Der EQC 4×4²: das ideale Elektrofahrzeug fürs Gelände ?

Elektrisch einfach so Offroad fahren geht das und wenn ja, wie? Dass die neue Art der Antriebstechnik kein Widerspruch dazu ist, zeigt der Technologieträger EQC 4×42 auf eindrucksvolle Weise. Die Umsetzung der Elektrifizierung bei Mercedes-Benz geht auch abseits der Straße voran. So zeigt ein kleines Entwicklungsteam mit dem umgebauten Einzelstück was alles elektrisch im Gelände möglich ist. Wir sind mit dem Technologieträger gefahren und waren beeindruckt über die Fähigkeiten.

Doppelte Bodenfreiheit wie ein Serien EQC

Der, in „Gunmetall metallic matt“ folierte, EQC 4×42 basiert auf dem ganz normalen EQC und wurde nur an den Achsen entsprechend umgebaut. Rausgekommen ist ein extremes Fahrzeug, sowohl – optisch mit fetten rund 10 cm breiten Kotflügelverbreiterungen, als auch technisch – mit einem krassen Fahrwerk. Die Portalachsen des Technologieträgers ermöglichen eine enorme Bodenfreiheit.

Der 4×4² steht mit einer Bodenfreiheit von 293 Millimetern mehr als doppelt so hoch über dem Untergrund wie ein Serien-EQC (140 Millimeter). Selbst eine G-Klasse liegt 58 Millimeter tiefer. Fahrten durch unwegsame Gebiete mit Geröll oder Sand, sowie Wasserdurchfahrten (Wattiefe 400 Millimeter) sind problemlos machbar und ermöglichen die Vielfältigsten Einsatzmöglichkeiten des elektrischen Geländewagens.

Mit dem Elektroauto ins Gelände? - kein Problem für den EQC 4x4²

Portalachsen mit Einzelradaufhängung

Das Team um Entwicklungsingenieur Jürgen Eberle (Er und die Kollegen haben bereits vor 3 Jahren den E 400 All-Terrain 4×42 gebaut.) hat sich für Portalachsen am EQC entschieden. Das 4×4²-Fahrwerk ist dabei an die gleichen Aufnahmepunkte der Karosserie angebunden wie das Serien-Fahrwerk. Keine Starrachsen, sondern Einzelradaufhängung rundum – mit Vierlenker Vorder- und Hinterachse. Ebenfalls zum Einsatz kommt die Luftfederung Air Body Control. Im Unterschied zu konventionellen Achsen befindet sich beim Portalfahrwerk, die Mitte der Räder nicht auf Höhe der Achse, sondern sie liegen durch das Portalgetriebe wesentlich weiter unten. So kann erreicht werden, dass das ganze Fahrzeug ein Stück weiter nach oben kommt.

Mit dem Elektroauto ins Gelände? - kein Problem für den EQC 4x4² Mit dem Elektroauto ins Gelände? - kein Problem für den EQC 4x4²

Geländegängig wie eine G-Klasse

Der EQC 4×4² zeigt auf jedem Meter im Offroad-Gelände wie viel Spaß er macht. Vermissen wir einen Verbrennungsmotor dabei? Nein, denn die souveräne Kraft der zwei E-Motoren ist einfach zu überzeugend. Der gleichmäßige und hohe Drehmomentverlauf passt optimal für das Fahren auf unbefestigtem Untergrund. Über praktisch alle Arten von Unwegsamkeiten fährt der EQC mit einer Einfachheit, dass man nur so staunt. Wer bereits die hervorragenden Fahr-Eigenschaften einer G-Klasse im Gelände kennt, der wird an dieser Stelle nochmal ein ganzes Stück mehr beeindruckt sein. Spielerisch geht es steilste Rampen hoch und runter – da der EQC mit seinen Überhängen einen perfekten Böschungswinkel von 31,8 Grad vorne und 33 Grad hinten hat. Zum Vergleich: die genannte G-Klasse kommt nur auf 28 Grad Böschungswinkel!

Mit dem Elektroauto ins Gelände? - kein Problem für den EQC 4x4²Mit dem Elektroauto ins Gelände? - kein Problem für den EQC 4x4²

Steine, Sand und Wasser – Dieser EQC kommt fast überall durch

Die Verwindungsfähigkeit der Portalachsen ist genauso eindrucksvoll. Unebenheiten und Vertiefungen packt der EQC durch seine Achs-Verschränkung leichtfüßig. Er ermöglicht höchstmögliches Vorankommen. Die grobstolligen Reifen, im Format 285/50 R20 in Kombination mit der Regelelektronik,  bieten zusätzliche Trittsicherheit auf losem Untergrund. Die Offroad-Fahrprogramme des 4×42 sind neu programmiert worden und kommen in ihrer Basis aus dem GLC. Angepasst wurden unter anderem die Fahrpedalkennlinie, um ein besonders sanftes Anfahren mit hohem Drehmoment des elektrischen Antriebsstranges zu haben. Im Rahmen der Offroadfahrt zeigte sich dieses auch als perfekt umgesetzt.

