Der Mercedes-Benz 320 der Baureihe W142 von 1937 – 1942

Im Februar 1937 zeigte mercedes-Benz erstmals den neuen Typ 320, den Nachfolger des 290. Das Fahrzeug kam vor allen wegen seiner höheren Leistung und Hubraums gut bei der Kundschaft an.

Der Nachfolger 320 des Typs 290 wurde von der Kundschaft vor allem wegen seiner höheren Leistung freudig aufgenommen – galten doch die 68 PS des 290 auch vor über 60 Jahren nicht als übertrieben üppige Motorisierung. Die Mehrleistung von 10 PS und der 10 % größere Hubraum des 320 rückten das Verhältnis von Leistung und Gewicht damals gar wieder in das rechte Maß, das dem sonst sehr harmonischen Vorgängermodell gefehlt hatte.

Die Erhöhung der Motorleistung auf 78 PS hatte eine umfangreiche Überarbeitung des 2,9-l-Triebwerks erforderlich gemacht. Bei unverändertem Hub wurde die Bohrung von 78 mm auf 82,5 mm vergrößert; der Hubraum erhöhte sich dadurch auf 3208 cm³. Es waren Zylinderköpfe mit unterschiedlichen Verdichtungen lieferbar, je nachdem ob reines Benzin oder ein Benzin-Benzolgemisch gefahren wurde. Die Kurbelwelle erhielt zur Erhöhung der Laufkultur 12 Gegengewichte. Für die Gemischaufbereitung sorgte ein Solex Doppel-Fallstromvergaser, der den Steigstromvergaser des Vorgängermodells ersetzte. Dem neuen 3,2-l-Sechszylinder wurde die interne Konstruktionsnummer M 142 zugeordnet. Anstelle des Schnellgang-Getriebes seines Vorgängers hatte der 320 ein reguläres Viergang-Schaltgetriebe mit direkt übersetztem vierten Gang erhalten.

Rahmen und Fahrwerk hatte man dabei weitgehend unverändert vom Typ 290 übernommen. Dementsprechend wurde auch der Typ 320 in zwei verschiedenen Radständen angeboten. Ähnlich wie bei den Mittelklasse-Modellen 200 und 230 war auch in der Oberklasse von Mercedes-Benz eine Verschiebung des Kundeninteresses von den kurzen zu den langen Varianten zu beobachten. Dieser Entwicklung wurde die Nomenklatur der beiden Varianten angepaßt. Wie bereits beim Typ 230, erhielt die Langversion nun auch beim 320 die einfache Typenbezeichnung ohne Zusatz, und bei beiden Modellen wurde die Variante mit kürzerem Radstand durch ein angehängtes „N“ in Groß- oder Kleinschreibung gekennzeichnet.

Die wichtigsten von außen wahrnehmbaren Unterschiede des 320 zum weitgehend ähnlich gestalteten Typ 290 waren die etwas weniger wuchtigen, erstmals mit Hörnern versehenen Stoßstangen und das modifizierte Kühlergesicht. Die Scheinwerfer hatten einen etwas kleineren Durchmesser und stärker gewölbte Gehäuse, die an gegossenen Füßen direkt im Kotflügel befestigt waren. Damit entfiel die markante verchromte Querstange vor dem Kühler.

In seiner opulenten Karosserieauswahl stand der Typ 320 (mit 3300 mm Radstand) seinem Vorgänger dabei in nichts nach. Lieferbar waren die 5-sitzige Limousine und die 7-sitzige Pullman-Limousine, beide auf Wunsch mit Schiebedach, die Stromlinienlimousine, die Cabriolets A, B, D und F, der offene Tourenwagen und der 2/3-sitzige Roadster, nicht zu vergessen das Fahrgestell. Das Cabriolet A hatte aufgrund seiner breiten und flachen Windschutzscheibe drei Scheibenwischer. Das Cabriolet B und die Stromlinien-Limousine wiesen als Besonderheit eine geteilte keilförmige Windschutzscheibe auf.

Beim 320 N hatte man das Karosserieangebot im Vergleich zum Vorgängermodell deutlich reduziert: Außer dem Fahrgestell gab es nur noch ein 2/3-sitziges Cabriolet A und ein sehr ähnliches, ebenfalls 2/3-sitziges Kombinations-Coupé, nach heutigen Begriffen nichts anderes als ein Cabriolet mit abnehmbarem Hardtop. Damit wurde die kurze Version zur sportlich-eleganten Variante der Baureihe, ähnlich wie sechs Jahre zuvor der Typ Mannheim 370 S. Ungeachtet seiner sehr schön gezeichneten Karosserien erfüllte der 320 N wohl nicht die in ihn gesetzten Erwartungen, denn in der Preisliste von Februar 1939 war er nicht mehr enthalten.

