Beim Festival of Speed 2018 in Goodwood lässt das Mercedes-Benz Classic Team aktuell die Silberpfeile über die Bergrennstrecke „fliegen“. Mit dabei sind dabei u.a. fünf legendäre Silberpfeile aus den Jahren 1934 bis 1939, pilotiert von u.a. Jochen Maas, Klaus Ludwig sowie Bernd Schneider.
Fünf legendäre Silberpfeile
Ein Mercedes-Benz W 25 aus dem Jahr 1934 steht für die Ursprünge der Silberpfeil-Tradition: Der W 25 mit 592 PS ist der erste Rennwagen von Mercedes-Benz für die ab dem Jahr 1934 geltende 750-Kilogramm-Formel. Der Legende nach entsteht seine silberne Farbgebung, weil die Mechaniker vor dem Eifelrennen auf dem Nürburgring über Nacht den weißen Lack abschleifen, um das Gewichtslimit einzuhalten. Der Mercedes-Benz W 125 stammt aus dem Jahr 1937. Auf diesem Fahrzeug wird Rudolf Caracciola Ende der Saison zum zweiten Mal nach 1935 Grand-Prix-Europameister.
W 25, W 154, W 165, W 196 R, W 196 S
Die letzte Entwicklungsstufe der Stuttgarter Grand-Prix-Rennwagen in den 1930er-Jahren ist der Mercedes-Benz 3-Liter-Formel-Rennwagen W 154 mit 453 PS. Er kommt 1938 und 1939 zum Einsatz. Das in Goodwood gezeigte Fahrzeug stammt von 1939. Einen besonderen Coup landet Mercedes-Benz im selben Jahr mit dem 1,5-Liter-Rennwagen W 165, der ausschließlich für den Großen Preis von Tripolis konstruiert wird. Die Premiere ist zugleich sein einziger Einsatz – das Rennen endet mit einem phänomenalen Doppelsieg für Mercedes-Benz. Die zweite Ära der Silberpfeile in der Mitte der 1950er-Jahre vertritt der Mercedes-Benz Formel-1-Rennwagen W 196 R mit frei stehenden Rädern aus dem Jahr 1955. Auf diesem Rennwagen wird Juan Manuel Fangio in den Jahren 1954 und 1955 Weltmeister.
Rennsport-Legenden in Bewegung
Eine weitere Rennsport-Legende ist der 300 SLR mit 302 PS , den Mercedes-Benz für die Sportwagen-Weltmeisterschaft 1955 aus dem erfolgreichen Formel-1-Rennwagen W 196 R entwickelt. Die Doppelsiege bei der Mille Miglia, beim Eifelrennen, beim Großen Preis von Schweden und der Targa Florio (Sizilien), der Dreifachsieg bei der Tourist Trophy in Irland und der Gewinn der Sportwagen-Weltmeisterschaft stellen die Überlegenheit des 300 SLR eindrucksvoll unter Beweis.
Mercedes-Benz CLK-LM aus dem Jahr 1998
Für die jüngere Motorsportgeschichte bringt Mercedes-Benz den CLK-LM und damit den Siegerwagen aus der Internationalen FIA-GT-Meisterschaft 1998 an den Start. Die jüngste Epoche des Motorsports repräsentiert vor Ort der F1 W05 Hybrid Formel 1 Wagen aus der Saison 2014.
Goodwood Festival of Speed 2018:
die Fahrzeuge von Mercedes-Benz Classic
Mercedes-Benz 750-Kilogramm-Formel-Rennwagen W 25 (1934)
Der W 25 ist der erste Mercedes-Benz Rennwagen für die ab 1934 gültige neue Grand-Prix-Formel. Das Fahrzeuggewicht ist ohne Betriebsstoffe und Reifen auf 750 Kilogramm begrenzt. So wollen die Organisatoren die Leistung der Rennwagen und damit die möglichen Höchstgeschwindigkeiten beschränken. Die Konstrukteure bei Mercedes-Benz setzen auf ein klassisches Fahrzeugkonzept mit vorn eingebautem Motor und angetriebenen Hinterrädern. Der Reihenachtzylinder hat anfänglich 3,4 Liter Hubraum und ist mit Kompressoraufladung ausgerüstet. Im Juni 1934 gewinnt Manfred von Brauchitsch gleich das erste Rennen des W 25 und begründet damit die einzigartige Erfolgsgeschichte der Silberpfeile. 1935 verhilft der W 25 Rudolf Caracciola zum Titelgewinn in der Europameisterschaft und 1936 immerhin zu zwei Grand-Prix-Siegen. Das ausgestellte Fahrzeug ist eine Rekonstruktion und wurde dem Siegerwagen des Eifelrennens von 1934 bis hin zu den Spuren des Renneinsatzes originalgetreu nachempfunden.