Der extreme EQC bewegte sich sehr ausgeglichen im Gelände. Bewegungen am Fahrpedal wurden weich und harmonisch umgesetzt. Ein gleichmäßiger Gasstoß reichte aus, um beispielsweise eine steile Rampe zu erklimmen. Nur selten musste dabei das Regelsystem eingreifen, weil eines der Räder auf Stein oder Sand, durchdrehte.


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Als ausgezeichnet zeigte sich auch die Federungseigenschaft des EQC 4×42. Die verbauten Portalachsen und die Luftfederung schluckten harte Schläge extrem gut weg. Das man eigentlich über grobes Geröll fuhr, war nicht wirklich bemerkbar. Stattdessen war es fast schon mit einer Art schwebendem Gefühl zu vergleichen, wie der Elektro-Geländewagen sich bei der Geländefahrt zeigte.

Mit dem Elektroauto ins Gelände? - kein Problem für den EQC 4x4²

Insgesamt war der Offroader nicht nur leicht und einfach im unwegsamen Gelände, sondern auch sehr handlich zu fahren. Von einem größeren Wendkreis oder anderen Einschränkungen durch die Portalachsen war keinen Moment überhaupt etwas zu bemerken. Enge Kurven nimmt auch die hochgeländegängige Variante des EQC locker und problemlos.

Mit dem Elektroauto ins Gelände? - kein Problem für den EQC 4x4²

Spezielles Sounddesign im 4×42

I-Tüpfelchen des EQC 4×42 ist eine eigene Klangwelt des Elektrofahrzeugs. Mit dem speziellen Sounderlebnis wird die Fahrt akustisch untermalt. Die Inszenierung umfasst Klänge, die dem Fahrer eine Rückmeldung darüber gibt, wenn man das Fahrzeug „startet“ oder „abstellt“. Hinzu kommt ein interaktiver und emotionalisierender Fahrsound, welcher in Echtzeit anhand diverser Parameter (wie Stellung des Fahrpedals, Geschwindigkeit oder Rekuperatio)  berechnet und von den Lautsprechern im Innenraum wiedergegeben wird.

Mit dem Elektroauto ins Gelände? - kein Problem für den EQC 4x4²

Auch außen sind Klänge des EQC 4×4² zu hören. Anstelle des gesetzlich vorgeschriebenen Außengeräusches für Elektrofahrzeuge haben die Soundexperten von Mercedes einen eigenen kraftvollen Sound für den EQC 4×42 komponiert. Dieser wird allerdings nicht wie beim Serienmodell über die AVAS (Acoustic Vehicle Alert System) Lautsprecher im Stoßfänger ausgegeben, sondern über Lautsprecher im Gehäuse der Scheinwerfer (so wird dieser regelrecht zum „Lautwerfer“). Fährt der 4×42 dann an einem vorbei, brummt und knurrt es in der Tat anders als ein normaler EQC!

Hier die wichtigsten Offroad-Daten im Überblick:

    EQC 4×4² (Studie) EQC 400 4MATIC (Serie)[2]
Böschungswinkel vorne Grad 31,8 20,6
Böschungswinkel hinten Grad 33,0 20,0
Rampenwinkel Grad 24,2 11,6
Bodenfreiheit mm 293 140
Wattiefe mm 400 250

Weitere Zahlen, Daten, Fakten:

  • Gegenüber der Serienversion ist der EQC 4×4² um ca. 20 cm in der Höhe gewachsen.
  • Rund 10 cm messen die Kotflügel-Verbreiterungen.
  • Aufgrund der modernen Achskinematik mit einer Vierlenker-Vorderachse konnte trotz 20 Zoll großer Räder ein handlicher Wendekreis erreicht werden.
  • Bodenfreiheit und Wattiefe stiegen um 15 Zentimeter im Vergleich zum Serien-EQC.

Bilder: ©Philipp Deppe / MBpassion.de sowie Konstantin Tschovikov

14 Kommentare
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Stefan Camaro
3 Jahre zuvor

Die Bodenfreiheit des normalen EQC ist ja für einen SUV auch ein Witz. Das können Auto etron und Tesla Model X besser.

JMK
Reply to  Stefan Camaro
3 Jahre zuvor

…habe aber beide noch nie im Gelände gesehen, bei den Pferdefreunden sieht man eher einen GLE, der kann wenigstens zwei Gäule von einer nassen Wiese ziehen.

Toni
Reply to  Stefan Camaro
3 Jahre zuvor

Was sind das für Leute, gesperrte Bergstraßen zu fahren, die haben kein Gewissen zur Natur, ich würde sagen, da ist er noch gut dran, erfahren es die Grünen dann bekommt er noch zusätzlich den Führerschein abgenommen.