Bei den Varianten mit 3300 mm Radstand waren Anfang 1939 einige Modellpflegemaßnahmen zu verzeichnen. Der Hubraum des Motors wurde durch Aufbohren um 2,5 mm auf 3405 cm³ erhöht, im wesentlichen, um trotz nachlassender Benzinqualität die Motorleistung nicht reduzieren zu müssen. Die Typenbezeichnung 320 und die Konstruktionsnummern W 142 und M 142 wurden ungeachtet dieser Änderung beibehalten. Angesichts steigender Autobahnnutzung erhielt der Typ 320 serienmäßig ein zusätzliches Fernganggetriebe von ZF. Dieses bestand aus einem Planetengetriebe, das hinter dem regulären Viergang-Schaltgetriebe eingebaut war und die Motordrehzahl um 25 % reduzierte. Geschaltet wurde dieser Autobahngang durch einen separaten Schalthebel. Zum gleichen Zeitpunkt wurde ein Kühlwasser-Fernthermometer in den serienmäßigen Ausstattungsumfang übernommen. Neuerungen gab es auch auf dem Karosserie-Sektor: Die Stromlinien-Limousine wurde nicht mehr angeboten, und die Pullman-Limousine erhielt anstelle der Gepäckbrücke einen sogenannten „Anbaukoffer“. Dabei handelte es sich um einen organisch mit der Karosserierückwand verbundenen, fest angebauten Kofferraum. Das Cabriolet D präsentierte sich in leicht überarbeitetem Design mit einer keilförmigen, geteilten Windschutzscheibe.

Der Typ 320 wurde ab 1938 auch als Wehrmacht-Kübelwagen gebaut, zunächst – wie sein Vorgänger – mit kurzem Radstand und später mit dem langen Radstand von 3300 mm. In den Kübelsitzwagen war auch nach 1938 immer das normale Viergang-Getriebe ohne Ferngang eingebaut. Wegen des besonderen Einsatzspektrums dieser Variante und zum Ausgleich der 20-Zoll-Räder mit Geländereifen waren die ersten beiden Gänge und die Antriebsachse deutlich kürzer übersetzt als bei den regulären Serienfahrzeugen. Für die letzten in Kübelsitzwagen eingebauten Motoren wurde z.T. eine Leistung von 80 PS angegeben.

Trotz stärker gewordenem Wettbewerb in den Jahren 1937 bis 1940 hat der 320 seine Stellung im Marktsegment des großen bequemen Reisewagens halten können. Lediglich der Krieg verhinderte weitere Verkaufserfolge und höhere Produktionsstückzahlen. Der Typ 320 wurde in den Daimler-Benz Stammwerken Mannheim und Untertürkheim gebaut. Im September 1939 liefen in Mannheim die letzten Fahrzeuge vom Typ 320 vom Band, in Untertürkheim wurden sie bis November 1942 gebaut. Die Produktionsstatistik weist insgesamt 6861 Fahrzeuge aus, davon 1764 Kübelsitzwagen.

Bilder: Mercedes-Benz Group AG

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Jürgen
4 Monate zuvor

Der letzte echte Mercedes

Dr.med. Alexander
Reply to  Jürgen
4 Monate zuvor

Na ja, es gab auch danach noch einige „echte“. Was immer man darunter versteht?

D3P
Reply to  Dr.med. Alexander
4 Monate zuvor

War bestimmt auch etwas ironisch gemeint von Jürgen.

Jürgen
Reply to  Dr.med. Alexander
4 Monate zuvor

Ja, das war ein Witz
Schönen Sonntag

XRT 78
Reply to  Dr.med. Alexander
4 Monate zuvor

Nun ja, was der gute Jürgen eigentlich meinte, war, dass Mercedes damals noch zu 100 % in deutschem Besitz war. Ironie on.
.

Mittelgebirgler
4 Monate zuvor

Schönes Auto – echt

Ludwig Samereier
4 Monate zuvor

In einem W320 saß Reinhard Heydrich, der „Schlächter von Prag“, als er im Mai von 2 tschechen Fallschirmspringern angegriffen wurde. Die schrecklichen Folgen sind bekannt.

martin
Reply to  Ludwig Samereier
4 Monate zuvor

Leider ist die Marke Mercedes in allen möglichen Varianten ja schon immer bei Despoten , grössenwahnsinnigen Irren und Verbrechern in aller Welt beliebt gewesen und wird auch bis heute von solchen Typen gerne genutzt.
Allein: was kann da das Auto dafür?

Marc W.
Reply to  martin
4 Monate zuvor

Die Nennung von Personen unterstützt eine zeitliche Erinnerung/ Einordnung.
Bei den Namen Konrad, Rosemarie und Leonid kommen uns doch sofort die entsprechenden Modelle in den Kopf, nicht wahr ?
Allein bei „Helmut“ müssen es dann schon drei Typen sein 😉