Bundeskanzlerin Angela Merkel, der stellvertretende Ministerpräsident von Baden-Württemberg Thomas Strobl sowie zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung haben sich in Immendingen bei einem Eröffnungsfestakt ein Bild von der Mobilität der Zukunft bei Daimler gemacht. Das Unternehmen hat mehr als 200 Millionen Euro in das neue Prüf- und Technologiezentrum in der Gemeinde nordwestlich des Bodensees investiert. Auf einer Fläche von 520 Hektar ist hier seit dem Spatenstich im Frühjahr 2015 ein neuer Daimler Forschungsstandort entstanden.
„Immendingen nimmt bei der Entwicklung der Mobilität der Zukunft eine Schlüsselrolle ein: Wir bündeln hier die weltweite Fahrzeugerprobung und werden unter anderem alternative Antriebe wie Hybride und Elektrofahrzeuge der Produkt- und Technologiemarke EQ weiterentwickeln sowie künftige Assistenzsysteme und autonome Fahrfunktionen erproben“, sagt Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG und Leiter Mercedes-Benz Cars.
„Wenn wir heute in Immendingen das Prüf- und Technologiezentrum der Daimler AG eröffnen, dann öffnen wir damit auch eine Tür in die Zukunft. Hier bündelt Daimler Kompetenzen mit dem Ziel, neue Technologien und Fahrzeuge an nur einem Standort zu entwickeln und zu testen. Mit dem Aufbau eines hochmodernen Technologiezentrums hat Immendingen eine völlig neue wirtschaftliche Perspektive gewonnen und ist damit ein exzellentes Beispiel für einen gelungenen Strukturwandel“, so Bundeskanzlerin Angela Merkel während des Festaktes in Immendingen.
CASE – Weiterentwicklung der vier Zukunftsfelder
In Immendingen werden bei Daimler rund 300 Arbeitsplätze entstehen. Bereits jetzt entwickeln und prüfen170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf mehr als 30 verschiedenen Test- und Prüfstrecken, auf denen unterschiedliche Fahrbedingungen simuliert werden können. Besonders im Fokus stehen dabei die vier strategischen Zukunftsfelder Vernetzung (Connected), autonomes Fahren (Autonomous), flexible Nutzung (Shared) und elektrische Antriebe (Electric). Daimler hat diese unter dem Begriff „CASE“ zusammengefasst. Mehr dazu unter: http://www.daimler.com/CASE.
„Die Zukunft des Automobils und die Zukunft Baden-Württembergs sind eng miteinander verknüpft. In Baden-Württemberg wurde das Automobil erfunden – und das nehmen wir zum Ansporn an der Spitze des Fortschritts zu stehen. Deshalb ist unser Ziel auch klar: Baden-Württemberg in den kommenden Jahren zur innovativsten Mobilitätsregion in Europa zu machen. Das neue, hochmoderne Prüf- und Technologiezentrum in Immendingen im Landkreis Tuttlingen ist hier ein positives, ganz wichtiges Bekenntnis des Unternehmens zum Technologiestandort Baden-Württemberg“, sagt Thomas Strobl (CDU), stellvertretender Ministerpräsident von Baden-Württemberg.
„Hightech-Fahrzeuge erfordern Hightech-Erprobung. Unser Prüf- und Technologiezentrum in Immendingen bietet uns eine Vielzahl an Möglichkeiten, neue Technologien, darunter alternative Antriebe und Fahrassistenzsysteme, zu erproben und zu perfektionieren. Gleichzeitig können wir den Straßenverkehr entlasten indem wir zum Beispiel die Dauerlauferprobung auf unser Testgelände verlagern“, sagt Ola Källenius, Vorstandsmitglied der Daimler AG, Konzernforschung & Mercedes-Benz Cars Entwicklung.
Mit der sogenannten Bertha-Fläche (Bereich zum Erproben und Testen von und mit hochautomatisierten Fahrzeugen) steht den Ingenieuren ein 100.000 Quadratmeter Testmodul zur Verfügung, das speziell auf alle Themen rund um das automatisierte Fahren ausgelegt ist. Die dort gefahrenen Manöver thematisieren insbesondere automatisierte Fahr- und Sicherheitsfunktionen heutiger und künftiger Fahrassistenzsysteme auf dem Weg zum autonomen Fahren. Dabei können herausfordernde und komplexe Verkehrssituationen hochgenau und beliebig oft reproduziert werden.
Im Modul Stadtquartier werden auf insgesamt 1,5 Kilometern Stadtstraßen über verschiedene Kreuzungssituationen Fahrerassistenzsysteme, Car-to-X Kommunikation und autonomes Fahren unter realen Bedingungen erprobt. Beispielsweise lässt sich hier unter realistischen Bedingungen simulieren, wie hochautomatisierte und fahrerlose Fahrzeuge miteinander kommunizieren, um so zum sicheren Verkehr in einer Großstadt beizutragen.
