Mercedes-Benz Werk Untertürkheim wird Drive Systems Campus

Mercedes-Benz richtet seinen Geschäftsbereich Mercedes-Benz Drive Systems und das Werk Stuttgart-Untertürkheim im Kontext der Ambition 2039 – den Weg des Unternehmens zur CO2-Neutralität – konsequent auf „Electric First“ aus. Mercedes-Benz untermauert damit seine im Oktober 2020 vorgestellte neue Strategie. Nach intensiven Verhandlungen einigten sich Geschäftsführung und Betriebsrat des Mercedes-Benz Werks Untertürkheim darauf, einen dreistelligen Millionenbetrag in die Transformation Untertürkheims zu investieren: den künftigen „Mercedes-Benz Drive Systems Campus„.

Mercedes-Benz Werk Untertürkheim wird Drive Systems Campus

Konzentration auf Forschung, Entwicklung und Produktionsanläufe

Der größte Standort im globalen Powertrain Produktionsverbund wird sich dabei auf Forschung, Entwicklung und Produktionsanläufe von Antriebssystemen konzentrieren. Die Vereinbarung stärkt die Rolle von Untertürkheim als Entwicklungs- und Qualifizierungs-Hub für Antriebstechnologien. Zusätzlich baut der Standort seine bereits breite Kompetenz im Bereich E-Mobilität mit einem Campus für elektrische und elektrifizierte Antriebe weiter aus. Eine neue Fabrik für die Kleinserienfertigung von künftigen Lithium-Ionen Batteriezellen und ein eigenes Battery Safety Lab ergänzen die bestehenden Forschungs-und Entwicklungsaktivitäten von Mercedes-Benz im Bereich Batterietechnologie. Das Unternehmen verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, der von der Grundlagenforschung und Entwicklung bis hin zur Fertigung von Batteriesystemen reicht.

Bei der Serienfertigung wird sich der Standort verstärkt auf elektrische Antriebskomponenten konzentrieren – Batterie- und elektrische Antriebssysteme, während die konventionelle Motoren-, Getriebe- und Komponentenfertigung schrittweise ausläuft, was sich auf Beschäftigungsprofile und -umfänge auswirken wird.

Mercedes-Benz Werk Untertürkheim wird Drive Systems Campus

Markus Schäfer, Mitglied des Vorstands der Daimler AG und Mercedes-Benz AG; verantwortlich für Daimler Konzernforschung und Mercedes-Benz Cars COO: „Mercedes-Benz geht konsequent den Weg zur CO2-Neutralität. Eine führende Rolle bei Elektrofahrzeugen zu übernehmen bedeutet, unsere eigene Forschung und Entwicklung zu stärken und mit globalen Technologiepartnern maximale Fortschritte zu erzielen. Ich bin fest davon überzeugt, dass in der Entwicklung und Produktion ein optimaler Zugang zu neuen Technologien und globalem Know-how sowie die Fokussierung des Kapitals auf CO2-neutrale Investitionen in Zukunft wichtiger denn je sein werden. Dies erfordert maximale Flexibilität und konsequentes Hinterfragen bestehender Strukturen. Die Transformationsphase in Richtung CO2-Neutralität bedeutet auch weitreichende Veränderungen in unserem Bereich der Antriebssysteme. Die Ausrichtung unseres Standorts Untertürkheim auf ‘Electric First‘ mit einem eigenen Campus für elektrische Antriebstechnologien ist ein wichtiger Eckpfeiler unserer Mercedes-EQ Produktinitiative. Ein klarer Schwerpunkt unserer Aktivitäten liegt auf der Forschung und Verfahrenstechnik der Batterie- und Zelltechnologie unter Berücksichtigung der gesamten Wertschöpfungskette.

Nachhaltige Transformation

Der Mercedes-Benz Drive Systems Campus ist ein entscheidender Entwicklungsschritt zur nachhaltigen Transformation des Standorts Untertürkheim. Gleichzeitig sind substanzielle Anpassungen an Produktionsprogramm und –prozessen erforderlich. In diesem Zusammenhang werden die bestehenden Kompetenzzentren umstrukturiert oder systematisch ausgebaut. Die enge Verzahnung von Forschung, Entwicklung und Produktion am Standort schafft wichtige Voraussetzungen für Synergien und stärkt mit einzigartigem Know-how die vertikale in-house Integration als wichtige Säule.

