In der zweiten Generation des GLA zeigt sich dieser nicht nur mit geschärften SUV-Charakter, sondern auch mit komplett neuer Technik sowie Motorisierungen. Wir haben uns den kompakten SUV, welches durchaus auch im leichten Gelände eingesetzt werden kann, als exklusives Edition 1 Modell genauer angesehen.
Zweite GLA Generation: Fahrzeug mit eigenem Charakter
Mit seinen 4,41 Metern ist die zweite Auflage des GLA aktuell nicht das kürzeste Fahrzeug im Portfolio der Stuttgarter. Stattdessen ist er mit seiner höheren Sitzposition und längsverstellbarer Fondsitzbank durchaus ein starker Konkurrent zur B-Klasse auf gleicher Plattform. Mercedes zielt mit dem GLA hier die Zielgruppe an, die vor allen eine höhere Sitzposition bevorzugen, währenddessen man bei der B-Klasse vor allen junge Familien mit Kind und sogenannte „Best Agers“ im Auge hat. Gegenüber der günstigeren B-Klasse hat der GLA jedoch auch weniger Innen- und Stauraum.
Optisch ein gelungener Wurf von Gorden Wagener
Die zweite Generation des GLA zeigt optische Anleihen am erfolgreichen GLC Modell. Das achte Mitglied der Kompaktwagenfamilie fällt natürlich durch die kurzen Überhänge kleiner aus, zudem sind ausschließlich quer eingebaute Vierzylinder-Motorisierungen verfügbar. Die Palette bietet als Benziner den GLA 180 mit 136 PS, sowie den GLA 200 mit 163 PS. Zusätzlich im Angebot ist der GLA 250, der es auf 224 PS bringt, für den wahlweise auch 4MATIC Allradantrieb erhältlich ist. Mercedes-AMG ergänzt die Motorenpalette um einen GLA 35 4MATIC mit 306 PS sowie um den GLA 45 (S) 4MATIC mit maximal 421 PS.
Beim Selbstzünder ist der GLA 180 d mit 116 PS, wie auch der GLA 200 d mit 150 PS und GLA 220 d mit 190 PS im Angebot. Grundsätzlich ist jeder Diesel mit 4MATIC Allradantrieb kombinierbar – außer beim Basismodell des 180 d. Als Plug-In Hybrid ist zusätzlich noch der GLA 250 e erhältlich. Handschalter gibt es in keiner Motorisierung.
Mehr Raumgefühl als zuvor
Der GLA ist gegenüber seinem Vorgänger minimal kürzer, aber dafür deutlich breiter und mit über 10 Zentimeter vor allen deutlich höher als die erste Generation. In Verbindung mit dem verlängerten Radstand schafft man spürbar mehr Platz, was sich vor allen im Fond auswirkt. Der Kofferraum umfasst nun 435 statt 421 Liter.
Im Fahrtest haben wir uns den GLA 250 4MATIC mit 2 Liter und 224 PS (M 260 E20DEH LA) angesehen, der bereits ab 1.800 Umdrehungen mit 350 Newtonmeter nach vorne schiebt und die 100 km/h Marke in nur 6,7 Sekunden erreicht. Der Vortrieb endet hier bei 240 km/h, wobei der Spritverbrauch kombiniert bei 7,1 Liter angegeben wird.
Fahrwerk
Die im Testwagen vorhandene optionale adaptive Federung machte im GLA 250 4MATIC erwartungsgemäß einen sehr guten Job. Selbst die großen Felgen und der damit verbundene geringe Reifenquerschnitt gleicht es gut aus. So ausgestattet bietet das Testfahrzeug dann nicht nur sehr viel Sportlichkeit, sondern versorgt den GLA parallel (auf Wunsch) auch noch mit verbessertem Komfort und gutem Abrollverhalten.
Mit den adaptiven Dämpfern federt die neue GLA Generation auch im Sport-Modus mehr als vorbildlich, zumal selbst lange Wellen an das Federungsverhalten größeren Limousinen-Varianten des Herstellers erinnern. Kleinere Unebenheiten werden jedoch etwas steif überrollt, was wir so nicht erwartet hatten. Bei schnellerer Kurvenfahrt merkt man eine leichte Seitenneigung – die aber durchaus SUV-typisch ist. Ansonsten ist das Fahrverhalten neutral, mit leichtem schieben über die Vorderräder bei schneller Kurvenfahrt.
Die Lenkung zeigte sich hingegen ausgewogen und genau, was das Fahrzeug jederzeit präzise den eingeschlagenen Kurs folgen ließ. Kleine Lenkimpulse werden direkt umgesetzt und es macht Spaß den GLA auch auf kurviger Straße zu bewegen. Bei Autobahnfahrt zeigt sich ein stabiler Geradeauslauf.
