Zweite 4MATIC Generation bei Mercedes-Benz kam vor 25 Jahren

Ein noch besseres Fahrverhalten bei schwierigen Straßenverhältnissen bietet im Winter vor 25 Jahren die innovative zweite Generation der Mercedes-Benz 4MATIC. Statt herkömmliche Differenzialsperren zu verwenden, setzt die neue 4MATIC auf das Elektronische Traktionssystem 4ETS: Es schaltet sich automatisch ein, wenn mindestens ein Rad auf glattem Untergrund durchdreht. Dann erhöht das System an diesem Rad den Bremsdruck, bis es wieder im vorgegebenen Verhältnis zu den anderen Rädern rotiert. Heute ist der permanente Allradantrieb über alle Klassen des Personenwagenprogramms von Mercedes-Benz hinweg etabliert, vom rein elektrisch fahrenden EQA 300 4MATIC bis zum neuen Mercedes-AMG SL 63 4MATIC+.

Diese erheblich weiterentwickelte Generation des Allradantriebs debütiert vor 25 Jahren in den Typen E 280 4MATIC und E 320 4MATIC der E-Klasse der Baureihe 210. Beide sind mit V6-Motoren der neu entwickelten Baureihe M 112 mit Dreiventiltechnik und Doppelzündung ausgestattet. Der Weltöffentlichkeit werden diese Fahrzeuge erstmals vom 6. bis 16. Februar 1997 auf der Messe AutoRAI in Amsterdam präsentiert. Direkt nach dieser Premiere ist der E 280 4MATIC erhältlich, der Marktstart der hubraumstärkeren Variante folgt im Juni 1997.

Die neue 4MATIC ist nicht der erste Allradantrieb von Mercedes-Benz. Aber sie setzt vor 25 Jahren Maßstäbe für das komfortable Fahrverhalten von Personenwagen auch unter schwierigen Bedingungen wie zum Beispiel winterlichen Straßenverhältnissen mit Eis und Schnee.

Allradtradition von Mercedes-Benz

Die Geschichte der Mercedes-Benz Fahrzeuge mit Allradradantrieb reicht zurück bis in die ersten Jahre des 20. Jahrhunderts. Paul Daimler, damals technischer Leiter der österreichischen Daimler-Motoren-Gesellschaft in Wiener Neustadt, legt „im Jahre 1903 […] die Grundlagen für die Konstruktion mit Vierräderantrieb“, wie die „Illustrirte Zeitung“ 1917 im Rückblick schreibt. Nach ersten Fahrzeugen für das österreichische und preußische Militär in den Jahren 1905 bis 1907 baut die Daimler-Motoren-Gesellschaft 1907 den 1908 nach Deutsch-Südwestafrika ausgelieferten „Dernburg-Wagen“, den ersten Personenwagen überhaupt mit Allradantrieb und -lenkung. Auch bei Benz & Cie. entstehen in dieser Zeit verschiedene Allradprototypen. Als erstes marktreifes Benz-Automobil mit Vierradantrieb gilt der Geländewagen VRL, der um 1920 freilich lediglich als Einzelstück gebaut wird.

Nach der Fusion zur damaligen Daimler-Benz AG im Jahr 1926 entstehen Allradfahrzeuge der Marke Mercedes-Benz, die sich ebenfalls für den militärischen Einsatz eignen. Dazu gehören in der Baureihe W 136 die Typen 170 VG (mit Allradantrieb) und 170 VL (mit Allradantrieb und Vierradlenkung). Der 1938 vorgestellte Mercedes-Benz G5 (W 152) mit Allradantrieb und zuschaltbarer Vierradlenkung bewährt sich unter anderem als Einsatzfahrzeug der Bergwacht in Berchtesgaden, die diesen Typ noch bis in die 1950er-Jahre einsetzt.

Die Erfolgsgeschichte allradgetriebener Personenwagen und Nutzfahrzeuge für den zivilen Einsatz nimmt nach dem Zweiten Weltkrieg richtig an Fahrt auf. Ein früher Höhepunkt ist vor allem das 1948 öffentlich vorgestellte „Universal-Motor-Gerät“, der Unimog. Dieser Allradalleskönner setzt sich bis heute in zahlreichen Anwendungen durch. Der erste Mercedes-Benz Allradlastwagen nach Kriegsende ist der LA 3500 aus dem Jahr 1950. Der innovative Ackerschlepper MBtrac folgt 1972 und damit vor 50 Jahren.

