Daimler Truck entwickelt eine Lkw-Plattform, die sich perfekt für autonomes Fahren nach SAE Level 4 eignet, insbesondere aufgrund des redundanten Aufbaus der Systeme für maximale Sicherheit und Zuverlässigkeit.
Die vier Kernbereiche der redundanten Architektur von Daimler Trucks umfassen Bremsen, Lenkung, Stromversorgung und das Kommunikationsnetzwerk. Sollte eines der primären Systeme ausfallen, wird das Level 4-Fahrzeug in der Lage sein, das zu erkennen, zu bewerten und gegebenenfalls seine Backupsysteme einzusetzen. Sollte der Ausfall als kritisch für den Betrieb des Fahrzeugs eingestuft werden, folgt es einem Sicherheitsprotokoll und führt ein sogenanntes „Minimal-Risk-Maneuver“ aus, also bringt den Lkw zum sicheren Halt. Daimler Trucks Level 4-Fahrzeugplattform basiert auf dem Freightliner Cascadia und soll neue Maßstäbe in der Industrie setzen. Das einzigartige redundante Lkw-Chassis wird aktuell für Waymo Via entwickelt. Eine erste Version des Lkw wurde zur Integration des autonomen Fahrsystems Waymo Driver bereits ausgeliefert.
Dr. Peter Vaughan Schmidt, Leiter der Autonomous Technology Group von Daimler Truck: „Jedes intelligente autonome Fahrsystem benötigt ein starkes Fundament: Unsere Level 4 Fahrzeugplattform basierend auf dem Freightliner Cascadia eignet sich ideal für die Integration autonomer Software, Hardware und Rechnersysteme. Dank der Redundanz inklusive der Vielzahl an Sensoren kann unser Level-4-Truck signifikant dazu beitragen, die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen und kommen damit unserer Vision des unfallfreien Fahrens ein großes Stück näher.“
Redundanter Systemansatz
Für die Freightliner Cascadia-Variante für Waymo Via stehen bereits mehr als 1500 neue Anforderungen im Lastenheft. Beispielsweise verfügen moderne Druckluftbremssysteme über sogenannte Fail-Operational-Eigenschaften, besitzen also eine mechanische Redundanz. Daimler Trucks Level 4-Fahrzeuge weisen eine zusätzliche Ebene elektronischer Redundanz auf und nutzen dabei zwei Steuergeräte (ECU) – ein primäres und ein sekundäres System. Somit ist die volle Bremsleistung vorhanden, um ein sicheres „Minimal-Risk-Maneuver“ auszuführen, sollte eines der Systeme nicht korrekt funktionieren. Den selben Ansatz verfolgt man auch beim Lenksystem, das um zwei Servomotoren erweitert wurde. Im Falle einer elektronischen oder hydraulischen Fehlfunktion sendet das autonome System Signale an die Backup-Servolenkung, die den angeforderten Lenkwinkel schließlich umsetzt. Die ständige Kommunikation zwischen den Schlüsselsystemen ist essentiell und stellt sicher, dass keine Informationen zwischen den Controllern verloren gehen können. Daimler Truck hat ein sekundäres Kommunikationsnetzwerk für relevante Bauteile implementiert, die zudem die Anforderungen an Cybersicherheit erfüllen. Um den anspruchsvollen Stromverbrauch aller Steuergeräte und Sensoren eines autonomen Lkw zu erfüllen, wird ein zuverlässiges und belastbares Niedervoltstromnetz benötigt. Dieses hat Daimler Trucks North America (DTNA) intern entwickelt und stellt somit eine konstante Stromversorgung wichtiger Systeme sicher.
Auf Kundenbedürfnisse angepasst
In Kombination mit der Software von Drittanbietern ergibt der redundante Lkw ein Fahrzeug mit vollwertigen autonomen Fahrfunktionen nach SAE-Level 4. Daimler Truck arbeitet im Rahmen seiner Dual Track Strategy mit zwei starken Technologiepartnern zusammen: Waymo und Torc Robotics, die beide verschiedene Möglichkeiten zur Kommerzialisierung dieser Technologie möglich machen. Daimler Truck ist in der Lage, die Level 4 Lkw-Plattform an die Fahrspezifikationen der beiden Technologiepartner anzupassen.
Ideale Testbedingungen in den USA, Daimler Truck mit Marktführerschaft
Nach Angaben der US-Transportbehörde stieg die mit Lkw beförderte Gütermenge im letzten Jahrzehnt um 56 Prozent und soll sich in den nächsten 25 Jahren nahezu verdoppeln. Gleichzeitig gehen Experten der Logistikbranche davon aus, dass der bestehende Fahrermangel in den USA weiter zunehmen wird. Diese Entwicklungen werden den Bedarf an sicheren, zuverlässigen und effizienten Transportlösungen erhöhen – etwa durch autonome Lkw. Als Markt- und Innovationsführer innerhalb der Branche befindet sich DTNA in der idealen Position, die Entwicklung und Erprobung des autonomen Fahrens sicher voranzutreiben. Mit der Auslieferung einer ersten speziellen Version des Freightliner Cascadia auf Basis der redundanten Level 4-Fahrzeugplattforman an Waymo für die Integration des Waymo Driver, hat DTNA bereits einen wichtigen Meilenstein in Richtung Serienproduktion erreicht.
Die Autonomous Technology Group: Kompetenzzentrum für automatisiertes Fahren
Nach Daimler Trucks Ankündigung Anfang 2019, mehr als 500 Millionen Euro (rund 570 Millionen US-Dollar) in autonomes Fahren zu investieren, gründete der Lkw-Hersteller im Juni 2019 die Autonomous Technology Group als globale Organisation für automatisiertes Fahren und bündelt seine weltweiten Kompetenzen und Aktivitäten. Die zentralen Aufgaben der Einheit umfassen die Gesamtstrategie für automatisiertes Fahren und deren Umsetzung, einschließlich Forschung und Entwicklung sowie Aufbau der erforderlichen Infrastruktur samt Netzwerk für den operativen Fahrzeugeinsatz. Das Ziel ist autonome Lkw (SAE Level 4) bis Ende der Dekade in Serie auf die Straße zu bringen.
Daimler Truck, Pionier bei automatisierten Lkw
Daimler Truck ist der Pionier bei automatisiert fahrenden Lkw. 2014 präsentierte der weltweit führende Lkw-Hersteller den Mercedes-Benz Future Truck 2025, den weltweit ersten automatisierten Lkw, und demonstrierte als erster die technischen Möglichkeiten und das große Potenzial von automatisierten Lkw für Wirtschaft und Gesellschaft. 2015 erhielt Daimlers Freightliner Inspiration Truck die Straßenzulassung als erstes teilautomatisiertes Nutzfahrzeug überhaupt. Mit dem Active Drive Assist (Mercedes-Benz Actros, FUSO Super Great) und Detroit Assurance 5.0 mit Active Lane Assist (Freightliner Cascadia) ist Daimler Truck der erste Hersteller, der teilautomatisierte Fahrfunktionen (SAE-Level 2) in die Serienproduktion einführt.
Bilder: Daimler Truck GmbH