Der Sprinter – Namensgeber für ein ganzes Segment und seit dem Start der aller ersten Generation im Jahr 1995, ist er der Maßstab im Transportergewerbe.
Wir haben uns im Rahmen der Fahrvorstellung in Düsseldorf den neusten Typ des Sprinter einmal genauer angesehen. Seit 2006 wird die jetzige Generation des Sprinter, der NCV 3 produziert und nach nun sieben Jahren Bauzeit einer umfassenden Überarbeitung unterzogen. Die Schwerpunkte sind hier insbesondere die Themen Sicherheit und Effizienz. Aber auch beim Design kann der Sprinter, Jahrgang 2013, mit frischem Wind aufwarten.
Ein Blick auf die neue Optik des Sprinters
Bereits auf den ersten Blick ist das neue Frontgesicht des Sprinter zu erkennen: Es wurde an die aktuelle Designlinie, wie man sie bereits vom Citan oder den Trucks kennt, angepasst. Die Motorhaube steht jetzt im Vergleich zu früher höher und lässt damit die senkrechter stehende Kühlermaske mehr in den Vordergrund rücken. Zudem präsentiert sich die Front jetzt mit drei von oben nach unten gepfeilten und gelochten Kühlerlamellen. Der große mittige Zentralstern komplettiert das typische Markenbild von Mercedes-Benz Vans.
Doch das war noch nicht alles: Stoßfänger und Scheinwerfer des Sprinter wurden ebenfalls überarbeitet. Der große Kunststoff-Stoßfänger verfügt jetzt über einen negativ ausgeformten Lufteinlass in der Mitte, unverändert bleibt der bekannte Tritt zur leichten Reinigung der Windschutzscheibe. Die neuen Scheinwerfer sind mit einer Blende in einzelne Segmente aufgeteilt worden, der obere- hellere Teil des Blinkers- präsentiert sich als „Fackeldesign“ und steht im Kontrast zum grauen unteren Teil des Scheinwerfers mit Stand, Abblend- und Fernlicht sowie dem Tagfahrlicht. Wenig neues gibt es am Heck des Sprinter- dieses bleibt weitgehend unverändert, lediglich die Rückleuchten weisen jetzt ein Zweikammer-Design auf. Außerdem wurden die Schriftzüge der Typbezeichnung neu gestaltet.
Unserer Meinung zum neuen Gesicht des Sprinters: Die neue steilere Front – bedingt durch schärferen Fußgängerschutz – erscheint mit der neuen Kühlermaske mit seinen gelochten Lamellen und dem neu geformten Stoßfänger insgesamt stimmig und für einen Transporter passend. Weniger gefallen uns dagegen die neuen Scheinwerfer.
Das neue Scheinwerfer-Design: Ohne Xenon nicht unser Fall
Die Lösung mit der dunkelgrauen Blende zur Unterteilung des Scheinwerfers, wirkt für unseren Geschmack unpassend und lässt vor allem beim serienmäßigen Halogen-Licht, die Reflektoreinheit im Verhältnis zum gesamten Scheinwerfergehäuse als zu klein wirken. Aus unserer Sicht optisch wesentlich ansprechender sind hier die optionalen Bi-Xenon-Lichter, weil dort statt dem Reflektor eine Projektionslinse mit großer Chromeinfassung zum Einsatz kommt – dieses verkleinert die Scheinwerferblende und lässt sie weniger dominant erscheinen.
Wir würden aus den genannten Gründen immer auf die Bi-Xenon Variante setzen. Sicherlich wird sich der ein oder andere denken, warum ein Sprinter optisch ansprechend sein muss? Das Fahrzeug ist grundsätzlich nur ein Werkzeug, ein Transporter? Genauer betrachtet ist der Sprinter aber noch eine ganze Ecke mehr, zusammen mit Werbung/Beklebung ist er zugleich eine Visitenkarte für die Firma oder den Handwerker – die/der sich möglichst attraktiv beim Kunden präsentieren möchte.
