Mercedes-Benz Classic wird Mercedes-Benz Heritage GmbH

Die Mercedes-Benz AG formt aus den Bereichen Mercedes-Benz Classic und Mercedes-Benz Museum das neue Unternehmen Mercedes-Benz Heritage GmbH. Während der Konzern den Plan dazu lobt, sieht der Betriebsrat das dazu jedoch kritisch. Umgesetzt wird die wirtschaftliche Entscheidung jedoch bereits zum 01. April 2023 (und ist kein Aprilscherz!)

Zusammenfassung von Mercedes-Benz Classic und Museum

In der internen Betriebsvereinbarung „Freiwilliger Interessenausgleich und Sozialplan zur Umsetzung des Projektes Mercedes-Benz Heritage in der Mercedes-Benz AG“ liest sich der Plan so:  „Zielsetzung des Unternehmens: Die Markengeschichte von Mercedes-Benz ist wichtiger Bestandteil der Luxuspositionierung und gehört zur Identität der Marke. Deshalb ist Heritage ein wichtiger Wettbewerbsfaktor, der weiter an Bedeutung zunimmt.  Mit der Mercedes-Benz Heritage GmbH werden bisher getrennte Organisationseinheiten Museum und Classic-Funktionen in einem schlagkräftigen eigenständigen Unternehmen mit mehr Handlungsspielraum, Flexibilität und Agilität bebündelt. „Heritage“ wird in den Fokus der Geschäftstätigkeit gerückt und dabei Strukturen und Prozesse vereinfacht und optimal auf Heritage-Anforderungen ausgerichtet

Dies kritisierte der Betriebsrat der Zentrale in Untertürkheim jedoch und lehnte das Vorgehen bereits vorab ab: „Aus Sicht des Betriebsrates ist die geplante Betriebsänderung nicht zwingend notwendig, um die vom Unternehmen verfolgten Ziele zu erreichen. Der Betriebsrat lehnt den geplanten Betriebsübergang bei der Mercedes-Benz AG ab. Die Abspaltung ist aus Sicht des Betriebsrates nicht notwendig und wird durch den Aufbau neuer, nicht notwendiger Schnittstellen zur Verlangsamung von Prozessen speziell innerhalb der heutigen gefestigten GSP Strukturen führen. Erschwerend kommt hinzu, dass durch die Abspielung wertvolle, langjährige MB Classic Expertise unwiderruflich verloren geht und somit zukünftig der schnelle Zugriff auf Fachbereiche und Systeme erschwert wird.

Betriebsrat lehnte Pläne ab

Aus Sicht des Betriebsrates trägt die Belegschaft der Mercedes-Benz Classic durch ihre enge Vernetzung und räumliche Nähe zur Fahrzeugentwicklung und Produktion zur gewohnten MB Classic Qualität und letztendlich zum wirtschaftlichen Erfolg der Mercedes-Benz AG bei. Zusätzlich sieht man die Classic-Abteilung als Herzstück und Seele des Unternehmens, welche maßgeblich zum Glanze des Sterns in der Welt beiträgt und somit ein wichtiger Teil der Luxus-Strategie des Vorstandes ist. Der Betriebsrat erachtet es als sinnvoller, eine Weiterentwicklung des Direktionsbereiches Mercedes-Benz Heritage durch die Mercedes-Benz Classic anzustreben.

Aufgrund der dem Betriebsrat zustehenden beschränkten Möglichkeiten kann man die unternehmerische Entscheidung aber nicht verhindern. Aus rechtlicher Sicht handelt es sich hierbei um einen Betriebsübergang, wobei der Betriebsrat informiert werden muss – jedoch keine Mitbestimmung selbst hat. Für betroffene Mitarbeiter ist es somit um sich wichtiger, dass ein Verbleib beim bisherigen Arbeitgeber oder aber der Übergang zum neuen Arbeitgeber transparent, sozialverträglich und rechtlich sauber geregelt wird.