Technische Daten Mercedes-Benz W 25
Einsatz: 1934 bis 1936
Zylinder: 8/Reihe
Hubraum: 3.364 cm3
Höchstleistung: 260 kW (354 PS)
Höchstgeschwindigkeit: 280 km/h
Mercedes-Benz 750-Kilogramm-Formel-Rennwagen W 125 (1937)
Der Mercedes-Benz W 125 ist ebenfalls nach der 750-Kilogramm-Formel gebaut, die das Reglement der Grand-Prix-Rennwagen seit 1934 bestimmt. Nach dem für Mercedes-Benz weniger erfolgreichen Verlauf der Saison 1936 wird der W 125 von Grund auf neu entwickelt. Rudolf Uhlenhaut, der neu ernannte Technische Leiter der Rennabteilung, setzt für das Chassis auf ein revolutionäres Konzept mit weicher Federung und starker Dämpfung, und die Motorleistung wird auf bis zu 435 kW (592 PS) gesteigert. Mit großem Erfolg: Der W 125 gewinnt nicht nur seinen ersten Renneinsatz, den Großen Preis von Tripolis, sondern erzielt 1937 in zwölf internationalen Rennen sechs erste, neun zweite und sechs dritte Plätze. Noch bis Anfang der 1980er-Jahre gilt er als leistungsstärkster Wagen, der je in Grand-Prix-Rennen gestartet ist. Rudolf Caracciola gewinnt 1937 auf dem W 125 zum zweiten Mal die Europameisterschaft, aus der sich nach dem Zweiten Weltkrieg die heutige Formel-1-Weltmeisterschaft entwickelt.
Technische Daten Mercedes-Benz W 125
Einsatz: 1937 Zylinder: 8/Reihe
Hubraum: 5.663 cm3
Höchstleistung: 435 kW (592 PS)
Höchstgeschwindigkeit: 320 km/h
Mercedes-Benz 3-Liter-Formel-Rennwagen W 154 (1939)
Der W 154 ist die Antwort von Mercedes-Benz auf das neue Reglement, das 1938 für die Grand-Prix-Europameisterschaft in Kraft tritt. Als entscheidender technischer Faktor ist nun der Hubraum begrenzt: Maximal 3,0 Liter mit oder 4,5 Liter ohne Kompressor. Durch die Hubraumbeschränkung möchte der internationale Motorsportverband die Motorleistung und damit die Geschwindigkeit der Rennwagen reduzieren. Mercedes-Benz setzt erneut auf die bewährte Kompressoraufladung und entwickelt einen V12-Motor, der 333 kW (453 PS) bei 8.000/min leistet. Trotz nahezu halbiertem Hubraum ist der W 154 kaum weniger schnell als sein Vorgänger. Er gewinnt 1938 sechs der neun wichtigsten Rennen – darunter sind drei Dreifachsiege und ein Doppelsieg. Rudolf Caracciola gewinnt 1938 auf dem W 154 seinen dritten Europameistertitel. 1939 siegt der gründlich überarbeitete und leistungsgesteigerte W 154 in sieben Rennen fünfmal. Erfolgreichster Fahrer ist diesmal Hermann Lang, der vier der fünf Siege erringt.
Technische Daten Mercedes-Benz W 154
Einsatz: 1938 bis 1939
Zylinder: V12
Hubraum: 2.963 cm3
Leistung: 344 kW (468 PS)
Höchstgeschwindigkeit: rund 300 km/h
Mercedes-Benz 1,5-Liter-Rennwagen W 165 (1939)
Den W 165 entwickelt Mercedes-Benz für ein einziges Rennen – den Großen Preis von Tripolis in Libyen im Jahr 1939. Die Veranstalter haben dieses Rennen in der italienischen Kolonie nur für Fahrzeuge der Voiturette-Formel mit 1,5-Liter-Motor ausgeschrieben. Damit soll die deutsche Konkurrenz ausgebootet werden. Denn weder Mercedes-Benz (Tripolis-Sieger in den Jahren 1935, 1937 und 1938) noch die Auto Union (Sieger 1936) haben einen Rennwagen für diese Klasse. Doch die Stuttgarter Rennabteilung nimmt die Herausforderung an und baut in weniger als acht Monaten einen völlig neuen Monoposto für die 1,5-Liter-Formel. Zwei W 165 gehen am 7. Mai 1939 gegen die zahlenmäßig übermächtige Konkurrenz von 28 rot lackierten Alfa Romeo und Maserati Rennwagen an den Start und erzielen einen triumphalen Doppelsieg: Hermann Lang gewinnt das spektakuläre Wüstenrennen zum dritten Mal, Rudolf Caracciola wird Zweiter. Der schnellste italienische Wagen geht mit gut vier Minuten Rückstand auf die Silberpfeile durchs Ziel.
