Zur Dauererprobung der neuen GLA-Klasse gehörten neben reinen Straßentests zusätzliche allradspezifische Belastungen abseits befestigter Wege. Während des rund neunmonatigen Dauertests wird ein Autoleben im Zeitraffer aus der Sicht der Kunden simuliert. Insgesamt absolvierten 24 verschiedene GLA-Typen diesen Marathon und andere Dauertests, was einer Gesamtlaufleistung von 1,8 Millionen Kilometern entspricht.
Die GLA-Klasse bewältigte, wie bereits zuvor die bekannt robuste GLK-Klasse, eine spezielle Dauererprobung: den Track&Field-Dauertest. Dieser Dauertest über rund 80.000 Kilometer basiert auf dem Straßendauerlauf für Pkw, ergänzt um harte zusätzliche Prüfungen. Dazu gehören Spezialpassagen abseits befestigter Wege, beispielsweise ein Gelände-Dauerlauf auf einem Panzerübungsgelände; ein Sprintprogramm auf der Nürburgring-Nordschleife und eine intensive Erprobung im alpinen Umfeld. Nach den guten Erfahrungen mit GLA und GLK wird der Track&Field-Dauertest in Zukunft die Reifeprüfung für alle Kompakt-SUVs von Mercedes-Benz sein.
Im Vergleich zu den Modellen der ML-, GL- und G-Klasse, welche alle Anforderungen an extremste Offroadeinsätze erfüllen, bildet der Track&Field-Dauertest das Leistungsprofil ab, das Kunden von einem kompakten SUV erwarten: Haupteinsatzgebiet ist die Straße, hinzu kommen aber auch noch beträchtliche Erwartungen an die Fähigkeiten abseits befestigter Wege. Im Fokus der Untersuchungen steht bei diesem neunmonatigen GLA-Marathon die Dauerhaltbarkeit und zuverlässige Funktion des neuen 4MATIC-Allradantriebstranges, des Fahrwerks und der elektrischen Einrichtungen wie Komfort-, Regel- oder Assistenzsysteme. Zusätzlich wird mit dem Track&Field-Test die Solidität und Langlebigkeit der gesamten SUV-Karosseriestruktur sichergestellt.
Um ein Autoleben innerhalb von neun Monaten zu simulieren, bedarf es eines definierten Belastungsszenarios, das die Testingenieure mit verschiedenen „Lastkollektiven“ verwirklichen. Beim Track&Field-Dauertest gehören dazu unter anderem die aus dem konventionellen Straßendauerlauf über 150.000 Kilometer bekannten Disziplinen wie ausgiebige Fahrten auf Landstraßen, Autobahnen oder im innerstädtischen Stop-and-go-Verkehr. Teilweise werden diese Strecken von den GLA-Probanden mit Anhänger und der maximal zulässigen Anhängelast absolviert, um die Strukturbelastungen der Karosserie weiter zu verschärfen. Die reine Gesamtlaufleistung der 24 GLA-Dauerläufer von 1,8 Millionen Kilometer spiegelt jedoch nur einen Teil der Prüfdisziplinen wider. Denn im Track&Field-Dauerlauf überprüfen die Testfahrer auch sämtliche Bedieneinrichtungen nach einem exakt vorgegebenen Ablauf.
Immer an Bord ist neben dem Testfahrer der Rechner zur Datenerfassung. Dieser zeichnet permanent 190 verschiedene Messgrößen von den serienmäßigen Kontroll- und Regelsystemen und rund 50 Messgrößen von zusätzlich installierten Sensoren auf. Die Daten werden zur Sicherung und Auswertung an das Mercedes-Benz Technology Center (MTC) übertragen. Subjektive Eindrücke der erfahrenen Piloten tragen zur weiteren Steigerung der Serienreife bei.
Alle Angaben verwaltet das Daimler-eigene Entwicklungstool FINAS (Fahrzeuginformations- und Administrationssystem). Hier werden die komplette Vita der GLA-Prototypen mit allen Messdaten, fahrzeugspezifischen Informationen wie Entwicklungsstand, Ausstattung, Fahrwerk, Bereifung oder Motorisierung gesichert und anstehende oder durchgeführte Service- oder Reparaturarbeiten hinterlegt.
Ein Kilometer im Sprinttempo auf der Nürburgring-Nordschleife entspricht bei der Fahrzeugbelastung 20 Kilometern im echten Autoleben. Im Test muss der GLA 240 Runden, also rund 5.000 Kilometer, absolvieren. Das entspricht 100.000 Alltags-Kilometern. Ähnlich anspruchsvoll sind die Dauererprobungen im alpinen Umfeld. Auf einer Strecke in den italienischen Alpen geht es im wahrsten Wortsinne rund: Eine Etappe über 154 Kilometer hält neun Alpenpässe und 450 Kurven bereit. Dabei müssen noch 4.300 Höhenmeter bewältigt werden, die gesamte Testdistanz auf diesem Geläuf beträgt nach 20 Runden insgesamt 3.080 Kilometer. Besonders die zahlreichen Serpentinen stressen beim Herausbeschleunigen sowohl das Fahrwerk wie den 4MATIC-Triebstrang und sichern den Fahrdynamiksystemen Vollbeschäftigung.
