Bernd Mayländer ist einer der bekanntesten Rennfahrer Deutschlands, selbst wenn er seit einigen Jahren nicht mehr um Siege und Platzierungen kämpft. Seit dem Jahr 2000 steht er als Fahrer des Official Safety Cars in der FIA Formel 1 Weltmeisterschaft™ immer dann im Mittelpunkt, wenn es die Sicherheit auf den Rennstrecken in aller Welt erfordert. So trägt der Schwabe mit dem Mercedes-Benz AMG GT R – und seit 2021 auch mit einem Aston Martin – entscheidend dazu bei, das Risiko im Grand-Prix-Sport zu reduzieren.
„Wenn man meine Aufgabe in seiner ganzen Vielfalt betrachtet, habe ich tatsächlich meinen Traumjob gefunden“, sagt der Rennfahrer. Das ist nicht alles: Bernd Mayländer repräsentiert das Unternehmen als Markenbotschafter bei vielen Events wie etwa der 1000 Miglia in Italien oder bringt im Rahmen der AMG Driving Academy Besitzern schneller Fahrzeuge der Marke das sichere Fahren im Grenzbereich bei.
Das Safety Car: 390 Grands Prix werden es sein, bei denen Bernd Mayländer bis zu seinem Geburtstag am 29. Mai 2021 im Safety Car Platz nimmt. „Bei rund der Hälfte aller Einsätze bin ich ausgerückt“, schaut der Fahrer zurück. An den Rennsonntagen steht er auch bei Läufen der Formel 2, der Formel 3 oder dem Porsche Supercup für alle Fälle bereit. „Oft sitze ich ab 8.45 Uhr im Wagen. Vor dem Start des Formel-1-Rennens um 15 Uhr ist Zeit für maximal eine halbe Stunde Mittagspause“, gibt der Schorndorfer Einblicke in seinen Arbeitstag. Das Rennwochenende beginnt für ihn am Donnerstag mit einer Streckenbegehung zu Fuß, um sicherheitsrelevante Details wie Curbs oder Leitplanken in Augenschein zu nehmen. Später am Tag steht der Kurs dem Safety Car für eine Stunde exklusiv zur Verfügung. „So kann ich mich auf die Strecke einschießen“, sagt er.
Nah am Limit: Bei seinen Einsätzen fährt er mit viel Leidenschaft. Wenn die Rennwagen in einer Safety-Car-Phase wie an einer Perlenschnur hinter ihm aufgereiht sind, erhöht Mayländer das Tempo auf bis zu 98 Prozent der Möglichkeiten von Mann und Fahrzeug. Die großen Zeitunterschiede zwischen dem 430 kW (585 PS) starken Mercedes-AMG GT R und den noch deutlich leistungsfähigeren Formel-1-Rennwagen ergeben sich weniger bei der Höchstgeschwindigkeit als vielmehr beim Bremsen, Beschleunigen und über die Kurvengeschwindigkeiten. Im Durchschnitt aller Rennstrecken verliert der GT-Sportwagen im Vergleich zu einem Formel-1-Rennwagen auf jedem Kilometer sieben bis acht Sekunden. Sein außergewöhnlichster Einsatz ist gleichzeitig der längste der Grand-Prix-Geschichte: 4 Stunden, 39 Minuten und 39,537 Sekunden dauert das Rennen in Montreal, Kanada, am 12. Juni 2011 aufgrund zahlreicher Unterbrechungen. „Ich habe das Feld bei fünf Einsätzen 34 Runden lang angeführt, das sind 46,9 Prozent der gefahrenen Runden.“ Mercedes-Benz stellt das Safety Car in der Formel 1 seit 1996.
