DRIVE PILOT Auslieferung doch noch 2023 in den USA

Mercedes‑Benz hat als weltweit erster Automobilhersteller die Zertifizierung für hochautomatisiertes Fahren nach SAE‑Level 3[1] für den US-amerikanischen Straßenverkehr im Bundesstaat Nevada erhalten. DRIVE PILOT setzt damit erneut Maßstäbe als das erste und einzige serienreife SAE‑Level‑3-System, welches für den Einsatz auf öffentlichen Freeways in den USA zugelassen ist. Das System für hochautomatisiertes Fahren erfüllt die Anforderungen der Nevada Chapter 482A für autonome Fahrzeuge. Es ermöglicht dem Fahrer unter bestimmten Bedingungen die dynamische Fahraufgabe an das Fahrzeug zu übergeben. Ziel ist es, DRIVE PILOT noch in diesem Jahr auch in Kalifornien einzuführen, sobald eine entsprechende Zertifizierung auch dort vorliegt. Die benötigten Zertifizierungsunterlagen hat Mercedes‑Benz bereits bei den zuständigen Behörden eingereicht. DRIVE PILOT wird auf dem US-Markt als Sonderausstattung[2] für die Modelle S‑Klasse und EQS im Modelljahr 2024 erhältlich sein. Die ersten Fahrzeuge werden im Laufe der zweiten Jahreshälfte 2023 an Kunden ausgeliefert werden.

DRIVE PILOT Auslieferung doch noch 2023 in den USA

„Zeit ist in der modernen Welt eines der kostbarsten Güter. Unseren Kunden Zeit zurückzugeben, ist daher ein Kernelement unserer Strategie, die begehrtesten Autos der Welt zu bauen. DRIVE PILOT bringt uns diesem Ziel einen großen Schritt näher und beweist einmal mehr, dass Innovationen und Pioniergeist Teil unserer DNA sind. Die Zertifizierung in Nevada markiert den Beginn der internationalen Markteinführung und damit den Beginn einer neuen Ära beim automatisierten Fahren.” so Markus Schäfer, Mitglied des Vorstands der Mercedes‑Benz Group AG, Chief Technology Officer, Entwicklung & Einkauf

DRIVE PILOT ist aktuell bis zu einer Geschwindigkeit von 60 km/h in Deutschland, respektive 40 mph in den USA aktivierbar. Die dafür notwendigen Bedienelemente befinden sich im Lenkradkranz, links und rechts oberhalb der Daumenmulden. Sobald die Voraussetzungen für das hochautomatisierte Fahren gegeben sind, zeigt das System die Verfügbarkeit auf diesen beiden DRIVE PILOT-Tasten im Lenkradkranz an. Nach Aktivierung regelt DRIVE PILOT Geschwindigkeit sowie Abstand und führt das Fahrzeug innerhalb der Spur. Streckenverlauf, Ereignisse auf der Strecke und Verkehrszeichen werden ausgewertet und berücksichtigt. Das System reagiert auch auf unerwartet auftretende Verkehrssituationen und bewältigt diese eigenständig etwa durch Ausweichmanöver innerhalb der Spur oder durch Bremsmanöver. „Das unerschütterliche Streben nach Innovation hat Mercedes‑Benz von Anfang an geleitet. Für uns alle ist es ein sehr stolzer Moment, als erster Automobilhersteller eine Zertifizierung für hochautomatisiertes Fahren nach SAE‑Level 3 auf dem US-Markt zu erhalten.” – so Dimitris Psillakis, Präsident und CEO von MBUSA.

DRIVE PILOT Auslieferung doch noch 2023 in den USA

LiDAR-Sensor und redundante Systemarchitektur

Sicherheit hat für Mercedes‑Benz oberste Priorität. Das gilt auch bei der Einführung eines Level 3‑Systems. Das schließt hohe Anforderungen an die Betriebssicherheit ein. DRIVE PILOT baut auf der Umfeldsensorik des Fahrassistenz-Pakets auf und umfasst zusätzliche Sensoren, die Mercedes‑Benz für einen sicheren Betrieb für unverzichtbar hält. Dazu gehören neben LiDAR auch Mikrofone und eine Kamera in der Heckscheibe zur Erkennung von Einsatzfahrzeugen, sowie ein Nässesensor im Radkasten. Ein mit DRIVE PILOT ausgestattetes Fahrzeug verfügt zudem über redundante Lenk- und Bremssysteme sowie ein redundantes Bordnetz, so dass es auch im unwahrscheinlichen Fall einer Störung manövrierfähig bleibt und DRIVE PILOT eine sichere Übergabe an die Fahrerin oder den Fahrer gewährleisten kann.

