Mercedes-Benz Classic beim Solitude Revival 2024

Auch knapp 60 Jahre nach dem Ende des Rennbetriebs ist die Erinnerung an den traditionsreichen Rundkurs Solitude bei Stuttgart höchst lebendig. Dazu trägt insbesondere das alle zwei Jahre stattfindende Solitude Revival bei. Am 22. und 23. Juni 2024 bringt es die Atmosphäre der großen Rennen von einst auf die fahrerisch anspruchsvolle 11,4-Kilometer-Strecke. Mercedes-Benz Classic präsentiert in diesem Jahr auf einer Ausstellungsfläche nahe des historischen Start- und Zielturms Fahrzeuge aus der 130-jährigen Motorsportgeschichte der Marke. Zwei von ihnen gehen auf die Strecke.

Mercedes-Benz Classic beim Solitude Revival 2024

Eine Sensation beim Solitude Revival 2024 ist u.a. der seit April 2024 wieder fahrbereite Mercedes 2-Liter-Targa-Florio-Rennwagen von 1924. Mercedes-AMG Formel-1-Rennfahrer George Russell hat den legendären Rennwagen Mitte Mai 2024 rund um den Großen Preis der Emilia-Romagna in Italien erstmals wieder im Motorsportumfeld bewegt. Zuvor unterzog das Mercedes-Benz Classic Center den 100 Jahre alten Originalrennwagen einer umfassenden Werksrestaurierung. Mit diesem Rennwagentyp belegt Christian Werner am 27. April 1924 den ersten Platz bei der Targa Florio auf Sizilien. Auf der Solitude präsentiert Werner wenige Wochen später beim Großen Solitude Bergpreis 1924 den Siegerwagen aus Sizilien auf einer Ehrenrunde. Beim Solitude Revival 2024 wird nun Markenbotschafter Karl Wendlinger den Targa-Florio-Rennwagen fahren. Der Österreicher bestreitet 1990 und 1991 mit den vom Schweizer Sauber-Team eingesetzten Gruppe-C-Rennsportwagen die Sportwagen-Weltmeisterschaft. 1990 gewinnt der Mercedes-Benz C 11 dieses Championat. Auf der Solitude ist einer dieser Rennsportwagen mit dabei. Sein rund 537 kW (730 PS) starkes Achtzylindertriebwerk mit zwei Turboladern wird dort regelmäßig gestartet.

Mercedes-Benz Classic beim Solitude Revival 2024

Seit 1996 stellt Mercedes-Benz in der Formel 1 das offizielle Safety-Car. Beim Solitude Revival 2024 wird ein originales Mercedes-Benz SL 63 AMG Official F1™ Safety Car aus der Saison 2008 zum Pace-Car der mit rund 400 Renn- und Sportwagen diverser Klassen gut gefüllten Läufe. Im Cockpit nimmt einer der erfolgreichsten Tourenwagenfahrer aller Zeiten Platz, der fünffache DTM-Champion Bernd Schneider.  Mercedes-Benz Classic bringt weitere Fahrzeuge mit zum Solitude Revival. Dazu gehören ein 300 SLS Tourensportwagen (W 198) für einen gemeinsamen Fotopoint mit Porsche sowie ein zum sportlichen Track-Tool aufgebauter 300 SEL 6.3 (W 109). Zu den spannenden Aktionen für das Publikum auf der Ausstellungsfläche zählen ein Fahrsimulator und Räderwechsel an einem Mercedes-AMG C 63 DTM Renntourenwagen der Baureihe 205.

Kaum veränderter Streckenverlauf der Solitude

Neben der Nordschleife des Nürburgrings gehört die Solitude-Rundstrecke bei Stuttgart mit Berg- und Talpassagen, einem Hochgeschwindigkeitsabschnitt sowie dem Kurvengeschlängel auf den letzten Kilometern vor dem Zielstrich zu den anspruchsvollsten Rennstrecken Europas. Der nur an wenigen Stellen veränderte Rundkurs ist ins öffentliche Straßennetz eingebunden. Lediglich bei Veranstaltungen wie dem seit 2008 regelmäßig ausgetragenen Solitude Revival ist die Strecke gesperrt.

