Die Business-Limousine, die es auch quer drauf hat: der E 63 S 4MATIC+ im Fahrtest

Mercedes-AMG hat es erneut der schnellsten Business-Limousine mit Stern nicht nur mehr Technik, sondern auch noch mehr Motorleistung und mehr Drehmoment verpasst. Ab Frühjahr 2017 steht das neue E-Klasse Spitzenmodell – der neue Mercedes-AMG E 63 S 4MATIC+ mit 612 PS und 850 PS Nm – beim Händler. Wir konnten das neue Performance-Fahrzeug bereits rund um Faro sowie auf der Rennstrecke in Portimão selbst erleben.

E 63 der Generation 213 ab Frühjahr 2017 beim Händler
Für die neue Generation des E 63, den es wahlweise mit 571 PS und 750 Nm Drehmoment oder als S-Modell und dann mit 612 PS und 850 Nm Drehmoment geben wird, verpackt man in Affalterbach erneut neueste Technik in einem  Performance-Fahrzeug. Statt sich – wie bisher – mit maximal 585 PS und 800 Nm Drehmoment in der Vorgänger-Baureihe 212 zu begnügen, tritt der Nachfolger mit 1.950 kg Leergewicht (dabei maximal 575 kg Zuladung) mit maximal mit 612 PS und 850 Nm Drehmoment an (die bereits ab 2.500 u/min verfügbar sind).

Die wichtigsten Merkmale des modifizierten Motors des E 63 (S) sind dabei:

  • Twin-Scroll Turbolader mit getrennten Abgaskanälen
  • Kennfeldabhängige Abschaltung von 4 Zylindern bei Teillast
  • Alu-Kurbelgehäuse in Closed-Deck-Bauweise
  • Alu-Leichtbau-Schmiedekolben (Zylinderköpfe mit Zirkon legiert, was Hitze noch effizienter ableitet)
  • Zylinderlaufflächen mit NANOSLIDE-Technologie ausgekleidet (Eisen-Kohlenstoff)
  • Variabel einstellbare Ein- und Ausslassventile mit Natrium befüllt
  • elektronisch geregelte Kraftstoffversorgung, Druck regelt sich vollvariabel
  • Aktiv wassergekühltes Motorsteuergerät
  • dynamische Motorlager

Der 4 Liter V8 Motor mit „heißen Innen-V“ vom Typ M 177 ist bereits vom AMG GT (S) und C 63 (S) eine bekannte Motorisierung, verfügt in der E63-Variante „E40DEH LA AMG“  nun aber über 2 Twin-Scroll-Lader, modifizierte Kolben, sowie eine veränderte Luftansaugung. Parallel wurde die Ladeluftkühlung des Aggregats modifiziert und passend dazu die Motorsteuersoftware angepasst. Der Bohrung des Motors liegt übrigens bei 83,0 mm, der Hub bei 92,0 mm.

Beste Ausgangslage also für leidenschaftliche V8-Fahrer, die viel Wert auf Fahrdynamik legen, wobei das neue Allradmodell mit 4MATIC+ bereits in Serie zusätzlich über einen sogenannten „Driftmodus“ verfügt. Bestes also, , das auch in Zukunft die Fliegen an der Seitenscheibe hängen bleiben könnten.

Neu ist der Einsatz des AMG Speedshift MCT 9-Gang Sportgetriebe im E 63-Modell, welches gegenüber dem Vorgänger nun über 2 zusätzliche Gänge verfügt, aber auch weiterhin statt Drehmomentwandler eine nasse Anfahrkupplung erhält (Übersetzung Achsantrieb 3,06, Übersetzungen der 9 Gänge: 5,35/3,24/2,25/1,64/1,21/1,00/0,86/0,72/0,60/R1 4,80).

