Mercedes-Benz Trucks liefert besonderen Schwerlast-Lkw aus

Mercedes-Benz Trucks hat einen speziell umgerüsteten Lkw für den Schwerlasttransport (SLT) an die Firma Viktor Baumann übergeben. Die maximale Anhängelast des neuen Arocs SLT 4463 AS 8×6 beträgt 1.000 Tonnen. Für den Transport solch besonders großer Lasten wird der Truck im Verbund mit mehreren gekoppelten Lkw fahren. Dabei kann das sogenannte Zuggesamtgewicht, das kombinierte Gewicht der Fahrzeuge und der Fracht, somit deutlich über 1.000 Tonnen liegen. Die Viktor Baumann GmbH ist auf solche Einsätze spezialisiert. Die Schwertransportfirma setzt den Spezial-Lkw in Zukunft unter anderem für den Transport von Transformatoren und Wärmetauschern ein.

Der Arocs SLT 4463 AS 8×6 ist gleichzeitig der einzige Allrad-Lkw der Baureihe Arocs mit einem breiten Fahrerhaus. Die nachgerüstete BigSpace Kabine ermöglicht einen Zwei-Mann-Betrieb während längerer Einsätze. Diesen wichtigen Schritt im Umbauprozess hat die Firma Paul Nutzfahrzeuge übernommen. Außerdem waren an der Umsetzung des Fahrzeugs der Mercedes-Benz Trucks Vertragspartner RKG TruckService, das Mercedes-Benz Werk Wörth und das Mercedes-Benz Umbauwerk Molsheim beteiligt.

Ronald Ott (Leiter Vertrieb Mercedes-Benz Trucks & Fuso Deutschland): „Heute übergeben wir ein Fahrzeug, das nach mehreren Monaten Umbauzeit neue Maßstäbe im Schwerlasttransport setzt. Dank der hervorragenden Zusammenarbeit aller beteiligten Partner sind wir sicher, dass dieser Schwerlast-Lkw auf ganzer Strecke überzeugen wird und dem Fahrer einen sehr komfortablen Arbeitsplatz bietet.“ – so Matthias Kirschner (Fuhrparkleiter bei Viktor Baumann): „Mit so einem Lkw im Fuhrpark gibt es quasi nichts mehr, was zu groß oder zu schwer für uns wäre. Die Umbaufirmen haben hier ganze Arbeit geleistet und alles möglich gemacht, was wir uns gewünscht haben.“

Ein besonderer Lkw für schwere Aufgaben

Bei den extremen Schwerlasteinsätzen der Firma Baumann ziehen zwei, drei oder mehr aneinandergekoppelte Lkw eine vielachsige Plattform, beispielsweise einen Tieflader oder eine Kesselbrücke, von vorne, während ein weiterer Lkw von hinten schiebt. Der neue Mercedes-Benz Arocs SLT 4463 AS 8×6 ist mit einer Anhängelast von bis zu 1.000 Tonnen an der Anhängerkupplung als letztes Zugfahrzeug und damit als Bindeglied zum Anhänger vorgesehen. Der Transport solcher Lasten ist beispielsweise notwendig, um schwere, nicht teilbare Güter wie beispielsweise Wärmetauscher oder Stromtransformatorenan ihren Bestimmungsort zu bringen.

Bereits ab Werk verfügte das Fahrzeug über einen verstärkten Rahmen und den passenden Antriebsstrang. Mit nachgerüsteter Vorlaufachse, eingebauten Schwerlastkupplungen vorne und hinten und der Schwerlastverschiebeeinrichtung wurden im Mercedes-Benz Lkw-Werk Molsheim die technischen Voraussetzungen für Einsätze im Schwerlastbereich geschaffen. Um mehr Druck auf die Räder zu bekommen und damit die Traktion zu erhöhen, montierte man beim niederbayerischen Sonderfahrzeugbauer Paul eine sogenannte Ballastpritsche von der Firma Greiner. Das Team aus Vilshofen an der Donau setzte auch den umfangreichen Umbau auf das breite Fahrerhaus um.