Dieser Streckenverlauf wird seit 1935 genutzt. Davor finden die Solitude-Rennen bis 1924 auf Bergstrecken und ab 1925 auf einem langen Rundkurs statt. Damals wird auch das beeindruckende, auf einem Bergrücken liegende Schloss Solitude (erbaut 1763 bis 1769) einbezogen. Die aktuelle Rennstrecke besuchen in den 1930er-Jahren und wieder ab den 1950er-Jahren bis zu 400.000 Zuschauer an einem Wochenende. Sie verfolgen Motorrad- und Rennwagenwettbewerbe bis hin zur Formel 1. Auch wenn „die Solitude“ nie zur Formel-1-Weltmeisterschaft zählt, nehmen herausragende Rennfahrer daran teil, unter anderem die Champions und Grand-Prix-Sieger Jim Clark, John Surtees, Dan Gurney, Jochen Rindt, Jack Brabham, Wolfgang Graf Berghe von Trips sowie der Mercedes-Benz Silberpfeil-Rennfahrer und Markenbotschafter Hans Herrmann.

Mercedes-Benz Classic beim Solitude Revival 2024

Die Fahrzeuge von Mercedes-Benz Classic beim Solitude Revival am 22. und 23. Juni 2024

Mercedes 2-Liter-Targa-Florio-Rennwagen, 1924

Die Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) entwickelt diesen damals hochmodernen Rennwagen 1924 für den wichtigsten Wettbewerb des Jahres, die Targa Florio auf Sizilien. Das Fahrzeug trägt die Handschrift von Paul Daimler, wird aber von seinem Nachfolger Ferdinand Porsche zur Einsatzreife entwickelt. Der Rennwagen wird von Leichtbau und seinem Kompressormotor M 7294 mit zeitgenössischem Hochdrehzahlkonzept geprägt. Der 2-Liter-Vierzylindermotor leistet 50 kW (67,5 PS), bei Einsatz des Kompressors steigt die Leistung auf 93 kW (126 PS) – also fast das Doppelte. Vierventiltechnik, zwei oben liegende Nockenwellen sowie zu Sackzylindern zusammengeschweißte Zylinder und Zylinderköpfe sind weitere Charakteristika des Aggregats. In die Konstruktion des Rennmotors fließen auch Erfahrungen der DMG aus der Entwicklung damaliger Hochdrehzahlkonzepte mit bis zu 4.500/min ein. Möglich machen dies Rollenlager für die Kurbelwelle. Porsche verwendet außerdem erstmals bei einem Rennmotor Auslassventile mit quecksilbergefülltem Schaft, um die Wärmeabfuhr deutlich zu verbessern. Für ein geringes Fahrzeuggewicht sorgt unter anderem die Aluminiumkarosserie mit Verstrebungen aus Stahl. Fahrfertig mit Betriebsstoffen wiegt der zweisitzige Rennwagen nur 1.015 Kilogramm. Gerade auf kurvenreichen Strecken wie dem Kurs der Targa Florio oder der Solitude punktet das Fahrzeug auch mit seiner kompakten Konstruktion. Beim legendären Straßenrennen auf Sizilien setzt Mercedes 1924 drei rot lackierte Rennwagen ein. Christian Werner sichert sich den Gesamtsieg in der Targa und der Coppa Florio als erster nicht aus Italien stammender Fahrer. Zwei weitere Mercedes 2-Liter-Rennwagen kommen in der Targa Florio auf die Plätze 11 (Christian Lautenschlager) und 16 (Alfred Neubauer) sowie in der Coppa Florio in der gleichen Reihenfolge auf die Plätze 9 und 13. Ab 2022 unterzieht Mercedes-Benz Classic einen der originalen Rennwagen einer umfassenden Werksrestaurierung. Pünktlich zum Jubiläum 2024 wird der 100 Jahre alte Rennwagen wieder in Betrieb genommen und begeistert das Publikum bei verschiedenen Veranstaltungen. Zu den Fahrern gehört auch der aktuelle Mercedes-AMG Formel-1-Pilot George Russell.

Technische Daten Mercedes 2-Liter-Targa-Florio-Rennwagen
Einsatzzeitraum: 1924 bis 1926
Zylinder: 4/Reihe
Hubraum: 1.989 cm3
Leistung: 50 kW (67,5 PS), mit Kompressor 93 kW (126 PS)
Höchstgeschwindigkeit: 120 km/h