Neues Sportfahrwerk vorab bereits im C 63 Coupé im Einsatz
Das neue V8 AMG-Modell verfügt nun über ein neu entwickeltes Sportfahrwerk, dessen Hinterachse bereits vorab das neue C-Klasse 63 (S) Coupé erhalten hatte. Das Fahrwerk des E 63 verfügt über eigenständige Radträger, sowie erhält nun mehr Negativsturz. Gegenüber der Vorgängerbaureihe wurde die Steifigkeit – nach Werksangaben – um 30 Prozent erhöht, was man u.a. durch eine neu abgestimmte Elastokinematik sowie Sturzsteifigkeit und speziellen Gummilagern erreicht haben soll. Mittels DYNAMIC Select Schalter lässt sich auch weiterhin das gewünschte Fahrprogramm wählen, welches dann u.a. drei unterschiedliche Federraten bietet.

Wie bei den anderen AMG-Modellen verfügt der E 63 über ein mechanisches Sperrdifferenzial, wobei das S-Modell über ein schnelleres – elektronisch geregeltes – Differenzial verfügt.

Presse Fahrvorstellung Der neue Mercedes-AMG E 63 4MATIC+ Portimão 2016 Press Test Drive Mercedes-AMG E 63 Portimao 2016

Der Fahrtest im E 63 S 4MATIC+ mit 612 PS
Von der Performance des neuen Mercedes-AMG E 63 4MATIC+ zeigt sich die „Leistungssteigerung“ des Motors auf 612 PS (850 Nm Drehmoment) im Fahrtest jedoch deutlich. Mit Sprintwerten von 3.4 Sekunden auf 100 km/h, die der Hersteller bereits auf dem Datenblatt des S-Modells angibt, überzeugte das Fahrzeug bei uns bereits beim Fahrtest auf der Rennstrecke auch bei nassem Fahrbahnbelag. Die Motorisierung erzeugt für die Fahrzeuginsassen dabei einen derartigen Druck, den man so bislang nur ganz selten in Fahrzeugen mit Stern erleben konnte.

Die Vorteile des 4MATIC Antriebes, der dynamisch nun alle beide Achsen –je nach Situation – mit entsprechen Vortrieb versorgt, spielt nicht nur  bei trockener Strecke eine Rolle, sondern zeigt seine Vorzüge natürlich auch u.a. bei nassem Untergrund. Eine entsprechende Anzeige, welches Achse gerade mit welcher Leistung versorgt wird, suchten wir jedoch vergeblich. Apropo Anzeige: speziell für das AMG-Modell gibt es wenigstens ein neues Cockpit-Design mit digitaler Geschwindigkeitkeitsanzeige sowie großer „analogen“ Drehmomentanzeige.

Wenig nicken im Grenzbereich
Der E 63 S nickt besonders im Grenzbereich sehr wenig. Durch das Verhärten der Federn an beiden Achsen zeigt sich das Fahrzeug hier mit weniger Wank- und Nickbewegungen, welche bereits bei Vorgänger schon minimiert war. Durch den neuentwickelte Allradantrieb 4MATIC+ werden nun voll variabel die  Momente auf beide Achsen verteilt – und dabei je nach Fahrsituation neu berechnet. Der Drift-Mode wird zwar als „auf Knopfdruck verfügbar“ beworben,  benötigt dafür jedoch mehrere Punkte und Einstellungen, die wir uns für den Anfang zumindest erst einmal notieren mussten. Einfacher wurde jedoch das Aktivieren der RACE-Start-Funktion:  hier genötigt nur noch ein Druck auf die Bremse, um parallel das Fahrpedal zu betätigen – dann geht es innerhalb von 3.4 Sekunden auf die 100 km/h-Marke.

Der E 63 S 4MATIC+ reiht sich also gut in die Vorgängermodelle ein, wobei das Modell weiterhin ab Werk auf 250 km/h beschränkt ist. Optional erhält man mittels AMG Performance Package jedoch weiterhin die Freigabe auf maximal 300 km/h, wenn das Fahrzeug sicherlich noch weit höher sprinten könnte.

