Die Aerodynamik des neuen Mercedes-AMG SL aus Affalterbach

Ein wesentlicher Entwicklungsschwerpunkt des neuen SL war eine hohe Aero-Effizienz. Das heißt ein perfekt ausgewogenes Verhältnis zwischen geringem Luftwiderstand und reduziertem Auftrieb. Hier profitiert der luxuriöse Roadster von der umfassenden Motorsport-Expertise von Mercedes-AMG. Die umfangreichen aktiven Aerodynamik-Elemente an Front und Heck sind nahtlos in das Exterieurdesign integriert. Weitere Detailmaßnahmen reduzieren den Luftwiderstandsbeiwert bis auf cw 0,31 – ein für offene Sportwagen sehr guter Wert. Die gute Aerodynamik reduziert den Verbrauch und stabilisiert das Fahrverhalten.

Die Aerodynamik des neuen Mercedes-AMG SL aus Affalterbach

Fahrstabilität, Luftwiderstand, Kühlung sowie Windgeräusche: Die Aerodynamik des SL erfüllt komplexe Anforderungen. Durch eine ausgewogene Aerobalance lassen sich kritische Fahrsituationen entschärfen, etwa bei einem plötzlichen Ausweichmanöver mit hohem Tempo. Gleichzeitig trägt sie zu leichterer Fahrbarkeit, hoher Effizienz und niedrigen Windgeräuschen bei.

Besondere Herausforderung bei einem Roadster ist es, die Aerobalance ausgewogen zu halten, ganz gleich, ob das Verdeck geöffnet oder geschlossen ist. Der Fahrzeugcharakter und die Fahreigenschaften sollen unverändert bleiben. Außerdem soll das Geräuschniveau nicht zu stark variieren, wenn abgesenkte Seitenscheiben oder der Einsatz eines Windschotts die Verhältnisse ändern.

Die Aerodynamik des neuen Mercedes-AMG SL aus Affalterbach

Die dreidimensional ausmodellierte Frontschürze mit Jet-Wing und Frontsplitter reduziert nicht nur den Auftrieb auf das gewünschte Maß, sie hilft auch bei der gezielten An- und Abströmung der Kühlmodule. Zusätzlich bewirkt die Kühlluftströmung aus den aerodynamisch ausgeformten Bremsluftkanälen eine gezielte Verbesserung der Bremsleistung. Der großflächig verkleidete Unterboden garantiert sowohl eine optimale Abluftströmung des Ölkühlers im Unterbodenbereich als auch eine effektive Anströmung des Heckdiffusors.

Luftregelsystem AIRPANEL erstmals zweiteilig

Ein weiteres technisches Highlight verbessert ebenfalls die Aerodynamik: das zweiteilige, aktive Luftregelsystem AIRPANEL. Der erste Teil operiert mit senkrechten Lamellen, die sich hinter der Kühlerverkleidung und dem unteren Lufteinlass in der Frontschürze verbergen. Der zweite Teil befindet sich hinter dem oberen Lufteinlass und hat horizontale Lamellen. Alle Lamellen werden elektronisch gesteuert und lassen sich mit Stellmotoren öffnen und schließen, um den Luftstrom bedarfsgerecht zu leiten und damit die Aeroperformance zu verbessern.

Normalerweise sind die Lamellen geschlossen – auch bei Höchstgeschwindigkeit. Diese Stellung reduziert den Luftwiderstand und ermöglicht es, die Luft gezielt in Richtung Unterboden zu lenken, um den vorderen Auftrieb weiter zu reduzieren. Erst wenn bestimmte Temperaturen an vordefinierten Komponenten erreicht sind und der Kühlluftbedarf besonders hoch ist, öffnen die Lamellen (der zweite Teil erst ab 180 km/h) und lassen maximale Kühlluft zu den Wärmetauschern strömen. Das erfordert eine hochintelligente und schnelle Regelung.

