Der steinige und mühsame Weg zur Emanzipation von Frauen begann vor über 100 Jahren. Der Gleichheitsgrundsatz schreibt heute vor, dass Frauen die gleichen Rechte haben wie Männer. Vor allem in der Automobilbranche hält dieser Grundsatz nur langsam Einzug. Es ist eines der wenigen Gebiete, die Männer lange Zeit für sich beansprucht haben und das obwohl Frauen schon vor langer Zeit Autogeschichte geschrieben haben: Die Erste war Bertha Benz.
Ohne ihre Unterstützung und ohne ihre erste mutige Langstreckenfahrt, im Jahre 1888 – von Mannheim nach Pforzheim, hätte es womöglich keine Luxusmarke mit Stern gegeben. Bertha bewies damit die Verkehrstauglichkeit des Patent-Motorwagens ihres Mannes.
Anne d’Uzès ist ein weiteres Beispiel, sie hat als erste Person überhaupt, im Jahr 1898, die Führerscheinprüfung abgelegt. Der im Jahre 1900 von W. Maybach konstruierte Rennwagen, ist auch „weiblich“, denn das Fahrzeug wird nach der Tochter von E. Jellinek (Importeur von Daimler – Automobilen) benannt: Mercedes Jellinek!
1927 umrundet Clärenore Stinnes, als erster Mensch, mit einem Auto die Welt. Die mit 17 Rennsiegen bereits erfolgreichste Rennfahrerin Europas, beendet ihre Reise nach 2 Jahren und 1 Monat in Berlin. Die Auflistung lässt sich beliebig, bis in die heutige Zeit, fortsetzen.
Frauen sind einflussreichste Kundengruppe der Welt
Frauen sind die zur Zeit am schnellsten wachsende und einflussreichste Kundengruppe der Welt. Seit 2009 ist das Einkommen von Frauen um fünf Billionen Dollar auf 18 Billionen Dollar angestiegen. Das bedeutet auch mehr weibliche Mercedes-Benz Kunden: In China sind bereits 30 % unserer Kunden Frauen und in den USA sind es mehr als 40 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland lag der Anteil an weiblichen Mercedes-Benz Autokäufern im Jahr 2018 etwa bei einem Fünftel.
Das der Einfluss von Frauen steigt beweist auch die internationale Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young. Sie veröffentlichte Anfang des Jahres eine Studie, aus der hervor geht, dass der Anteil von Frauen in Führungspositionen immer schneller steigt. Dieses sieht man auch bei Daimler, denn bis 2020 will der Konzern einen 20-prozentigen Frauenanteil im Management erreicht haben.
Auf dem „Female Creators’ Day“ in Graz berichteten Frauen, aus den unterschiedlichsten Bereichen, von ihrer Arbeit bei Daimler und Mercedes-Benz. Sie sprachen von ihrem Führungsstil, ihrer Zusammenarbeit mit männlichen Kollegen und erfolgreichem Jobsharing, sowie der Möglichkeit eigene Ideen umzusetzen.
Unterschiede zwischen Mann und Frau wirken sich positiv auf Arbeitsprozesse aus
Sabine Scheunert (Leiterin des Digital- und IT-Bereich von Mercedes-Benz Cars) ist eine von ihnen: „Ja, ich glaube schon, dass es Unterschiede zwischen Mann und Frau gibt. Frauen haben jedoch oft eine andere Art, Dinge zu verbinden und Fragen zu stellen. Frauen bringen Sensibilität und Empathie in den Problemlösungsprozess. Das ist wichtig für den Fokus auf den Kunden. Und das ist ja genau das, was wir suchen, wenn wir von ‚diversen Teams‘ aus ganz unterschiedlichen Backgrounds sprechen: Ob es Gender ist oder ob es die Nationalitäten sind. Das Schöne daran ist, dass wir immer wieder geeint sind, wenn wir uns dann um die gleichen Fragestellungen der zukünftigen Mobilität kümmern. Und dann ist es tatsächlich egal, ob sie in Peking oder Shanghai, in London oder in Paris, die gleichen verstopften Straßen vorfinden. Und dann ist es schön zu sehen, wie Männer und Frauen aus den unterschiedlichen Ländern dann an der gleichen Problemstellung arbeiten.“ In ihrem Team hat sie einen Frauenanteil von 35 Prozent.
