Der Mercedes-Benz 350 SE der Baureihe 116

Die Mercedes-Benz S-Klasse ist seit Jahrzehnten der Inbegriff von Luxus, Komfort und fortschrittlicher Technologie. Der 350 SE der Baureihe 116, der von 1972 bis 1980 produziert wurde, ist ein Paradebeispiel für diese Tradition. Als erste S-Klasse, die offiziell diesen Namen trug, setzte die Baureihe 116 neue Maßstäbe in der automobilen Oberklasse. In diesem Fahrtest werfen wir einen genauen Blick auf einen 350 SE mit blauer Lackierung, der mit seinem unverwechselbaren Stil und seiner soliden Technik auch heute noch begeistert.

Design und Verarbeitung

Bereits beim ersten Anblick fällt die klare, zeitlose Formensprache des 350 SE auf. Die klassische Linienführung mit der prägnanten, breiten Frontpartie und den markanten Doppelscheinwerfern verkörpert Eleganz und Präsenz. Besonders auffällig ist die tiefblaue Lackierung, die dem Fahrzeug eine edle und zugleich moderne Anmutung verleiht. Die Karosserie des W116 wirkt im Vergleich zu heutigen Fahrzeugen fast zierlich, ist aber dennoch großzügig proportioniert. Die breiten Chromstoßstangen und die dezenten Zierleisten unterstreichen den hochwertigen Eindruck.

Der Innenraum des 350 SE bietet ein beeindruckendes Raumgefühl. Die großzügige Verglasung sorgt für eine hervorragende Rundumsicht, und die Verwendung von edlen Materialien wie Holz, Leder und hochwertigem Kunststoff spiegelt den hohen Anspruch der Baureihe wider. Die Sitze sind nicht nur großzügig dimensioniert, sondern bieten auch auf langen Strecken einen hervorragenden Komfort. Die Verarbeitungsqualität ist auf gewohnt hohem Mercedes-Benz Niveau, mit akribischer Detailtreue und solider Haptik.

Motor und Fahrleistungen

Unter der Haube des 350 SE arbeitet der M116-Motor, ein 3,5-Liter-V8-Aggregat, das 200 PS leistet. Dieser Motor zeichnet sich durch seine Laufruhe und souveräne Kraftentfaltung aus. Im Leerlauf schnurrt der V8 fast unhörbar, doch beim Gasgeben entfaltet er einen sonoren Klang, der angenehm kraftvoll, aber nie aufdringlich wirkt.

Auf der Straße zeigt sich der 350 SE von seiner besten Seite. Die Leistungsentfaltung ist linear und ohne Überraschungen, was den Wagen besonders angenehm zu fahren macht. Der 350 SE beschleunigt in 10,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h, was für einen Wagen seiner Größe und seines Alters durchaus respektabel ist. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 205 km/h, was für die damalige Zeit beeindruckend war.

Besonders hervorzuheben ist die 3-Stufen-Automatik, die in dieser Baureihe zum Einsatz kommt. Diese Automatikgetriebe wechselt die Gänge sanft und zuverlässig, wobei die Gangwechsel spürbar, aber nicht störend erfolgen. Die 3-Gang-Automatik mag aus heutiger Sicht etwas veraltet wirken, doch in Kombination mit dem V8-Motor sorgt sie für eine harmonische Kraftübertragung, die besonders auf langen Autobahnetappen ihre Stärken ausspielt. Der durchschnittliche Verbrauch liegt bei etwa 13 Litern Super Benzin auf 100 Kilometer, was für ein Fahrzeug dieser Leistungsklasse und aus dieser Ära durchaus angemessen ist.

Von dieser Motorisierung, dem 3,5-Liter-M116, wurden insgesamt 51.100 Einheiten produziert, was sie zu einer recht verbreiteten Variante innerhalb der Baureihe 116 macht.

Fahrverhalten und Komfort

Der 350 SE ist ein Fahrzeug, das für den Langstreckeneinsatz prädestiniert ist. Auf der Autobahn gleitet er mit beeindruckender Stabilität und Gelassenheit dahin. Wind- und Motorengeräusche sind selbst bei hohen Geschwindigkeiten minimal, was zu einem entspannten Fahrerlebnis beiträgt.

In Kurven verhält sich der 350 SE neutral und sicher. Zwar spürt man das hohe Fahrzeuggewicht, doch die gut abgestimmte Lenkung und das ausgeglichene Fahrwerk sorgen für eine angenehme Rückmeldung und ein sicheres Fahrgefühl. Die Bremsanlage arbeitet zuverlässig und lässt sich gut dosieren, auch wenn der Bremsweg etwas länger ausfällt als bei modernen Fahrzeugen.