Benzfahrer
3 Jahre zuvor

Einfach nur krass 😉

Eric Sailer
3 Jahre zuvor

Bei der Bereifung wird die Testreichweite von 300 Km auf 150 Km schrumpfen. Genauso vernichtend schlecht war die Reichweite vom „normalen“ EQC 400 beim Test mit Wohnwagen-Anhänger. Hier hat sich der Stromverbrauch verdoppelt und der EQC hat krachend gegen den Audi e-tron (der selbst kein Highlight darstellt und viel zu schwer geraten ist mit entsprechend überdurchschnittlich hohem Stromverbrauch) verloren. Reichweiten von 150-200 Km trotz 70-90 kWh Akku sind erbärmlich. Vor allem, wenn man sich als Hersteller „das Beste oder nichts“ auf die Fahne schreibt…

Benzfahrer
Reply to  Eric Sailer
3 Jahre zuvor

Alle derzeit verfügbaren reinen BEV sind für Gespannfahrer der vollkommen unbrauchbar. Das fängt mit der möglichen Reichweite an und hört mit der Ladeinfrastruktur, die für Gespanne nicht geeignet ist, und den notwendigen Ladezeiten auf.
Das Beweist der Test in der Caravaning und der AMS eindeutig.
Wenn E-Auto für Gespanne, dann nur mit Brennstoffzelle.
Bis es soweit ist, sollten das UBA und die Regierung endlich die Produktion von e-Fuel fördern und vorantreiben, damit auch die klassischen Verbrenner weitgehend CO2-Neutral betrieben werden können.

Ralf
Reply to  Benzfahrer
3 Jahre zuvor

Volle Zustimmung! e-Fuels und eine schnelle Lademöglichkeit für BEVs sind vielversprechender. Selbst China ist von der BEV-only Strategie abgewichen und fördert gerade vermehrt Wasserstoff-basierte Technologien.

Chris
Reply to  Eric Sailer
3 Jahre zuvor

Man kann natürlich auch mit 110 kW DV Laden. Dann dauert das keine 8 Stunden sondern weniger als eine Stunde. Das Weglassen dieser Information macht für mich keinen sonderlich seriösen Eindruck (also von der AMS).

Silverstar
3 Jahre zuvor

Luftleitungen mit Festo Pneumatiksteckverbindungen verlängert und mit Kabelbinder befestigt. Im Sichtbereich. Bild 6. Das it der derzeitige Stand der Dinge ?

Mittelgebirgler
3 Jahre zuvor

Sehr schönes Teil. So wird der EQC endlich einem SUV gerecht.

„Hinzu kommt ein interaktiver und emotionalisierender Fahrsound, welcher in Echtzeit anhand diverser Parameter (wie Stellung des Fahrpedals, Geschwindigkeit oder Rekuperatio) berechnet und von den Lautsprechern im Innenraum wiedergegeben wird.“

Das allerdings ist absoluter Schei…d,,, Braucht kein Mensch und ist sowas von unnötig dass es lächerlich erscheint.

Benzfahrer
Reply to  Mittelgebirgler
3 Jahre zuvor

„Das allerdings ist absoluter Schei…d,,, Braucht kein Mensch und ist sowas von unnötig dass es lächerlich erscheint.“
Stimmt! Und das gilt für alle Fahrzeuge, auch für Verbrenner.

Phil
Reply to  Benzfahrer
3 Jahre zuvor

Bloß das Publikum verlangt danach! Was wollen wir zuerst abschaffen? 😉

Carsten
Reply to  Phil
3 Jahre zuvor

@Phil: Das stimmt nicht wirklich: Der Kunde verlangt nur nach dem, was es zu kaufen gibt. Was es nicht gibt, danach wird auch nicht nachgefragt (gilt aber nur, wenn es kein anderer Hersteller auch nicht im Sortiment hat).
Kein Kunde würde beispielsweise nach einer elektrischen Treppe bei SUV’s fragen, so wie es manche Wohnmobile haben.
Ganz einfach deswegen, weil man es nicht braucht.
Von daher hat Benzfahrer schon recht.
Wenn irgendein Entwicklicker auf die Idee kommt und sagt, wir bauen einen EQC mit 700 PS und mehr, gibt’s natürlich Kunden, die das haben wollen, auch weil sie sich eben von den Anderen abgrenzen wollen. Vorher hätten sie nie danach gefragt.
Warum werden denn Manche Autos zu Flops: Da lässt der Hersteller sozusagen einen „Versuchsballon“ steigen, und kreiert ein Auto und schaut danach, wie es angenommen wird oder nicht. Da spielt natürlich auch die Konkurrenz mit rein, was die so anbietet. Und so kommen dann so Lifestyle-Produkte wie Shooting-Brake usw heraus oder Cross Over. Böse gesagt: Nichts halbes und nichts Ganzes. Früher gabs nur Kombis,
Oder die X-Klasse ist auch so ein Beispiel. Den gabs halt schon von Nissan.
Wer sollte da dann noch den Mercedes kaufen? Also sind die Stückzahlen vermutlich zu gering gewesen und das ganze wird wieder eingestellt.