Einmal im Jahr wird das mondäne belgische Seebad Het Zoute zur exklusiven Bühne der automobilen Lebensart in ihrer ganzen Vielfalt. Denn der seit 2010 ausgetragene Zoute Grand Prix bietet fünf verschiedene Formate, um die Faszination der Automobilkultur zu erleben.
Klassische Fahrzeuge stehen dabei insbesondere bei der Zoute Rally (5. bis 7. Oktober 2017), dem Concours d’Elégance (7. bis 8. Oktober) und dem Zoute Sale by Bonhams (5. und 6. Oktober) im Vordergrund. Die Zoute GT Tour (8. Oktober) widmet sich herausragenden Sportwagen der vergangenen zwanzig Jahre. Die Zoute Top Marques (5. bis 8. Oktober) präsentiert auf 18 Podien entlang der exklusiven Einkaufsmeile Kustlaan und dem Platz Albertplein die Höhepunkte des aktuellen Programms der teilnehmenden Marken. Mercedes-Benz ist Premium Car Partner der Top Marques.
Sternstunden des Motorsports
Mercedes-Benz Classic ist beim Zoute Grand Prix 2017 mit drei Fahrzeugen präsent, die an Sternstunden des Motorsports mit seriennahen offenen Sportwagen der jeweiligen Zeit erinnern: dem Kompressor-Sportwagen Typ S aus dem Jahr 1927, der Rennsport-Version des Mercedes-Benz 190 SL (W 121) und dem Mercedes-Benz 300 SLS (W 198), Siegerwagen der amerikanischen Sportwagenmeisterschaft von 1957. Präsentiert und gefahren werden die Automobile der Stuttgarter Marke unter anderem vom ehemaligen Rennfahrer und Mercedes-Benz Classic Markenbotschafter Jochen Mass.
Der Typ S ist vor 90 Jahren das erste Modell der nach ihm benannten erfolgreichen S-Reihe, zu der außerdem die Versionen SS und SSK gehören. Mit diesen Kompressor-Sportwagen dominiert die Marke Ende der 1920er- und Anfang der 1930er-Jahre den internationalen Motorsport. Der Reihensechszylindermotor des Typ S, das Buchstabenkürzel steht für „Sport“, leistet 88 kW (120 PS). Mit Kompressorunterstützung sind es gewaltige132 kW (180 PS). Das macht den Hochleistungssportwagen seiner Zeit zum erfolgreichen Rennwagen. Zugleich wird der Typ S aber auch als hoch exklusiver Supersportwagen mit Straßenzulassung produziert und an anspruchsvolle Kunden verkauft.
In der Rennsport-Version steht der Roadster 190 SL (W 121) für die Motorsporterfolge der Mercedes-Benz Serienwagen in den 1950er-Jahren. Dieses Feld wird allerdings vor allem vom „großen Bruder“ 300 SL abgedeckt, da der 190 SL reglementbedingt benachteiligt ist: die Sportausführung wird von der FIA nicht als GT homologiert, sondern nur als Sportwagen – in einer Klasse, in der er eigentlich chancenlos ist. Dennoch erringt der 190 SL einige Motorsporterfolge, wie etwa beim Großen Preis von Macau und beim Großen Preis von Casablanca im Jahr 1956.
Der Mercedes-Benz 300 SLS entsteht schließlich als Sonderausführung des 1957 vorgestellten 300 SL Roadster (W 198) für Einsätze in der amerikanischen Sportwagenmeisterschaft. Leichtbau und Motoroptimierung machen das Fahrzeug zum Siegertypen, und Paul O’Shea holt zum dritten Mal in Folge den Meistertitel.
Automobilkultur zwischen Stadt, Strand und Golf-Green
Klassische Automobile auf Traumstraßen Flanderns erleben die Teilnehmer der Zoute Rally by Chubb. Ein Feld von fast 200 Fahrzeugen mit Baujahren zwischen 1920 und 1965 geht in diesem Jahr an den Start. Nach den technischen Überprüfungen am Donnerstag (5. Oktober 2017) im Zentrum von Het Zoute nahe des Alberplein findet die eigentliche Rallye an den beiden folgenden Tagen statt. Start ist am Freitag (6. Oktober) ab 8:30 Uhr sowie am Samstag (7. Oktober) ab 8:00 Uhr. Die Zielankunft an beiden Tagen ist ab 16:00 Uhr am Deich nahe des berühmten Sandstrands.