Nachdem wir die optischen Änderungen, genauer unter die Lupe genommen haben, schauen wir nun einmal unter das Blechkleid des Sprinter 2013: welche Höhepunkte erwarten uns dort? Auf der Motorenseite hat sich bei den Antriebsvarianten und Leistungsstufen keine Änderung ergeben. Es sind weiterhin zwei Dieselmotoren – Reihenvierzylinder OM651 und V6 OM642 – mit insgesamt vier Leistungsstufen (95/129/163/190 PS) und ein Benziner M271 mit 156 PS in der Produktpalette zu finden. Abgeleitet vom Benziner steht natürlich auch die Erdgasvariante mit ebenfalls 156 PS immer noch im Angebot. Der Sprinter NGT ist sowohl für den monovalenten, als auch den bivalenten Erdgasbetrieb verfügbar.
Motorenpalette erfüllt nun Euro 6
Neu und entscheidend ist, dass ab sofort die komplette Motorenpalette der jüngsten Sprinter-Generation in der Abgasstufe Euro VI angeboten wird. Bei den Diesel-Motoren werden die strengen Abgasvorschriften durch den Einsatz der bereits in Trucks und Bussen bewährten SCR-Technik (selektive katalytische Reduktion) mit BlueTEC-Motorentechnologie und AdBlue Einspritzung erreicht. Serienmäßig ist der Sprinter mit dem überarbeiteten Sechsgang-Handschaltgetriebe ECO Gear ausgerüstet, als Alternative kann seit dem letzten Jahr erstmals auch das Siebengang-Automatikgetriebe 7G-TRONIC PLUS als Option bestellt werden.
Doch genug der Fakten- und endlich raus auf die Straße: Wir haben uns zum Vergleich den Sprinter Kastenwagen als 313 BlueTEC und 316 BlueTEC – beide mit Siebengang Wandler-Automatik – für eine Testfahrt rund um Düsseldorf geschnappt. Los geht’s im 129 PS kräftigen 313 BlueTEC, der mittleren Leistungsstufe unter den Vierzylindern: Die Motor und Getriebekombination macht bereits auf den ersten Metern im Stadtverkehr von Düsseldorf einen guten Eindruck. Ohne lästiges kuppeln und Gangwechseln bewegen wir uns locker und leicht von Ampel zu Ampel. Zugleich können wir trotz Beladung im Laderaum flott und zügig anfahren und auch sonst problemlos im städtischen Verkehr mithalten.
Sprinter Kastenwagen 313 und 316 BlueTEC im Test
Raus aus der Stadt, präsentiert sich der Sprinter 313 sowohl auf der Landstraße als auch auf der Bundesstraße und der Autobahn nicht negativ. Der Motor hängt gut am Gas und auch den Durchzug empfinden wir als brauchbar. Kleine Spurts von 70 bis etwa 120 km/h erledigen wir keinesfalls wie eine Wanderdüne auf der Straße. Erst oberhalb davon merkt man das es nicht mehr so flott voran geht und nicht mehr so viel Leistung zur Verfügung steht. Die 129 PS des Vierzylinders reichen uns aber dennoch in allen Fahrsituationen vollkommen aus um solide von A nach B zu kommen.
Jetzt zum zweiten Testfahrzeug, dem 163 PS starken 316 BlueTEC. Die Top-Variante des Reihenvierzylinders macht im Vergleich zum vorher gefahrenen schwächeren Modell, bereits ab Start einen dynamischeren Fahreindruck.