Die Aerodynamik des neuen Mercedes-AMG SL aus Affalterbach

Aktiver Heckspoiler mit intelligenter Betriebsstrategie

Das Gleiche gilt für eine weitere aktive Komponente der Aerodynamik: den nahtlos in die Fahrzeug-Silhouette integrierten, ausfahrbaren Heckspoiler. Er verändert seine Stellung je nach Fahrzustand. Dabei berücksichtigt die Steuerungssoftware zahlreiche Parameter: Sie bezieht die Fahrgeschwindigkeit, die Längs- und Querbeschleunigung und die Lenkgeschwindigkeit in die Berechnung ein.

Der Spoiler nimmt ab 80 km/h fünf unterschiedliche Winkelstellungen ein, um entweder die Fahrstabilität zu optimieren oder den Luftwiderstand zu verringern. Erkennt das System Fahrdynamik, bewegt sich der Spoiler in die steilste Position und gewährleistet so ein gleichermaßen dynamisches wie sicheres Fahrverhalten.

  • Stellung 0 (eingefahren), -11-Grad-Winkel, 0-80 km/h: Der vollständig in das Design des Heckdeckels integrierte Heckspoiler ermöglicht die cleane Optik im Stand und bei niedrigem Tempo. Die Verstellmechanik ist beim Parken vor Verschmutzungen oder Fremdkörpern geschützt.
  • Stellung 1, +6-Grad-Winkel, 80-140 km/h: In dieser Position weist der neue SL den geringsten Luftwiderstand auf (niedriger als in Stellung 0), für bestmögliche Effizienz und niedrigen Verbrauch.
  • Stellung 2, +11-Grad-Winkel, 140-160 km/h: optimaler Ausgleich zwischen geringem Luftwiderstand und Fahrstabilität ab mittlerer Fahrgeschwindigkeit
  • Stellung 3, +17-Grad-Winkel, 160 km/h-Vmax: optimaler Ausgleich zwischen geringem Luftwiderstand und Fahrstabilität bis zur Höchstgeschwindigkeit
  • Stellung 4, +22-Grad-Winkel, Dynamic Position, 120 km/h-Vmax, bei vom Fahrzeug erkanntem hochdynamischen Fahrbetrieb: maximale Querdynamik durch höchsten Abtrieb für beste Bodenhaftung. Gleichzeitig höchste Fahrstabilität. In diese Position kann der Spoiler auch unabhängig von der Fahrsituation ausfahren, wenn der Fahrer die Display-Taste am Lenkrad betätigt.

Ein Plus an Abtrieb und Effizienz: das optionale Aerodynamik-Paket

Dieses Paket schärft nicht nur die Optik: Größere Flics an den vorderen und hinteren Stoßfängern, ein größerer Heckdiffusor sowie ein aktives Aerodynamik-Profil im Unterboden vor dem Motor verbessern die aerodynamischen Eigenschaften erheblich – sowohl Abtrieb als auch Luftwiderstand. Dadurch verbessern sich die Fahreigenschaften bei hohen Geschwindigkeiten, besonders die Querbeschleunigung, die Fahrstabilität, die Bremsstabilität und die Effizienz. Die Geschwindigkeitsschwellen des Heckspoilers variieren mit dem Aerodynamikpaket. Dabei fährt der Heckspoiler bei Stellung 1 und 2 um 10 km/h früher aus und bietet eine Verbesserung der Balance mit einem steileren Winkel von 26,5 Grad in der Dynamic Position.