Unabhängig von der Beschleunigung kann man im neuen E 63 weiterhin klassisch unauffällig – zumindest für seine Verhältnisse – unterwegs sein, was auch durch die neue Abschaltung von 4 Zylinder im Halblastbereich noch ein wenig verbessert wird. Der Klang aus der Auspuffanlage der Topmotorisierung der neuen E-Klasse kann man zwar auf Wunsch nur ein wenig beschränken, mittels DYNAMIC SELECT kann das Fahrzeug jedoch im „C“-Fahrprogramm auch durchaus angenehm und weniger hart gefedert von A nach B bewegt werden. Eine Fahrt auf Langstrecke im E 63 S 4MATIC steht also nichts im Wege.

Ein Glanzstück des Fahrzeuges ist das neue 9-Gang Automatikgetriebe, welches besonders durch schnelle und geschmeidige Schaltsequenzen das Fahrgefühl hebt und mit der Kraftentfaltung des 4-Liter 8-Zylinders gut zurechtkommt. Die Schaltzeiten sind nahezu rapide kurz, das Ansprechverhalten auf Befehle des Fahrpedals zeigen sich dadurch bestens. Der richtige Gang beim 9G-Getriebe ist dem Piloten so sicher, – und das unabhängig der Fahrsituation.

Fazit:
Der E 63 S 4MATIC+ überzeugt wohl noch mehr, als der Vorgänger – dabei bietet das Fahrzeug nicht nur einen nahezu perfekten Allradantrieb, sondern zusätzlich noch einen serienmäßigen Drift-Mode – auch wenn die E-Klasse sich dadurch nicht zum perfekten Tracktool verwandelt.

Direkte Mängel konnten wir am Fahrzeug keine vorfinden – wenn auch das sportlichere Fahrgefühl sich bei uns eher im C-Klasse Coupé aus Affalterbach eingestellt hat. Die E-Klasse mit seinen satter PS-Ausstattung überzeugt jedoch durchaus bei der Beschleunigung und auf längeren Strecken. Ein Sprint auf der Rennstrecke – falls die Zielgruppe das überhaupt möchte – ist man jedoch trotzdessen gut ausgestattet.

Ach ja: Der Verbrauch von (kombiniert) 9.1 bis 8.8 Liter auf 100 km sahen wir übrigens lediglich am Datenblatt vermerkt,  bei uns war der Test-Verbrauch bereits weit im zweistelligen Bereich angekommen. Interessiert es die Käufer eines E 63 ? Wir denken, … wohl nicht.

Ausstattung des Testfahrzeuges:

Mercedes-AMG E 63 S 4MATIC+

  • Cavansitblau metallic
  • AMG-Leichtmetallräder 20 Zoll (VA: 265/35 ZR 20 99Y XL, HA: 295/30ZR20 101Y XL)
  • Leder NAPPA braun
  • MULTIBEAM LED
  • AMG-Sportfahrwerk auf Basis AIR BODY CONTROL
  • AMG-Hochleistungs-Bremsanlage
  • AMG Abgasanlage schaltbar
  • AMG Sperrdifferenzial elektronisch
  • AMG Zierelement in Glasfaser silber
  • AMG-Performance-Sitz
  • AMG-Performance-Lenkrad
  • Fahrassistenz-Paket
  • Head-up-Display
  • Widescreen-Cockpit
  • COMAND online
  • DAB Radio
  • Burmester Surround-Soundsystem
  • Kabelloses Ladesystem für mobile Geräte
  • Klimatisierungsautomatik THERMOTRONIC
  • KEYLESS-GO-Paket
  • Park-Paket
  • Spiegel-Paket
  • Diebstahlschutz-Paket
  • Akustik-Komfort-Paket
  • MEMORY-Paket
  • Fondsitzlehnen klappbar
  • Ablage-Paket
  • Media Interface Kabel-Kit
  • Tirefit

Details über den Preis sowie die Verkaufsfreigabe sind aktuell noch nicht bekannt, jedoch sollte das Modell als Limousine bereits im März 2017 beim Händler zu besichtigen sein. Das T-Modell folgt später.