Mercedes-Benz Werk Untertürkheim wird Drive Systems Campus

Klarer Fokus auf Batterietechnologie und elektrische Antriebssysteme

Mit der Bündelung und Ausweitung seiner Batterieaktivitäten stärkt das Unternehmen sein Know-how im Bereich der E-Mobilität weiter. Am Standort sind bereits umfangreiche Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten verankert, wie das E-Technikum und das Zell-Technikum, in denen unter anderem Prototypen elektrischer Antriebssysteme (eATS) aufgebaut sowie Zelltechnologien erforscht und erprobt werden. Darüber hinaus sollen die heute am Standort Nabern angesiedelten Forschungs- und Entwicklungsumfänge im Bereich der Batterie, darunter verschiedene Prüfstände, künftig auf dem Campus verortet werden. Zudem sind weitere Investitionen in den Ausbau des heutigen Zell-Technikums geplant, um die gesamte Wertschöpfungskette der Batterietechnologie abbilden zu können. Neben der Grundlagenforschung, der Vorentwicklung und dem Design von Batteriezellen soll auch die serienreife Produzierbarkeit anhand einer neuen Fabrik zur Kleinserienfertigung von Lithium-Ionen-Batteriezellen ermöglicht werden. Diese soll 2023 in Betrieb gehen. Der Faktor Nachhaltigkeit, eine transparente Zellentwicklung bis hin zum Recycling, spielt dabei eine übergeordnete Rolle. Mercedes-Benz deckt damit das Feld der Batterietechnologie künftig am Standort Untertürkheim gesamtheitlich ab – bis hin zu Batteriesystemen, die am Standort hergestellt werden. Die Batteriefabrik im Werksteil Brühl wird ab 2022 Batterien für Plug-in-Hybridfahrzeuge fertigen. Schon ab diesem Jahr laufen in der Batteriefabrik im Werksteil Hedelfingen Batteriesysteme für das Mercedes-EQ Modell EQS – das vollelektrische Mitglied der S-Klasse-Familie – vom Band. Der EQS wird ab dem ersten Halbjahr 2021 in der rund 20 km entfernten Factory 56 in Sindelfingen gefertigt werden. Auch das Batteriesystem für den EQE wird in Hedelfingen produziert.

Das Unternehmen setzt zudem einen klaren Fokus auf die Entwicklung des hocheffizienten elektrischen Antriebssystems – die intelligente Kombination von Elektromotor, Batteriesystem, Leistungselektronik und Software – bis hin zur Serienreife inklusive Erprobung. Die nächste Generation von Elektromotoren wird in-house entwickelt, ausgestattet mit Wechselrichter und Hochvolt-Technologie. Die Fertigung und Montage von Teilen des elektrischen Antriebsstrangs (eATS) für künftige Fahrzeugmodelle der Marke Mercedes-EQ startet Ende 2024 und rundet das Produktportfolio der Batteriefabriken in Hedelfingen und Brühl ab. Die bisher geplanten Produktionsvolumina beim elektrischen Antriebsstrang werden sich dabei verdoppeln.

Mercedes-Benz Werk Untertürkheim wird Drive Systems Campus

Mittelfristige Veränderungen auf der Beschäftigungsseite !

Hinsichtlich der Serienproduktionsumfänge konventioneller Antriebe am Standort Untertürkheim wird sich Mercedes-Benz künftig noch mehr auf die Flexibilität des globalen Powertrain-Produktionsverbunds stützen. Neue Produktionsumfänge werden eingehend hinsichtlich Maximierung von Effizienz- und Rentabilität geprüft.

Auf der Beschäftigungsseite führt dies mittelfristig zu Veränderungen von Beschäftigungsprofilen, auf die das Unternehmen seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit gezielten Qualifizierungsmaßnahmen vorbereitet. Die Reduzierung der Serienproduktionsumfänge konventioneller Antriebe wird am Standort Untertürkheim auch zu personellen Anpassungen führen. Das Unternehmen bereitet sich mit verschiedenen Maßnahmen darauf vor. Die oberste Priorität ist, die strukturellen und personellen Anpassungen im Hinblick auf die betroffenen Arbeitsplätze sozialverträglich zu gestalten.

Quelle: Daimler AG

3 Kommentare
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Andreas
3 Jahre zuvor

„in-house“ – Entwicklung/Produktion 🙂
Das macht doch Mercedes aus und nicht der ‚clevere‘ einkauf von Komponenten.

Frank E.
3 Jahre zuvor

Vor allem, wenn man den Tesla-Ansatz sieht, was ja auch teilweise auf Hyundai übertragbar ist: Wenn es etwas nicht gibt, was es geben sollte, dann mache ich es halt selbst und suche nicht ewig bis ich einen gefunden habe, der mein Pflichtenheft verstanden hat.

Dieser immer stärkere Zukauf von Komponenten macht abhängig und beliebig. Leider wird beim „headcount“ für die Fixkostenreduzierung immer vergessen, dass der Kopf der Mitarbeiter nicht nur ne Hutablage ist, sondern diese mit ensprechenden Zukunftsperspektiven echt was reißen können.

Schön, dass man das nun zumindest im Ansatz mal verstanden hat.

Niklas
3 Jahre zuvor

Was ich bei dieser fast schon ideologischen Transformation zu 0-Emissionen nicht verstehe, ist dass synthetische Kraftstoffe nicht in dem gebotenen Maße gefördert werden.
Stichworte: Blue Crude oder eFuel
Alternativlos zu elektrisieren und dies als einzige Lösung parat zu haben, halte ich für falsch.