Mercedes-Benz 300 SLS Tourensportwagen (W 198), 1957

Der Mercedes-Benz 300 SLS („Super-Leicht-Sport“) ist eine Sonderausführung des 300 SL Roadsters (W 198) für den Rennsport. Der Tourensportwagen entsteht 1957 in zwei Exemplaren für die amerikanische Sportwagen-Meisterschaft, nachdem die Serienversion des neuen Modells in der Saison 1957 noch nicht für die „Standard Production“-Kategorie homologiert werden kann. Um in der einzigen alternativ möglichen Rennsportkategorie D nicht chancenlos zu sein, wird ein Serienroadster zum nur noch 970 Kilogramm leichten und 173 kW (235 PS) starken 300 SLS optimiert. Das sind 360 Kilogramm weniger und 15 kW (20 PS) mehr als beim 300 SL Roadster. Mit dem 300 SLS gewinnt der vom Werk unterstützte Paul O’Shea die amerikanische Sportwagen-Meisterschaft 1957 in der Kategorie D mit deutlichem Vorsprung vor der Konkurrenz. Den Titel holt er bereits 1955 und 1956 mit dem 300 SL „Gullwing“ Coupé. Zum Solitude Revival bringt Mercedes-Benz Classic einen authentischen Nachbau des originalen 300 SLS.

Technische Daten Mercedes-Benz 300 SLS (W 198)
Einsatzzeitraum: 1957
Zylinder: 6/Reihe
Hubraum: 2.996 cm3
Leistung: 173 kW (235 PS) bei 5.900/min
Höchstgeschwindigkeit: 260 km/h

Mercedes-Benz 300 SEL 6.3 Track-Tool (W 109)

Im März 1968 präsentiert Mercedes-Benz eine Luxuslimousine mit dem Leistungspotenzial hochkarätiger Sportwagen der Zeit: Der 300 SEL 6.3 (W 109) mit dem V8-Motor und dem Automatikgetriebe des Repräsentationsfahrzeugs Mercedes-Benz 600 (W 100) sorgt für eine Sensation. Das Topmodell der 1965 vorgestellten Oberklassegeneration der Baureihen W 108 und W 109 wird bis 1972 in insgesamt 6.526 Exemplaren produziert. Mercedes-Benz Motorsport baut dieses Track-Tool auf einem 300 SEL 6.3 auf, um es im Rahmen der DTM für Taxifahrten einzusetzen und die sportlichen Fähigkeiten der V8-Limousine zu demonstrieren. Das 184 kW (250 PS) starke Fahrzeug erhält im Zuge der sportlichen Modifikation unter anderem ein Getrag-Sechsgang-Schaltgetriebe mit Sachs-Rennkupplung, eine Edelstahlauspuffanlage, ein KW-Rennfahrwerk, einen großen Ölkreislauf und einen großen Wasserkühler. Dazu kommen zwei Schalensitze vorn, ein Überrollkäfig und ein Renn-Sicherheitstank sowie eine Löschanlage. Das Track-Tool fährt auf dreiteiligen BBS-Rädern und verzögert vorn mit einer ATE-Acht-Kolben-Bremsanlage mit geschlitzten Scheiben. Zur Pedalerie gehört eine für den Rennsport typische, einstellbare Bremsanlage („Waagebalken“).

Technische Daten Mercedes-Benz 300 SEL 6.3 (W 109), Serienausführung
Produktionszeitraum: 1968 bis 1972
Zylinder: V8
Hubraum: 6.332 cm3
Leistung: 184 kW (250 PS)
Höchstgeschwindigkeit: 220 km/h

Mercedes-Benz C 11 Gruppe-C-Rennsportwagen, 1990

Nach dem Titelgewinn in der Team- und Fahrerwertung der Gruppe-C-Weltmeisterschaft 1989 mit dem C 9 entwickelt Sauber-Mercedes für 1990 den C 11. Der Fokus liegt auf einem neuen Chassis mit Monocoque aus Carbon-Kevlar-Material. Außerdem wird der Vierventil-V8-Motor M 119 HL in den Bereichen Ventilsteuerung, Einspritzung und Motorelektronik weiterentwickelt, die Leistung steigt auf 537 kW (730 PS). Auch der Radstand wächst leicht um 70 Millimeter auf 2.770 Millimeter. Das komplett neu konstruierte Chassis bietet gegenüber der vorherigen Konstruktion aus geklebtem und vernietetem Aluminium bei nur geringem Mehrgewicht eine doppelt so hohe Torsionssteifigkeit, was dem Fahrverhalten des silberfarbenen C 11 zugutekommt. Das neue Kohlefaserchassis bringt eine optimierte Gestaltung des Unterbodens mit sich, die sich positiv auf die Abtriebswerte des Wagens auswirkt. 1990 gewinnen die C 11 sieben der acht WM-Läufe und sichern damit dem Team Sauber-Mercedes erneut die Teamwertung der Sportwagen-Weltmeisterschaft. In der Fahrerwertung belegen Jean-Louis Schlesser, Mauro Baldi und Jochen Mass die ersten drei Ränge.

