Mercedes-Benz stellt den neuen CLA als Symbol für das elektrische und digitale Zeitalter vor – doch statt technologische Innovationen oder nachhaltige Mobilität in den Mittelpunkt zu rücken, setzt der Konzern auf eine auffällige PR-Inszenierung. Im Zentrum steht die Kampagne „Class of Creators“: Eine Kollaboration mit fünf Popkulturgrößen – darunter Rapperin Ice Spice, Interior-Designer Gustaf Westman und die Spielzeugmarke Hot Wheels.
Popkultur trifft Produktplatzierung
Die Idee: Künstler und Kreative interpretieren den neuen CLA auf ihre Weise. Was als innovativer Schulterschluss zwischen Design, Musik und Mobilität gedacht ist, entpuppt sich schnell als durchgestylte Werbestrategie. Ice Spice etwa gestaltet ihren CLA als „Kunstwerk“ mit geschmolzenem Chrom und diamantenbesetzter Ästhetik – flankiert von einer Capsule Collection mit Hoodies und T-Shirts. Eher Merchandising als Muse. Die Kampagne wirkt kalkuliert: Jeder Creator bringt eine eigene Community mit – von Gaming über Mode bis Musik. So versucht Mercedes-Benz, über Imagepflege Anschluss an jüngere Zielgruppen zu finden. Der Wagen wird dabei zum Accessoire, zur Bühne für Reichweite.
Kunst oder Kulisse?
Zwar ist es legitim, dass Marken Kooperationen eingehen, um neue Impulse zu setzen. Doch im Fall der CLA-Kampagne scheint der kreative Anspruch dem Marketing untergeordnet. Technologische Merkmale oder Nachhaltigkeitsaspekte des Fahrzeugs werden kaum thematisiert. Stattdessen: Events, Promis, DJ-Sets – und eine frisch renovierte Filiale in Manhattan als PR-Kulisse. Das Auto selbst rückt in den Hintergrund. Der CLA, laut Mercedes das „intelligenteste Serienfahrzeug“, bleibt auf der Strecke zwischen Fashion Show und Instagram-Moment.
Diversität als PR-Währung
Auch die Auswahl der Partner wirkt weniger visionär als strategisch. Ice Spice für die Musikszene, KidSuper für Streetwear, Hot Wheels für Nostalgie und Gaming-Fans – jede Kollaboration bedient ein Segment. Doch statt echter inhaltlicher Auseinandersetzung mit Mobilität bleibt die Botschaft oberflächlich: jung, laut, visuell. Diversität wird zur Währung für Markenbindung, nicht zum Ausdruck echter Beteiligung.
Mit der „Class of Creators“ gelingt Mercedes-Benz zweifellos ein aufmerksamkeitsstarkes Spektakel. Doch ob es auch inhaltlich überzeugt, ist fraglich. Der CLA wird so zur Projektionsfläche für Lifestyle statt zum Symbol für Fortschritt. Wer nach Substanz sucht, bleibt dabei außen vor. Was bleibt, ist ein durchgestyltes Schaufenster – aber keine weitere Antwort auf die Frage, wie Mobilität von morgen wirklich aussehen soll.
Bilder: Mercedes-Benz Group AG