Falls die Fahrerin oder der Fahrer der Übernahme-Aufforderung beispielsweise wegen eines medizinischen Notfalls nicht nachkommen kann, leitet DRIVE PILOT nach zehn Sekunden zeitnah einen Nothalt ein und schaltet die Warnblinkanlage ein. Sobald das Fahrzeug zum Stillstand gekommen ist, wird das Mercedes‑Benz Notrufsystem aktiviert. Außerdem entriegelt das Fahrzeug Türen, um Ersthelferinnen und Ersthelfern den Zugang zum Innenraum zu erleichtern.

DRIVE PILOT Auslieferung doch noch 2023 in den USA

Hochpräzises Positionierungssystem

Der exakte Standort eines mit DRIVE PILOT ausgestatteten Mercedes‑Benz wird über ein hochpräzises Positionierungssystem ermittelt, das wesentlich leistungsfähiger ist als herkömmliche GPS-Systeme. Ergänzend zu den von LiDAR-, Kamera-, Radar- und Ultraschallsensoren erfassten Daten liefert eine digitale HD-Karte ein dreidimensionales Straßen- und Umgebungsbild mit Informationen zu Straßengeometrie, Streckeneigenschaften, Verkehrszeichen und besonderen Verkehrsereignissen (z. B. Unfälle oder Baustellen).

Diese hochpräzise Karte unterscheidet sich von Karten für reguläre Navigationsgeräte unter anderem durch ihre höhere Genauigkeit im Zentimeter- statt im Meterbereich und ihr detailliertes Kreuzungs- und Streckenmodell. Die Kartendaten werden in Backend-Rechenzentren gespeichert und ständig aktualisiert. Jedes Fahrzeug sichert zudem ein Abbild der Karteninformationen an Bord, vergleicht diese ständig mit den Backend-Daten und aktualisiert gegebenenfalls den lokalen Datensatz. Das alles ermöglicht eine stabile und exakte Positionierung durch eine von Faktoren wie Schatten oder verschmutztem Sensor unabhängige Darstellung der Umgebung.

Ein leistungsfähiger Chipsatz in einem zentralen Steuergerät stellt die notwendigen Softwarefunktionen für das hochautomatisierte Fahren bereit, während wichtige Algorithmen im Rahmen einer modernen Sicherheitsarchitektur redundant berechnet werden.

Hochautomatisiertes Fahren auf geeigneten Autobahn-Abschnitten bei hoher Verkehrsdichte

DRIVE PILOT ermöglicht es, bei hohem Verkehrsaufkommen oder Stausituationen auf geeigneten Autobahn-Abschnitten in Deutschland (bis 60 km/h) oder Freeway-Abschnitten in den USA (bis 40 mph) die Fahraufgabe unter bestimmten Bedingungen an das System zu übergeben. Die Fahrerin oder der Fahrer kann sich bei aktiviertem DRIVE PILOT von der Fahraufgabe abwenden und sich auf bestimmte Nebenaktivitäten[3] konzentrieren.

Mercedes‑Benz ist das weltweit erste Automobilunternehmen, das die anspruchsvollen gesetzlichen Anforderungen nach UN‑R157 für ein Level‑3-System erfüllt. Das deutsche Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hatte Ende 2021 dafür die Systemgenehmigung auf Basis der technischen Zulassungsvorschrift UN‑R157 erteilt und somit den Weg bereitet, grundsätzlich ein solches System international[4] anzubieten, sofern es die jeweiligen nationalen Gesetzgebungen erlauben. Das war der Startschuss für DRIVE PILOT, der in Deutschland seit Mai 2022 in S‑Klasse und EQS erhältlich ist.

DRIVE PILOT Auslieferung doch noch 2023 in den USA

Rechtssicher auf der Straße

Mercedes‑Benz sorgt dafür, dass die neue Technologie rechtssicher auf die Straße kommt. Im Entwicklungsprozess haben Ingenieure, Juristen, Compliance-Manager, Datenschützer und Experten für Ethik fachübergreifend als Team zusammengearbeitet.

