Die S-Klasse der Baureihe 140 war ein Mercedes-Benz der Superlative – und feierte vor 30 Jahren ihre Premiere auf dem Automobil-Salon Genf 1991. Die Entwickler setzten auf maximalen Komfort, u.a. durch großzügige Abmessungen. Das Modell bekam aber auch viel Kritik, auch weil das Fahrzeug zuerst nicht auf den Autozug nach Sylt passte.
Produktion lief bis in das Jahr 1998
Mit der Baureihe 140 stellte Mercedes-Benz nicht nur eine neue Generation der S-Klasse vor, sondern auch den ersten Serien-Pkw der Marke, der mit einem Zwölfzylindermotor erhältlich war. Der damals neu entwickelte 6 Liter V12 Motor kam als 600 SE und 600 SEL mit einer Nennleistung von 300 kw / 408 PS in die Showrooms und war bis dahin der leistungsstärkste Pkw der Marke. Den Start des Leistungsspektrums markierte hingegen der 300 SD, der als Turbodiesel auch in Nordamerika angeboten wurde.
Bei der Überbreite des Fahrzeuges halfen später einklappbare Außenspiegel (was auch das Problem mit Sylt beseitigte) und die „berühmten“ Peilstäbe in der ersten Generation, die pneumatisch binnen zwei Sekunden nach Einlegen des Rückwärtsgangs an den hinteren Kotflügeln ausgefahren wurden. Vergleicht man die damalige S-Klasse mit aktuellen SUVs, wirkt das Stuttgarter Modell heutzutage fast schon zierlich.
Im Gegensatz zur Vorgängerbaureihe der S-Klasse W 126 war der W 140 zu groß und zu schwer, wobei die Presse das Fahrzeug teils mit „Ausgeburt von Ingenieurswahn und Klimakiller-Instinkt“ bezeichnete – so zumindest die „taz“. Die Auto Motor und Sport war damals bereits schon überzeugt und schreib „vom besten Auto der Welt!„.
Der W 140 war mit seinen 5,11 Meter deutlich länger als der W 126 mit 4,99 Meter, zumal der typische Golf II von VW nur 3,98 Meter Länge vorweisen konnte. Während das Modell in Deutschland zuerst Kritik einstecken musste, wurde es in Amerika und asiatischen Ländern aber direkt akzeptiert.
Technisch bot die Baureihe 140 erstmals ein CAN-Bus System, was verschiedene Stellmotoren und Steuergeräte miteinander vernetzte, eine Einparkhilfe, Bremsassistent sowie ab 1995 das Stabilitätsprogramm ESP. Weitere Highlights war ein Navigationssystem und eine Sprachsteuerung für das Autotelefon. Doppelt verglaste Seitenscheiben minimierten zusätzlich die Windgeräusche.
Typenbezeichnung änderte sich im Jahr 1993
Im Laufe der Produktion kam drei Jahre nach der Premiere die Modellpflege zur Vorstellung, die auch eine Änderung der Modellnomenklatur mit sich brachte. So wurden im Juni 1993 die Typenbezeichnungen geändert, das „S“ ist nun der dreistelligen Zahl vorangestellt – was bis heute gilt.
Bis zum Produktionsende werden im Werk Sindelfingen insgesamt 406.717 Limousinen der Baureihe 140 hergestellt, davon 28.101 Einheiten mit Dieselmotor. In dieser Stückzahl enthalten sind auch die Sonderschutz-Versionen und die Pullman-Limousinen, die nach Ende der Großserienfertigung noch bis Mitte 2000 produziert wurden.
Erste Modelle der Baureihe 140 können nun bereits das begehrte „H“-Kennzeichen erhalten. Unabhängig von Hubraum und Emissionen beträgt die Kfz-Steuer dann nur noch einen pauschalen Betrag von zuletzt 191,73 Euro. Das Alter des Fahrzeugs ist aber nicht allein ausschlaggebend dafür, ob es als Oldtimer angemeldet werden kann. Es muss auch in einem gepflegten originalen oder originalgetreuen Zustand sein und so den Geist der damaligen Zeit widerspiegeln.
„VaMP“ als Vorreiter für das autonome Fahren
Mit der Baureihe W 140 startete Mercedes-Benz auch ein Versuchsfahrzeug, was mittels Steuercomputer Lenkung, Drosselklappe und Bremsen betätigte konnte. Die verbauten Rechner im Fahrzeug werteten dazu in Echtzeit erstmals Bildformen der Fahrt aus, die von zwei Weitwinkelkameras erfasst wurden. „VaMP“ (Versuchsfahrzeug für autonome Mobilität – Pkw) hieß das Forschungsprojekt, das die Universität der Bundeswehr München, das Institut für Systemtechnik und Flugmechanik dazu zusammen mit Mercedes-Benz vorantrieb.
Im Oktober 1994 wurden dazu auf einer dreispurigen Autobahn bei normalem Verkehr mit Geschwindigkeiten von bis zu 130 km/h mehr als 1.000 Kilometer zurückgelegt, wobei Spurwechsel in beiden Richtungen sowie – damals noch nach Freigabe des Sicherheitsfahrers – auch das autonome Überholen – demonstriert wurde. Die Versuche waren Teil des europäischen Verbundprojekts PROMETHEUS (kurz für „Programme for European Traffic with Highest Efficiency and Unprecedented Safety“), an dem Mercedes-Benz federführend beteiligt war.
Bilder: Daimler AG