Sichert der neue CLA die Produktionsauslastung in Rastatt?

 

Mit dem Produktionsbeginn des vollelektrischen CLA-Modells startet Mercedes-Benz in seinem Werk in Rastatt eine neue Ära. Der CLA, ausgestattet mit dem neuen Betriebssystem MB.OS, markiert den Auftakt zu einer großangelegten Produktoffensive, mit der der Automobilhersteller seine Strategie der Digitalisierung, Elektrifizierung und Flexibilisierung weiter vorantreibt.

Ein Fahrzeug als Symbol des Umbruchs

Seit Ende April ist der neue CLA bestellbar – und er steht für mehr als nur ein neues Modell im Kompaktsegment: Er soll als Symbol für den Wandel der Marke Mercedes-Benz in Richtung einer vollelektrischen Zukunft dienen. „Die CLA-Produktion untermauert unsere digitale, nachhaltige und flexible Produktionsstrategie und zeigt, wie unser Produktionsverbund effizient und Hand in Hand agiert“, so erklärte Produktionschef Jörg Burzer beim offiziellen Produktionsstart.

Digitale Innovation trifft Effizienz

Zur Integration des neuen CLA in die bestehende Produktionslinie hat Mercedes einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag investiert. Der Aufbau der Linie erfolgte mithilfe eines digitalen Zwillings – in Rekordzeit und mit signifikanten Einsparungen bei Bauzeit und Kosten. Eine weitere technologische Neuerung: Software-Updates können bis kurz vor der Auslieferung aufgespielt werden – ein Novum in der Mercedes-Produktion. Das Werk Rastatt wird damit zur Blaupause für die Einführung des Betriebssystems MB.OS in alle Werke weltweit.

Komponenten aus Deutschland, Logistik mit E-Lkw

Zahlreiche zentrale Komponenten des CLA stammen aus anderen deutschen Mercedes-Standorten: Die Karosserie kommt aus dem nahen Presswerk Kuppenheim, elektrische Antriebseinheiten aus Untertürkheim und die Hochvoltbatterien von Accumotive in Kamenz. Der Weitertransport der fertigen Fahrzeuge zum Hafen Zeebrügge erfolgt dazu klimafreundlich mit Elektro-Lkw des Logistikpartners Galliker – über eine Strecke von rund 600 Kilometern.

Auftakt zu einer der größten Produktoffensiven

Mit dem neuen CLA startet Mercedes eine der umfassendsten Produktoffensiven seiner Unternehmensgeschichte: Über 25 neue Modelle sollen in den kommenden Jahren auf den Markt kommen. Der CLA ersetzt künftig die A- und B-Klasse, deren Produktion 2026 endet. Ergänzt wird das Modellportfolio durch einen Shooting-Brake im nächsten Jahr und eine Verbrenner-Variante Ende 2025.

Im Kompaktsegment reduziert sich das Angebot damit von sieben auf fünf Modelle – inklusive der geplanten Mini-G-Klasse, deren Produktionsort noch nicht feststeht. Beobachter rechnen jedoch mit guten Chancen für Rastatt, dieses zusätzliche SUV zu übernehmen, um die Jahreskapazität von rund 200.000 Fahrzeugen zu sichern.

Ein Hoffnungsträger mit Risiko

Für Konzernchef Ola Källenius ist der neue CLA ein Prüfstein der künftigen Strategie: „Er ist auch ein Statement: Wir sind vom langfristigen Erfolg der Elektromobilität überzeugt.“ Mit bis zu 800 Kilometern Reichweite und ultraschnellem Laden soll der CLA den Wechsel zur Elektromobilität deutlich erleichtern. Doch mit einem Einstiegspreis von über 55.800 Euro für die Elektroversion ist er deutlich höher positioniert als seine Vorgänger – ein bewusster Schritt im Rahmen der Mercedes-Luxusstrategie. Günstigere Varianten mit LFP-Batterien sollen später folgen, allerdings mit reduzierter Reichweite. Auch eine Verbrenner-Version zu einem Einstiegspreis von etwa 46.500 Euro ist für Ende 2025 geplant.

Rastatt als strategischer Pfeiler

Seit der Eröffnung 1992 ist das Werk Rastatt einer der Eckpfeiler der Mercedes-Produktion in Deutschland. Mit rund 6000 Beschäftigten ist es der größte Arbeitgeber der Region. Neben dem neuen CLA entstehen hier weiterhin Modelle wie die A- und B-Klasse, der GLA sowie der vollelektrische EQA – sowohl mit Verbrennungs- als auch elektrifizierten Antrieben.  Ob das neue Modell allein ausreicht, um die Auslastung des Standorts nachhaltig zu sichern, bleibt noch  abzuwarten.

Bilder: Mercedes-Benz Group AG