Übergabe an den Schwerlastspezialisten Viktor Baumann GmbH

Mitte Oktober 2023, ein knappes Jahr nach der Produktion des Ausgangsfahrzeugs, ist der speziell umgerüstete Lkw nach Wörth am Rhein zurückgekehrt. Pünktlich zur Übergabe haben Spezialisten vom TÜV das Sonderfahrzeug per Einzelabnahme nach §13 EG-FGV zugelassen. Das Fahrzeug ist damit direkt einsatzbereit und rollt nach der Übergabe auch gleich am Rhein entlang zum Unternehmenssitz von Viktor Baumann zwischen Bonn und Köln. Mit mehr als 130 Jahren Erfahrung zählt die Firma Baumann eigenen Angaben zufolge zu den führenden Schwerlastspezialisten in Deutschland. In der Baumann-Zentrale plant das Team anstehende Transporte bereits mit dem starken Neuzugang im Fuhrpark. Bevorstehende Streckenverläufe werden auf den Zentimeter genau berechnet, mit besonderem Augenmerk auf Schlüsselstellen wie Brücken, enge Kurven oder Steigungen. Sobald alle notwendigen Genehmigungen eingeholt sind, wird sich der neue, 625 PS starke Mercedes-Benz Arocs SLT 4463 AS 8×6 bald zum ersten Mal in einem bis zu über 1.000 Tonnen schweren Transportverbund nachts in Bewegung setzen.

Die Umbauschritte im Detail

Im größten Umbauwerk von Mercedes-Benz Trucks werden von der Geschäftsorganisation Mercedes-Benz Custom Tailored Trucks (CTT) Kundensonderwünsche realisiert. Im Werk im französischen Molsheim erhielt das Fahrzeug die Vorlaufachse mit Anfahrhilfe durch Entlastungssteuerung und wurde damit zum Vierachser 8×6. Außerdem wurden Sattelkupplung, Schwerlastverschiebeeinrichtung und die Schwerlastanhängevorrichtungen vorne, inklusive der Schwerlastkupplung Rockinger Typ 56e, und hinten, mit bei Bedarf montierbarer 1000-Tonnen-Anhängerkupplung Rockinger Typ RO58, nachgerüstet. Dazu kamen das SLT-Gestell hinter dem Fahrerhaus mit Zusatzkühlanlage, ein 900 Liter Kraftstofftank und die Hydraulikanlage für die Aufliegerlenkung. Nach etwa 14 Wochen waren die Voraussetzungen zur Schwerlastzugmaschine geschaffen und der Umbau in Molsheim abgeschlossen.

Die Firma Paul Nutzfahrzeuge GmbH kümmert sich als wichtiger Partner von Mercedes-Benz Trucks um den Aufbau und Umbau von Nutzfahrzeugen und liefert Lösungen für Sonderfahrzeuge. Beim Schwerlast-Lkw für Baumann ersetzte das Umbau-Team der Firma Paul das StreamSpace Fahrerhaus mit 2,3 Metern Breite durch das breite BigSpace Fahrerhaus mit 2,5 Metern Breite. Das neue Fahrerhaus hat einen kleinen Motortunnel von ca. 100 mm, um die zulässige Gesamthöhe von vier Metern nicht zu überschreiten. Zu diesem Zweck wurde das Fahrzeug vorne auch tiefergelegt. Durch den Fahrerhaustausch mussten sämtliche Innenausstattungen, wie Armaturenbrett, Bett oder Schubladen angepasst werden. Außerdem baute man bei Paul einen zusätzlichen Turm mit Staukisten hinter dem Fahrerhaus ein und montierte die Ballastpritsche. Insgesamt wurden von der Firma Paul ca. 9.500 Teile neu eingebaut, beziehungsweise ausgetauscht. Für diesen besonderen Auftrag wurden möglichst viele Mercedes-Benz Trucks Serienkomponenten verwendet, um den Charakter und die Eigenschaften eines Lkw mit Stern zu erhalten. Die Umsetzung dieser Umbauschritte dauerte etwa vier Monate.

Bilder: Mercedes-Benz Group AG

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
2 Kommentare
Älteste
Neueste Meist bewertet
Inline Feedbacks
Betrachte alle Kommentare:
martin
6 Monate zuvor

Klasse LKW.
Nur unverständlich warum man den LKW nach der Produktion in Wörth nnicht gleich nach Vilshofen gebracht hat.
Den Zwischenstep bei CTT in Molsheim hätte man sich sparen können wenn die mit dem Auftrag als solches überfordert waren.

Frank E.
Reply to  martin
6 Monate zuvor

Naja, jeder hat seine Kernkompetenzen. Der Standard-SLT wird eben in Wörth+Molsheim gebaut. Warum soll Paul das Rad neu erfinden, entwicklen, berechnen, parametrieren, testen, homologieren, … ?

Und CTT fängt übrigens schon in der Fabrik in Wörth an, nicht erst in Molsheim. Paul ist ja auch Umbaupartner im CTT-Netzwerk.

Die Zeiten mit „das machen wir halt etwas dicker, dann hält das schon“ sind leider vorbei. Klar hat früher auch ein Titan den SLT entwickelt – mit Werks-/CTT-Unterstützung. Für die Wüste geht das auch heute noch. Aber wenn Straßenzulassung und Schwertransport-Abnahme in der EU anstehen, braucht man heute eine Menge teurer Zerfifikate.