Mit dem GLC 220 d 4MATIC stellt Mercedes-Benz für das beliebte GLC Modell die zweitkleinste Diesel-Variante zur Verfügung. Doch reichen die 143 kW / 194 PS Selbstzünder-Variante für den Alltag aus oder ist gar zu viel ? Ein Praxistest.
GLC Coupé – ein Fahrzeug für Individualisten
Vorneweg: das GLC Coupé muss man mögen, wobei sich Mercedes-Benz damit bereits an moderne Individualisten mit expressivem Lebensstil richten möchte. Wer als Trendsetter gerne neue Wege gehen möchte, ist bei der Coupé-Variante des durchaus beliebten GLC Coupé der Baureihe C 253 durchaus gut beraten. Dabei muss man aber auch in Kauf nehmen, dass die Coupé-Variante im Fond bzw. vor allen im Laderaum Einschränkungen mitbringt. Funktioneller ist hier klar die SUV-Variante des Modells. Stünde bei uns aber die Wahl an, wäre die Entscheidung bereits klar. Den Praxisnutzen und die Motorisierung haben wir uns jedoch im Detail im Alltag angesehen.
OM 654 Motorisierung kam mit der Modellpflege
Das GLC 200 d 4MATIC mit OM 654 (D 20 SCR) Motorisierung mit 1.950 cm³ Hubraum bietet eine Nennleistung von 143 kW / bzw. 194 PS bei 3.800 u/min (400 Nm zwischen 1.6-2.800 u/min). Dabei läuft das Modell innerhalb von 7,9 Sekunden auf die 100 km/h-Marke und erreicht bei 217 km/h seine Höchstgeschwindigkeit.
Die Einstiegsmotorisierung als GLC 200 d 4MATIC kommt hingegen auf 120 kW / 163 PS und liegt bei der Beschleunigung bei nur noch 8,7 Sekunden bzw. mit der Höchstgeschwindigkeit bei 208 km/h. Die größere Motorisierung – der GLC 300 d 4MATIC mit 180 kW / 245 PS und 500 Nm sprintet hingegen in stattlichen 6,6 Sekunden auf die 100 km/h-Marke und läuft bis maximal 233 km/h.
Hoher Grundpreis
Beim Preis liegt der GLC 200 d 4MATIC als Coupé bei aktuell 54.079,55 Euro, der GLC 220 d 4MATIC bei 55.745,55 Euro. Deutlich mehr kostet hier bereits der GLC 300 d 4MATIC als größte 4-Zylinder Motorisierung mit 58.417,10 Euro. Für den 6-Zylinder Diesel mit 330 PS ruft man stattliche 66.770,90 Euro beim Coupé auf – wohlgemerkt: reiner Grundpreis.
Vergleicht man das Coupé grundsätzlich mit der SUV-Variante, zeigen sich die größten Unterschiede beim Ladevolumen. Hier liegt das Coupé mit 500 – 1.400 Liter gegenüber dem GLC SUV mit 550 – 1.600 Liter deutlich Gepäckvolumen ein. Beim Vergleich zum Leergewicht am Beispiel des 220 d 4MATIC mit 1.835 kg bzw. Zuladung von 665 kg beim SUV liegt das Coupé mit 1.845 kg bzw. 655 kg hingegen nahezu gleichauf.
Einschränkungen im Fondbereich und im Laderaum
Schwieriger wird es beim Coupé im Fondbereich. Steht beim Coupé eine Kopfhöhe von 972 mm zur Verfügung, bietet das SUV mit 1.005 mm deutlich mehr. Aber auch bei den Maßen für die Schenkel bzw. Beinauflage der hinteren Passagiere muss man beim Coupé Einbußen in Kauf nehmen. Für die vorderen Passagiere ändert sich hingegen wenig: hier liegt die Kopffreiheit bei 1.064 bzw. beim Coupé bei 1.045 mm.