316 BlueTEC: Topvariante der Reihen-4-Zylinder
Im Stadtverkehr sind die Unterschiede zwar noch relativ gering, aber sobald es auf die Land- und Bundesstraße geht, sind die 34 PS Mehrleistung durchaus fühlbar. Der Spurt ist mit dem stärkeren Diesel klar flüssiger und geht weniger zäh von der Hand. Auch das Plus an Drehmoment von 55 Newton spielt unserem Test Sprinter samt seiner Beladung positiv in die Karten. Auf der Autobahn im höheren Geschwindigkeitsbereich gleichen sich beide Testfahrzeuge wieder mehr an. Wie bereits beim schwächeren Diesel zieht auch der 316 ab etwa 130 km/h nicht mehr so kraftvoll und bis zur Höchstgeschwindigkeit dauert es mit beiden Testfahrzeugen schon eine Weile. Einen ausgezeichneten Eindruck machte sowohl mit dem Sprinter 313 BlueTEC als auch mit dem Sprinter 316 BlueTEC das optionale Automatikgetriebe. Die 7G-TRONIC hat in jeder Situation den richtigen Gang bereitgestellt und alle Gangwechsel erfolgen sauber und ruckfrei. Beim kräftigen Tritt aufs Gaspedal reagiert die Automatik spontan mit der Rückschaltung um ein oder zwei Gänge.
Nach 250 Kilometern Testfahrt, davon 150 km mit dem Sprinter 313 BlueTEC und 100 km im Sprinter 316 BlueTEC, können wir kein eindeutiges Fazit zum Motor ziehen. Beide Leistungsstufen waren in der Kombination mit der 7G-TRONIC Automatik stimmig, zeigten keinen echten Schwächen und beide Leistungsvarianten haben bei uns auf ihre jeweilige Art einen positiven Eindruck hinterlassen. Auch mit dem Leistungsschwächeren Aggregat findet man sich auf der Bundesstraße oder der Autobahn noch gut zurecht und für den Stadtverkehr reicht die Leistung in jedem Fall. Wer also nicht ständig auf der Autobahn unterwegs ist, sollte im 313er eine durchaus passende Motorisierung finden. Bei einem hohen Autobahnanteil würden wir eher in Richtung des stärkeren 316er tendieren – damit klappt der Spurt einfach eine Idee souveräner. Auf der Verbrauchsseite notieren wir ihm Rahmen der Testfahrt einen Verbrauch von rund 10 Liter/100km für den Sprinter 313 BlueTEC und 12,5 Liter/100km für dem Sprinter 316 BlueTEC. Eine ganz klare Empfehlung nach unserer Testfahrt, ist die Siebengang-Automatik: diese lohnt insbesondere im häufigen Stadtverkehr mit ständigem Stopp und Go und trägt spürbar zur Fahrerentlastung bei.
Beim Fahrverhalten finden wir keine echten negativ Punkte. Der Sprinter macht in allen Situationen ein sicheres Fahrgefühl. Ein Grund dafür ist sicherlich die Fahrwerksabsenkung um ca. 30 Millimeter, der tiefere Schwerpunkt wirkt sich positiv auf Fahrdynamik und Lenkpräzision bei zügiger Kurvenfahrt aus. Der Geradeauslauf, selbst mit dem extra langen Sprinter, ist optimal und bietet aus unserer Sicht kein Grund zur Kritik. Die Lenkung gibt eine gute Rückmeldung von der Straße und ist weder zu leicht- noch zu schwergängig. Die Federung ist entsprechend der Nutzlasten des Sprinter straff aber trotzdem immer noch komfortabel ausgelegt. Im Vergleich bei den von uns gefahrenen zwei Testfahrzeugen – normaler Radstand im 313 BlueTEC und extra langer Radstand im 316 BlueTEC – viel lediglich ein stärkeres Durchfedern bei Bodenwellen bei der Variante mit extra langem Radstand auf.
Die neuste Generation des Sprinter geht mit jeder Menge neuer Assistenten an der Start, die zu mehr Sicherheit beim fahren sorgen sollen. Serienmäßig und eine Weltpremiere im Segment ist der Seitenwind-Assistent (Crosswind Assist). Hinzu kommen als Sonderausstattung der Abstands-Warnassistent (COLLISION PREVENTION ASSIST), der Totwinkel-Assistent (Blind Spot Assist) sowie der Spurhalte-Assistent (Lane Keeping Assist). Bereits vor einigen Monaten sind wir – noch im Erprobungsfahrzeug – die neuen Assistenzsystem zur Probe gefahren, so dass wir an dieser Stelle nicht näher ins technische Detail gehen.