Ebenfalls 1972 beginnt die Entwicklung des ewig jung gebliebenen Allradklassikers der Marke schlechthin – der Mercedes-Benz G-Klasse. 1979 kommen die ersten Typen der Geländewagenfamilie auf den Markt. Gebaut werden die Fahrzeuge in Graz bei der Geländefahrzeug Gesellschaft mbH, einem Gemeinschaftsunternehmen der damaligen Daimler-Benz AG und Steyr-Daimler-Puch.

Bereits die erste Generation der 4MATIC ist ein Meilenstein der Fahrwerksentwicklung von Mercedes-Benz. Sie wird im September 1985 auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt am Main vorgestellt. Premiere hat der automatisch zuschaltende Vierradantrieb in den Limousinen und T-Modellen mit Sechszylindermotor der Baureihe 124, es sind die Typen 260 E 4MATIC und 300 E 4MATIC. Diese Allradvarianten der späteren ersten E-Klasse werden ab 1987 ausgeliefert. Bis zu diesem Zeitpunkt wird die Typenpalette noch um 300 D 4MATIC und 300 D Turbo 4MATIC erweitert. Die 4MATIC ist das technisch aufwendigste System des 1985 vorgestellten „Mercedes-Benz Fahrdynamik-Konzepts“, zu dem auch das Automatische Sperrdifferenzial (ASD) und die Antriebs-Schlupf-Regelung (ASR) gehören.

Die vor 25 Jahren präsentierten Fahrzeuge mit der zweiten Generation der 4MATIC werden im Rahmen einer Kooperation mit der Steyr-Daimler-Puch Fahrzeugtechnik AG & Co. KG (SFT) in Graz entwickelt und produziert. Der Fertigungsumfang bei SFT umfasst die Adaption der Rohkarosserie, die Lackierung mit Wasserlacktechnologie sowie die komplette Fahrzeugmontage. Rohkarosserie, Motor, Getriebe, Hinterachse und Inneneinrichtung werden von Mercedes-Benz zugeliefert, die allradspezifischen Komponenten kommen von SFT.

Bilder: Mercedes-Benz Group AG

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Robin
2 Jahre zuvor

Meines Erachtens hatten die in Graz gefertigten W210 mit 4MATIC auch deutlich weniger gerostet als die aus Rastatt oder Sindelfingen.

Snoubort
Reply to  Robin
2 Jahre zuvor

Wirklich, also kanntest Du diverse Fahrzeuge?
Für mich war das damals wirklich ein „Aha“-Moment, dass es offensichtlich effektiver war in Graz ein ganzes Auto in geringen Stückzahlen zu bauen, als im Stammwerk den anderen Antrieb in die bestehende Produktion zu integrieren!?

Robin
Reply to  Snoubort
2 Jahre zuvor

Die Auslagerung des Baus der 4MATIC-Varianten nach Graz hatte mich auch immer gewundert, dass sich das rechnet . Das war ja sogar meines Wissens anfangs noch beim W211 der Fall. Vielleicht hat hierzu jemand eine Erklärung?

Zum Thema Karosseriequalität: Sowohl bei uns selbst in der Familie als auch im näheren Umfeld fuhren einige W/S 210. Dazu folgende Erfahrungen, die ich sowohl an diesen Fahrzeugen als auch im normalen Straßenverkehr gesammelt habe:

Je später das Baujahr, umso weniger Rostbefall.

Fahrzeuge aus Graz waren ebenfalls weniger rostbefallen. Das habe ich noch an fast jedem in Graz gefertigten 210er feststellen können, wobei mich das zum Teil selbst wundert. Denn gerade bei gerne rostenden Anbauteile wie Türen und Kofferraumklappen dachte ich, dass diese aus den Stammwerken weitestgehend fertig angeliefert und eben in Graz nur endmontiert werden. Somit dürfte es da eigentlich keinen Unterschied geben, aber erfahrungsgemäß gab es ihn.

T-Modelle sind oft weniger gravierend befallen als Limousinen. Das mag vielleicht nur Suggestion sein, da weit mehr Limousinen gefertigt wurden. Aber gerade an der Karosserie selbst sind diese m. E. oft verschonter geblieben ggü. der Limousine.

Über dieses Thema kann man sicher abendfüllend diskutierend und das hier beschriebene sind nur meine persönlichen Erfahrungen.