Technische Daten Mercedes-Benz W 165
Einsatz: 1939 Zylinder: V8
Hubraum: 1.493 cm3
Höchstleistung: 187 kW (254 PS)
Höchstgeschwindigkeit: 272 km/h
Mercedes-Benz W 125 Zwölfzylinder-Rekordwagen-Fahrgestell (1938)
Nach der für Mercedes-Benz nicht zufriedenstellenden Rekordwoche im Oktober 1937 wird der Mercedes-Benz Rekordwagen im Windkanal vermessen und grundlegend überarbeitet. Die Karosserie hat einen nochmals verbesserten, sensationell günstigen cW-Wert von nur 0,17. Möglich wird dies durch Umstellung auf Eiskühlung: Um auf den herkömmlichen Kühllufteinlass verzichten und damit den Luftwiderstand verringern zu können, wird vor den Kühler ein mit Eis und Wasser gefüllter Kasten von rund 100 Liter Inhalt montiert. Dadurch kann der Lufteinlass auf die für die Ansaugluft notwendige Größe reduziert werden. Der 5,6-Liter-Zwölfzylindermotor wird durch zwei Zusatz-Schiebervergaser auf ein Leistungsniveau von 562 kW (765 PS) gebracht. In diesem vollkommen neu entwickelten Rekordwagen fährt Rudolf Caracciola im Januar 1938 auf der Autobahn zwischen Frankfurt und Darmstadt 432,7 km/h. Dieser Weltrekord für die höchste Geschwindigkeit auf öffentlichen Straßen hat fast 80 Jahre lang Bestand.
Technische Daten Mercedes-Benz W 125 Zwölfzylinder-Rekordwagen
Einsatz: 1938
Zylinder: V12
Gesamthubraum: 5.577 cm3
Leistung: 562 kW (765 PS)
Höchstgeschwindigkeit: 437 km/h
Mercedes-Benz Rekordwagen T 80, Fahrgestell (1939)
Der T 80 geht auf den Rennfahrer Hans Stuck zurück, der 1936 schnellster Mann der Welt werden will. Er lässt von Ferdinand Porsche einen Rekordwagen konstruieren, der von Daimler-Benz gebaut wird und einen Mercedes-Benz Flugmotor als Antrieb nutzen soll. Für die Zielgeschwindigkeit von 600 bis 650 km/h wird ein Leistungsbedarf von 2.206 bis 2.574 kW (3.000 bis 3.500 PS) errechnet, den der noch in Entwicklung befindliche Flugmotor DB 603 abdecken soll. Den für Februar 1940 auf der Autobahn bei Dessau geplanten Rekordversuch verhindert der Zweite Weltkrieg. Der Rekordmotor wird demontiert und der Wagen eingelagert. Die Originalkarosserie mit ihrem Rohrrahmen-Unterbau ist seit langem im Mercedes-Benz Museum ausgestellt. Das originale Fahrgestell ist als eigenständiges Ausstellungsstück hier zum ersten Mal zugänglich. Um einen realistischen Eindruck zu vermitteln, ist es vom Mercedes-Benz Classic Center mit einem originalgetreu rekonstruierten Rohrrahmen und einem DB 603 Schnittmotor komplettiert worden.