Sicherheit und Innovationen

Die Baureihe 116 war die erste S-Klasse, die umfangreiche Sicherheitsmerkmale bot. So verfügte der 350 SE über eine Sicherheitsfahrgastzelle mit Knautschzonen, was damals eine bahnbrechende Innovation war. Auch das Antiblockiersystem (ABS) wurde erstmals in dieser Baureihe angeboten, was die aktive Sicherheit deutlich erhöhte. Im Innenraum tragen Sicherheitsgurte an allen Sitzplätzen, Kopfstützen und eine energieabsorbierende Lenksäule zur Sicherheit bei. Diese Maßnahmen machten die S-Klasse zu einem der sichersten Fahrzeuge ihrer Zeit.

Preisentwicklung

Der 350 SE wurde 1972 zu einem Neupreis von 28.900 DM angeboten. Im Laufe der Jahre stieg der Preis aufgrund von Inflation, technischen Verbesserungen und anderen Faktoren auf 40.700 DM im Jahr 1979 an. Diese Preisentwicklung spiegelt den hohen Stellenwert und die kontinuierliche Weiterentwicklung der S-Klasse wider.

Nachfolger: Die Baureihe 126

Der 350 SE und die gesamte Baureihe 116 wurden 1980 von der Baureihe 126 abgelöst. Diese neue Generation der S-Klasse führte das Erbe der Baureihe 116 erfolgreich fort und brachte zahlreiche technologische Innovationen mit sich, darunter eine weiter verbesserte Aerodynamik, noch effizientere Motoren und ein weiterentwickeltes Sicherheitssystem. Die Baureihe 126 wurde ebenfalls ein großer Erfolg und setzte neue Maßstäbe in der Luxusklasse.

Fazit

Der Mercedes-Benz 350 SE der Baureihe 116 ist ein beeindruckendes Fahrzeug, das auch heute noch mit seiner Eleganz, seinem Komfort und seiner souveränen Leistung überzeugt. Obwohl er aus einer anderen Ära stammt, zeigt sich der 350 SE erstaunlich zeitlos und kann auch im heutigen Straßenverkehr noch gut mithalten. Für Liebhaber klassischer Automobile bietet der 350 SE nicht nur ein stilvolles Fahrerlebnis, sondern auch ein Stück Automobilgeschichte, das die Mercedes-Benz Philosophie in ihrer reinsten Form verkörpert. Die Kombination aus klassischem Design, luxuriösem Innenraum und solider Technik macht den W116 zu einem wahren Klassiker, der auch in Zukunft nichts von seinem Reiz verlieren wird.

Bilder: Mercedes-Benz Classic / Mercedes-Benz Group AG

 

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Marc W.
2 Monate zuvor

Mir ist nicht bekannt, dass die Bezeichnung S 350 SE jemals irgendwo verwendet wurde.
Selbst beim W140 hießen die Modelle die ersten beiden Jahre 300 SE bis 600 SEL.

Dass der 350SE aber nur 13l verbrauchen soll, bezweifle ich. Der 380SE (W126), modernerer Motor, bessere Automatik, sogar nach dem Energiekonzept ’81, hat auch noch fast 14l benötigt.

martin
Reply to  Marc W.
2 Monate zuvor

nur weil es Ihnen nicht bekannt ist , heisst es ja nicht das es dass Autos nicht gab, dabei kann google einfach weiterhelfen

https://de.motor1.com/news/262696/mercedes-350-se-die-erste-s-klasse-im-fahrbericht/
https://de.wikipedia.org/wiki/Mercedes-Benz_M_116/M_117

und der W 140 ging im Einsteig mit dem S280 los ab 1992

https://www.mb-w140.de/

barolorot
Reply to  martin
2 Monate zuvor

Der S 280 der Baureihe W 140 wurde 1992 als 300 SE 2.8 vorgestellt, bis er nach der Neuordnung der Typen-Nomenklatur weiter als S 280 den geneigten Interessenten angeboten wurde.

Eric Jensen
Reply to  Marc W.
2 Monate zuvor

Der frühe 3,8-Liter-V8-Motor (M116.960) hatte eine einzelne Steuerkette, die zu leicht auseinanderbrach. Mercedes-Benz hat diesen Motor für das Modelljahr 1983 überarbeitet und doppelte Steuerketten eingebaut. Die 380-Modelle von 1980–1982 sollten gemieden werden.