Quelle/Bilder: Mercedes-Benz Group AG

[1]Die automatisierte Fahrfunktion übernimmt bestimmte Fahraufgaben. Dennoch ist weiterhin eine Fahrerin bzw. ein Fahrer notwendig. Sie bzw. er muss jederzeit bereit sein, die Kontrolle über das Fahrzeug zu übernehmen, wenn das Fahrzeug zum Eingriff auffordert.
[2] Für die Nutzung der Mercedes me connect Dienste müssen Sie sich eine Mercedes me ID anlegen und den Nutzungsbedingungen für die Mercedes me connect Dienste zustimmen.
[3] Welche Nebentätigkeiten der Fahrerin bzw. des Fahrers gesetzlich zulässig sind, hängt von den jeweiligen nationalen Straßenverkehrsvorschriften ab.
[4] ECE-Vertragsstaaten (57) inkl. Staaten der EU, GB, Japan, Korea, Australien

12 Kommentare
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Pano
1 Jahr zuvor

Gibt es valide Infos darüber wieviele S und EQS mit dem Drive Pilot geordert wurden und wie oft er aktiviert wird?
Grüße
Pano

Snoubort
Reply to  Pano
1 Jahr zuvor

Laut Spiegel gibt MB dazu keine Informationen preis.

Marc W.
1 Jahr zuvor

Faszinierende Technik. Aktuell zwar mit wirklich begrenztem Nutzen, aber ein unentbehrlicher Zwischenschritt auf dem Weg zur Vollautonomie. Selbst als Lustsommersonnenselbstfahrer erkenne ich Einzelfälle im Bedarf des Letzteren.
Wenn ich mir die fünf beteiligten Berufsgruppen so anschaue: nur in der mittleren wollte ich nie dabei sein 😉

Cornelius
Reply to  Marc W.
1 Jahr zuvor

Es fehlt noch die Beteiligung eines Pfarrers und eines Chief Equity Officers. Na gut, was nicht ist, kann ja noch kommen. Wir sind ja erst bei Level 3.

Snoubort
Reply to  Marc W.
1 Jahr zuvor

Dieser „Zwischenritt“ hat aber 0,0 mit den Techniken zu tun, die bei. voll-Autonomen eingesetzt werden.

Lackfarbe
1 Jahr zuvor

Es bleibt dabei,

gemessen an Verfügbarkeit und tatsächlich in der Gegenwart abrufbarer Funktionalität ist GM mt Supercruise noch immer der aktuelle Platzhirsch, gefolgt von Tesla und Bluecruise von Ford.

Alle anderen haben bislang nur unterschiedlich gute Abstandsregel-Tempomaten im Programm.

Pano
Reply to  Lackfarbe
1 Jahr zuvor

Die von Ihnen aufgeführten Systeme mögen gut sein, aber sie „nur“ Level 2.
Grüße
Pano

PupNacke
Reply to  Lackfarbe
1 Jahr zuvor

?
MB ist mit dem Drive Pilot in DE & Nevada zugelassen. Es ist glaube ich vor allem bei Tesla andersrum.
Und das letzte mal, als ich was von GM mit Supercruise (bspw. im Cadillac) gesehen habe, ist es aktuell nicht mehr bestellbar. Nur Bestandsfahrzeuge 🙂

Pano
Reply to  Lackfarbe
1 Jahr zuvor
Thomas
Reply to  Lackfarbe
1 Jahr zuvor

Nützt aber alles nichts, da man sich bei all diesen Systemen nie auf volle Funktion verlassen darf, und immer voll haftbar bleibt. All diese Systeme sind daher nicht dafür geeignet, die Aufmerksamkeit während der Fahrt etwas anderem zu widmen. Selbst wenn sie es technisch durchaus können. Falls dann doch etwas schief geht (siehe die Tunnelbremsung eines Tesla in SF mit anschließendem Auffahrunfall), ist man als Fahrer verantwortlich.
das MB System mag derzeit in engen Grenzen funktionieren, aber es ist derzeit das einzige, das mir legal erlaubt, am Telefon zu spielen oder in der Gegend zu träumen.

Zuletzt editiert am 1 Jahr zuvor von Thomas
Snoubort
Reply to  Thomas
1 Jahr zuvor

Sie sind die einzigen für Kunden erwerblichen, die das in sehr begrenzten Situationen und Orten dürfen. Ansonsten gibt es aber echte Robotaxis die Millionen von Kilometern völlig autonom in wirklich komplexen Fahrsituationen abspulen.