Eines der interessantesten Fahrzeuge von Mercedes-Benz und eines der wertvollsten Fahrzeuge im Mercedes-Benz Museum in Stuttgart ist wohl die geschlossene Version des Rennsportwagens 300 SLR – das „Uhlenhaut-Coupé“.
Geschlossene Variante des 300 SLR
Die geschlossene Version des Rennsportwagens 300 SLR hat Daimler-Benz für die Saison 1956 entwickelt, kam aber effektiv nie zum Renneinsatz, weil das Unternehmen im Jahr 1955 nach Saisonabschluss aus dem Motorsport ausstieg. Am Ende diente das 300 SLR Coupé dem Leiter der Versuchsabteilung, Rudolf Uhlenhaut, als Dienstwagen. Einen eigenen Pkw besaß Rudolf Uhlenhaut hingegen nie.
Uhlenhaut, der als exzellenter Fahrer galt, legte mit dem 300 SLR (=“Super“ „L“eicht“ „R“ennsport) zahlreiche Fahrten quer durch Europa mit großen Entfernungen zurück und demonstrierte eindrucksvoll die Zuverlässigkeit und Alltagstauglichkeit des hochkarätigen Rennsportwagens.
Damals fuhr Rudolf Uhlenhaut die 220 km zwischen Stuttgart und München in einer Stunde – selbst heutzutage undenkbar. Nicht viel, was dabei bremsen konnte: der schnellste BMW fuhr damals knapp 170 km/h und selbst der sportlichste Porsche fuhr etwa 200 km/h schnell. Radarkontrollen wurden übrigens erst 1959 eingeführt.
Lediglich zwei Fahrzeuge
Die Fahrzeuge – welche insgesamt in einer Auflage von lediglich zwei Stück produziert wurden, besitzen jeweils einen Reihen-8 Zylinder mit 2.982 cm³ Hubraum sowie eine Leistung von 222 kW / 302 PS bei einer Drehzahl von 7.500 u/min. Die Zweisitzer mit 988 kg Leergewicht und Heckantrieb besitzen ein manuelles 5-Gang Schaltgetriebe. Gebremst wurde mittels innen liegenden Trommelbremsen, heutzutage wohl undenkbar.
Höchstgeschwindigkeit bei über 290 km/h
Die Höchstgeschwindigkeit des Modells lag bei satten 290 km/h. Damit war das Fahrzeug nicht nur deutlich schneller, als ein 300 SL, sondern auch deutlich lauter. Ein Zugeständnis an den Straßenverkehr war der riesige Auspuffschalldämpfer auf der rechten Seite, der die ohrenbetäubende Geräuschkulisse auf ein erträglicheres Maß reduzierte.
Beide „Uhlenhaut-Coupés“ sind übrigens im Besitz der Classic-Sammlung von Mercedes-Benz und unterscheiden sich lediglich bei der Farbe der Innenausstattung. Das Modell mit der blauen Innenausstattung steht im Museum in Stuttgart, die rote Variante wird noch gefahren und zeigt sich regelmässig bei Classic-Veranstaltungen sowie bei der jährlichen Mille Miglia in Italien.
Bilder: Daimler AG