Kerstin Heiligenstetter (Head of She’s Mercedes): „Genauso wenig wie wir Männerautos bauen, bauen wir Frauenautos. Aber Frauen haben teilweise andere Kaufpräferenzen. Frauen bevorzugen Marken, Produkte und Services, die ihnen auch das Leben erleichtern, legen sehr viel Wert auf Sicherheit, auf Design, auf Funktionalität. Und das sehr stark in den Fokus zu rücken, das wollen wir mit ‚She’s Mercedes‘ erreichen. She’s Mercedes ist eine weltweite Initiative von Mercedes-Benz. Wir haben uns dem Ansatz verpflichtet, Frauen zu inspirieren, zu verbinden und zu bestärken. Bei dieser Plattform geht es darum, Frauen die Möglichkeit zu geben, sich mit anderen beruflich wie gesellschaftlich engagierten Frauen, weiblichen Führungskräften und Unternehmerinnen auszutauschen, neue Ideen zu entwickeln und zu vernetzen. Das She’s Mercedes Netzwerk zeichnet sich durch eine hohe Diversität aus, die Frauen von jung bis alt mit unterschiedlichem beruflichen Hintergrund umfasst.“
Adi Ofek (CEO Mercedes-Benz Research & Development Tel Aviv Ltd.): sagt, das Frauen von heute von Bertha Benz lernen – „Sie wusste, was zu tun war und tat es. Sie vertraute ihren Fähigkeiten. Sie war praktisch und einfallsreich. Sie war sich der benötigten Ressourcen bewusst und fand einen Weg, sie einzusetzen. Sie hatte eine großartige Vision und hat sie verwirklicht – ein zeitloses Vorbild für alle Frauen. Im Leben geht es ums Lernen. Um persönliche Entwicklung. Man lernt am meisten aus Fehlern. Es ist nicht entscheidend, was Dir passiert. Es geht darum, wie Du darauf reagierst. Jeder Mensch durchlebt Herausforderungen. Wenn ich meine bewältige, dann ganz bewusst und bis ich am Ziel bin. Was ich jungen Berufseinsteigerinnen mit auf den Weg geben möchte ist, kenne Deine Talente und Stärken und feiere sie. Stelle sicher, dass Deine Talente wahrgenommen werden. Die Leute werden Dir nur dann zuhören, wenn Du selbst an Dich glaubst! Sei mutig. Niemand kann jemandem im Weg stehen, der bereit für etwas Großes ist.“
Frauenanteil bei 19% im Konzern
Dr. Dirk Jacobs (Head of Global Diversity Office) ist überzeugt, dass eine höhere Frauenquote im Management bei Daimler von großer Bedeutung ist und setzt sich dafür ein, dass dies aktiv gefördert wird. Seit der Gründung des Global Diversity Office im Jahr 2005 ist Diversity Management integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie bei Daimler. Heute gibt es einen Frauenanteil von 19 Prozent bei leitenden Führungskräften bei Daimler. Im Konzern ist man überzeugt, dass vielfältige Teams innovativere Ideen und Produkte entwickeln. Wenn Menschen aus unterschiedlichen Kontexten zusammenarbeiten, steigern ihre verschiedenen Perspektiven die Kreativität. Es gilt mittlerweile als erwiesen, dass es einen starken Zusammenhang zwischen Vielfalt und der Produktivität eines Unternehmens gibt.
Yomi Abiola (Medienunternehmerin, Frauenmentorin, Vordenkerin und Teilnehmerin von She‘s Mercedes): „Ich betrachte es als meine Pflicht, die Welt dahingehend zu verändern, dass Inklusion und kulturelle Verständigung zu Eckpfeilern der Gesellschaft werden. Eine inklusive Gesellschaft bedeutet für mich, dass Frauen voll bestärkt und für ihre Beiträge wertgeschätzt werden. Die weitreichenden Mittel der Mode und Medien, nutze ich um einen sozialen Wandel herbeizuführen. Außerdem betrachte ich Hindernisse gerne als Chancen. Ich habe Hindernisse genutzt, um zu beurteilen, wo ich bin und wohin ich gehen will. Im Hinblick auf die Hindernisse, auf die ich gestoßen bin, bin ich immer noch der Meinung, dass dasjenige, das die meiste Zeit und die meiste innere Arbeit benötigt, die Neuerfindung ist.“
Auf dem „Female Creators‘ Day“ von Daimler in Graz zeigte sich, dass inzwischen auch Frauen großes Verständnis und Wissen in der einstigen Männerdomäne aufweisen. Der Konzern zeigt sich offen für neues und die Sichtweisen der Frauen führen zu einem Umdenken im Führungsbereich bei Daimler.
Bilder: Daimler AG