Die E-Variante des GLA nennt Mercedes-Benz EQA und verspricht so nicht nur ein stilvolles und athletisches Auto, sondern auch absolute Alltagstauglichkeit. Wir haben uns die erste verfügbare Motorisierung als EQA 250 mit reinem Frontantrieb angesehen – im Fahrtest.
Der EQA stellt das Einstiegsmodell in die Produktfamilie der Submarke Mercedes-EQ dar und soll als kompakter Premium-SUV bewährte hohe Qualitätsansprüche befriedigen – und das zum Grundpreis (vor Abzug von Förderungen) von 47.540,50 Euro inkl. 19 % MwSt. Dabei besitzt das Modell bereits eine erweiterte Serienausstattung, u.a. mit Ambientebeleuchtung, EASY-Pack Heckklappe, Fernlicht-& Geschwindigkeitsassistent, Laderaum-Paket, sowie Rückfahrkamera.
Während man die Progressive-Line, u.a. mit 18“ Leichtmetallrädern und ARTICO-Sitzen in der Serienausstattung mitliefert, kostet die AMG Line 3.558,10 Euro – bzw. die Electric Art Line mit Felgen mit blauen Akzenten 940,10 Euro Aufpreis. Das typische Night-Paket steht für zusätzliche 505,75 Euro in der Preisliste.
Komplette fertige Ausstattungspakete erweiterten die Serienausstattung
Erstmals stehen komplette Ausstattungspakete zur Wahl, die aufeinander aufbauend unterschiedliche feste Ausstattungen mitbringen. Während im Advanced-Paket das Media-Display, Park-Paket und Spiegel-Paket sowie das Volldigitale Instrumenten-Display für 2.570,40 Euro enthalten ist, erweitert man diese Ausstattung zum Preis von 3.677,10 Euro mit dem Advanced Plus Paket um die Klimaautomatik, KEYLESS-GO Komfort-Paket sowie um ein kabelloses Ladesystem für mobile Endgeräte. Das Premium-Paket für 5.557,30 Euro erweitert die Ausstattung zusätzlich um das Burmester Surround Soundsystem, die 360 Grad Kamera sowie das Panorama-Schiebedach. Weitere Ausstattungen sind weiterhin einzeln individuell wählbar, was den Kaufpreis ab Werk dann auch problemlos bis nahezu 70.000 Euro bringen kann – wenn man will und jede Option entsprechend mitbestellt. Notwendig ist dies aber nicht, zumal man bereits mit der Grundausstattung bereits ein gut ausgestattetes Mercedes-Modell mit Elektroantrieb erhält, welches wir lediglich um einige wenige Punkte erweitern würden.
Identische Abmessungen, Tribut an das Akku Gewicht
Während der EQA die Grundmaße und größtenteils die Exterieur- & Interieurelemente übernimmt (abgesehen vom Blackpanel-Grill und der durchgehende Lichtleiste vorne + hinten), unterscheidet sich der Kompakt-SUV deutlich bei den technischen Daten sowie Gewichten. So liegt das Leergewicht des EQA bei stattlichen 2.040 kg, wobei die mögliche Zuladung bei 430 kg liegt. Der Verbrenner-Bruder liegt hier bei 1.540 kg und kann 100 kg mehr zuladen als der EQA. Die absolut geringste Bodenfreiheit beim Verbrenner mit 143 mm schlägt der EQA mit 154 mm – was sich optisch auch bemerkbar macht. Der Wendekreis mit 11,4 m bleibt hingegen identisch.
Interessant ist auch ein Vergleich hinsichtlich der Anhängekupplung. Während die Stützlast beim EQA mit 80 kg gleichauf mit dem Verbrenner liegt, kann das EQ-Modell gebremst nur 750 kg statt 1.600 kg ziehen. Unterschiede gibt es auch beim Gepäckvolumen: hier ist man mit 340-1.320 Liter beim EQA leicht eingeschränkter als mit 425 – 1.420 Liter beim normalen GLA. In der Praxis muss man hier effektiv auf die Lademöglichkeit unter dem Kofferraumboden verzichten, was aber verschmerzbar ist.