Der Concours d’Elégance findet auf dem Royal Zoute Golf Club statt. Mehr als 50 herausragende klassische Fahrzeuge präsentieren sich bei dieser Veranstaltung im Rahmen des Zoute Grand Prix dem Publikum. Im vergangenen Jahr werden unter anderem ein Mercedes-Benz 300 SL Rennsportwagen (W 194) von 1952 und ein 1956 gebautes Mercedes-Benz 300 SL „Gullwing“ Coupé (W 198) ausgezeichnet. Der 300 SL „Gullwing“ erhält 2016 den prestigeträchtigen Preis „Most Iconic Car“.
Zoute Grand Prix 2017: Die Fahrzeuge von Mercedes-Benz Classic
Mercedes-Benz Typ S (W 06), 1927
Der Mercedes-Benz Typ S aus dem Jahr 1927 ist der erste einer Reihe von Kompressorsportwagen, die als „Weiße Elefanten“ den Motorsport der späten 1920er-Jahre dominieren und Weltruhm erlangen. Das „S“ steht für Sport – und der Name ist Programm: Der erste Renneinsatz, das Eröffnungsrennen auf dem Nürburgring am 19. Juni 1927, endet mit einem Dreifachsieg für Mercedes-Benz. Sieger ist Rudolf Caracciola, der später zum erfolgreichsten Rennfahrer der Vorkriegszeit avanciert. Zu den Triumphen der Marke gehört auch der Dreifachsieg beim Großen Preis von Deutschland für Sportwagen auf dem Nürburgring am 17. Juli 1927, der zweiten großen Veranstaltung auf dem „Ring“ in dessen Eröffnungsjahr. In der Rennausführung bleibt der Typ S zwar den Werksfahrern vorbehalten. Er ist aber auch als exklusiver Straßensportwagen erhältlich, mit dem zahlreiche Privatfahrer erfolgreich bei Wettbewerben starten – für den „Herrenfahrer“ ist er eins der schnellsten Automobile auf dem Markt. Bis 1928 werden insgesamt 146 Exemplare gebaut. Aus dem Typ S („Sport“) entstehen 1928 die Typen SS („Super-Sport“) und SSK („Super-Sport Kurz“). 1931 folgt der SSKL („Super-Sport Kurz Leicht “), eine gewichtsreduzierte und nochmals in der Leistung gesteigerte Version des SSK.
Technische Daten Mercedes-Benz Typ S
Produktionszeitraum: 1927 bis 1928
Zylinder: 6/Reihe
Hubraum: 6.789 Kubikzentimeter
Leistung: 88 kW (120 PS), mit Kompressor 132 kW (180 PS) bei 3.000/min
Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h
Mercedes-Benz 190 SL (W 121, 1955-1963)
Zusammen mit dem Hochleistungssportwagen 300 SL „Gullwing“ präsentiert Mercedes-Benz im Februar 1954 den Prototyp des eleganten, kompakten Roadsters 190 SL (W 121). Der offene Zweitürer ist als sportlich-elegantes Reise- und Gebrauchsfahrzeug für zwei Personen ausgelegt und, insbesondere in der überarbeiteten Serienversion, stilistisch eng an den „großen Bruder“ 300 SL angelehnt. Von Anfang an als Roadster konzipiert, begründet der 190 SL die Tradition der SL-Sportwagen mit zu öffnendem Dach. Technisch ist der Roadster mit der „Ponton“-Limousine Mercedes-Benz 180 (W 120) verwandt, dessen verkürzte Rahmenbodenanlage als Basis dient. Neu entwickelt ist der 1,9-Liter-Ottomotor mit 77 kW (105 PS). Das Vierzylinderaggregat hat eine oben liegende Nockenwelle und wird zum Urvater einer ganzen Motorenfamilie. Die sogenannte Clubsportausführung des 190 SL erringt 1956 einige Motorsporterfolge – z.B. beim Großen Preis von Macau und beim Großen Preis von Casablanca. Sie ist jedoch reglementbedingt benachteiligt: Da sie mit ihrer kleinen Sport-Windschutzscheibe und dem fehlenden Verdeck nicht vollständig geschlossen werden kann, wird sie von der FIA nicht als GT, sondern nur als Sportwagen homologiert wird – in einer Klasse, in der sie eigentlich chancenlos ist. Dass diese Ausführung aus dem Verkaufsprogramm genommen wird, tut dem Erfolg des 190 SL keinen Abbruch: Insgesamt 25.881 Fahrzeuge wurden gebaut, rund 18.000 Stück davon gingen in die USA.
