Premiere vor 60 Jahren in New York – Mercedes-Benz 300 SL und 190 SL Prototyp

Vor 60 Jahren sorgt Mercedes-Benz für Furore, als die Stuttgarter Marke im Februar 1954 auf der „International Motor Sports Show“ in New York den 300 SL (W 198) und einen seriennahen Prototypen des 190 SL (W 121) vorstellt.

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Fachwelt und Publikum sind gleichermaßen begeistert: vom Flügeltür-Coupé, das aus dem 300 SL Rennsportwagen (W 194) entstanden ist, sowie vom Roadster, dessen technische Basis der Typ 180 (W 120) liefert.

Heute ist diese Faszination, die von den beiden ersten Serienfahrzeugen der exquisiten SL-Sportwagentradition ausgeht, lebendiger denn je. Das macht beide SL-Typen zu besonders wertvollen Klassikern.

Mercedes-Benz 190 SL (W 121, 1955 bis 1963).

Das Mercedes-Benz 300 SL Coupé, der 190 SL Roadster sowie der im Jahr 1957 als Nachfolger des Flügeltür-Coupés präsentierte 300 SL Roadster (W 198) gehören zu den wertvollsten historischen Fahrzeugen weltweit. Das unterstreicht auch der Mercedes-Benz Classic Index (MBCI) der Historic Automobile Group International (HAGI), in dessen Spitze alle drei Typen vertreten sind. Originalität und Authentizität hat dabei einen sehr hohen Stellenwert.

Die Sportwagen weisen in der Wertentwicklung einige ähnliche Kennzahlen auf, zeigen aber auch deutliche Unterschiede – so die Einschätzung der HAGI-Spezialisten. Das liegt hauptsächlich an den produzierten Stückzahlen, aber auch an absoluten Fahrzeugwerten, der technischen Raffinesse und der historischen Bedeutung inklusive der Renngeschichte dieser Typen. Seit 1980 konnte laut HAGI die Wertentwicklung des 190 SL durchschnittlich pro Jahr rund 10 Prozent zulegen, in den vergangenen 10 Jahren waren es sogar über 11 Prozent. Für das 300 SL Coupé liegt die Zahl seit 1980 bei über 11 Prozent, in den vergangenen 10 Jahren sogar bei nahezu 18 Prozent, welches gut einer Vervierfachung im Vergleich zu 2004 entspricht. Für den 300 SL Roadster liegt die Wertsteigerung seit 1980 bei nahezu 13 Prozent pro Jahr. Und einer der 29 produzierten „Flügeltürer“ mit Aluminium-Karosserie, äußerst selten auf dem Markt, kann eine durchschnittliche Wertsteigerung von mehr als 16 Prozent pro Jahr aufweisen. Voraussetzung für die Wertentwicklung ist die Erhaltung eines erstklassigen Zustands oder eine sehr gute Restaurierung, welche mit erheblichen Kosten verbunden ist.

Der Hauptunterschied des 190 SL zu seinen großen Verwandten liegt heute in seinem absoluten Preis: Er unterscheidet sich noch nicht deutlich von dem einer Komplettrestaurierung. Ein perfektes Fahrzeug führt der MBCI knapp unter der Wertschwelle von 200.000 Euro. Anders beim 300 SL: Selbst Fahrzeuge, die zwar komplett sind, aber einen schlechten Gesamtzustand aufweisen, werden für bis zu 500.000 Euro gehandelt. Für eins der seltenen Coupés mit Aluminium-Karosserie liegt der Preis immer bei mehreren Millionen Euro, unabhängig vom Zustand. Im MBCI rangiert der 190 SL mittlerweile direkt hinter Klassikern wie 300 SL Coupé und Roadster, der S-Reihe aus den 1920er-Jahren sowie den legendären 500 K und 540 K – aber auch der 230/250/280 SL der „Pagoden“-Baureihe W 113 entwickelt sich preislich enorm.

Wertvolle historische Automobile als Wertanlage betreffen vor allem das Spitzensegment des Gesamtmarkts klassischer Automobile und historischer Fahrkultur, der alleine in Deutschland für einen jährlichen Umsatz von mehr als 14 Milliarden Euro steht. Als langfristig attraktive Investition zeichnen sich besonders wertvolle und zugleich wertstabile Automobile aus, weil bei ihnen die Investition in einer Restaurierung und der laufende Unterhalt in einem guten Verhältnis zu Werterhalt und Wertsteigerung stehen. Das unterstreicht auch eine im Jahr 2013 veröffentlichte Studie des deutschen Fachmagazins „Motor Klassik“.

Die Investition in einen faszinierenden Klassiker von Mercedes-Benz erfüllt vor diesem Hintergrund nicht allein die Freude an der historischen Technik und ihrer ästhetischen wie sportlichen Dimension, sondern kann auch eine bessere Rendite erzielen als andere Anlageformen: Die Besitzer hochwertiger Klassiker sehen in ihrem Fahrzeug eine wirtschaftlich attraktivere Anlageform als bei vielen Finanzprodukten.

Der 300 SL mit seinem innovativen Gitterrohrrahmen ist schon zu Produktionszeiten (1954 bis 1957 in 1.400 Exemplaren gebaut) ein exklusiver Spitzensportwagen. Auch preislich liegt er damals mit 29.000 DM bis 32.500 DM im obersten Marktbereich. Abgelöst wird er 1957 vom 300 SL Roadster für ebenfalls 32.500 DM; bis 1963 entstehen insgesamt 1.858 Exemplare. Der Typ 190 SL kommt 1955 auf den Markt und wird in 25.881 Exemplaren ebenfalls bis 1963 gebaut. Er kostet zwischen 16.500 DM und (mit abnehmbarem Coupédach) 17.650 DM.

Quelle: Mercedes-Benz Classic