#IAA2018: Erneuter Blick auf die Vision URBANETIC

Mit der Vision URBANETIC kann sich Mercedes-Benz Vans eine Möglichkeit vorstellen, wie wir uns in der Zukunft bewegen werden – oder zumindest könnten. So wild das Concept auf den ersten Blick aussieht, ist diese durchaus durchdacht und in der Summe effizient für eine Stadt der Zukunft.

Denkbares Mittel gegen den Verkehrsinfarkt

Die Vision URBANETIC ist dabei nicht nur für den Gütertransport – mittels Cargo-Aufbau gedacht, sondern auch für einen effektiven Personenverkehr, um die Lebensqualität in Städten durch weniger Verkehr zu verbessern. Bis zum Jahr 2050 rechnet man damit, das fast zwei Drittel aller Menschen weltweit in einer Stadt leben – so zumindest die Einschätzung der Vereinten Nationen. Heute leben nur 55 % der Bevölkerung in der Stadt. Parallel wächst aber auch die Bedeutung von Megacities, schon heute wohnen in den 33 größten Ballungszentren der Welt etwa zwölf Prozent aller Menschen – nach den Prognossen sollen es bis 2030 in zehn weiteren Megacitys jeweils mehr als zehn Millionen Menschen zusätzlich entstehen. Die Fahrten der notwendigen täglichen Fahrten werden sich zwischen 2000 und 2050 verdrei- bis vervierfachen. Hier müssen also notwendige Leerfahrten und schwankende Auslastung auf ein Minimum reduziert werden. Ride-Sharing kann dazu einen Lösungsansatz bieten, wie es die Vision bietet. Fahrten mit optimal gesteuerten Strecken und Zusteigemöglichkeiten lassen sich dazu on demand online buchen.

Vision URBANETIC transportiert bis zu zwölf Passagiere

Das Innenraumkonzept des Vision URBANETIC eröffnet dabei größtmögliche Flexibilität: Geht es um den Transport von möglichst vielen Personen, kann das People-Mover-Modul bis zu zwölf Passagiere befördern. Flexible Fahrpläne und Routen machen den Vision URBANETIC aber auch für Pendler attraktiv. Sie können auf ein eigenes Fahrzeug verzichten, ohne sich in ihrer Mobilität einschränken zu müssen. Der Vision URBANETIC ist ununterbrochen verfügbar, auch zu Tageszeiten, an denen Bus und Bahn aktuell nur selten fahren. Auch in Sachen Komfort müssen dank des innovativen Sitzkonzepts und eines hochwertigen Interieurs keine Abstriche gemacht werden.

Visionäres Konzept – autonom und elektrisch unterwegs

Das visionäre Konzept der Vision URBANETIC basiert auf einem autonom fahrenden, elektrisch betriebenen Chassis, das unterschiedliche Wechselaufbauten für die Personenbeförderung oder den Gütertransport aufnehmen kann. Als Ride-Sharing-Fahrzeug kann der Vision URBANETIC bis zu zwölf Passagiere befördern, im Cargo-Modul können bis zehn EPAL-Paletten transportiert werden. Bei einer Fahrzeuglänge von 5,14 Meter wurde eine Laderaumlänge von 3,70 Meter realisiert. Zudem integriert das Konzept eine IT-Infrastruktur, die in Echtzeit Angebot und Nachfrage in einem definierten Gebiet analysiert. Daraus resultiert eine autonom fahrende Flotte, deren Routen flexibel und effizient auf Basis des aktuellen Beförderungsbedarfs geplant werden. All dies macht den Vision URBANETIC zu einem bahnbrechenden Konzept für die urbane Mobilität der Zukunft.

Dank Vollvernetzung, Auswertung lokaler Informationen – zum Beispiel über Konzerte und Veranstaltungen – und einer intelligenten Steuerung kann das System nicht nur aktuelle Bedarfe analysieren, sondern auch daraus lernen. So ist es in der Lage, zukünftige Bedarfe zu antizipieren und darauf zu reagieren. Damit können Prozesse optimiert und beispielsweise Warte- oder Lieferzeiten verkürzt und Staus vermieden werden. So erkennt das Gesamtsystem über die Datenerfassung im Vehicle Control Center – einer Steuerungszentrale, in der die Bedarfe gebündelt und analysiert werden –, beispielsweise eine Menschengruppe in einem gewissen Bereich. Es kann Fahrzeuge dorthin schicken, die den gesteigerten Bedarf schnell und effizient bedienen. Das System kann also flexibel reagieren und basiert nicht auf starren Routen oder festen Fahrplänen.

Vollvernetzt und Teil eines umfassenden Ökosystems

Mit dem Vision URBANETIC verfolgt Mercedes-Benz Vans ein ambitioniertes Ziel: auf einer nahezu unveränderten Straßeninfrastruktur sollen mehr Personen und Güter mit weniger Fahrzeugen befördert werden, um Innenstädte zu entlasten und gleichzeitig kontinuierlich wachsende Mobilitätsanforderungen und Kundenwünsche zu erfüllen. In letzter Konsequenz würde dies eine verbesserte Lebensqualität in den Innenstädten ermöglichen: mit flexiblem und komfortablem Personenverkehr, effizientem und nachhaltigem Gütertransport, deutlich geringeren Schadstoff- und Lärmemissionen sowie mehr Freiraum für städtebauliche Gestaltung.