Der größte Unterschied zeigt sich für uns an der Heckklappe des Coupés, dessen Ladehöhe mit 809 mm zu 700 mm beim SUV nicht nur deutlich höher ist (in Kombination mit AIRMATIC sich im Stand aber auch zur Beladung am Heck per Knopfdruck bequem absenken lässt). Vor allen die Kofferraumtiefe mit 997 mm zu 930 mm beim SUV sowie die unterschiedliche Ladehöhe durch das Coupé-hafte abfallende Heck sollte man gewohnt sein – und bei der Heck-Beladung im Kopf haben.
Das stylische GLC Coupé als GLC 220 d 4MATIC lässt sich grundsätzlich sehr agil von A nach B bewegen. Beim Fahrtest – den wir größtenteils im bequemen „C“-omfort Modus absolviert haben, wirkte das Fahrzeug recht lebendig und flott. Auch wenn das Fahrpedal im „S“port Modus mittels DYNAMIC SELECT noch flotter am Gas hing, waren wir mit den Grundfahrprogramm mehr als zufrieden. Gepaart mit dem fein schaltenden 9G TRONIC Automatikgetriebe war das Fahrgefühl ohne Mangel, wo die 194 PS des 4-Zylinders OM 654 auch für zahlrieche Überholmanöver genug Vortrieb entwickelte. Im „E“co Modus zeigt sich der Selbstzünder dabei eher noch als müder Geselle, was so aber auch klar gewollt ist – im Sport-Modus war die Abstimmung schärfer, dafür wurden die Gänge (aber fast unnötig) deutlich mehr ausgedreht.
Während das Basis-Triebwerk mit 163 PS / 120 kW für unsere Ansprüche ein wenig zu schwach erscheint, sorgen die 194 PS des GLC 220 d 4MATIC für einen flotten Fahreindruck. Zwar fühlt sich der Diesel-Motor bei der Beschleunigung akustisch noch ein wenig angestrengt, ist aber dann meist sehr unauffällig und kultiviert. 400 Newtonmeter Drehmoment liegen dabei früh an und halten dazu noch lange durch. Vibrationen vom Vierzylinder spürt man hingegen kaum, was für den 4-Zylinder spricht.
Der Motor selbst mag es aber eher untertourig und ist dann auf der einen Seite fast nicht mehr zu hören – und verbraucht dafür dann relativ wenig Kraftstoff. Im Fahrtest kamen wir auf zwar nicht auf die Werksangabe von 5,2-6,0 Liter auf 100 km/h, pendelten uns aber auf gute 6,8 bis 7 Liter ein.
Fahrwerk mit optionaler Luftfederung
Das Fahrwerk des GLC Coupés ist ein wenig härter als ausgelegt und geht auch bei schnellen Kurvenfahrten recht souverän in die Kurve. Die Lenkung zeigte sich dabei sehr direkt und passend. Im flotten Fahrbetrieb zeigte sich hier aber regelrecht ein „Kurvenräuber“, was man so vom Fahrzeug so schnell nicht erwartet hätten. Die verbauten Winterreifen bremsten den Fahrspaß dabei nur minimal.
Der Federungskomfort der verbauten optionalen Luftfederung zeigte sich mehr als komfortabel, zumal nur sehr wenig Unebenheiten von der Straße an den Fahrer weitergegeben worden sind. Selbst herbe Verwerfungen steckt der GLC beflissen weg, ohne großartig zu wanken. Die AIRMATIC von Mercedes-Benz ist hierzu ein klares Plus bzw. Mehrwert, was im Segment aber auch ein Alleinstellungsmerkmal darstellt.
Raumangebot
Das mittelgroße Crossover von Mercedes-Benz steckt zwar im Gegensatz zur SUV-Variante ein wenig Raum im Fond und im Kofferraum ein, was im Alltag aber weniger als gedacht stört. Fondpassagiere können hier auch längere Strecken problemlos reisen – wenn auch der Zugang aufgrund eines niedrigeren Türausschnittes (minimal) beschwerlicher ist. Im vorderen Bereich unterscheidet sich das Coupé nicht von vom SUV-Modell.
Im Gegensatz zur Konkurrenz aus München lassen sich beim GLC Coupé die dreiteiligen Lehnen sogar fernentriegelt umklappen und schafft so mehr Variabilität – ist aber auch einfach bequemer.
