Erster Serieneinsatz von Automated Valet Parking auf Level 4 in Vorbereitung

Bosch, Mercedes-Benz und der Parkraumbetreiber Apcoa wollen Fahrzeuge am Flughafen Stuttgart künftig fahrerlos und vollautomatisiert parken lassen. Dafür soll das von Bosch und Mercedes-Benz entwickelte Automated Valet Parking (AVP) zur Serienreife gebracht werden, welches nun im Parkhaus 6 am Stuttgarter Flughafen installiert wurde.

Erster Serieneinsatz von Automated Valet Parking auf Level 4 in Vorbereitung

Die neue Mercedes-Benz S-Klasse ist schon jetzt so weit: Sie ist das weltweit erste Serienfahrzeug mit der notwendigen Technik an Bord für einen künftigen infrastrukturbasierten AVP-Betrieb. Das Unternehmen spricht bei dieser Sonderausstattung von der Vorrüstung für den INTELLIGENT PARK PILOT. Damit ist die S-Klasse vorbereitet, künftig per Smartphone-Befehl fahrerlos zu einem reservierten Stellplatz zu fahren. „Mit der neuen S-Klasse wird nicht nur das Fahren, sondern selbst das Parken zum Luxus“, so Dr. Michael Hafner, Leiter Automatisiertes Fahren der Mercedes-Benz AG. Pilotparkhaus für den geplanten Serienbetrieb des automatisierten Parkservice ist das P6 am Flughafen Stuttgart. Dort erproben die Unternehmen das Zusammenspiel der Fahrzeugtechnik der S-Klasse mit der intelligenten Infrastruktur von Bosch sowie der digitalen „Flow“-Plattform von Parkraumbetreiber Apcoa. Dank dieser Plattform funktioniert der Parkvorgang komplett ohne Ticket und Bargeld.

Erster Serieneinsatz von Automated Valet Parking auf Level 4 in Vorbereitung

Gemeinsam wollen Apcoa, Bosch, Mercedes-Benz und der Stuttgarter Flughafen das Parken zum vollautomatisierten Parkerlebnis machen“, sagt Christoph Hartung, Mitglied des Bereichsvorstandes von Connected Mobility Solutions bei Bosch. Aktuell laufen im Flughafenparkhaus die Vorbereitungen zum Start des geplanten Pilotbetriebs von Automated Valet Parking. Ziel des Testbetriebs am Flughafen Stuttgart mit neuen S-Klasse Fahrzeugen ist es, das reibungslose Zusammenspiel von Fahrzeug, Infrastrukturtechnik und Parkhausbetreiber zu erproben und optimal auf den Kunden anzupassen.

Weltweit erste Level 4-Parkfunktion in einem Serienfahrzeug

Im Juli 2019 haben Bosch und Mercedes-Benz die weltweit erste Ausnahmegenehmigung für einen AVP-Betrieb ohne Sicherheitsfahrer mit ausgewählten E-Klassen im realen Parkhaus-Mischverkehr des Mercedes-Benz Museums in Stuttgart erhalten. Die neue Mercedes-Benz S-Klasse ist mit der Vorrüstung für den INTELLIGENT PARK PILOT nun als erstes Serienfahrzeug mit der AVP-Technologie ausgerüstet und kann somit fahrerlos parken. Voraussetzung dafür ist aber, dass künftig mit der erforderlichen Infrastruktur ausgerüstete Parkhäuser verfügbar sind und der nationale Gesetzgeber diesen AVP-Betrieb erlaubt. Das Fahrzeug ist damit weltweit das erste mit einer Vorrüstung für eine Fahrfunktion der zweithöchsten Autonomiestufe nach SAE, Level 4. „Mit Automated Valet Parking zeigt Mercedes-Benz, dass automatisiertes Parken bald zur Realität gehören wird“, so Hafner.