Die Spitzenleistung des EQA 250 liegt bei 140 kw / 190 PS (375 Nm Drehmoment), was einen Vergleich zum Benziner als GLA 200 mit 163 PS bzw. GLA 250 mit 224 PS schwieriger macht. Die Diesel-Variante des GLA 200 d mit 190 PS (320 Nm) lässt sich hier wohl besser damit vergleichen.
Bei der Reichweite verspricht man beim EQA mit dessen (netto nutzbarer) 66,5 kWh Batterie bestenfalls bis zu 426 km nach WLTP, wobei das Fahrzeug mittels Gleichstrom-Ladesystem mit bis zu 100 kW an Schnellladestationen in nur rund 30 Minuten von 10 auf 80 Prozent wieder aufgeladen werden kann.
Fahreindruck
Bei unserer ersten Testfahrt zeigte sich der EQA nicht großartig anders als sein Benziner-Pendant, mit dem er sich die flexible MFA2-Plattform teilt. Das uns bereitgestellte Fahrzeug in der Edition 1 stand (zu unserem Bedauern) zwar nicht auf den sonst typischen (und optisch ansprechenden) aerodynamischen Felgen in kupfer-matt, war aber dadurch mehr als reichlich ausgestattet. Unser Auge fiel aber zuerst auf das neue – und hintergrundbeleuchtete – Zierelement auf der Fahrerseite, dessen LEDs wir aber effektiv erst bei der ersten Tunneldurchfahrt bemerkten. Eine nette Idee also, aber mehr leider auch nicht.
Beschleunigung
In der Beschleunigung ist der EQA mit dessen Asynchron-Elektromotor (ASM) zeigte sich das Modell als ein durchaus flotter Kollege, bei dem man meist auch auf Landstraßen nicht großartig überlegen muss, ob man einen Überholvorgang startet – oder eben nicht. Für den Alltag ist das Fahrzeug vom Antrieb her für die Mehrzahl von Kunden mit ausreichender Antriebskraft ausgestattet. Wer dem Fahrzeug jedoch öfters mal die Maximalleistung abverlangt, dem sei aber hier bereits lieber zu Geduld geraten: hier empfiehlt sich klar die Wahl einer später verfügbaren 4MATIC Allradvariante des EQA, um unnötigen Reifenabrieb an der Vorderachse zu vermeiden.
Während die 100 km/h – Marke im EQA 250 mit dessen 140 kW – Maschine innerhalb von 8,9 Sekunden erreicht ist, läuft die Beschleunigung im dreistelligen Bereich dann jedoch spürbar langsamer und endet bereits bei 160 km/h. Im Hinblick auf die Effizienz und Reichweite mag diese eingebaute Einschränkung ab Werk durchaus Sinn ergeben.
Beim Verbrauch war bei unserer Testfahrt die Werksangabe von 17,7 kWh nicht in Reichweite. Trotz zahlreichen außergewöhnlichen Sprints blieb der Verbrauch aber trotzdem unterhalb von 20 kWh. Hat man seinen Gasfuß unter Kontrolle und nutzt die Fahrmodis mit den einstellbaren Rekuperationsstufen jedoch besser aus, ergibt sich sicherlich noch Einsparpotenzial. Wer möchte, kann das Fahrzeug – per Einstellung (über die Schaltpaddels im Modus D – -) sogar mit „One-Pedal“ fortbewegen – auf das Bremspedal kann somit nahezu verzichtet werden.
Bei den Windgeräuschen ist der neue EQA auf dem Niveau des GLA und zeigt sich somit gut gedämmt. Deutlich akustisch präsent beim EQ-Modell ist jedoch der Elektromotor, dessen typisches Summen je nach Fahrsituation im Innenraum deutlich in Form eines hochfrequentiertes Fiepens zu hören ist – aber nicht stört.
Mit aktivierter Navigation sorgt das System dazu, das die Fahrbatterie notfalls bereits unter der Fahrt vorgewärmt oder gekühlt wird, um beim geplanten Ladestopp möglichst bereits im idealen Temperaturfenster zu sein. So wird die Ladezeit optimiert, was die Dauer eines Boxenstopps und die Fahrzeit verkürzen kann.