Die ersten Jahre: Nach ersten Erfahrungen am Steuer diverser Fahrzeuge auf dem Hof der elterlichen Getränkehandlung in Schorndorf drehen Horst Mayländer und sein Sohn Bernd ungezählte Runden auf einer Kartbahn am Lago Maggiore. An einem Rennen nehmen sie nie teil. Am Tag vor seinem 18. Geburtstag 1989 – und mit bereits bestandener Fahrprüfung – überlässt ihm der Vater im Rahmen einer Clubsportveranstaltung in Frankreich den eigenen Porsche 911 für erste Runden auf der Rennstrecke. Schon 1990 erhält Bernd Mayländer die C-Lizenz für Renneinsätze und startet 1991 in der Formel Ford. 1992 folgt eine erste Saison im Porsche Carrera Cup, den er 1994 als bis dahin jüngster Fahrer für sich entscheidet.
Mit Mercedes-Benz in die DTM: 1995 startet Bernd Mayländer in der DTM mit einer Mercedes-Benz C-Klasse des Teams Persson Motorsport und sammelt erste Punkte. Die Tourenwagensaison 1996 wird als ITC (International Touring Car Championship) ausgetragen. Der Nachwuchsfahrer beginnt die Saison bei Persson, steigt aber nach einem Ausscheidungsfahren gegen den Formel-1-Fahrer Gianni Morbidelli in das AMG Team auf. Viele Rennen beendet Mayländer mit guten Resultaten, allerdings wird die DTM/ITC nach dieser Saison vorübergehend eingestellt. Mercedes-Benz Motorsportchef Norbert Haug und AMG Chef Hans Werner Aufrecht führen das Team in die neue FIA-GT-Meisterschaft. 1997 gewinnen die Fahrer Bernd Schneider, Klaus Ludwig und Bernd Mayländer mit dem Mercedes-Benz CLK-GTR das 4-Stunden-Rennen von Zeltweg auf dem A1-Ring. Ende 1998 verlässt Mayländer das Team und siegt 2000 − neben vielen anderen Erfolgen mit einem Porsche 911 und den Partnern Uwe Alzen, Michael Bartels und Altfrid Heger − beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Im gleichen Jahr sichert er sich den Vizemeistertitel im Porsche Supercup.
Rückkehr in die DTM: Im zweiten Jahr der neuen DTM ist Bernd Mayländer 2001 wieder als Werksfahrer von Mercedes-Benz dabei. Zwar muss er nach gutem Saisonstart einige Wochen pausieren, weil er sich vor dem Rennen in Oschersleben bei einem allzu sportlich genommenen Fußweg einen Trümmerbruch an der rechten Ferse zugezogen hat, doch den Saisonabschluss am 7. Oktober 2001 auf dem Hockenheimring gewinnt er. „Der Rundenrekord für Tourenwagen auf dem alten Kurs gehört für alle Zeiten mir“, freut er sich. Einleuchtender Grund: Am Montag nach dem Sieg beginnt der Umbau der badischen Traditionsrennstrecke. Ende 2004 zieht sich Bernd Mayländer aus der DTM zurück und konzentriert sich auf seine neue Aufgabe als Safety-Car-Fahrer in der Formel 1 und die Rolle als Markenbotschafter von Mercedes-Benz.
Der Markenbotschafter: „Das ist eine vielfältige Aufgabe. Viel Spaß bereitet es mir zum Beispiel, die historischen Rennwagen von Mercedes-Benz zu fahren oder an der 1000 Miglia teilzunehmen“, sagt er. All seine Aufgaben zusammen in der Formel 1, als Mercedes Markenbotschafter und als Instruktor der AMG Driving Academy beanspruchen viel Zeit. „Seit 1999 bin ich an rund 35 Wochenenden pro Jahr nicht zu Hause“, sagt Mayländer. Doch dazwischen bleiben Tage und Wochen mit der Familie, an denen er sich sehr gern um die 2018 geborenen Zwillingsbuben kümmert. Einen Wunsch hat er auch mit 50: „Ich bin mir sicher, dass ich dem Motorsport noch viele Jahre erhalten bleiben werde. In welcher Form auch immer. Der Job macht mir immer noch genauso viel Spaß wie am ersten Tag.“
Quelle: Daimler AG