Für Mitarbeiter, die so zum neuen Arbeitgeber wechseln, sind bei einen Unternehmen, wo aktuell keine Tarifbindung vorhanden ist. Bestehende Betriebsvereinbarungen der Mercedes-Benz Museums GmbH, wie Regelungen zur Gleitzeit und zu Jubiläen gelten hier nicht mehr und müssen neu verhandelt werden. Von zukünftigen Vereinbarungen der Mercedes-Benz AG profitieren man ebenso nicht mehr. Ein Sozialplan regelt, da die Beschäftigten in Zukunft nicht mehr Teil eines Tarifvertrages sind, eine Wechselprämie. Wer später zurück in die Mercedes-Benz AG möchte, kann dazu eine vereinfachte Rückkehr als gleichgestellter Bewerber nutzen. Im Falle einer Insolvenz greift die Zukunftssicherung 2030 bis zum 31.12.2029, wonach betriebsbedingte Kündigungen bis zu diesem Zeitpunkt ausgeschlossen sind. Betroffene haben zusätzlich die Wahl, dem Betriebsübergang zu widersprechen und auf bestehende Arbeitsverträge mit der Mercedes-Benz Group zu verweisen.

Symbolbilder: Mercedes-Benz Group AG

 

 

4 Kommentare
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Pano
1 Jahr zuvor

Betriebsübergang klingt netter als Personalabbau wie im Fall des CAC. Das Idee Personalkosten zu sparen bleibt gleich. Kein Wunder, daß der BR laut Kritik übt. Die betroffenen Mitarbeiter sind vermutlich alles andere als begeistert.
Ein Ziel im Kapitel „Personalarbeit in der Transformation“ des Nachhaltigkeitsberichts 2022 wird wie folgt formuliert: „Die Transformation des Konzerns für die Beschäftigten der Mercedes-Benz Group verantwortungsvoll, sozialverträglich und zukunftsorientiert gestalten“.
Solche Aktionen und die im CAC sind das Gegenteil dessen.
Grüße
Pano

Zuletzt editiert am 1 Jahr zuvor von Pano
Tom
Reply to  Pano
1 Jahr zuvor

„Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten“

Scheinbar reichen 20 Mrd Ebit dem Vorstand noch nicht und man entledigt sich den ach so ungeliebten Mitarbeitern dann eben auf diese Art. Ich halte eine derartige Praxis von Kallenius und Co. für -zurückhaltend ausgedrückt- schäbig.

Johann
Reply to  Tom
1 Jahr zuvor

Auch wenn ich Dir nicht zustimmen möchte, so muss ich Dir leider zustimmen.
Diese Firma entwickelt sich in eine Richtung, die nicht gut und mehr als bedenklich ist…
Ich finde mich da nicht wieder.
Traurige Entwicklung, wenn man das so von außen sieht…

Jürgen Kaldewey
1 Jahr zuvor

War die Meldung oben „Die Mercedes-Benz AG formt aus den Bereichen Mercedes-Benz Classic und Mercedes-Benz Museum das neue Unternehmen Mercedes-Benz Heritage GmbH.“ doch nur ein Aprilscherz?
Das würde ich gerne wissen, denn auch in den Clubs gibt es Stirnrunzeln und Fragezeichen. Zudem habe ich heute, am 19. April 2023 ein ablehnendes Schreiben zu meiner Anfrage nach einer Datenkarte für meinen Typ 300 von 1953 erhalten. Meine Anfrage hatte ich an HPC 107 705 46 gesendet, die Antwort kam von „Mercedes-Benz Museum GmbH“ HPC R840. Mir wurde geraten, ich möge das gewünschte Datenblatt bei einem Mercedes-Benz Partner „erwerben“. Den Preis könne ich dort erfragen. Vielleicht liest Herr Stolle von ehemals AGM hier mit und weiß mehr über die Umfirmierung und Zusammenlegung.

Zuletzt editiert am 1 Jahr zuvor von Jürgen Kaldewey