionen zählt „Send2Car“. Damit können Adressen oder Points of Interest (POI) direkt von der Smartwatch ins Fahrzeug gesendet werden. Der Dienst „Fahrzeugstandort“ zeigt den Standort des Autos in einem Umkreis von 1,5 km an. „First and Last Mile“ dirigiert den Fahrer zum geparkten Fahrzeug bzw. vom Fahrzeug zum finalen Ziel zum Beispiel in einer Fußgängerzone. Für iOS sind die Funktionen ebenso verfügbar.
Typisch MBUX sind bei der Smartwatch-Einbindung die moderne grafische Gestaltung und die intuitive Bedienung, die auf Wunsch auch per Sprache möglich ist. Das lernfähige System macht ferner Vorschläge, basierend auf den Nutzergewohnheiten. Wer immer zu einer bestimmten Uhrzeit morgens ins Büro fährt, bekommt werktags zur üblichen Uhrzeit beispielsweise automatisch die Adresse der Arbeitsstätte als Navigationsziel auf der Smartwatch vorgeschlagen.
Kunden erwarten darüber hinaus heute ein nahtloses und intelligentes Zusammenspiel von Geräten des Internet of Things (IoT), die mit ihren Mercedes-Benz Fahrzeugen und MBUX verbunden sind. Dazu gehören sprachaktivierte persönliche Assistenten, die von künstlicher Intelligenz (KI) unterstützt werden. Durch die Verbindung dieser leistungsfähigen Services mit den Fahrzeugen von Mercedes-Benz werden die Kunden persönlich unterstützt. Sowohl Google Assistant mit Google Home als auch Amazon Alexa können mit allen Mercedes-Benz Modellen der Baujahre 2016 und 2017 in den USA, Großbritannien und Deutschland genutzt werden.
Individualisierung: Das Auto wird ein Teil von mir
Durch „Prediction Features“ (Vorhersage-Funktionen) antizipiert MBUX, was der Nutzer als nächstes gerne hätte. Wer beispielsweise häufig dienstags auf dem Nachhauseweg mit seiner Mutter telefoniert, bekommt an diesem Wochentag deren Telefonnummer auf dem Display vorgeschlagen. Wer regelmäßig zu einer bestimmten Zeit zu einem Radiosender mit Nachrichten wechselt, bekommt dies ebenfalls als Vorschlag. Und wenn das Navigationssystem eine öfter befahrene Route erkennt, wird schon im Hintergrund die Navigation zu diesem Ziel gestartet. MBUX bietet dann beispielsweise das Fitnessstudio auf dem Navi-Bildschirm an und der Fahrer braucht nur noch zu bestätigen, und schon stehen ihm alle Informationen zur Strecke, etwa Stauwarnungen, zur Verfügung.
Künstliche Intelligenz macht das Auto so nach und nach zu einem persönlichen Assistenten des Fahrers. Darüber hinaus hat der Kunde die Möglichkeit, unter drei Anzeigestilen der Displays auszuwählen: Neben Classic und Sport wird als Besonderheit der Stil Dezent angeboten – hier sind alle Anzeigen auf das unbedingt Notwendige reduziert.
Außerdem kann der Fahrer die angezeigten Informationen individuell konfigurieren, über die erweiterte Ambientebeleuchtung mit 64 Farben und zehn Farbwelten unterschiedliche Stimmungen im Innenraum schaffen und eine Vielzahl von individuellen Einstellungen vornehmen – vom Fahrwerk über die Klimatisierung bis zur Außenbeleuchtung.
Alle Einstellungen (z. B. Sitz, Ambientelicht, Lieblingsradiosender, Ausrichtung der Navikarte bis hin zu persönlichen Predictions) können in einem Profil gespeichert werden. Wenn zwei Fahrer sich ein Auto teilen, kann jeder seine Lieblingseinstellungen leicht aufrufen.
Augmented Reality: Navigation mit Hinweisen im Videobild
Die in MBUX integrierte Festplatten-Navigation auf Basis von HERE-Kartendaten ahnt nicht nur Ziele voraus, schlägt interessante Ziele (POI – Points of Interest) vor oder navigiert zur nächsten Tankstelle. Als Onboard-Navigation funktioniert das auch, wenn keine Online-Verbindung möglich ist.
Ein ganz neues Feature ist die von Augmented Reality ergänzte Kartendarstellung. Ein mit Hilfe der Frontkamera aufgenommenes Videobild der Umgebung wird dabei um hilfreiche Navigationsinformationen angereichert, zum Beispiel werden Hinweispfeile oder Hausnummern automatisch direkt ins Bild auf dem Touchscreen eingeblendet. Das erleichtert dem Fahrer zum Beispiel die Suche nach einer bestimmten Hausnummer oder das Finden der richtigen Seitenstraße zum Abbiegen.
[Datenschutzhinweis: Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Das Vorschaubild wird hingegen zum Schutz der Privatsphäre des Besuchers lokal bei uns (MBpassion.de) gespeichert.]
Die wichtigsten Daten zu MBUX
Die neue Infotainment-Generation MBUX – Mercedes-Benz User Experience ist erheblich leistungsfähiger und bietet eine Reihe neuer Services und Interaktionsmöglichkeiten. Außerdem werden alle Informationen hoch attraktiv dargestellt. Hier die wichtigsten Daten.
- Displays
- Cockpit in drei Ausführungen (Angaben jeweils für Kombi-Instrument/Touchscreen):
- mit zwei 7-Zoll (17,78 cm) Displays
- mit einem 7- und einem 10,25-Zoll-Display
- mit zwei 10,25-Zoll-Displays (26 cm) und einer Auflösung von bis zu 1.920 x 720 Pixel (200 dpi)
- Touchscreen: kapazitive Sensoren
- Touch-Control Buttons: kapazitive Sensoren
- Touchpad: kapazitive Sensoren und haptische Rückmeldung
- Head-up-Display: Helligkeit bis zu 12.000 cd/m²
- Cockpit in drei Ausführungen (Angaben jeweils für Kombi-Instrument/Touchscreen):
- Hardware/Rechner
- Basis-Grafikchip: NVIDIA Reilly PX (Headunit Mid/Entry)
- Top-Grafikchip: NVIDIA Parker 128 (Headunit High)
- RAM: 8GB DDR4 RAM
- CPU: 6 Core, 2 Denver und 4xA57
- GPU: 128 – 256 CUDA Cores
- Performance: 59.300 DMIPS, 500GFLOPS
- Betriebssystem: Linux
- Bus-Systeme: HMI-CAN, MOST, CAN
- Kommunikationsmodule: HERMES LTE
- Schnittstellen
- USB: USB 2.0 und USB 1.1 sowie Typ C für schnelleres Laden
- Bluetooth®
- Near Field Communication (NFC)
- Fahrzeugdaten
- Frontkamera
- zu Sensoren der „Einbruch-Diebstahl-Warnanlage (EDW)“
- Integration von Mobile Devices
- Smartwatch: watchOS und Android Wear 2.0.
- Smartphone: Apple CarPlay, Google Android Auto,
Baidu CarLife (China)
Weitere Informationen und Details gibt es übrigens auch bei den Kollegen von rad-ab.com oder autophorie.de.
Bilder: Daimler AG