Fahrwerk und Lenkung
Die Federung des EQA, der mit der mit optionalen adaptiven Verstelldämpfung ausgestattet war, zeigte sich bei unserer Fahrt über die Autobahn und vor allen über Landstraße im Schwarzwaldvorland durchaus straff ausgerichtet. Stärkere Unebenheiten wurden recht deutlich weitergeben. Rillen und Fugen überrollt der EQA hingegen leicht steif. Im „Sport“ Modus des Fahrwerks zeigt sich das Verhalten dann noch ein wenig gesteigert. In der Summe ist die Fahrwerksauslegung aber gut gewählt, zumal das Fahrwerk ein deutlich höheres Grundgewicht des Elektroautos stemmen muss, als es beim normalen GLA der Fall ist.
Positiv zeigte sich hingegen der fühlbar tief liegende Schwerpunkt des Fahrzeuges aufgrund der schweren Batterie. Bewegung im Aufbau war durch die höhere Bauart vorhanden, aber nicht deutlich ausgeprägt.
Nicht ganz gefallen hat uns hingegen die Lenkung, die gerade bzw. vor allen in der Mittelstellung für unsere Ansprüche doch ein wenig zu indirekt wirkte. Zwar setzt die Lenkung kleine Lenkimpulse wunschgemäß sofort um, aber gefühlt mit weniger Gefühl. Im Gesamtbild ist der Verbrenner-Bruder GLA da mehr ausgewogen.
Pro und Contra
- Netto-Preis unterhalb von 40.000 Euro ermöglicht volle E-Auto Förderung von 9.000 Euro
- Gute Platzverhältnisse im Innenraum vom konventionellen GLA
- Serienmäßige Wärmepumpe und „EcoAssist“ mit situationsgerechter Rekuperation
- „One-Pedal“-Drive im Rekuperationsmodus D – – möglich.
- Ein LED-Scheinwerfertyp, Multibeam LED nicht verfügbar.
- Routenführung des MBUX Systems mittels „Electric Intelligence“ unter Einberechnung von Topografie, Ladezeiten und Wetter
- Spitzenleistung beim Laden liegt sogar bei rund 105-110 kW
- Lenkung in Mittelstellung ein wenig zu indirekt
Fazit
Der EQA 250 ist ein gutes Einstiegsmodell in die Produktfamilie Mercedes-EQ und für den Alltag ein mehr als ausreichendes und flexibel nutzbares Basis-Fahrzeug mit guten Fahrleistungen. Der Basis-Motorisierung folgen später bekanntlich noch weitere Varianten – dann mit 4MATIC Allradantrieb mit zwei E-Motoren – sowie eine Variante mit einer Reichweite mit über 500 Kilometern WLTP (mittels Batterie mit veränderter Zellchemie). Wer elektrisch im Alltag unterwegs sein möchte, trifft mit dem EQA 250 mit Frontantrieb jedoch eine gute Wahl. Wer einen flotteren Fahrstil bevorzugt, ist mit einer kommenden 4MATIC-Variante mit Allradantrieb aber deutlich besser beraten.
Der EQA hat und kann im Grunde alles, was der GLA hat oder kann – nur gibt es eben keinen Verbrenner-, sondern einen E-Motor mit dessen Einschränkung hinsichtlich der Reichweite und Höchstgeschwindigkeit. Uns stört beides nicht.
Ausstattungsliste – EQA 250 zum Grundpreis von 47.540,50 €
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- Ausstattungspaket Edition 1 8.520,40 €
- Uni-Lack Polarweiß 249,90 €
- Premium-Paket 2.986,90 €
- Fahrassistenz-Paket 904,40 €
- Verstelldämpfung 1.178,10 €
- Fahrersitz elektrisch einstellbar mit Memory-Funktion 410,55 €
- Vordersitz rechts elektrisch verstellbar mit Memory-Funktion 339,15 €
- Sidebags im Fond 446,25 €
- URBAN GUARD Fahrzeugschutz Plus 761,60 €
- Scheibenwaschanlage beheizt 136,85 €
- MBUX Innovations-Paket 1.368,50 €
- Smartphone Integration 357,00 €
- Vorrüstung für digitale Schlüsselübergabe 59,50 €
- Konnektivitäts-Paket Navigation 119,00 €
- Umfeldbeleuchtung mit Projektion des Markenlogos 130,90 €
- Ladekabel für Haushaltssteckdose, 5m, glatt 285,60 €
- Gesamtfahrzeugpreis inkl. 19% MwSt.: 65.795,10 €
Bilder: MBpassion.de / Philipp Deppe