Der neue CLA Hybrid – warum der Kauf überlegt sein sollte

Mit dem neuen CLA erweitert Mercedes-Benz seine Kompaktklasse erneut um eine Hybridvariante. Neben den stark beworbenen vollelektrischen Versionen soll der CLA Hybrid jene Kundschaft abholen, die dem reinen Elektroantrieb noch skeptisch gegenübersteht. Technisch setzt Mercedes dabei auf einen aufgeladenen Vierzylinder-Benziner in Kombination mit elektrischer Unterstützung. Auf dem Papier klingt das nach einem zeitgemäßen Mittelweg – in der Praxis könnte sich der CLA Hybrid jedoch als Modell erweisen, das beim Kunden eher nicht zündet.

Ein Hybrid, der keiner sein will

Das grundlegende Problem des Fahrzeugs beginnt wohl beim Antriebskonzept selbst. Der CLA Hybrid ist dabei kein Plug-in-Hybrid mit nennenswerter elektrischer Reichweite, sondern ein System mit sehr begrenztem elektrischem Anteil. Rein elektrisches Fahren ist – wenn überhaupt – so nur in Ausnahmesituationen möglich. Der Elektromotor dient also primär als Unterstützung des Verbrenners, nicht als eigenständige Antriebsquelle. Für viele Kunden, die sich bewusst für einen Hybrid interessieren, ist das zu wenig. Wer elektrisches Fahren erleben will, greift eher zum EQ-CLA oder zu Plug-in-Hybriden anderer Hersteller. Wer beim Verbrenner bleiben möchte, sieht im Hybrid hingegen kaum einen echten Mehrwert. Und nebenbei: der 1.5 Liter Antrieb vom Typ M252 kommt aus den Produktionswerken von Geely aus China.

Durchschnittliches Fahrgefühl statt Premium-Erlebnis

Auch fahrdynamisch bleibt der CLA Hybrid so eher unauffällig. Das Zusammenspiel von Benzin- und Elektromotor wirkt zwar funktional, aber nicht besonders harmonisch – wie auch ersten Medien berichten. Gerade im Stadtverkehr sind Übergänge zwischen den Antriebsarten spürbar, das Ansprechverhalten bleibt stellenweise inkonsequent. Aber auch der Motorklang und Dröhnen unter Last wird als unangenehm empfunden. Für ein Fahrzeug mit Premium-Anspruch ist das problematisch, zumal dessen knapp 1,5 Liter Hubraum eher übersichtlich ist. Kunden erwarten hier nicht nur Effizienz, sondern auch ein souveränes, ausgereiftes Fahrerlebnis. Genau daran mangelt es dem CLA Hybrid im Vergleich zu überzeugenderen Hybridkonzepten am Markt.

Neben dem Klang hapert es bisweilen auch an der Abstimmung zwischen Verbrenner- und Elektromodus. Denn die Umschaltung ist mit kurzen Pausen nicht immer harmonisch“. – so Edison , “ Beim spontanen Leistungsabruf klappt das Zusammenspiel von Kupplungen und Hydraulik nicht immer flüssig. Gibt man Gas, dreht der Vierzylinder hörbar hoch, doch der Schub kommt zunächst ausschließlich vom Elektromotor. Der Verbrenner läuft zwar, ist aber noch nicht mit dem Getriebe verbunden“ – so das Handelsblatt. Die Automobil Revue schreibt dazu: „Das Auto klingt schneller, als es tatsächlich beschleunigt. Ein Effekt, der sich anfühlt, als würde der Antrieb erst einen Gedanken fassen, bevor er sich entscheidet.“ – und passend dazu geht es weiter: „..die Traditionalisten unter den Mercedes-Kunden dürften hier doch schwer schlucken.“

Hoher Preis, unklare Positionierung

Preislich bewegt sich der CLA Hybrid ab aktuell 43.931,23 Euro auf einem Niveau, das klare Argumente verlangt. Doch genau diese fehlen. Der Aufpreis gegenüber konventionellen Antrieben steht in keinem überzeugenden Verhältnis zu den tatsächlichen Verbrauchs- oder Komfortvorteilen trotz Gewichtsvorteil. Gleichzeitig rückt der Hybrid preislich nahe an den vollelektrischen CLA (ab 46.949,67 Euro) heran, der in Sachen Effizienz, Zukunftssicherheit und technischer Klarheit deutlich stärker aufgestellt ist. So bleibt der Hybrid zwischen zwei Welten stecken: zu teuer für ein „vernünftiges“ Kompaktfahrzeug, zu wenig konsequent für technikaffine Kunden.