Bei der neuerlichen Testfahrt rund um Düsseldorf, ist uns vor allem der Totwinkelassistent sehr positiv aufgefallen. Insbesondere als wir mit dem extra langen Sprinter gefahren sind, zeigte sich das Hilfssystem sowohl im Stadtverkehr aber auch auf der Autobahn als echt nützliche Unterstützung. Die Außenspiegel des Sprinters sind zwar groß dimensioniert und auch mit speziell gewölbtem Spiegelglas ausgestattet, trotzdem ist der Totwinkel auch wegen der Länge des Sprinters nicht zu unterschätzen. Der neue Totwinkel-Assistent tritt ab einer Geschwindigkeit von ca. 30 km/h in Funktion. Er basiert auf insgesamt vier Nahbereich-Radarsensoren. Sie sind links und rechts hinter den seitlichen Rammschutzleisten im Bereich der B-Säule sowie der hinteren Ecksäule angebracht. Wir sprechen uns darum ganz klar für den Totwinkelassistenten als Pflichtoption bei der Wahl der Sonderausstattungen aus. Negativ ist uns in dem Zusammenhang beim Blick in den Fahreraußenspiegel, die Fensterrahmenstrebe an der Fahrertür aufgefallen. Die von oben nach unten verlaufende Strebe, teilt das Fenster und verdeckte im Fahrbetrieb einen kleinen Teil des Außenspiegels. Abhilfe für den freien Blick in den Spiegel bringt nur die Änderung der Sitzposition durch leichtes nach vorn bewegen des Oberkörpers – was in hektischen Verkehrssituationen eventuell nicht immer so passend ist. Auch die weiteren neuen Fahrsysteme überzeugten bei der Testfahrt mit dem Sprinter 2013. Der passive Spurhalte-Assistent arbeitet zuverlässig ab einer Geschwindigkeit von 60 km/h und warnt bereits frühzeitig sobald man nur leicht die seitlichen Fahrbahnmarkierung überfährt. Hilfreich vor zu dichtem Auffahren zeigt sich auch der Collision Prevention Assist. Der Radarsensor im vorderen Stoßfänger misst fortlaufend den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug und signalisiert mittels Kontrollleuchte im Kombiinstrument wenn der Sicherheitsabstand deutlich zu gering ist.
Als letztes wollen wir auch noch einen Blick in die Fahrerkabine des Sprinter werfen, denn auch das Cockpit wurde in Teilbereichen aufgewertet. Gleich nach dem einsteigen fällt das neue Lenkrad mit neugestalteten Funktionstasten auf. Das Lenkrad ist jetzt mit einem dickeren und griffigeren Kranz versehen und -wählt man zusätzlich die Option als Multifunktionslenkradmit Reiserechner-, gibt es noch zwei Chromspangen an den Lenkradspeichen dazu. Die Frischluftdüsen sind durch Chrom-Applikationen aufgewertet und den Schalthebel schmücken jetzt ein Chromring sowie eine Hochglanz-Plakette.
Ebenfalls neu im Sprinter 2013, ist eine überarbeitete Radiogeneration. Bereits das Gerät Audio 10 ist ein Doppel-DIN Radio und verfügt über ein Monochromes-Display sowie unter anderem über Bluetooth-Telefonie einschließlich Telefontastatur. Das Audio 15 hat ein 5,8-Zoll-Farbdisplay, auf dem zum Beispiel das Bild der optional lieferbaren Rückfahrkamera dargestellt werden kann. Als Navigationslösung wird neben dem COMAND jetzt das von den PKWs bekannte Becker MAP PILOT System neu angeboten. In Kombination mit Audio 15 erhält man so ein günstiges und leicht zu bedienendes Navigationssystem für den Sprinter. Die Box des Becker MAP PILOT wird im Handschuhfach in eine spezielle Anschlusshalterung integriert.
Der Verkaufsstart des neuen Mercedes-Benz Sprinter beginnt am 1. Juni, die Auslieferung starten ab September 2013.
Bilder: MBpassion.de