Vor 90 Jahren – genau am 22. Mai 1932 – gewann Manfred von Brauchitsch beim damaligen Avus-Rennen in Berlin auf einen Mercedes-Benz SSKL nicht nur, sondern stellte gleichzeitig mit 200 km/h einen Klassenweltrekord mit seiner „Gurke“ auf.
Bei diesem damaligen Rennen eingesetzte Variante des SSKL nutzte Mercedes-Benz eine stromlinienförmige Karosserie der damaligen Fellbacher Karosseriefirma Vetter, die Manfred von Brauchitsch aufgrund ihres Aussehens damals liebevoll „Gurke“ nannte. Das Fahrzeug war eine unlackierte und somit silberfarbene Stromlinienkarosserie und kam als zweckmäßiger Entwurf vom Maschinenbauingenieur Reinhard Freiherr von Koenig-Fachsenfeld. Die Karosserie selbst machte das Fahrzeug um rund 20 km/h schneller.
Hochleistungssportwagen Typ S
1927 entstand bei der Daimler-Benz AG der neue Hochleistungssportwagen Typ S. Dessen Grundlagen bilden die 1924 vom damaligen Chefkonstrukteur Ferdinand Porsche bei der DMG herausgebrachte Luxuslimousine Mercedes 24/100/140 PS sowie das 1926 davon abgeleitete Modell K. Der Mercedes-Benz Typ S richtet sich an vermögende Privatfahrer und aufgrund seines überragenden Potenzials auch an Rennteams. Seine Konstruktion folgt dem Prinzip, einen hubraumstarken Kompressormotor in ein robustes Chassis zu setzen. Entsprechend eindrucksvoll sind die Außenmaße der Fahrzeuge.
Aus dem Typ S (das Kürzel steht für „Sport“) entstehen 1928 die Hochleistungssportwagen SS („Super-Sport“) und SSK („Super-Sport-Kurz“), der SSK mit einem um 450 Millimeter auf 2.950 Millimeter verringerten Radstand. Wie zuvor der Typ S dominiert auch der SSK das internationale Renngeschehen.
SSKL mit 220 kW Leistung
Für die Saison 1931 verbessert Mercedes-Benz das Fahrzeug durch Erleichterungsmaßnahmen sowie eine auf 220 kW (300 PS) erhöhte Motorleistung – der SSKL war geboren. Wobei der Typ zunächst offiziell nicht so heißt, sondern weiterhin einfach SSK oder „SSK Modell 1931“. Die Bezeichnung „SSKL“ setzt sich erst allmählich durch. Der zusätzliche Buchstabe „L“ steht für „Leicht“, das Fahrzeug wiegt dazu 125 Kilogramm weniger als der SSK.
Beim damaligen Avus Rennen gingen zwei privat gemeldete SSKL an den Start. Sie wurden von Hans Stuck und Manfred von Brauchitch gefahren, denen das Werk in geringem Umfang technische Unterstützung gab. Von Brauchitschs Fahrzeug bekam dazu eine Motorüberholung sowie eine Hinterachse mit längerer Übersetzung – veranlasst hatte dies der eigentlich pausierende Rennleiter Alfred Neubauer, der ebenfalls vor Ort war und die Arbeiten überwachte und den Fahrern taktische Tipps gab. So ganz konnte Mercedes-Benz damals also nicht vom Geschehen lassen, obwohl die Motorsportaktivitäten beim Hersteller ruhten.
Bilder: Mercedes-Benz Group AG