Kein Stern strahlt unter den Personenwagen im schweren Gelände heller als die seit 1979 gebaute Mercedes-Benz G-Klasse. Doch die Stuttgarter Marke erkennt Anfang der 1990er-Jahre das Potenzial für ein weiteres Segment der geländegängigen Automobile: jenes der komfortablen, sportlicheren Fahrzeuge für Sport und Freizeit mit einer größeren technischen Nähe zum Personenwagen.
1993 werden die Eckpunkte des Fahrzeugkonzepts festgeschrieben. Drei Jahre später zeigt Mercedes-Benz die seriennahe Studie „ AAVision“ auf der North American International Auto Show (NAIAS) in Detroit. Der Name des Konzeptfahrzeugs verweist auf das Segment der „All Activity Vehicles“ (AAV), das später als „Sport Utility Vehicles“ (SUV) weltweit erfolgreich wird.
Im Mai 1997 hat dann vor 20 Jahren die Mercedes-Benz M-Klasse der Baureihe W 163 Premiere. Das geländegängige Freizeitfahrzeug verbindet das Beste aus beiden Welten: Allradantrieb, hohe Bodenfreiheit und großzügiges Raumangebot sind wichtige Stärken klassischer Geländewagen. Dazu kommen ein exzellenter Fahrkomfort auch bei hohen Geschwindigkeiten auf der Straße, eine große Variabilität des Innenraums und ein harmonisches Design.
Insbesondere das aufwendige Fahrwerk der M-Klasse macht das neue Komfortniveau möglich. Im Gegensatz zu vielen Mitbewerbern bietet der W 163 Einzelradaufhängung an Vorder- und Hinterachse. Auch der permanente Allradantrieb unterscheidet sich von herkömmlichen Lösungen: Die M-Klasse verzichtet auf konventionelle Differentialsperren und setzt stattdessen eine weiterentwickelte Variante des elektronischen Traktionssystems ETS ein. Wenn ein Rad auf glattem Untergrund durchdreht, bremst ETS dieses Rad so lange ab, bis eine vorgegebene Geschwindigkeitsdifferenz erreicht ist. Damit steigt das Antriebsmoment an den Rädern mit guter Fahrbahnhaftung. Einzelradaufhängung, und ETS optimieren zusammen die Fahrsicherheit und Fahrstabilität der M-Klasse auf der Straße ebenso wie im Gelände.
Neues Werk für die Fahrzeuggattung
Weltpremiere hat die M-Klasse im neuen Mercedes-Benz Werk Tuscaloosa in Alabama (USA). Hier baut die Stuttgarter Marke seither fast alle SUV der oberen Mittelklasse und Oberklasse. Den Entschluss zur Errichtung eines US-amerikanischen Werks für ein neues, allradgetriebenes Fahrzeug verkündet Werner Niefer, Vorstandsvorsitzender der Mercedes-Benz AG, 1993. Tuscaloosa wird zum ersten Mercedes-Benz Produktionswerk, das für einen neuen Personenwagen außerhalb von Deutschland gebaut wird. Zugleich ist es der erste Produktionsstandort von Mercedes-Benz in den Vereinigten Staaten von Amerika. 1995 beginnt der Bau des Werks. Die Produktion der M-Klasse – zunächst ausschließlich der Typ ML 320 – wird im Februar 1997 aufgenommen.
Am 21. Mai 1997 weiht Mercedes-Benz den neuen Standort anlässlich der Vorstellung der M-Klasse offiziell ein. Auf der NAIAS 1997 sind vier Monate zuvor bereits das Chassis, der Triebstrang mit intelligentem Allradantrieb und der neu entwickelte 3,2-Liter-V6-Motor zu sehen. Mit dem der sportlich-komfortablen M-Klasse setzt sich Mercedes-Benz an die Spitze der weltweiten Erfolgsgeschichte des SUV. Entsprechend groß ist die Nachfrage nach der neuen Baureihe, die von den Fachmedien sehr positiv bewertet wird. Von 1999 bis 2002 wird der W 163 deshalb zusätzlich zur Produktion in Tuscaloosa auch im Werk Graz der Steyr-Daimler-Puch AG gebaut – dort, wo seit jeher die G-Klasse gefertigt wird.
Zunächst ist der ML 320 nur in Nordamerika zu haben. Ab März 1998 können auch europäische Kunden die M-Klasse kaufen. Als zweites Modell steht neben dem 160 kW (218 PS) leistenden V6-Typ der ML 230 mit 110 kW (150 PS) starkem Vierzylindermotor zur Auswahl. Weitere Varianten der ersten M-Klasse reichen vom ML 270 CDI (120 kW/163 PS) bis zum ML 55 AMG (255 kW/347 PS).
Internationaler Impuls
Die M-Klasse ist eine der großen Erfolgsgeschichten der Mercedes-Benz Produktoffensive der 1990er-Jahre. Das vielseitige Konzept liefert einen starken internationalen Impuls für eine neue Fahrzeuggattung, weit über die eigene Marke hinaus. Mit der zweiten Generation der M-Klasse, dem ab 2005 gebauten W 164, baut Mercedes-Benz diese gute Entwicklung weiter aus. Das Werk Tuscaloosa wird erweitert, die Zahl der Mitarbeiter verdoppelt sich.
Im Gegensatz zur ersten M-Klasse mit ihrer Rahmenkonstruktion aus geschlossenen Kastenprofilen erhält der W 164 nun eine selbsttragende Karosserie. Auch das Fahrwerk entwickeln die Ingenieure weiter. Das Ergebnis ist ein weiter verbesserter Fahrkomfort auf der Straße bei höherer Verwindungssteifigkeit für Geländeeinsätze. Die Bandbreite der Motorisierungen reicht vom ML 280 CDI 4MATIC (140 kW/190 PS) bis zum ML 63 AMG 4MATIC (375 kW/510 PS) mit V8-Vierventilmotor und Benzin-Saugrohreinspritzung. Auf der New York International Auto Show 2009 stellt Mercedes-Benz den für den US-Markt entwickelten ML 450 HYBRID vor. Er kombiniert einen V6-Ottomotor und zwei Elektromotoren zu einer Systemleistung von 250 kW (340 PS). Im selben Jahr läuft im Werk Tuscaloosa die einmillionste M-Klasse vom Band.
Die dritte Generation der M-Klasse, der W 166, hat 2011 auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt am Main Premiere. Schwerpunkte der Entwicklung sind noch effizienterer Verbrauch, weiter gesteigerter Fahrkomfort auf der Straße und im Gelände sowie innovative Assistenz- und Sicherheitssysteme. Seit der Modellpflege im Herbst 2015 trägt der W 166 den Namen GLE. Das macht seine Stellung als SUV der zur E-Klasse gehörenden Modellfamilie deutlich. Im Werk Tuscaloosa werden bis Ende 2016 rund 2,4 Millionen SUV der oberen Mittelklasse (GLE und seit 2016 das GLE Coupé) sowie der Oberklasse (GLS) gebaut.
Quelle: Daimler AG