Grundsätzlich schwierig zeigte sich die Beladung des Kofferraums, auch wenn wir uns an der höheren Ladekante nicht störten. So kommt man schlecht in den „hinteren Bereich“ des Kofferraums, was auch die automatische Absenkung der Hinterachse (i.V.m. AIRMATIC) nicht lösen konnte. Am meisten störte uns jedoch die Ladehöhe, die nicht jeden Einkaufskorb mit Henkel im vorderen Bereich aufnimmt. Für Golfsets und kleine Boards bleibt hier problemlos Platz, für einen Kühlschrank wird es konzeptbedingt eng. Wer es aber wagt, einen Flachbild-Fernseher zu transportieren, kann hier (umgeklappt) bis zur Dimension von 65 Zoll – inkl. Verpackung – einladen.
Was uns aufgefallen ist:
- – Schlechtere Rundumsicht im Bereich C-Säule sowie kleine Heckscheibe
- – Kofferraumhöhe im vorderen Bereich eingeschränkt
- + guter Fahrkomfort mit optionaler Luftfederung, geschmeidiges Abfedern ohne übermäßiges Karosseriewanken
- o Anhängevorrichtung mit Rangier-Assistent optional im Angebot
- – Hoher Grundpreis und Aufpreisliste
- + ausgewogener und sparsamer Antrieb
Fazit:
Während der GLC 200 d 4MATIC für unsere Ansprüche im Alltag nicht unbedingt ausreichend ist, lohnt sich der relative kleine Aufpreis auf den GLC 220 d 4MATIC eher als der preislich größere Sprung auf den GLC 300 d 4MATIC. Für den normalen Tagesbetrieb sorgt der „mittlere 4-Zylinder Diesel“ für ausreichenden Vortrieb, unabhängig von Stadt- oder Autobahnverkehr. Auch Überland reicht es für problemlose und sicherere Überholmanöver – mehr muss nicht unbedingt sein. Mit Blick auf das Budget bleibt die 194 PS Variante hierzu die sinnvollste Alternative. Ohne Preisobergrenze würden wir aber immer zum 6-Zylinder in Form des GLC 400 d 4MATIC greifen.
Ob es eine Coupé- oder SUV-Variante des GLC sein muss, ist hingegen eine klare Grundsatzentscheidung. Wer die Optik des Coupés möchte, muss hier auch mit Einschränkungen leben, sei es bei der Rundumsicht ohne Zuhilfenahme der optionalen 360 Grad Kamera oder bei der Beladung am Heck. Die kleinere Kopffreiheit im Fond halten wir hingegen für Vernachlässigbar. Funktioneller bleibt aber klar der SUV – Styling kostet hier eben.
Ausstattung des Testwagens:
GLC 220 d 4MATIC | 53.354,20 | € |
AMG Line Exterieur | 2.610,00 | € |
AMG Line Interieur | 812,00 | € |
designo hyazinthrot metallic | 1.322,40 | € |
Zierelemente Klavierlackoptik schwarz/Aluminium mit Längsschliff hell | 0,00 | € |
designo Interieur | 3.944,00 | € |
MULTIBEAM LED | 1.421,00 | € |
High End Assistenz-Paket | 2.958,00 | € |
KEYLESS-GO Komfort-Paket | 754,00 | € |
AIR BODY CONTROL | 2.204,00 | € |
Komfort-Paket | 609 | € |
AIR-BALANCE Paket | 388,60 | € |
Sidebags im Fond | 394,40 | € |
PRE-SAFE System | 382,80 | € |
High-End Park-Paket | 1.171,60 | € |
High-End Infotainment-Paket | 3.694,60 | € |
MBUX Interieur-Assistent | 348,00 | € |
Head-up-Display | 1.148,40 | € |
Multifunktions-Telefonie | 336,40 | € |
ENERGIZING Paket | 945,40 | € |
Ambientebeleuchtung | 324,80 | € |
Wärme- und geräuschdämmendes Akustikglas | 139,20 | € |
Scheibenwaschanlage beheizt | 197,20 | € |
Kraftstoffbehälter mit größerem Inhalt | 58,00 | € |
Gesamtfahrzeugpreis inkl 16% MwSt. | 79.518,00 | € |
Bilder: MBpassion.de