Dritte Generation des OM 471 Nutzfahrzeugmotors vorgestellt

Mercedes-Benz hat nun die dritte Generation seines schweren Nutzfahrzeugmotors – intern OM 471 – vorgestellt, der in Kombination mit einer Optimierung des Antriebsstrangs den Kraftstoffverbrauch um bis zu 4 Prozent reduziert.

OM 471 ab sofort bestellbar – Auslieferung ab Oktober 2022

Mit der ab sofort bestellbaren und ab Oktober 2022 verfügbaren dritten Generation zündet Mercedes-Benz Trucks nun die nächste Stufe und schickt seinen meistverkauften schweren Nutzfahrzeugmotor mit einer ganzen Reihe effizienzsteigernder Neuerungen ins Rennen. Allesamt Optimierungsmaßnahmen, mit denen die hohen Anforderungen der Fuhrparkbetreiber wie auch der Berufskraftfahrer bestmöglich bedient werden können.

Die im Mercedes-Benz Actros und im Mercedes-Benz Arocs verbaute dritte Generation des OM 471 zeichnet sich dabei gleich durch eine Vielzahl technischer Innovationen aus. „Allesamt Innovationen, die im Hinblick auf kraftstoffsparendes Fahren, niedrigere Betriebskosten und höhere Erträge konsequent auf die Senkung der Total Cost of Ownership (TCO) ausgerichtet sind, ohne dass darunter die Leistung, die Fahrdynamik oder der Fahrkomfort leiden“, erläutert Christoph Mertens, Projektleiter für den neuen Motor bei Daimler Truck.

Mehr Kraftstoffeffizienz durch weiter optimierte Verbrennung, einsatzorientierte Turbolader und Reibungsreduzierung

Der Effizienzfortschritt der dritten Generation des OM 471 ergibt sich aus mehreren innermotorischen Neuerungen. So wurden zum Beispiel die Geometrie der Kolbenmulde, das Einspritzdüsendesign und die für den Gasaustausch relevanten Parameter des Zylinderkopfes einem umfangreichen Optimierungsprozess unterzogen. Auf diese Weise erhöhte sich das Verdichtungsverhältnis des Reihensechszylinders von bislang 18,3:1 auf 20,3:1, was wiederum zu einer effizienteren Verbrennung mit nun 250 bar Spitzenzünddruck führt.

Einer der wichtigsten Hebel zur Steigerung der Kraftstoffeffizienz bei modernen Dieselverbrennungsmotoren ist eine optimierte Turboaufladung. Mit der dritten Generation des OM 471 führt Mercedes-Benz Trucks dabei zwei neue, im eigenen Haus entwickelte und gefertigte Turbolader ein, die exakt auf die vielfältigen Kundenbedürfnisse abgestimmt sind. Bei der verbrauchsoptimierten Variante liegt der Fokus auf einem möglichst niedrigen Kraftstoffverbrauch – sie ist prädestiniert für den Einsatz im Fernverkehr bei einer Motorisierung bis zu 350 kW (476 PS).

Die zweite Turbolader-Variante ist auf eine hohe Leistung ebenso wie auf eine hohe Motorbremskraft ausgelegt und eignet sich ideal für den Einsatz im Schwerlast- und Bausegment bei einer Motorisierung bis zu 390 kW (530 PS). Für die unteren und mittleren Leistungsstufen des OM 471 beträgt die maximale Kraftstoffersparnis gegenüber der Vorgängergeneration bis zu vier Prozent, für die oberen Leistungsstufen bis zu 3,5 Prozent. Dank weniger Verbrauch sinken so nicht nur die Betriebskosten, auch der CO2-Ausstoß wird reduziert. Dabei kommt die High-Power-Variante bei den Bauanwendungen des Arocs auch in den unteren Leistungsstufen zum Einsatz.

Reduzierte Reibungsverluste und Druckregelung mit niedrigviskosem Öl

Neben der Verbrennung und der Turboaufladung ist die Reibungsreduzierung der dritte wichtige Hebel zur Verbesserung der Kraftstoffeffizienz. Zu diesem Zweck verfügt der OM 471 der dritten Generation über ein neu entwickeltes Motoröldruckregelventil. Es befindet sich hinter der Motorölpumpe und vor dem Ölthermostat. Ein elektrischer Stellantrieb ermöglicht den kennfeldgesteuerten Einsatz des Druckminderventils. Die mögliche Reduzierung des Motoröldrucks wird dabei in einer komplexen Matrix ermittelt, die alle Motorkomponenten und ihre spezifischen Anforderungen etwa an Schmierung oder Kühlung berücksichtigt. Ein neu entwickeltes Motoröl mit niedriger Viskosität ergänzt die Öldruckregelung – es verbessert die Kraftstoffeffizienz, ohne die Ölwechselintervalle zu verkürzen oder den Verschleiß der betroffenen Motorkomponenten zu erhöhen.