Getriebe und Antrieb
Das achtstufige Doppelkupplungsgetriebe (8G-DCT) des GLA 250 4MATIC passt hier gut zum Antrieb. Die Beschleunigung ist auf Wunsch kräftig, wobei sich der Motor bei den Geräuschen meist zurückhält. Das Doppelkupplungsgetriebe schaltet die Gänge dabei weich und geschmeidig durch. Die Schaltvorgänge erfolgten für unsere Ansprüche jedoch spät, selbst in der „C“ Variante, was der „S“-Modus noch mal mehr verstärkt. Die Drehzahlen zeigten sich bei dynamischer Fahrt höher, als wir erwartet hatten. Insgesamt passt diese Charakteristik aber zur sportlicheren Auslegung des Modells.
Seine 350 Newtonmeter Drehmoment schieben bei bereits 1.800 u/min den rund 1,6 Tonnen-GLA gut nach vorne, so dass der 250 4MATIC hier keine Schwierigkeiten hat. Traktionsprobleme gibt es ebenfalls keine, zumal die Lamellenkupplung bei Bedarf bis zu 50 % an die Hinterachse schieben kann. Meist übernehmen aber die Vorderräder allein den Vortrieb.
Gegenüber dem Vorgänger erfolgt die Steuerung des 4MATIC-Vorganges nun elektromechanisch. Statt einer bisherigen Hydraulik für die Bestätigung des Kraftschusses arbeitet nun ein Elektromotor für die Sperrung eines Kupplungspaketes und erhöht so die Regelgeschwindigkeit.
Fahrgeräusch
Der 224 PS starke 4-Zylinder Benziner im GLA 250 4MATIC mit 350 Nm Drehmoment läuft durchaus kerniger als der Vorgängerantrieb. Die Fahr- und Motorgeräusche sind meist niedrig und zeigen einen kultivierten Gesamteindruck. Im niedrigen Drehzahlbereich zeigt sich ein leises brummen. Dazu passt auch das unaufgeregte Doppelkupplungsgetriebe. Erst ab einem spontaneren Leistungsabruf zeigt sich das Getriebe leicht hektisch, wenn dafür zwei Schaltstufen nach unten gewechselt wird und der Motor hochdreht. Bei höheren Drehzahlen zeigt sich der 2-Liter Benziner dann durchaus akustisch präsent. Das Klangbild geht hier eher in ein helles brummen über.
Interieur
Das Interieur des GLA wirkt vertraut, zumindest wenn man die aktuelle Kompaktwagenbaureihe von Mercedes-Benz kennt. Unterschiede fallen hier nahezu nicht auf, sieht man von den anderen Türverkleidungen ab. Widescreen-Cockpit, Touchpad, und MBUX kennt man bereits, wie die entsprechenden Tasten und Schalter des Kompaktsegments mit Stern. Die Optionen bei der Ausstattung hierzu sind identisch, was auch Anmutung und Verarbeitung betrifft.
Gegenüber der A-Klasse zeigt sich jedoch eine höhere Sitzposition und eine bessere Aus- und Übersicht mit deutlich mehr Raumgefühl – auch gegenüber dem Vorgänger des GLA. Vor allen der Platz im Fond bietet mehr Beinfreiheit sowie mehr Schulterbreite. Gut ist hier auch die optionale Längsverstellung der Rückbank sowie eine vorklappbare Beifahrerlehne, was das Fahrzeug noch nutzbarer im Alltag macht.
Die verbauten Sportsitze in der zweiten GLA Generation bieten einen guten Halt, vor allen in Kurven und zeigten sich auch auf längeren Strecken als durchaus bequem.
Spritverbrauch zu hoch
Dem 6,9 Liter kombinierter Verbrauch bei der Werksangabe konnten wir uns nicht ganz annähern, auch wenn wir uns hier durchaus bemühten. Vom Normverbrauch entfernt sich der Stern im Alltag einfach zu schnell. Bei uns war meistens eine 8 vor dem Komma, eher mit der Tendenz für eine 9. Unter sportlicher Fahrweise ist sogar noch ein höherer Spritverbrauch möglich.
Fazit: Teurer Schönling
Mit dem GLA hat sich Mercedes-Benz das beste Modell der aktuellen Kompaktwagenbaureihe regelrecht bis zum Schluss aufgehoben. Doch der Testfahrzeug hatte auch einige Ecken und Kanten die uns weniger gut gefallen haben. Während das Fahrzeug ein sehr guter Alltagswagen ist, der auch auf der Langstrecke eine gute Figur macht, störte wir uns am zu hohen Spritverbrauch. Der „Haben-Wollen-Effekt“ war so bei uns leicht eingebremst, auch wenn das Design des Fahrzeuges mehr als ansprechend wirkt.
