Ein schönes Fahrzeug hat uns der Stuttgarter Autohersteller Mercedes-Benz bereitgestellt: das E-Klasse Coupé im Facelift, als E 400 mit 333 PS (480 Nm Drehmoment) durchaus noch ein Vernunftmotor, der eine gute Mischung zwischen Fahrfreude und Sparsamkeit bietet.
Rotkäppchen mit 333 PS.. allein im Wald
Im E-Klasse Coupé gibt es ab Werk zahlreiche Motorisierungen, – im Benzinbereich reicht die Spannweite vom E 200 mit 184 PS und 270 Nm bis zum 8-Zylinder E 500 mit 408 PS V8 und 600 Nm Drehmoment. Für einen Fahrzeugtest haben wir uns jedoch speziell den E400 mit 333 PS (245 kW) und 480 Newtonmeter Drehmoment herausgesucht (M276 E30DEH LA V6 Zylinder mit Turboaufladung, 60 Grad Zylinderwinkel – eine Variante des M276 ohne Aufladung). Der Grundpreis für das E400 Coupé – hier als reiner Heckantrieb – liegt bei 56.346,50 Euro Grundpreis, wobei u.a. das 7G-TRONIC Automatikgetriebe bereits zur Serienausstattung gehört.
Coupé im Facelift: auf Stand der Zeit
Das Testfahrzeug hatte bereits eine sehr gute Ausstattung: so war das neue LED Intelligent Light System ebenso im Fahrzeug vorhanden, wie das Sport-Paket AMG – welches hier aufgrund der Optik einfach mitbestellt werden sollte. Die Lackierung selbst bleibt reine Geschmackssache. Jahreszeitlich bedingt waren Winterreifen verbaut.
In der Facelift-Variante hat sich das E-Klasse Coupé optisch gemacht, wenn das natürlich Geschmackssache bleibt. Das Coupé ist in der Grundform bereits seit 2009 auf dem Markt, die letzte Modellpflege des in Bremen produzierte Fahrzeuges wurde zuerst im März 2013 ausgeliefert, die Weltpremiere fand auf der NAIAS 2013 in Detroit statt.
E-Klasse Coupé weiterhin mit „Ponton-Schwung“
Optisch wurde bei der E-Klasse als Limousine der „Ponton-Schwung“ an der Hinterachse entfernt, im E-Klasse Coupé (und Cabriolet) wurde dieser- wohl auch aufgrund der Mehrkosten bei den Pressformen im Rohbau – belassen. Neu gestaltet wurde die komplette Front- und Heckpartie, zusätzlich gibt es nun neue Lackfarben und Raddesigns für das Exterieur in der Preisliste. Im Interieur wurde das Cockpit, sowie die Mittelkonsole neu überarbeitet, ebenso gibt es ein neues Farb- und Materialkonzept für das Interieur. Weitere Neuerungen sind im Bereich Kommunikation – und vor allem bei den Fahrerassistenzsystemen – zu verzeichnen, was sich jedoch auch in der Limousine der E-Klasse gezeigt hat.
Optisch eine Pflichtausstattung: LED Intelligent Light System
Im Exterieur werden nun einteilige Scheinwerfer in Teil- und Voll-LED-Technik verbaut, die Kühlerverkleidung wurde neu gestaltet, die Frontstoßfänger verfügen nun über eine stärkere Pfeilung und großen Lufteinlässen in AMG-typischer A-Form mit Routengitter. Die Schlussleuchten sind neu gegliedert, wobei alle Beleuchtungsfunktionen in LED-Technik oder Lichtleitertechnik umgesetzt worden ist. Ein breitenbetonter Heckstoßfänger mit Zierelement in Chromoptik und – paketabhängig – sichbare Abgas-Endrohrblenden sind nun im Heckstoßfänger integriert. Im Facelift gibt es zumal jetzt einen neuen Metalliclack: aragonitsilber.
Das Interieur: Kräftige Überarbeitung im Facelift
Im Interieur der E-Klasse wurde eine kräftige Überarbeitung vorgenommen – um die Gestaltung neu zu harmonisieren. Auffällig hierbei: das neue Zierelement mit Chromapplikationen, ein 3-tubiges Kombiinstrument sowie das trapezförmige, glänzend gerahmte Display der Headunit mit der Neugestaltung der Mittelkonsole – ohne Wählhebel bei Automatikgetriebe. Die Ausstattungskonzepte ELEGANCE und AVANTGARDE sind entfallen.