Technische Daten Mercedes-Benz Rekordwagen T 80
Zylinder: V12
Hubraum: 44.522 cm3
Höchstleistung (geplant): 2.206 bis 2.574 kW (3.000 bis 3.500 PS)
Höchstgeschwindigkeit (geplant): 600 bis 650 km/h
Mercedes-Benz Formel-1-Rennwagen W 196 R (1955)
Mit dem W 196 R kehrt Mercedes-Benz 1954 nach 15 Jahren Unterbrechung in den Grand-Prix-Sport zurück. Der neue Formel-1-Wagen ist nach dem gerade erst in Kraft getretenen Reglement konstruiert, das maximal 2,5 Liter Hubraum vorschreibt. Gleich beim ersten Rennen am 4. Juli 1954 in Reims landen Juan Manuel Fangio und Karl Kling einen Doppelsieg. An den Start geht die futuristisch anmutende, für schnelle Rennstrecken konzipierte Version mit Stromlinienkarosserie. Bei den meisten Formel-1-Rennen der Jahre 1954 und 1955 kommt jedoch die Version mit frei stehenden Rädern zum Einsatz. Diese ist für kurvenreiche Strecken besser geeignet, weil der Fahrer die Vorderräder stets im Blick hat. Die Premiere dieser Variante beim Großen Preis von Europa auf dem Nürburgring im August 1954 endet ebenfalls mit einem Sieg von Juan Manuel Fangio. Der W 196 R erringt 1954 drei weitere Siege, im Folgejahr sogar sechs, und Fangio wird in beiden Jahren Formel-1-Weltmeister.
Technische Daten Mercedes-Benz Formel-1-Rennwagen W 196 R
Einsatz: 1954 bis 1955
Zylinder: 8/Reihe
Hubraum: 2.497 cm3
Leistung: 188 kW (256 PS) bis 213 kW (290 PS)
Höchstgeschwindigkeit: bis zu 300 km/h
Mercedes-Benz 300 SLR Rennsportwagen (W 196 S, 1955)
Den 300 SLR (W 196 S) entwickelt Mercedes-Benz für die Sportwagen-Weltmeisterschaft 1955 aus dem erfolgreichen Formel-1-Rennwagen W 196 R. Neben der zweisitzigen Karosserie besteht der Hauptunterschied im Motor: Der Rennsportwagen ist nicht an das Hubraumlimit der Formel 1 gebunden und wird von einer Dreiliter-Version des Reihenachtzylinders angetrieben, die keinen speziellen Rennkraftstoff benötigt, sondern mit regulärem Superbenzin läuft. Sein hohes Leistungspotenzial sowie seine Standfestigkeit und Zuverlässigkeit machen den 300 SLR seinen Konkurrenten weit überlegen. Nach dem bis heute nicht übertroffenen Rekordsieg von Stirling Moss und Denis Jenkinson bei der Mille Miglia 1955 – dem ersten Renneinsatz des 300 SLR – ist auch die weitere Bilanz mehr als beeindruckend: Doppelsiege beim Eifelrennen, beim Großen Preis von Schweden und der Targa Florio (Sizilien), Dreifachsieg bei der Tourist Trophy in Irland und Gewinn der Sportwagen-Weltmeisterschaft 1955.
Technische Daten Mercedes-Benz 300 SLR Rennsportwagen
Einsatz: 1955
Zylinder: 8/Reihe
Hubraum: 2.982 cm3
Leistung: 222 kW (302 PS)
Höchstgeschwindigkeit: über 300 km/h
Mercedes-Benz GT-Rennsportwagen CLK-LM (1998)
1997 lebt die Sportwagenszene mit der Einführung der FIA GT-Meisterschaft wieder auf. Für die neue Rennserie entwickeln Mercedes-Benz und AMG in nur 128 Tagen den CLK-GTR. Mit seinem 6-Liter-V12-Motor dominiert er die Saison 1997, gewinnt sechs von elf Rennen und erringt dabei vier Doppelsiege. Am Ende der Saison ist AMG-Mercedes Sieger der Teamwertung, und Bernd Schneider gewinnt die Fahrerwertung. Der weiterentwickelte CLK-LM mit einem 5-Liter-V8-Motor kommt ab Ende Juni 1998 anstelle des CLK-GTR zum Einsatz und beherrscht das Renngeschehen noch stärker als sein Vorgänger: Er gewinnt auf dem Hockenheimring nicht nur gleich seinen ersten Renneinsatz, sondern auch die folgenden sieben Rennen der Saison. Nach den beiden Siegen des CLK-GTR sichert diese Rekordleistung für AMG-Mercedes erneut den Gewinn der Teamwertung. Beim spannenden Finale in Laguna Seca, Kalifornien, gewinnt Klaus Ludwig zusammen mit dem Brasilianer Ricardo Zonta den Fahrertitel der FIA GT-Meisterschaft.
Technische Daten Mercedes-Benz GT-Rennsportwagen CLK-LM
Einsatz: 1998
Zylinder: V8
Hubraum: 4.986 cm3
Leistung: 441 kW (600 PS)
Höchstgeschwindigkeit: 360 km/h
Bilder: Daimler AG