Der neue CLA Hybrid - warum der Kauf überlegt sein sollte

Ein Antrieb aus der Übergangsphase

Strategisch wirkt der CLA Hybrid wie ein Produkt aus einer Übergangszeit. Während Mercedes-Benz öffentlich klar auf Elektromobilität setzt, scheint der Hybrid eher dazu zu dienen, zögerliche Kunden kurzfristig noch mitzunehmen. Das Ergebnis ist jedoch kein visionäres Konzept, sondern ein Kompromiss, der sich bereits heute etwas überholt anfühlt.  Gerade in einem Segment, in dem Kaufentscheidungen zunehmend auch von Zukunftsfähigkeit und technischer Klarheit abhängen, ist das ein Nachteil.

Interne Zweifel an der Standfestigkeit

Zusätzlich zu den konzeptionellen Schwächen gibt es laut unternehmensnahen Quellen interne Zweifel an der Haltbarkeit des neuen Antriebs. Demnach soll es bei Mercedes-eigenen Tests auf dem Motorenprüfstand sogar mehrfach zu überraschenden Ausfällen gekommen sein. Als besonders sensibel habe sich dabei offenbar der verbaute Turbolader erwiesen, der unter hoher thermischer und mechanischer Belastung wiederholt Probleme gezeigt haben soll.

Offiziell bestätigt sind und werden diese Informationen natürlich nicht. Dennoch werfen solche Infos Fragen auf – insbesondere bei einem Hybridantrieb, der konstruktionsbedingt ohnehin komplexer ist als ein klassischer Verbrenner. Für viele Käufer im Premium-Segment ist langfristige Zuverlässigkeit jedoch ein zentrales Entscheidungskriterium. Schon der Eindruck möglicher Schwächen kann das Vertrauen in ein neues Modell nachhaltig beeinträchtigen. Das Hybrid-Modell können wir so nicht empfehlen – möchten wir in der Gesamtheit aber nicht.

Der neue Mercedes-Benz CLA Hybrid ist kein schlechtes Auto – aber möglicherweise das falsche Fahrzeug zur falschen Zeit. Er bietet weder die Vorteile eines echten elektrischen Fahrzeugs noch die Einfachheit und Kosteneffizienz eines klassischen Verbrenners. Hinzu kommen Zweifel an der technischen Reife und der langfristigen Haltbarkeit des Antriebs. In einem Markt, der sich zunehmend klar positioniert, wirkt der CLA Hybrid eher orientierungslos. Für viele Kunden dürfte er daher eher eine Randerscheinung bleiben – ein Übergangsmodell, das weder emotional noch rational wirklich überzeugt. Wenn CLA, dann also in der rein elektrischen EQ Variante.

Bilder: Mercedes-Benz Group AG

3 Kommentare
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Hightechsilber
2 Stunden zuvor

Schade dass bisher wohl kein eigener realer Ersteindruck oder Fahrtest zustande gekommen ist (und in Folge dann nun nur Meinungen übernommen und weiterverbreitet werden)…
Offen und unvoreingenommen einen neuen Mercedes zu entdecken habe ich hier immer als ‚die‘ Stärke des Blogs wertgeschätzt…

Danke für die umfangreiche Fotogallerie mit vielen tollen Detailfotos… 😉

Zuletzt editiert am 2 Stunden zuvor von Hightechsilber
Swissbob
Reply to  Hightechsilber
1 Stunde zuvor

Wenn hier jemand mitliest, der Einfluss in der Presseabteilung von MB hat, steht es Ihm frei sich dafür einzusetzen dass MJ einen entsprechenden Testwagen erhält.

Ich bin überzeugt dass sich MJ den CLA Hybrid unvoreingenommen zur Gemüte führen würde.

Übrigens kann sich die MB Presseabteilung an der Zusammenarbeit von Bimmertoday mit der BMW Presse gerne eine Scheibe abschneiden.

Dr Alexander
Reply to  Swissbob
1 Stunde zuvor

Der Artikel ist kritisch aber völlig korrekt!

Verglichen mit der Lobhudelei und 1:1 Übernahme von Geschwafel der Presseabeilung ebenda kann es gerne so bleiben!