Neu entwickeltes Abgasnachbehandlungssystem

Zur Steigerung der Kraftstoffeffizienz trägt auch das komplett überarbeitete sowie auf die neue Verbrennung und Steuerung des OM 471 abgestimmte Abgasnachbehandlungssystem. Das System begrenzt den Gegendruck und erhöht darüber hinaus den Gleichmäßigkeitsindex des AdBlue, was zu einer verbesserten NOx-Umwandlung und einem geringeren Kraftstoffverbrauch führt. Über die NOx Sensorik zusammen mit dem geschlossenen und adaptiven NOx Regelkreis und einem prädiktiven SCR-Temperaturmodell konnte die Emissionsstabilität noch weiter verbessert werden. Auch strengste Abgasnormen wie beispielsweise Euro VIe, die eine wirkungsvolle Begrenzung der Abgasemissionen über die gesamte normale Lebensdauer eines Fahrzeugs bei normalen Nutzungsbedingen verlangen, werden eingehalten.

Hohe Fahrdynamik durch PowerShift Advanced und Top Torque

Neben der Wirtschaftlichkeit, Robustheit und Zuverlässigkeit hat Mercedes-Benz Trucks bei der dritten Generation des OM 471 nochmals an einer anderen für die Kunden wichtigen Stellschraube gedreht: der Fahrdynamik. Eigens hierfür haben die Ingenieure den Antriebsstrang ins Visier genommen. So ermöglicht zum Beispiel die neue automatisierte Getriebesteuerung PowerShift Advanced durch die präzise Gangwahl in vielen Situationen ein schnelleres und gleichzeitig sanfteres Anfahren und Beschleunigen. Schnellere Gangwechsel reduzieren die Drehmomentunterbrechungszeit im oberen Bereich um bis zu 40 Prozent.  Weiter optimiert wurde zudem die Fahrpedal-Parametrierung: Die sensiblere Dosierbarkeit im unteren Pedalweg ermöglicht ein deutlich feinfühligeres Manövrieren, das direkte Ansprechverhalten im oberen Pedalweg bringt ein Plus an Dynamik bei hoher Lastanforderung mit sich. Außerdem erleichtert es insbesondere das Durchfahren und souveräne Herausbeschleunigen aus dem Kreisverkehr.

Ein weiteres Highlight ist das erweiterte Top-Torque-Programm. Verfügbar für die Motorleistungsstufen 330 kW (450 PS) und 350 kW (476 PS) in Verbindung mit dem Getriebe G281, drehen nun in den Gängen 7 bis 12 im Programm „A Standard“ kräftige 200 Nm mehr an der Kurbelwelle. „Power auf Knopfdruck“ also für mehr Leistung, die dann zur Verfügung steht, wenn sie wirklich gebraucht wird – etwa beim Auffahren auf eine Autobahn oder beim Überholen. Und trotzdem wird noch Diesel gespart.

Quelle/Bilder: Mercedes-Benz Group AG

8 Kommentare
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Achim
2 Jahre zuvor

Interessant. Da bleibt immer wieder die Frage, warum der OM473 noch nicht überarbeitet wurde. Und ich frage mich, wann elektrische Turbos in LKW Einzug halten.

Manu
Reply to  Achim
2 Jahre zuvor

Soweit ich weiß macht der OM471 den Großteil der Stückzahlen aus, der OM473 hingegen geht im Volumen unter. Zumal der Motor hauptsächlich in „Sonderfahrzeugen“ und nur selten im klassischen Fernverkehrs-LKW verbaut wird, wo die Effizienz ohnehin zweitrangig ist.

Max Bayer
Reply to  Achim
2 Jahre zuvor

Weil der OM471 die Stückzahl macht, und genau in diesem Segment auch die Mitbewerber immer wieder mit überarbeiteten Motoren in Erscheinung treten (Volvo FH TC, Scania Super). Die „Big Blocks“ finden sich meist in Fahrzeugen, in denen Effizienz nicht kaufentscheidend ist, weder ein Volvo FH16 noch ein Scania V8 oder ein MAN V8 und eben auch der Actros mit OM473 finden hauptsächlich im 08/15 40to Fernverkehr ihren Haupteinsatzzweck.

Achim
Reply to  Max Bayer
2 Jahre zuvor

Man muss global denken! Der OM473 findet in USA ebenso Absatz wie für Road Trains in Australien oder Neuseeland. Bei 100T und mehr durchaus sinnvoll. Schaut mal Videos von da, Volvo und Scania nur topmotorisiert. Da ist der Actros geradezu schlapp.

Max Bayer
Reply to  Achim
2 Jahre zuvor

Wer verkauft weltweit mehr Trucks als Daimler?

Trucker Tommy
Reply to  Max Bayer
2 Jahre zuvor

Der OM 473 wird in den USA überhaupt nicht verkauft. Dort wird der OM 472 verbaut, der allerdings kaum unterschiedlich ist. Bei den dortigen Laufleistungen im Jahr sind allerdings Verbrauch und Zuverlässigkeit nochmals deutlich wichtiger als in derU. ula die Großflotten dort das sehr genau tracken.

Max Bayer
Reply to  Trucker Tommy
2 Jahre zuvor

Weniger Hub, weniger Drehmoment, trifft dort aber zB nicht auf Volvos 16 Liter Motor.

Achim
Reply to  Trucker Tommy
2 Jahre zuvor

Stimmt nicht. Dort heißt er DD16.