Gemäß der automobilen Vererbungslehre von Mercedes-Benz muss sich das neue Kompakt-SUV auch abseits befestigter Wege bewähren. Schließlich dürfen in Anlehnung an die G-Klasse – ihres Zeichens Urvater aller SUV und Geländewagen mit dem Stern – nur solche Fahrzeuge ein „G“ im Namen tragen, die auch offroad bestimmte Mindestanforderungen erfüllen. Um das abzusichern, enthält der Track&Field-Dauerlauf ein Geläuf, das den Begriff „Naturstraße“ sehr frei interpretiert – die so genannte Panzerringstraße auf einem süddeutschen Truppenübungsplatz der Bundeswehr. Wo normalerweise kettengetriebene, 62 Tonnen schwere Ungetüme die unbefestigte Topografie auf Links drehen, muss der GLA 1.000 Kilometer absolvieren und beweisen, dass er dauerhaft auch solch widrigen Bedingungen trotzen kann.
Beim Ablauf des Track&Field-Dauerlaufs spielt die Reihenfolge eine wichtige Rolle. Der Track&Field-Dauertest orientiert sich auch hier am wirklichen SUV-Autoleben in Kundenhand. Die einzelnen Disziplinen on- wie offroad werden in Testzyklen zerlegt und diese nach einer festgelegten Verteilung bunt gemischt absolviert. So kann nach einer Landstraßentour ein Abstecher auf das Offroad-Gelände erfolgen, einer Stadtfahrt schließt sich eine längere Autobahnfahrt an – wie im echten Autoleben.
Um diverse Beladungsszenarien in Kundenhand abzudecken, erfolgen zusätzlich einige Disziplinen mit unterschiedlicher Beladung. Dazu werden entweder Stahlbarren mit dem Fahrzeugboden im Fondbereich fest verschraubt oder die Testfahrer erhalten Gesellschaft von den so genannten Wassermännern: Rund 82 Kilogramm schwere, wassergefüllte Plastiktorsos, die mit den Seriengurten auf den Sitzen fixiert werden.
Nach absolviertem Track&Field-Dauerlauf werden die GLA-Modelle demontiert und wie ein automobiles Puzzle ausgebreitet. Bei der anschließenden Klausur
der Fachabteilungen bewerten die Entwicklungs- und Testingenieure alle Fahrzeugkomponenten und fokussieren sich bei der Begutachtung auf jene Bereiche, die während des Dauerlaufs eventuell auffällig geworden sind. Sind diese Bereiche ohne weitere Beanstandungen, kann dem jeweiligen Fahrzeugbereich die Serienreife attestiert werden.
Zeigen sich jedoch weitere oder gar bis dato unentdeckte Probleme, werden die Ingenieure erneut aktiv, bis eine perfekte Lösung gefunden ist. Im Zweifelfall werden dann erneut GLA-Dauerläufer auf die Reise geschickt und die Erprobungen auf Testeinrichtungen wie der Karosserie-Prüfanlage oder dem Straßen-Simulationsprüfstand intensiviert. Nach der Klausurtagung mit dem demontierten GLA erfolgen noch weitere Begutachtungen: In den entsprechenden Entwicklungsbereichen werden dann Motor, Getriebe und 4MATIC-Antriebsstrang bis ins kleinste Detail demontiert, vermessen und begutachtet.
Der Track&Field-Dauerlauf komplettiert das umfangreiche und weltweit durchgeführte Dauerlaufprogramm von Mercedes-Benz. Dieses Dauerlaufprogramm unterscheidet sich grundlegend von den Entwicklungs- und Abstimmungsfahrten neuer Modelle, die zusätzlich durchgeführt werden. Während bei diesen Fahrten die zuvor im Lastenheft festgelegten Eigenschaften überprüft werden, sichern Programme wie der Track&Field-Dauertest die Zuverlässigkeit und Dauerhaltbarkeit neuer Modelle ab.
Weitere Dauertests sind:
- Weltdauerlauf: Weltweit 50.000 km unter extremen klimatischen und topografischen Bedingungen
- Anhängerdauerlauf: 25.000 km mit einem speziellen Lastanhänger
- Schlechtwegdauerlauf: 2.000 km über extreme Schlechtwegstrecken („Heidedauerlauf“)
- Korrosionsdauerlauf: 12-wöchige Erprobung in Klima- und Korrosionskammern und auf realen Strecken
- Funktionserprobungen: Überprüfung der Regel- und Fahrdynamiksysteme auf belastungsspezifischen Strecken
- Hockenheim-Dauerlauf: 6.000 km auf der Grand Prix-Strecke im Renntempo
- Volllastdauerläufe über 30.000 oder 50.000 km auf abgesperrten Hochgeschwindigkeitsstrecken wie Nardo (Süditalien) oder dem Mercedes-Benz Prüfgelände im norddeutschen Papenburg
Quelle: Daimler AG