Restaurierter Mercedes-Benz G4 Geländewagen von 1939 der spanischen Königsfamilie (Typ W31)

Vor einigen Jahren restaurierte das Mercedes-Benz Classic Center einen Mercedes-Benz G4 Geländewagen des Jahres 1939 der spanischen Königsfamilie, ein durchaus ungewöhnliches und seltenes Fahrzeug und ehemaliges Geschenk Deutschlands nach Spanien.

Ein Mercedes-Benz G4 Geländewagen des Baujahres 1939 aus dem Besitz der spanischen Königsfamilie wurde vor einigen Jahren im Mercedes-Benz Classic Center originalgetreu restauriert, ohne auf seine einzigartige Patina im Laufe seines bisherigen Lebens zu verzichten. Die Restauratuib selbst lief über einen Zeitraum von 3 Jahren ab September 2001 bis Dezember 2004, ohne die Gebrauchspuren im Interieur oder kleine Schönheitsfehler der Karosserie zu entfernen. Der Geländewagen wurde bislang von der königlichen Garde in Madrid gepflegt und gewartet.

Der G4 der spanischen Königsfamilie ist einer der wenigen noch vorhandenen Exemplaren eines dreiachsigen Geländewagens. Nur 3 der insgesamt 57 Einheiten der 1930er Jahren gelten noch als absolut authentisch, einige Modelle existieren weiterhin, ohne einen genauen Nachweis für dessen Originalität vorlegen zu können. Der G4 wurde in der königlichen Flotte genutzt und stellte ein Geschenk von Deutschlands damaligen Machthaber Adolf Hitler dar.

 

Bei der Restaurierung des Fahrzeuges zeigte sich der G4, abgesehen von den Gebrauchsspuren der Jahre, mit einer hervorragenden Substanz. Als erster Schritt wurde bei der Restaurierung das Verdeck entfernt und die Karosserie mit größter Sorgfalt angehoben, um einen direkten Zugang zum Fahrgestell zu erhalten. Im Rahmen der anschließenden sorgfältigen Restaurierung bleib dabei keine Komponente unberührt, alle mechanischen Komponenten wurden zerlegt, gereinigt, repariert und am Ende wieder zusammengesetzt. Die Originalsubstanz blieb dabei größtenteils erhalten. Jede Schraube, jeder Bolzen und jede Hülse wurde gewissenhaft untersucht, nachbearbeitet und möglichst wieder in der ursprüngliche Position eingesetzt. Die inneren Komponenten der Abgasanlage, die noch funktionstüchtig waren, wurden im ursprünglichen Zustand belassen, während die baufälligen Außenkomponenten ersetzt wurden.

Die 3 Achsen des Geländewagens wurden komplett zerlegt und überholt. Die mechanischen Antriebseinheiten erwies sich in einem äußerst guten Zustand. Mittels einer 20-Tonnen-Presse wurden die starren Wellen an den Hinterachsen gelöst.

Der Ziel der Restaurierung war der „einwandfreie technische Zustand“, somit gehörten auch Arbeiten an den Bremsen hinzu. Hier wurden nicht nur die Bremsleitungen erneuert, sondern auch Kraftstoffleitungen.

Der G4 hat 4 Vorwärtsgänge, die Gänge 2 bis 4 können dabei synchronisiert werden. Ein Vorgelegewellengetriebe dient als Untersetzungsgetriebe, so dass vier zusätzliche Kriechgänge verfügbar sind. Für den Betrieb in schwierigem Gelände sind die Differentiale selbstsichernd, ein Engineering-Funktion, die bei weitem nicht Stand der Technik für Geländewagen zum Zeitpunkt des Baujahres des G4 war, ist vorhanden.

Die G4 wird von einem M24 II Achtzylinder-Reihenmotor mit einem Hubraum von 5,4 Liter Hubraum – ähnlich dem Motor im 540 K Sportwagen (jedoch ohne Lader für die Erhöhung der Leistung bei hohen Drehzahlen), angetrieben. Die Entwickler des G4 entschieden sich gegen einen Kompressor, da das Fahrzeug mit einem Gewicht von rund 3,7 Tonnen nur eine Höchstgeschwindigkeit von 67 km/h ermöglicht. Das hohe Gewicht schränkt ebenso die Offroad-Fähigkeiten des G4 ein.