Offenheit und Transparenz
Nach einem umfangreichen Auswahlverfahren bei dem rund 120 Flächen in Baden-Württemberg analysiert wurden, hatte die Daimler AG 2011 beschlossen, ihre Planungen für ein neues Prüf- und Technologiezentrum auf den Standort Immendingen zu fokussieren. Von Anfang an erfuhr das Unternehmen hier eine breite Unterstützung durch die Gemeinde und die Bürgerinnen und Bürger. Die Bauarbeiten begannen mit dem Spatenstich Anfang 2015 auf dem ehemaligen Standortübungsplatz der Bundeswehr. Das erste Modul, die sogenannte „Schlechtwegverschmutzungsstrecke“, wurde im September 2016 eröffnet. Hier wird die Fahrzeugtauglichkeit unter besonders schlechten Straßenbedingungen getestet. Ziel war es, auch während der Bauphase schon mit einzelnen Prüfmodulen zu starten, um einen durchgängigen Prüfbetrieb zu gewährleisten.
Daimler setzt in Immendingen auf Offenheit und Transparenz. Bei den umfangreichen Naturschutzmaßnahmen arbeitet das Unternehmen mit Natur- und Umweltschutzverbänden zusammen und führt einen konstruktiv-kritischen Dialog. Ziel ist es, den technologischen Fortschritt in Einklang mit der Natur zu ermöglichen. So wurden auf dem Immendinger Gelände Lebensräume für Pflanzen und Tiere geschaffen und Flächen aufgeforstet und begrünt. Zudem wird das gesamte Gelände von einer Wildtierpassage durchquert. Insgesamt werden von Daimler naturschutzrechtliche Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen auf 625 Hektar Fläche durchgeführt.
Fahrmanöver bei der Eröffnung
Verschiedene Fahrmanöver zeigen den Gästen beim Eröffnungsfestakt den ganzheitlichen Ansatz der Fahrzeugsicherheit von Mercedes-Benz und geben einen Einblick in die Forschung und Entwicklung für die Mobilität der Zukunft bei Daimler:
- Am Beispiel einer im Straßenverkehr möglichen Situation zeigen die Ingenieure, wie sich die Abstimmung aller Komponenten auf das Gesamtfahrzeugverhalten auswirkt. Mit einem abruptenSpurwechselmanöver bei etwa 60 km/h mit zwei Fahrzeugen ist exemplarisch und anschaulich die Auswirkung einer sorgfältigen Fahrzeug-Gesamtabstimmung auf die Fahrstabilität zu sehen.
- Als Beispiel der umfassenden Fahrassistenzfunktionen moderner Mercedes-Benz-Fahrzeuge werden drei Situationen mit einem sogenanntem GST (Guided Soft Target), eine ferngesteuerte Plattform mit Kunststoffaufbau, gezeigt. Dabei wird die Wirkung des Aktiven Brems-Assistenten mit Abbiegefunktion demonstriert.
- Zudem zu sehen ist die intelligente Sensorik in einer Kreuzungssituation, mit der das Fahrzeug situationsgerechte Entscheidungen trifft und dabei Kollisionen verhindern und unnötige Bremsungen vermeiden kann.
- Mit der Rettungsgassenfunktion des Fahrassistenzsystems geht Mercedes-Benz im Stauverkehr einen weiteren Schritt zur Verbesserung der Sicherheit im Straßenverkehr und nimmt dabei eine Vorbildfunktion ein: Bei erkanntem Stau auf Autobahnen orientiert sich das Fahrzeug dabei unter 60 km/h schwarmartig an den umgebenden Fahrzeugen sowie erkannten optischen Spurmarkierungen.
Das automatisierte Testen ermöglicht einen Erprobungsbetrieb von sicherheitskritischen Manövern auf abgesperrtem Gelände mit maximaler Genauigkeit. In naher Zukunft werden diese Manöver auf der Bertha-Fläche mit entsprechender Geländeabsicherung und Funkkommunikation auch fahrerlos möglich sein.
Musterprojekt Immendingen: Garnisonsstadt wird High-Tech Standort
Das neue Daimler Prüf- und Technologiezentrum Immendingen ensteht auf dem Gelände der ehemaligen Oberfeldwebel-Schreiber-Kaserne und ist damit ein Musterbeispiel für die gelungene Konversion ehemals militärisch genutzter Flächen. Wegen der schnellen Genehmigungsphase, der kurzen Bauzeit und des offenen und transparenten Gesamtprozesses gilt das Prüf- und Technologiezentrum als Vorbildprojekt für große Bauvorhaben in Deutschland.
Quelle: Daimler AG