Mercedes-Benz setzt verstärkt auf innovative Recyclingmethoden, um den Wertstoffkreislauf von Altreifen zu schließen und den Einsatz fossiler Ressourcen zu reduzieren. In Zusammenarbeit mit Partnern wie BASF und der Pyrolysetechnologie-Firma Pyrum Innovations AG wird ein chemisches Recyclingverfahren genutzt, bei dem ausgediente Autoreifen in wertvolle Rohstoffe umgewandelt werden. Zunächst wird bei Pyrum Innovations AG aus den Altreifen Pyrolyse-Öl hergestellt. BASF kombiniert dieses Öl mit Biomethan, das aus landwirtschaftlichen Abfällen gewonnen wird. Das daraus entstehende Gemisch wird anschließend verwendet, um neuwertige Kunststoffe herzustellen.
Dieser Recyclingkunststoff ist zertifiziert nach dem sogenannten „Massenbilanzverfahren“. Eine unabhängige Zertifizierung bestätigt, dass die für das Endprodukt benötigten fossilen Ressourcen vollständig durch erneuerbare Rohstoffe und Pyrolyse-Öl aus recycelten Altreifen ersetzt wurden. Das Verfahren ermöglicht es, Kunststoffe zu produzieren, die qualitativ identisch mit Neukunststoffen aus fossilen Rohstoffen sind. Somit können diese auch direkt in der laufenden Serienproduktion eingesetzt werden, ohne Kompromisse bei Qualität oder Funktionalität einzugehen.
Einsatz im Fahrzeugbau:
Seit 2022 setzt Mercedes-Benz den innovativen Kunststoff in Serienmodellen wie der EQE-Limousine und der S-Klasse ein. Bei diesen Fahrzeugen werden Bügeltürgriffe aus dem Recyclingkunststoff gefertigt. Zusätzlich wurde die S-Klasse mit einem Crash-Absorber ausgestattet, der aus dem nachhaltigen Material besteht. Dieses Bauteil befindet sich im vorderen Bereich des Fahrzeugs und sorgt bei Frontalunfällen für eine gleichmäßigere Verteilung der Aufprallkräfte auf den Unfallgegner, wodurch die Sicherheit verbessert wird.
Auch zukünftige Modelle wie der EQE SUV und der EQS SUV werden Bügeltürgriffe aus dem recycelten Material erhalten. Mercedes-Benz plant, den Einsatz des Recyclingkunststoffs sukzessive zu erweitern und weitere Bauteile aus fossilen Rohstoffen durch nachhaltige Alternativen zu ersetzen. Derzeit prüft das Unternehmen neue Einsatzmöglichkeiten für dieses Material, um den nachhaltigen Materialeinsatz im Fahrzeugbau weiter voranzutreiben.
Vorteile des chemischen Recyclings:
Im Vergleich zum mechanischen Recycling bietet das chemische Recycling erhebliche Vorteile, insbesondere bei der Herstellung von Bauteilen, die höchsten Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen entsprechen. Während mechanisches Recycling oft Einschränkungen hinsichtlich der Materialeigenschaften mit sich bringt, ermöglicht das chemische Verfahren die Herstellung hochwertiger Kunststoffe, die den Standards von Mercedes-Benz entsprechen. Dadurch wird das Verfahren zu einer sinnvollen Ergänzung und einer wichtigen Technologie, um die Wiederverwertung von Altmaterialien möglichst umfassend und effizient zu gestalten. Zudem reduziert es den Bedarf an fossilen Rohstoffen und trägt dazu bei, die Herstellung von Kunststoffen zunehmend vom Rohölverbrauch zu entkoppeln.
Nachhaltigkeitsstrategie von Mercedes-Benz:
Die Recyclinginitiativen sind Teil der umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie von Mercedes-Benz, die den schonenden Umgang mit Ressourcen in den Fokus stellt. Bereits in der frühen Entwicklungsphase von Produkten berücksichtigt das Unternehmen den Ressourcenverbrauch unter dem Ansatz „Design for Environment“. Gemeinsam mit Partnern wird intensiv an neuen Materialtechnologien geforscht, um Stoffkreisläufe zu schließen und die Umweltbelastung zu minimieren.
Ein zentrales Ziel der Mercedes-Benz Group ist es, bis 2039 die gesamte Neufahrzeugflotte bilanziell CO₂-neutral zu gestalten – von der Produktion über die Nutzung bis hin zur Entsorgung. Der Einsatz von Recyclingkunststoffen, wie sie durch chemisches Recycling in Kombination mit dem Biomassenbilanzansatz entstehen, spielt eine Schlüsselrolle, um diese Ambitionen zu erreichen. Das innovative Verfahren ermöglicht es, Nachhaltigkeit und höchste Qualitätsstandards miteinander zu vereinen, und markiert einen wichtigen Schritt in Richtung einer ressourcenschonenderen Automobilproduktion.
Bilder: Mercedes-Benz Group AG