Erster Serieneinsatz von Automated Valet Parking auf Level 4 in Vorbereitung

Für die neue Art des Parkens per Knopfdruck wird direkt hinter der Einfahrt des Parkhauses P6 ein großzügiger Drop-off- und Pick-up-Bereich eingerichtet. Hier können AVP-Nutzer künftig ihr Fahrzeug bequem abstellen. Während sie bereits zum Terminal laufen und einchecken, parkt die S-Klasse – auf Basis der Informationen der Infrastrukturtechnik – selbständig im Untergeschoss. Das bedeutet: Kein Rangieren und keine Verrenkungen mehr beim Aussteigen, wenn der sonst mühsam gefundene Parkplatz zu eng ist. „Automated Valet Parking ist ein echter Komfort- und Zeitgewinn für unsere Passagiere. Das gilt ganz besonders, wenn sie in Eile sind und am Flughafen schnell ihr Auto loswerden wollen“, sagt Walter Schoefer, Sprecher der Geschäftsführung der Flughafen Stuttgart GmbH. Im P6 stehen während der nun startenden Testphase zunächst zwei Parkplätze für selbstparkende Fahrzeuge bereit. Mit dem Start des künftig geplanten fahrerlosen Serienbetriebs und steigender Nachfrage sollen weitere Parkplätze dazukommen.

Erster Serieneinsatz von Automated Valet Parking auf Level 4 in Vorbereitung

Intelligente Infrastruktur und digitale Plattformen

Im Pilotparkhaus am Stuttgarter Flughafen kommen anstelle der bisher eingesetzten LIDAR-Sensoren erstmals neue Videokameras von Bosch zum Einsatz, die freie Parkplätze erkennen, den Fahrkorridor sowie dessen Umfeld überwachen und Hindernisse oder Personen auf der Fahrspur erfassen. In einer eigens im Parkhaus installierten Computerzentrale wird die Route der Fahrzeuge zum freien Parkplatz berechnet. „Unsere intelligente Parkhaus-Infrastruktur ist die Basis für das fahrerlose Parken der Zukunft“, sagt Hartung von Bosch. Die Informationen der Kameras machen es sogar möglich, dass die Autos eigenständig innerhalb des Parkhauses fahren können – auch auf engen Rampen, was den Wechsel zwischen verschiedenen Stockwerken möglich macht. Die Fahrzeugtechnik setzt die Informationen der Infrastruktur selbstständig in Fahrmanöver um: Wenn die Kameras in der Infrastruktur beispielsweise ein überraschendes Hindernis detektieren, bremst das Fahrzeug blitzschnell in den sicheren Stillstand.

Erster Serieneinsatz von Automated Valet Parking auf Level 4 in Vorbereitung

Beim fahrerlosen Parken am Flughafen Stuttgart soll künftig auch die digitale Plattform „Flow“ vom Parkhausbetreiber Apcoa eine entscheidende Rolle spielen. Bereits heute nimmt sie Autofahrern die sonst lästige Abwicklung des Parkvorgangs ab. Das beginnt mit der verbindlichen Buchung eines Stellplatzes und geht über die berührungslose Einfahrt bis hin zur vollautomatisierten Bezahlung, Rechnungsstellung und der ebenfalls berührungslosen Ausfahrt. Das System erkennt das Kundenfahrzeug und die Schranken öffnen automatisch – ein Ticket und der Gang zum Kassenautomaten sind nicht mehr erforderlich. „Apcoa möchte der erste Parkraumbetreiber werden, der in einem seiner Parkhäuser einen automatisierten Parkservice basierend auf der AVP-Technologie vollumfänglich unterstützt und ermöglicht“, sagt Frank van der Sant, Chief Commercial Officer der Apcoa Parking Holdings GmbH.