COMAND Online System mit Live Traffic: NTG 4.5 Gen. 3
Weitere technische Änderungen nahm Mercedes-Benz bei den Assistenzsystemen vor – so ist im E-Klasse Coupé und Cabrio ebenso die 360-Grad-Kamera und das Fahrassistenz-Paket Plus mit DISTRONIC PLUS erhältlich. Das COMAND Online System wurde auf NTG 4.5 der 3. Generation upgedatet (mit Live Traffic Funktionalität). Es wurde nun eine Direktlenkung verbaut, das AGILITY CONTROL Fahrwerk bietet ein adaptives Dämpfungssystem. Neu ist übrigens auch das Sport-Paket AMG Plus sowie das Tagfahrlicht in LED-Technik, sowie ein optionales SPLITVIEW Display im Interieur.
333 PS 4-Zylinder – 5.2 Sekunden auf 100 km/h
Der neue V6 Turbo-Benziner mit 2.995 ccm von Mercedes-Benz macht sich im E-Klasse Coupé hingegen richtig gut. Die 480 Nm Drehmoment des 6-Zylinders schieben via Heckantrieb die Karosserie in 5.2 Sekunden auf 100 km/h. Abgeriegelt wird die Fahrfreude bei 250 km/h. Das Kofferraumvolumen des 1.725 kg-Fahrzeuges liegt bei 450 Liter, die Länge des Fahrzeuges bei 4.703 mm (1.786 mm Breite, 1.397 mm Höhe). Mercedes-Benz gibt für den neuen 3-Liter V6-Turbo Benziner einen Durchschnittsverbrauch von 7.5-7.4 Liter auf 100 km an – der E 500 liegt hier bei 8.9 Liter, der E 350 als reiner Heckantriebs-Variante bei 7.2-6.9 Liter. Ein Laborwert, den wir zwar als groben Anhalt nehmen können, im normalen Alltagsverkehr aber selten erreicht wird.
Die 333 PS im Coupé der E-Klasse haben leichtes Spiel, – wobei der Klang des Motors (M276 E30DEH LA, Euro 6-Norm) passt. Ein Gefühl der Untermotorisierung kommt nicht auf, dabei ist der Klang aus beiden Auspuffrohren zusätzlich satt und angenehm. Der Mix zwischen Leistung und wenig Verbrauch hat Mercedes-Benz jedoch gut gelöst – wir fuhren zwischen 8.5-9 Liter im Mix. Betrachtet man die Masse des Fahrzeuges, durchaus akzeptabel. Zwar hilft der Hersteller zusätzlich mit einer Start/Stopp-Funktion, doch das nervt uns im Allgemeinen eher als es uns dienlich ist.
Der feine 6-Zylinder im Bug des Fahrzeuges mag uns eine größere Motorisierung fast nicht zu vermissen. Wer richtig Sprit sparen will, muss wohl aber zum Diesel greifen. Im Benzin-Bereich ist der E 400 jedoch ein sehr gut ausgewogenes Verhältnis, sportlich im guten Mix unterwegs zu sein.
Der V6-Motor schafft gute Fahrleistungen bis 250 km/h, Unten heraus und mit wenig Drehzahl zieht der Motor sehr ordnetlich, im Sprint von 180 bis 250 km/h zeigt er sich jedoch nicht mehr alzu souverän – mehr Durchzug hier schafft hier der 8-Zylinder.
Die bessere Wahl: der E 400 für 56.346,50 Euro Grundpreis?
Der E 400 für 56.346,50 Euro mit 333 PS (6-Zylinder) ist für uns die bessere Wahl, als der E 500 für 71.043,00 Euro mit 408 PS (8-Zylinder) – wenn man sich nicht an der verlorenen Kraft ab 180 km/h stört. Der Preissprung auf die zusätzlichen 2 Zylinder ist uns hier einfach zu groß. Der 6-Zylinder sprintet zwar „nur“ in 5.2 Sekunden auf 100 km/h, der 8-Zylinder in 4.8 Sekunden – dafür liegt der Spritverbrauch beim E 500 im NEFZ-Mix auch bei 8.9 Liter kombiniert auf 100 km, statt 7.4 im kleineren 6-Zylinder.
Im direkten Vergleich zum Preisunterschied ist der langsamere Sprint wohl durchaus verschmerzbar, zumal auch der 6-Zylinder auch gut klingen kann – aber selbstverständlich nicht an den V8 Sound herankommt. Ein V6-Motor wird somit niemals einen V8 ersetzen, der E400 ist aber eine gute, erheblich billigere, Alternative.
Bilder: Daniel Böswald / snabshod.com