Technische Daten Mercedes-Benz C 11 Gruppe-C-Rennsportwagen
Einsatzzeitraum: 1990 bis 1991
Zylinder: V8
Hubraum: 4.973 cm3
Leistung: 537 kW (730 PS)
Höchstgeschwindigkeit: rund 400 km/h

Mercedes-Benz SL 63 AMG Official F1™ Safety Car (R 230), 2008

Im Frühjahr 2008 präsentiert Mercedes-Benz den umfassend modellgepflegten SL Roadster der Baureihe R 230. Optisch stellt der überarbeitete Sportwagen eine breite und sehr dominante Kühlermaske mit horizontal verlaufender Lamelle in den Vordergrund. Damit greift das Design Akzente der Frontgestaltung früher Mercedes-Benz SL auf. Eine Referenz an die Ursprünge der SL-Familie sind auch die Powerdomes auf der Motorhaube und die kiemenähnlichen Luftauslässe in den vorderen Kotflügeln. Sie verweisen auf das 300 SL Coupé (W 198) von 1954. Neues V8-Topmodell der modellgepflegten Baureihe 230 ist der 386 kW (525 PS) starke SL 63 AMG mit dem 6,2-Liter-Motor M 156. Er wird in den Formel-1-Saisons 2008 und 2009 als Official F1™ Safety Car für die Sicherheit auf der Rennstrecke eingesetzt. Seine ausgeprägte Fahrdynamik ist Grundvoraussetzung für den anspruchsvollen Einsatz in der Königsklasse des Rennsports. Der AMG Motor ermöglicht eine Beschleunigung von null auf 100 km/h in 4,4 Sekunden, und die Sportabgasanlage lässt den Motor nicht nur freier atmen, sondern auch sportlicher klingen.

Technische Daten Mercedes-Benz SL 63 AMG (R 230), Serienversion
Produktionszeitraum: 2008 bis 2011
Zylinder: V8
Hubraum: 6.208 cm3
Leistung: 386 kW (525 PS)
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (elektronisch abgeregelt)

Mercedes-AMG C 63 DTM (C 205), 2018

Der Mercedes-AMG C 63 DTM Renntourenwagen mit der Silhouette des Mercedes-Benz C-Klasse Coupés der Baureihe 205 kommt von 2016 bis 2018 in der Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) zum Einsatz. Mit einem solchen Fahrzeug setzt Mercedes-AMG Rennfahrer Gary Paffett einen perfekten Schlusspunkt unter 30 Jahre DTM-Engagement von Mercedes-Benz: Paffett gewinnt im 436. und letzten DTM-Rennen von Mercedes-AMG Motorsport zum zweiten Mal nach 2005 die Fahrermeisterschaft der DTM. Die Bilanz des Teams in 30 Jahren DTM: sieben Herstellertitel, elf Fahrertitel, 14 Siege in der Teamwertung, 190 Siege und 140 Polepositions. Auf der Höhe des Erfolgs zieht sich Mercedes-AMG zum Ende der Saison 2018 aus der DTM zurück. Mit der Einführung des GT3-Reglements in der Saison 2021 steigt die Marke wieder in die DTM ein.

Technische Daten Mercedes-AMG C 63 DTM (C 205)
Einsatzzeitraum: 2016 bis 2018
Zylinder: V8
Hubraum: 4.000 cm3
Leistung: 386 kW (525 PS) bei 7.500/min
Höchstgeschwindigkeit: rund 280 km/h

Quelle: Mercedes-Benz Classic / Mercedes-Benz Group AG

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4 Kommentare
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Alex
4 Tage zuvor

Schon komisch, dass es hier auf solche Artikel immer keine oder fast keine Kommentare gibt…..aber da gibts wohl nichts zu meckern……seltsam

Silberpfeil
Reply to  Alex
4 Tage zuvor

Ist mir auch schon des öfteren aufgefallen. Aber meckern ist wohl einfacher. Oder man hat unter der Woche sonst nichts zu tun, als meckern.

Reno
Reply to  Alex
2 Tage zuvor

Also ich persönlich finde es unmöglich, dass man Solitüüt sagt, die Rennstrecke bei Leonberg aber Solitude in echt heißt und dann noch so doof geschrieben wird – und das in Deutschland! Wie soll man das MBUX beibringen?

Rudolf Hink
3 Tage zuvor

Ganz einfach: Die Autos sind so atemberaubend, dass einem die Wort wegbleiben und man sprachlos ist….