Fünf neue Mercedes-Benz eActros 600 bei Spedition Nanno Janssen

 

Die Nanno Janssen Spedition aus Leer in Niedersachsen macht ernst mit der Elektromobilität. Der Mittelständler verzichtet künftig vollständig auf Diesel-Zugmaschinen – mit Ausnahme von Gefahrguttransporten. Der Wandel ist nicht nur ambitioniert, sondern auch beispielhaft. Erst kürzlich wurden fünf neue eActros 600 in in Wörth übernommen. 

Während viele Logistikunternehmen noch zögern, hat die Spedition Nanno Janssen längst genaue Fakten geschaffen: 27 der 75 firmeneigenen Lkw fahren nun bereits elektrisch. Bis Jahresende sollen es sogar 50 sein – also mehr als zwei Drittel des Fuhrparks. Neue Diesel-Trucks kommen nicht mehr infrage. Einzige Ausnahme: Transporte pyrotechnischer Stoffe der Gefahrgutklasse 1, die bislang kaum mit Elektro-Lkw erlaubt sind.

Klares Ziel statt halbherziger Umstieg

„Wir machen es nicht halbherzig“, sagt Nanno Janssen, 26, Assistent der Geschäftsführung und Mitglied der fünften Unternehmergeneration. Sein Einstieg vor drei Jahren markierte den Startpunkt des Umdenkens. Unterstützt durch das KsNI-Förderprogramm beantragte das Unternehmen zunächst 20 E-Lkw – es folgten weitere. „Die Entscheidung war richtig. Wir sammeln früh Erfahrungen im Fernverkehr und setzen die Fahrzeuge auf denselben Routen ein wie unsere Diesel-Flotte.“

Mit dem eActros 600 in die Zukunft

Ein Meilenstein: die Übernahme der ersten fünf Mercedes-Benz eActros 600 Mitte Juni im Werk Wörth. Der neue Schwerlast-Stromer überzeugt mit 621 kWh Batteriekapazität, hoher Effizienz und optimierter Aerodynamik dank der neuen ProCabin. „Der eActros 600 ist der neue Benchmark im Elektro-Truck-Bereich“, schwärmt Janssen.

Auf der Jungfernfahrt nach Leer – ohne Auflieger – verbrauchten die Fahrzeuge lediglich 60 kWh pro 100 Kilometer. Das Borddisplay zeigte eine Restreichweite von 1.000 Kilometern. Beim Zwischenstopp im Ladepark „Seed & Greet“ in Hilden testete das Fahrerteam gemeinsam mit E-Trucker-Youtuber Tobias Wagner die Ladeinfrastruktur – zur Freude vieler interessierter Zuschauer.

Schulungen, Begeisterung und neue Routinen

Bei der Fahrzeugübergabe erhielten die Fahrer eine intensive Schulung. „Gerade zu Beginn sind viele Fragen offen“, erklärt Thomas Schmitt, Leiter E-Mobilität bei Mercedes-Benz Trucks. „Je mehr Wissen, desto größer das Vertrauen – und der Nutzen.“ Die Rückmeldungen sind eindeutig: mehr Komfort, leisere Fahrweise, kein Schmutz beim Laden. Fahrer Tobias Wagner sagt es so: „Nach zwei Wochen will keiner zurück. Ich genieße jede Sekunde.“ Auf Youtube folgen ihm inzwischen rund 60.000 Menschen.

Laden mit System – unterwegs und am Heimathafen

Die E-Lkw sind überwiegend im bundesweiten Fernverkehr unterwegs – geladen wird an öffentlichen Schnellladesäulen. Weil Ladevorgänge nicht fernsteuerbar sind, nutzen die Fahrer verschiedene Apps, um Tarife und Ladezeiten individuell zu optimieren. Nachgeladen wird tagsüber in Pausen, vollgeladen meist über Nacht.

Zurück im Depot in Leer stehen 20 Ladepunkte mit jeweils 300 kW Leistung bereit – Teil eines neuen Ladeparks, der Maßstäbe setzt: 4 MW Netzleistung, 1,3 MW Batteriespeicher, 800 kWp Solaranlage. Bereits heute ist das System zukunftssicher dimensioniert – denn die meisten Lkw sind tagsüber ohnehin auf Tour.

Kosten, die sich rechnen

Trotz höherer Anschaffungskosten rechnet sich der Umstieg laut Janssen langfristig: „Die variablen Kosten sind deutlich niedriger. Ohne Förderung liegen die Gesamtkosten pro Kilometer etwa auf Diesel-Niveau.“

Vorreiter statt Mitläufer

Die Spedition Nanno Janssen zeigt, dass Elektromobilität im Schwerlastverkehr möglich ist – und wirtschaftlich. Mit mutiger Strategie, technologischer Kompetenz und praxisnaher Umsetzung wird das Familienunternehmen zur Blaupause für die Branche.

Bilder: Daimler Truck AG