Technische Daten Mercedes-Benz 190 SL (Serienversion)
Produktionszeitraum: 1955-1963
Zylinder: 4/Reihe Hubraum: 1.897
Kubikzentimeter Leistung: 77 kW (105 PS)
Höchstgeschwindigkeit: bis zu 180 km/h
Mercedes-Benz 300 SLS (W 198), 1957
Der Mercedes-Benz 300 SLS, eine Sonderausführung des 1957 vorgestellten 300 SL Roadster, entsteht im gleichen Jahr in zwei Exemplaren für die amerikanische Sportwagenmeisterschaft, nachdem die Serienversion des brandneuen Modells in der Saison 1957 noch nicht in der „Standard Production“-Kategorie starten darf. Um in der einzigen alternativ möglichen Rennsport-Kategorie D nicht chancenlos zu sein, wird ein serienmäßiger Roadster nach allen Regeln der Kunst zum nur noch 970 Kilogramm wiegenden SLS abgespeckt. Die Motorleistung ist außerdem auf 173 kW (235 PS) gesteigert. Mit dem SLS gewinnt Paul O’Shea die amerikanische Sportwagenmeisterschaft in der Kategorie D mit deutlichem Vorsprung vor der Konkurrenz – nachdem er den Titel bereits 1955 und 1956 auf dem 300 SL „Gullwing“ geholt hat.
Technische Daten Mercedes-Benz 300 SLS (W 198)
Einsatz: 1957
Zylinder: 6/Reihe
Hubraum: 2.996 Kubikzentimeter
Leistung: 173 kW (235 PS)
Höchstgeschwindigkeit: 260 km/h
Zoute Grand Prix 2017: Der Markenbotschafter von Mercedes-Benz Classic
Jochen Mass
Geboren am 30. September 1946 in Dorfen bei Starnberg, Deutschland
Jochen Mass, ursprünglich gelernter Seemann, beginnt seine abwechslungsreiche Karriere im Motorsport 1968 mit Tourenwagen-Rennen für Alfa-Romeo und als Werksfahrer bei Ford in den Jahren 1970 bis 1975. In dieser Zeit gewinnt er 1972 die 24 Stunden von Spa-Francorchamps. Parallel dazu engagiert er sich in der Formel 2 (1973) und in 105 Grands Prix der Formel 1 (1973/74 mit Surtees; 1975 bis 1977 mit McLaren; 1978 mit ATS; 1979/80 mit Arrows; 1982 mit March). 1984 startet er auf Mercedes-Benz 500 SLC (C 107) bei der Rallye Paris–Dakar. Mit dem Titel des Deutschen Sportwagen-Meisters 1985 und seiner Tätigkeit als Werksfahrer bei Porsche bis 1987 im Gepäck wird er 1988 Werksfahrer im Team Sauber-Mercedes. Bis 1991 fährt er für dieses Team in der Gruppe C. Im neuen Silberpfeil, dem Sauber-Mercedes C 9, siegt Jochen Mass mit Manuel Reuter und Stanley Dickens beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans und schafft die Vizeweltmeisterschaft 1989. Drei Jahre später wechselt Mass in das Team-Management der DTM. Sir Stirling Moss beschreibt ihn als „ Seelenverwandten“ und als „einen Fahrer mit einem enormen Gefühl für Rennwagen und mit hohem Sachverstand, der mit der Renngeschichte aller Epochen vertraut ist“. Und so kommt es nicht von ungefähr, dass Jochen Mass heute für Mercedes-Benz bei historischen Veranstaltungen am Start ist. Ob im Silberpfeil W 125 oder im Mercedes-Benz SSK – Jochen Mass kennt und fährt sie alle.
Quelle: Daimler