Als vollvernetztes Fahrzeug ist der Vision URBANETIC Teil eines Ökosystems, in dem gewerbliche und private Mobilitätswünsche digital übermittelt werden. Der Vision URBANETIC bündelt diese Bedarfe und erfüllt sie mit einer hoch flexiblen Flotte. Dadurch können Ressourcen wesentlich besser ausgenutzt werden.

Zwei Wechselmodule für Personen und Güter

Um dieses Maß an Flexibilität zu erreichen, ist der Vision URBANETIC je nach Einsatzzweck mit unterschiedlichen Wechselaufbauten ausgestattet. Als Ride-Sharing-Fahrzeug mit People-Mover-Aufsatz bietet der Vision URBANETIC bis zu zwölf Passagieren Platz. Der Wechsel der Module erfolgt automatisiert oder alternativ manuell und dauert im automatisierten Ablauf nur wenige Minuten. Die Voraussetzung dafür schafft eine autonom fahrende Fahrplattform, auf der die jeweiligen Aufbauten verankert werden. In dieser sind alle Fahrfunktionen untergebracht, so dass das autonome Chassis auch ohne Aufbau zum nächsten Einsatzort gelangen kann. Ein Höchstmaß an Sicherheit garantieren redundante Komponenten für alle relevanten Aktionen wie Lenken, Bremsen oder Beschleunigen.

Das Cargo-Modul dient als klassischer Gütertransporter. Dank seines flexibel einsetzbaren Ladebodens kann es in zwei Ebenen unterteilt werden und bis zu zehn EPAL-Paletten transportieren. Das Laderaumvolumen liegt bei 10 m3. Alternativ lässt sich das Fahrzeug mit vollautomatisierten Laderaumsystemen ausstatten und kann als mobile Paketstation zur Auslieferung auf der letzten Meile genutzt werden. Darüber hinaus sind weitere Einsatzmöglichkeiten denkbar, da das Konzept mit unterschiedlichsten Aufsätzen für weitere Branchen und Anwendungsfälle ausgerüstet werden kann.

Mehr Freiraum für die Innenraumgestaltung

Dank dem vollautomatisierten und fahrerlosen Fahren verringern sich mit dem Vision URBANETIC die Betriebskosten deutlich. Mit Ausnahme von Ladezeiten für den batterieelektrischen Antrieb und Wartungsstopps kann jedes Fahrzeug zudem an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr genutzt werden. Somit werden beispielsweise im Personennahverkehr Lösungen rentabel, die mit einem Fahrer nicht wirtschaftlich zu betreiben wären. Zugleich gibt das Konzept eine Antwort auf eine immer größer werdende Herausforderung zum Beispiel in der Logistikbranche: den Fahrermangel. Schon heute können Unternehmen offene Stellen nur sehr schwer oder gar nicht besetzen. Vor diesem Hintergrund kürte ein deutsches Fachmagazin „ Fahrermangel“ zum Logistik-Wort des Jahres 2017.

Der Wegfall des Fahrerarbeitsplatzes schafft zudem Freiraum für die Innenraumgestaltung. Lenkrad, Pedale, Armaturentafel und das gesamte Cockpit gehören der Vergangenheit an. Der frei gewordenen Raum lässt sich für zusätzliche Passagiere oder ein höheres Gütervolumen nutzen.

Auf dem Werksgelände oder frei in der Innenstadt

Die Systemarchitektur des autonom fahrenden Vision URBANETIC sorgt dafür, dass die Routen des Vision URBANETIC anhand von Echtzeitverkehrs­informationen permanent angepasst werden, auch das Flottenmanagement für die Betreiber erfolgt als Teil dieses IT-Systems. Der Einsatz ist in abgegrenzten Bereichen wie einem Werks- oder Flughafengelände, aber auch im Straßenverkehr denkbar.

Der Elektroantrieb des Vision URBANETIC ermöglicht lokal emissionsfreie Mobilität und macht ihn somit zum perfekten Fahrzeug für Innenstädte und Zentren, in denen beispielsweise gesetzliche Einfahrrestriktionen herrschen. Zudem eröffnet der nahezu lautlose Elektroantrieb auch neue Optionen in der Spät- oder Nachtzulieferung und bietet daher große wirtschaftliche Potenziale.

Vertrauen schaffen durch aktive Kommunikation mit der Außenwelt

Viele Menschen reagieren auf autonome Fahrzeuge noch mit einer gewissen Skepsis. Um dem zu begegnen, geht der Vision URBANETIC besonders mit dem People-Mover-Aufbau einen neuen Weg. Über verschiedene Kamera- und Sensorsysteme nimmt das Fahrzeug seine Umgebung vollumfänglich wahr und kommuniziert aktiv mit ihr. Fußgänger, die vor ihm die Straße überqueren, werden durch das großzügige Display in der Fahrzeugfront mittels speziellen Animationen informiert, dass sie wahrgenommen wurden.

Ein weiteres Highlight ist das digitale Shadowing im Bereich der Seitentür. Mehrere hundert Leuchteinheiten stellen die Konturen von sich nähernden Personen auf der Seitenwand dar und signalisieren diesen so, dass sie vom Vision URBANETIC wahrgenommen wurden.

Bilder: MBpassion.de / Philipp Deppe