Erster Serieneinsatz von Automated Valet Parking auf Level 4 in Vorbereitung

Mehr Fahrzeuge, mehr Parkhäuser

Mehr Zeit durch einen Hol- und Bringdienst fürs Auto und keine langen Wege bis zum eigenen Fahrzeug mehr: Kunden sollen künftig in den Genuss eines fahrerlosen Parkservice kommen – sobald entsprechend ausgestattete Parkhäuser verfügbar sind und nationale Gesetze einen AVP-Betrieb erlauben. Die Voraussetzungen dafür haben Bosch und Mercedes-Benz mit ihrer weltweit ersten infrastrukturgestützten Lösung für einen automatisierten Vorfahr- und Einpark-Service nach SAE Level 4 im realen Mischbetrieb bereits geschaffen. Einheitliche Standards und Schnittstellen sorgen für eine reibungslose Kommunikation zwischen den Fahrzeugen und der Infrastrukturtechnik. Ziel von Bosch ist es, künftig weitere Parkhäuser mit der AVP-Infrastrukturtechnik auszustatten. Als Europas größte Betreiberfirma hat Apcoa strategisches Interesse, innovative Premiumservices wie AVP in weiteren Parkhäusern anzubieten. „Künftig wollen wir AVP weiteren Kunden an ausgewählten Apcoa Standorten ermöglichen“, sagt van der Sant von Apcoa. Das Unternehmen betreibt in 13 Ländern mehr als 9 500 Standorte mit zusammen rund 1,5 Millionen Stellplätzen. Bei einem steigenden Anteil des fahrerlosen und vollautomatisierten Parkservice passen künftig bis zu 20 Prozent mehr Fahrzeuge auf die gleiche Fläche. Zudem bieten sich insbesondere enge, abgelegene und damit wenig attraktive Parkflächen dafür an, dort Autos fahrerlos abzustellen.

Erster Serieneinsatz von Automated Valet Parking auf Level 4 in Vorbereitung

[1] SAE-Level 4: Das Auto kann unter bestimmten Randbedingungen (z.B. ausgesuchte Straßen, nicht bei jedem Wetter) alle Verkehrssituationen selbstständig meistern. Ein Fahrer braucht nicht an Bord zu sein.

Bilder: Daimler AG sowie MBpassion.de

5 Kommentare
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Luca
3 Jahre zuvor

Also ob ich meine schöne S-Klasse vor dem Flug alleine wegfahren lassen möchte… 😉
Aber sehr schöne Technik dahinter!

Wolfi
3 Jahre zuvor

Den geringeren Platzbedarf im Parkhaus erzielt man auch dann, wenn ein Fahrzeug von seinem Fahrer vor der Parklücke gestoppt wird und es dann selbsttändig die 5 m geradeaus in die Lücke fährt. Dafür benötigt man keinerlei Infrastruktur im Parkhaus und das Fahrzeug kann dafür relativ „dumm“ sein.
Also auf mich wirken solche Sachen wie Spielerei. Oder habe ich eine supertolle Anwendung nicht auf dem Schirm?

Marc W.
Reply to  Wolfi
3 Jahre zuvor

Es wird dann Sinn machen, wenn die teuren und fehleranfälligen Schiebebühnen entfallen können. D.h., ein mehrreihiges Parken wird durch autonome Umparkvorgänge ermöglicht.
Oder, um bei beendeten Ladevorgängen Plätze zu tauschen.
Ich möchte aber eine absolut 100% sichere Erkennung von krabbelnden Kindern sichergestellt wissen.

Stefan Camaro
Reply to  Marc W.
3 Jahre zuvor

Absolut 100% können auch Menschen keine krabbelnden Kinder erkennen. Außer vlt bei 360° Kamera.

Wieso erwarten die Leute immer 0 Unfälle bei autonomen Fahren? Ich finde es wichtig, dass sich die Zahl der Unfälle reduziert. Klar wäre 0 schön, aber wohl noch sehr weite Zukunft…

Peter Hansen
3 Jahre zuvor

Öhm, wenn Null Unfälle bei dem automatisierten Einparken nicht machbar sind, dann soll man das bleiben lassen. Oder wäre es Euch im Jahr x Beinbrüche wert, dafür dass ein paar Autos von alleine Einparken?
Das automatische Einparken ist in keinster Weise notwendig.
Fährt das Auto durch das Parkhaus im Schneckentempo und blockiert andere Autofahrer?
Wenn es in einer speziellen Area abgegeben wird, dann können da auch Menschen stehen und das Auto weiter Einparken.