Ordert man das Fahrzeug aber mit seiner Wunschausstattung und Motorisierung, kommt schnell der nächste störende Faktor hinzu: der durchaus nicht günstige Einstiegspreis. Hier kostet der Kompakt-SUV mit serienmäßigem Offroad-Paket mit gleicher Technik dann auch noch rund 3.500 Euro mehr als eine B-Klasse. Den GLA muss man also wollen, dann ist der Mehrpreis auch verschmerzbar. Zumindest von der Optik und der Verarbeitung sowie von der technischen Seite hat das Modell die besten Voraussetzungen für einen Kassenschlager.
Bei der Motorisierung wäre für uns der 4-Zylinder Diesel vom Typ OM 654 die bessere Wahl. Idealerweise als GLA 220 d 4MATIC mit 190 PS. Das macht das Fahrzeug zwar nicht günstiger, aber dafür passend motorisiert. Der Diesel ist zumal ausreichend kraftvoll und sparsam.
Was uns aufgefallen ist:
- + gegenüber GLA 200 mit dessen Kooperationsmotor im GLA 250 eigenes Mercedes-Triebwerk
- – hoher Grundpreis sowie Aufpreispolitik
- + gute Verarbeitung der Materialen im Innenraum
- + stimmiges und ansprechendes sowie sportliches Design im Exterieur
- – Basisausstattung weiterhin mit Halogen-Scheinwerfer
- + bequemes Fahren auch auf Langstrecken
- – Sitzheizung nur für Fahrer- und Beifahrer erhältlich
- o Zertifizierung bereits nach Euro 6d-ISC FCM
- o keine Handschaltervarianten verfügbar, ausschließlich 7G- oder 8G DCT
- + viele Motorvarianten auch ohne 4MATIC Allradantrieb erhältlich.
- + Viel Platz im Innenraum (vorne + 2 cm mehr Kopfreiheit, Fond rund 11 cm mehr Beinfreiheit gegenüber der Vorgängerbaureihe)
- + Basisausstattung bereits mit den wichtigsten Assistenz- und Sicherheitssystemen
- o ausschließlich USB C Anschlussdosen (wie alle neuen Modelle).
- – Teure Edition 1 Austattung, die viel Design mit sich bringt, jedoch sehr wenig Technikelemente (abgesehen von Sitzheizung vorne, Ambientebeleuchtung sowie beleuchteten Einstiegsleisten).
Ausstattung des Testfahrzeuges:
GLA 250 4MATIC | 43.262,20 |
Edition 1 | 7.424,00 |
Designo-Lack: mountaingrau magno | 2.146,00 |
Zierelemente Carbonstruktur | 0,00 |
Leder/Mikrofaser DINAMICA schwarz RED CUT/schwarz | 0,00 |
Technik-Paket | 3.433,60 |
Offroad-Technik-Paket | 0,00 |
MULTIBEAM LED | 0,00 |
Fahrwerk mit adaptiver Verstelldämpfung | 0,00 |
Direktlenkung | 0,00 |
KEYLESS-GO Komfort-Paket | 417,60 |
Fahrassistenz-Paket | 1.786,40 |
MBUX High-End-Paket | 3.462,60 |
URBAN GUARD Fahrzeugschutz | 510,40 |
Spiegel-Paket | 464,00 |
Panorama-Schiebedach | 1.357,20 |
Klimatisierungsautomatik THERMOTRONIC | 591,60 |
Park-Paket mit 360°-Kamera | 1554,40 |
Multifunktions-Telefonie | 336,40 |
Burmester Surround-Soundsystem | 481,40 |
Head-up-Display | 1148,40 |
Sidebags im Fond | 435,00 |
Fahrersitz elektrisch einstellbar mit Memory-Funktion | 400,20 |
Vordersitz rechts elektrisch verstellbar mit Memory-Funktion | 330,60 |
4-Wege-Lordosenstütze | 243,60 |
ENERGIZING Paket | 1.624,00 |
Scheibenwaschanlage beheizt | 133,40 |
Armlehne im Fond | 0,00 |
Gepäcknetz an Fahrer- und Beifahrerlehne | 0,00 |
Ablagefach in Mittelkonsole mit Rollo | 40,60 |
Doppelcupholder | 0,00 |
Vorrüstung für Car Sharing | 58,00 |
Konnektivitäts-Paket Navigation | 0,00 |
Gesamtfahrzeugpreis inkl. 16 % MwSt. | 71.641,60 € |
Bilder: MBpassion.de / Philipp Deppe