Die Aerodynamik des neuen Mercedes-AMG SL aus Affalterbach

Aktives Aerodynamik-Profil im Unterboden

Als Bestandteil des optionalen Aerodynamik-Pakets trägt das aktive Aerodynamik-Profil, das sich fast unsichtbar im Unterboden vor dem Motor verbirgt, maßgeblich zum verbesserten Fahrverhalten bei. Das nur rund zwei Kilogramm leichte Carbon-Element reagiert auf die Stellung der AMG DYNAMICS und fährt bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h in Basic/Advanced beziehungsweise 80 km/h in Pro/Master automatisch circa 40 Millimeter nach unten aus. Dies verändert den Luftstrom am Unterboden deutlich. Dadurch wird der sogenannte Venturi-Effekt erzeugt, der den Wagen zusätzlich an die Fahrbahn saugt und den Auftrieb an der Vorderachse bei 250 km/h um rund 50 Kilogramm reduziert. Dies spürt der Fahrer auch bei niedrigeren Geschwindigkeiten positiv in der Lenkung: Der SL lässt sich noch präziser in Kurven dirigieren und fährt noch spurstabiler. Besonders beim schnellen Einlenken und hoher Querbeschleunigung reagiert der Roadster deutlich agiler und bleibt stets leicht beherrschbar. Darüber hinaus wird der Luftwiderstandsbeiwert verbessert.

Fährt das elektrisch angetriebene Profil aus, öffnet sich gleichzeitig die Abluftöffnung des Motorkühlers im Bug und leitet die Luftströmung gezielt in Richtung des Heckdiffusors. Dieser wird somit optimal angeströmt. Das erhöht auch die Fahrstabilität der Hinterachse und reduziert das Temperaturniveau der Hotspots im Heckbereich. Gleichzeitig sorgen die aerodynamischen Raffinessen des neuen SL für eine optimierte Bremsenkühlung, indem die kalte Luft gezielt zu den Radschüsseln geleitet wird. Zum Schutz gegen Beschädigungen ist das aktive Bauteil federnd aufgehängt und kann daher bei Bodenwellen problemlos nach oben ausweichen.

Darüber hinaus verstärkt das aktive Element die Wirkung des aktiven Luftregelsystems AIRPANEL: Sind die beweglichen Jalousien geschlossen, wird der Auftrieb an der Vorderachse noch mehr reduziert. Das Aerodynamikprofil am Unterboden kann im Stand ausgefahren werden (um es zum Beispiel von Blättern zu reinigen) und wird dann beim Losfahren automatisch eingefahren. Beim Erreichen der Geschwindigkeitsschwelle fährt das Profil wieder automatisch aus.

Die Aerodynamik des neuen Mercedes-AMG SL aus Affalterbach

Aeroräder reduzieren Luftwiderstand und Gewicht

Für den SL steht außerdem eine Reihe aerodynamisch optimierter Leichtmetallräder mit 20 oder 21 Zoll Durchmesser zur Wahl, die mit weniger Verwirbelungen den Luftwiderstand reduzieren. Besonders ausgefeilt sind 20-Zoll-Räder mit Aeroringen aus Kunststoff, die Gewicht sparen.

Die niedrigen Windgeräusche des SL tragen einen erheblichen Teil zum Mercedes typischen Langstreckenkomfort bei. Effektive Dichtungssysteme und die ausgefeilte Aero-Akustik garantieren hohe Alltagstauglichkeit. Einen wichtigen Beitrag zur aktiven Sicherheit leistet die Schmutzfreihaltung von Außenspiegeln, Seitenscheiben und Heckscheibe.

Bilder: Mercedes-Benz AG

5 Kommentare
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Urs
3 Jahre zuvor

Schade, daß nirgendwo mal die Auftriebe für eine Konfiguration genannt werden.
Sieht aber nach echter Fleiß-Arbeit bei der Abstimmung der Komponenten aus.

A. Major
3 Jahre zuvor

Wo findet man die Produktionszahlen vom SL 231

FBrennecke
3 Jahre zuvor

CW Wert der R-Klasse w251 war bei 0,32 vor 15 Jahren. Das ist ja eigentlich ne Schrankwand dagegen. Sehe den Entwicklungsschritt da irgendwie nicht so.

MBinteressiert
3 Jahre zuvor

Wie hoch ist der CW-Wert dann bei geschlossenem Verdeck ? Ich finde immer nur die Angabe 0,31, die sich ja auf den offenen Zustand bezieht.