Phil
Reply to  Marc W.
2 Monate zuvor

Den 350 SE hatten wir 19 Jahre lang in der Familie. Ein fabelhaftes Fahrzeug. Allerdings verbrauchte es regelmäßig um die 16 l/100 km – bei normaler Fahrweise. Mit Landstraßenanteil schafften wir ab und an 14,5 l/100 km. Darunter ging nichts.
Wir hätten das Fahrzeug gerne noch länger behalten, wenn denn Mercedes das später eingetretene Teillastruckeln in den Griff bekommen hätte.

Das abgebildete Fahrzeug kann kein frühes wie unseres sein. Denn die Holzapplikationen in der Mittelkonsole, am Aschenbecher und um die Heizungs- und Lüftungsregler hatten die 116 anfangs alle nicht, gleichgültig welches Modell der Baureihe.

Oliver
2 Monate zuvor

Der W116 ist eines meiner Lieblingsmodelle von Mercedes-Benz. Eine Sache stört mich jedoch bis heute: die schielenden Scheinwerfer. Warum wurden die Scheinwerfer neben dem Kühlergrill und die Nebelscheinwerfer neben den Blinkleuchten platziert und nicht andersherum? Die Scheinwerfer des W126 sehen so viel besser und „ordentlich“ aus.

Diese Frage zur Designrichtung stelle ich mir schon lange…

Markus Rieksmeier
Reply to  Oliver
2 Monate zuvor

Innenliegende Nebelscheinwerfer würden den Mindestabstand der Scheinwerfer in Relation zur Außenbreite zulassungswidrig unterschreiten. Ähnlich beim späteren 500 E aufgrund dessen Kotflügelverbreiterungen, weswegen beim 500 E die Nebelleuchten in die Frontschürze wanderten (am bisherigen Orte der Nebelscheinwerfer der schmaleren 124er erhielt der 500 E Fernscheinwerfer).

Oliver
Reply to  Markus Rieksmeier
2 Monate zuvor

Sehr interessant! Ich habe nie an die Vorschriften gedacht, die die Positionen der Beleuchtungssysteme bestimmen. Jetzt verstehe ich, warum 500 E/E 500 unterschiedliche Scheinwerfer haben (ich nehme an, es war, um dieses Modell von den kleineren Modellen abzuheben).
 
Ich habe mir die Abmessungen von W116 und W126 angesehen. W116 (1870 mm) ist „breiter“ als W126 (1820-1828 mm), da die Metallstoßstangen seitlich hervorstehen. Die Stoßstangen von W126 sind seitlich viel schmaler. Das macht Sinn, warum W126 und W140 die Nebelscheinwerfer zwischen den Scheinwerfern haben konnten, während dies beim W116 nicht möglich war.
 
Danke, dass Sie meine Frage beantwortet haben, die ich schon lange stelle und in der Vergangenheit keine Antwort erhalten habe!

Markus Rieksmeier
2 Monate zuvor

Seid ihr mit dem Auto tatsächlich gefahren? Warum sehe ich dann nur Pressefotos, die ich u.a. 2022 zuletzt identisch in einem Bericht via Mercedes-Benz-PR sah?

Von „bahnbrechender“ Knautschzone zu sprechen, stimmt – war aber nach dem Patent (1951) bereits mit dem ersten Knautzonen-Mercedes (W 111 Heckflosse) im Jahr 1959 bahnbrechend. Nicht erst 1972.

Da hier speziell vom 350er gesprochen wird, wäre die Info interessant, dass der 350 SE der letzte V8 war, den es mit Schaltgetriebe zu kaufen gab (4-Gang).

PS. Dass der Wagen 10-15 mal(!) falsch als „S 350 SE“ bezeichnet wird, ist schon eine Kulturschande.

barolorot
2 Monate zuvor

Zum Thema Sicherheit und Innovationen sei noch angemerkt, dass die vorderen Sicherheitsgurte und Kopfstützen erst ab April 1973 Bestandteil der Serienausstattung wurden.

Florian A.
2 Monate zuvor

tolles Auto, toller Zustand! Weiß jemand, wieso der Tacho eine Maximalgeschwindigkeit von 150 km/h anzeigt für den dritten Gang, wo es doch eine Dreigangautomatik sein soll? Gab es später doch eine 4G-Automatik, oder ist das ggfs der falsche Schaltgetriebe-Tacho?

Markus Rieksmeier
Reply to  Florian A.
2 Monate zuvor

Der 4G-Automat ca. 1976/77.