Bilder: Walter Tillmann / Daimler AG / MBpassion

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Julius
7 Jahre zuvor

Danke für den Bericht.

Kann man jetzt endliche bei allen Interieurelementen die Mittelkonsole entsprechend anpassen ? Hatte ich bisher nur bei Carbon gesehen, eure Bilder zeigen jetzt zusätzlich das Glasfaser Design.

Die Farbe steht dem Auto überragend, das sollte Cavanasitblau sein ?

mehrzehdes
7 Jahre zuvor

„Neu ist der Einsatz des AMG Speedshift MCT 9-Gang Sportgetriebe im E 63-Modell, welches gegenüber dem Vorgänger nicht nur über 2 zusätzliche Gänge verfügt, sondern statt Drehmomentwandler nun durch eine nasse Anfahrkupplung ausgestattet ist“

der vorgänger hatte ebenso eine nasskupplung statt wandler. das war übrigens auch der grund, warum der e300 hybrid diese kupplung bekam: sie baute kürzer als der wandler und kompensierte im begrenzten bauraum den zusätzlichen längenbedarf der elektromotor-„scheibe“.

„speziell für das AMG-Modell gibt es wenigstens ein neues Cockpit-Design mit digitaler Geschwindigkeitkeitsanzeige sowie großer „analogen“ Drehmomentanzeige.“

das design mit digitaler geschwindigkeitsanzeige sowie großer „analoger“ drehzahl- -nicht drehmomentanzeige- gibt es als „progressiv“ in jeder e-klasse mit widescreen. die abwandlung des designs beschränkte sich offenbar darauf, die farbe der „sportlich“-variante zu nehmen und wie bei den anderen beiden instrumentendesigns amg-logos hinzuzufügen. interessant dabei ist, ob und wann wohl die bekannten codierer das in jeder e-klasse freischalten können.

Phil
7 Jahre zuvor

Falls es nicht eine Mär sein sollte, dass sich die entsprechende Klientel nicht für den Verbrauch interessiert, so sollten wir doch alle rasch umdenken, ökologisch wie ökonomisch. Ich für mein Teil weiß es zu schätzen, dass mein SL 500 Baujahr 2014 denselben Praxisverbrauch hat wie mein früherer SL 350 Baujahr 2003 mit 3,7 l Hubraum und nur 245 PS. Entsprechend hat es mich abgestoßen, dass auf ausgedehnten Probefahrten ein eingefahrenes S 63 AMG Cabrio unter vergleichbaren Bedingungen 7 l (dazu noch Super plus) mehr verbraucht hat als ein nagelneues S 500 Cabrio. So entscheidend mehr Power hatte der AMG dann auch wieder nicht zu bieten, dass es dies mir wert wäre. Bei der E-Klasse dürfte man diese Wahl leider nicht haben; der AMG wird wohl der einzige 8-Zylinder bleiben.

patrick
7 Jahre zuvor

„Das neue V8 AMG-Modell verfügt nun über ein neu entwickeltes Sportfahrwerk, dessen Hinterachse bereits vorab das neue C-Klasse 63 (S) Coupé erhalten hatte.“ Wie ist das zu verstehen? Das C63 Coupe hat doch kein Luftfahrwerk?

Sven
7 Jahre zuvor

So spannend und schön das Fahrzeug ausschaut: Auspuffblenden in der Heckschürze vor die Endrohe zu hängen ist bei einem Fahrzeug diese Preisklasse nur peinlich. Bei C-Klasse Fuhrparkdienstwagen mag das Argument Kosten etc. noch einleuchten, wer aber ein Auto für diesen Wert kauft, der sollte den Endschalldämpfer in der Heckschürze integriert erhalten, wie bei der Konkurrenz. Hier fehlt dem Produktmanagement offnebar einfach das Fingerspitzengefühl, was man dem Kunden/der Kundin zumuten kann.