Nach der Wiederherstellung des Chassis mit allen seinen Komponenten wurde das Fahrzeug – wie in den 1930er Jahren, mit einer Farbschicht neu lackiert. Auf zahlreichen Teilen wurde dazumal jedoch nicht gesprüht, sondern die Farbe mittels Pinsel aufgetragen. Da die notwendigen Blaupausen der elektrischen Schaltungen nicht mehr vorhanden war, wurde ein neuer Kabelbaum hergestellt – ein durchaus komplexes Unterfangen: so verfügt der G4 über einen zentralen Schalter, der alle Stromverbraucher abschaltet – lediglich die elektrischen Komponenten für den Motorbetrieb werden weiterhin ermöglicht. Jeder einzelne Schalter des G4 wurde demontiert und repariert.

Die Karosserie blieb weitgehend unangetastet. Die Spezialisten reinigten hier den Lackmantel und poliert die Chromteile. Lediglich die unteren Abschnitte der Türen zeigten Anzeichen von Rost, der entfernt wurde. Der Blech der Karosserie wurde auf der Innenseite mit stabilisierenden Holzelementen, eine übliche Konstruktion für Autos der 30er Jahre, unterfüttert. Diese Holzelemente waren in gutem Zustand und wurden daher nur gereinigt und mit einer speziellen Flüssigkeit imprägniert, um sie vor dem Austrocknen zu schützen.

Der Innenraum des Fahrzeuges zeigte sich nahezu im tadellosem Zustand, nicht zuletzt dank der Pflege des Fahrzeuges der Königlichen Garde von Spanien.

Das Fahrzeug ergänzt nach der Restauration nun wieder die Flotte der einzigartigen Fahrzeuge der spanischen Königsfamilie – der extrem seltene Mercedes-Benz G4 (W31) Geländewagen von 1939. Voll funktionsfähig mit komplett überholten mechanischen Komponenten ist er ein besonderes Zeugnis der Automobilgeschichte.

Technische Details: Mercedes-Benz G4 – schwerer Geländewagen – (W31 Serie)

  • Produzierte Einheiten: 57, davon aktuell 3 noch existierende absolut authentische Modelle
  • Baureihe 1939 (Produktion lief von 1934 bis 1939)
  • Radstand 3100 + 950 mm vorne/hinten SPurbreite: 1620,1570,1570mm
  • Abmessungen (LängexBreite x Höhe): 5360 bis 6720 x 1870 x 1900 mm (mit Soft-Top)
  • Wendekreis 17 Meter
  • Gewicht: ca. 3.700kg (Fahrfertig)
  • Zulässiges Gesamtgewicht: 4.400kg
  • Höchstgeschwindigkeit: 67 km/h (Reifenbedingt)
  • Verbrauch: 28 Liter /100 km Stadtverkehr, 38 Liter / 100 km/h Offroad

Motor:

  • Daimler Benz M24 oder M24 II Achtzylinder-Reihenmotor
  • 5018 ccm, später 5401 ccm
  • Bohrung x Hub: 86 x 108mm, 88x111mm
  • 100 PS / 110 PS bei 1.400/min
  • Verdichtungsverhältnis: 1:5.6 / 1:5.2
  • Gemischbildung: 1 Doppelvergaser
  • Ventile: Overhead, seitliche Nockenwelle, durch Stirnräder angetrieben
  • Pumpen-Kühlung, 26 Liter Wasser
  • Schmierung: 10 Liter Öl
  • Batterie: 12  V 60 Ah / 12 V 105 Ah
  • Lichtmaschine: 130 kW
  • Starter-Motor: 1.5 PS / 1.8 PS

Übersetzung:

  • Vier angetriebenen Hinterräder, zwei Selbstsperrdifferenziale.
  • Kupplung: Einscheiben-Trockenkupplung
  • Getriebe: Viergang-Vorgelegegetriebe und Kennzahlen: I/4.10, II/2.21, III/1.49, IV/1.00
  • Antriebsverhältnisse der Vorgelegegetriebe : road/1.00, offroad/3.06

Chassis:

  • Kastenrahmen
  • Vorderradaufhängung: Starrachse, Halbelliptikfedern
  • Hinterradfederung: zwei Starrachsen, ein semi-elliptischen Frühjahr für zwei Räder auf jeder Seite
  • Lenkung: Gewindespindel
  • Bremsen: Zweikreissystem, Hydraulik mit Vakuumunterstützung , auf Vorder-und Hinterräder wirkend; mechanische Handfeststellbremse auf die Vorderräder wirkend
  • Schmierung: Zentral
  • Räder: Stahlscheibenräder mit Tiefbettfelgen, Größe L 4.00 F x 17; mit selbstdichtenden Reifen: Größe 6,00 F x 17
  • Reifen: 7,5 bis 17 mit Offroad-Lauffläche (normal oder selbstdichtend)

Bilder: Daimler AG