Mit dem neuen CLA stellt Mercedes-Benz ein Modell vor, das vollständig auf dem eigenen Betriebssystem MB.OS basiert. Damit verfolgt der Hersteller das Ziel, digitale Funktionen, Assistenzsysteme und Nutzerinteraktion über eine zentrale Plattform zu steuern. Das Fahrzeug markiert den Beginn einer neuen Strategie: Hardware und Software werden systematisch getrennt, wodurch sich neue Möglichkeiten in der Weiterentwicklung eröffnen.
MB.OS: Eigenes Betriebssystem als Steuerzentrale
Der CLA ist das erste Serienmodell, das auf dem Mercedes-Benz Operating System (MB.OS) basiert. Das Betriebssystem kontrolliert vier zentrale Bereiche: Infotainment, automatisiertes Fahren, Karosserie- und Komfortfunktionen sowie Fahr- und Ladeprozesse. Mit dieser Architektur lässt sich Software künftig unabhängig von der zugrunde liegenden Hardware aktualisieren oder erweitern.
Over-the-Air-Updates erstmals für gesamte Fahrzeugsoftware
Durch die Anbindung an Hochleistungsrechner und die Mercedes-Benz Intelligent Cloud sind Updates für das gesamte Fahrzeug – einschließlich Fahrassistenzsysteme – erstmals kabellos möglich. Die Softwarearchitektur erlaubt auch nach dem Fahrzeugkauf neue Funktionen, die digital freigeschaltet oder nachgerüstet werden können.
MBUX in neuer Version mit KI-Schnittstellen
Im CLA startet die vierte Generation des Infotainmentsystems MBUX. Es wurde an MB.OS angepasst und beinhaltet erstmals eine Schnittstelle zu generativer künstlicher Intelligenz von Google (Gemini) und Microsoft (ChatGPT). Der sogenannte MBUX Virtual Assistant kann komplexe Sprachdialoge führen, sich an vorherige Aussagen erinnern und auf Fragen im Stil internetbasierter KI-Agenten antworten.
Die Benutzeroberfläche wurde erweitert um Funktionen wie die frei konfigurierbare App-Ansicht, den sogenannten Zero Layer und eine überarbeitete Gestensteuerung. Auf dem Beifahrerdisplay sind während der Fahrt Anwendungen wie Videostreaming und Cloud-Gaming verfügbar. Der Fahrerbildschirm bleibt davon unberührt und nutzt Sicherheitsfunktionen wie Eye-Tracking zur Reduktion von Ablenkung.
MB.DRIVE: Assistenzsysteme in modularer Struktur
Mit MB.DRIVE führt Mercedes-Benz eine neue Bezeichnung für die Fahrassistenzsysteme ein. Die Fahrzeuge verfügen standardmäßig über Abstandstempomat und Umfeldsensorik mit Kamera-, Radar- und Ultraschallsystemen. Optional sind mehrere Assistenzstufen verfügbar:
- DRIVE ASSIST PLUS (geplant): erweiterte Abstandsregelung und automatisierter Spurwechsel
- DRIVE ASSIST (optional ab Markteinführung): umfasst Lenkassistenz und Spurwechselhilfe (SAE Level 2)
- DRIVE ASSIST PRO (ab 2025 in China, ab 2026 in den USA geplant): zusätzliche Sensorik für Funktionen im Stadtverkehr (SAE Level 2++)
Für das Parken stehen ebenfalls neue Systeme bereit, darunter DRIVE PARKING ASSIST mit erweiterten Erkennungsfunktionen und DRIVE PARKING ASSIST 360 mit neuen Kameraperspektiven und HMI-Darstellungen.
Navigation mit Google Maps und Electric Intelligence
Die Navigation im CLA basiert auf Google Maps und wird mit Mercedes-eigener Benutzeroberfläche kombiniert. Für elektrisch betriebene Varianten nutzt das System eine cloudbasierte Routenplanung mit dynamischer Anpassung an Fahrweise, Verkehrsfluss, Wetter und Topografie. Vorkonditionierung der Batterie für Schnellladevorgänge ist ebenso vorgesehen wie Ladepunktreservierungen an ausgewählten Stationen.
Zusätzliche Funktionen und Zugangssysteme
Mit KEYLESS-GO ist ein berührungsloser Fahrzeugzugang möglich. In bestimmten Märkten entriegelt und verriegelt sich das Fahrzeug automatisch bei Annäherung oder Entfernung des Schlüssels. Per Fußbewegung lässt sich der Kofferraum öffnen, sofern Handsfree Access aktiviert ist.
Einordnung
Der neue CLA bildet den Auftakt einer übergreifenden Systemarchitektur im Hause Mercedes-Benz. Mit MB.OS, modularen Assistenzsystemen und vernetztem Infotainment verfolgt der Hersteller das Ziel, Softwareintegration in den Mittelpunkt künftiger Fahrzeugentwicklung zu stellen. Dabei wird auf cloudbasierte Infrastruktur, KI-Integration und regelmäßige Online-Updates gesetzt. Die Umstellung auf eine Software-zentrierte Plattform verändert nicht nur die Nutzerschnittstelle, sondern auch die Anforderungen an Wartung, Updates und digitale Zusatzdienste.
Bilder: Mercedes-Benz Group AG