Das neueste Modell der Mercedes-Maybach S-Klasse gibt es in Europa in zwei Varianten: als 8- sowie als 12-Zylinder. Wir sind das neue Flaggschiff der Submarke Mercedes-Maybach erstmal probegesessen & natürlich auch gefahren.
Mercedes-Maybach S-Klasse in Europa als 8- und 12-Zylinder
Während man in Asien das neue Maybach-Modell auch als 6-Zylinder anbietet, bietet man die Chauffeur-Limousine mit Stern in Europa sowohl als 8-, wie auch weiterhin als 12-Zylinder an. Die Grundpreise starten hier – für 8-Zylinder inkl. 16 kW / 20 PS ISG als S 580 4MATIC bei stolzen 164.565,10 Euro. Wer die Topmotorisierung fahren möchte, muss dafür mindestens 217.323,75 Euro investieren und erhält hier zusätzliche 4 Zylinder in Form des Mercedes-Maybach S 680 4MATIC mit beachtlichen 612 PS / 450 kW. Die Spitzenmotorisierung wird dabei lediglich im Maybach-Modell angeboten, währenddessen man in der normalen S-Klasse zukünftig darauf verzichten muss.
Der 12-Zylinder ist in seiner jüngsten Ausbaustufe mit Otto-Partikelfilter, Zylinderabschaltung und Start-Stopp Funktion, sowie erstmals in Verbindung mit dem Allradantrieb 4MATIC (mit einer Verteilung von 31:69 betont hecklastig) ausgestattet. Auf ein 48-Volt Bordsystem oder einen integrierten Starter-Generator (ISG) muss der M279M-Antrieb jedoch weiterhin verzichten.
Zum Grundpreis wählt man weitere Ausstattungen hinzu
Wo man beim Grundpreis erst bei der Basisausstattung angekommen ist, wählt der typische Maybach-Kunde selbstverständlich weitere Ausstattungen aus der umfangreichen Aufpreisliste hinzu. Die Qual der Wahl beginnt dabei bei der Lackierung, wobei neben zahlreichen designo-Lacke für jeweils um die 4.100 Euro auch zahlreiche zweifarbige Lackvarianten zur Verfügung stehen. Für stolze 14.875 Euro individualisiert man dabei sein Luxusfahrzeug bereits deutlich im Exterieur, was man durch typische Maybach Schmiederäder für bis zu 6.485,50 Euro in maximal 21 Zoll erweitern kann.
Maybach-Modell mit 5,47 Metern länger als die S-Klasse
Der persönliche Geldbeutel (oder Leasing-Vertrag) sollte dabei ausreichend dimensioniert sein, um auch das Interieur des Fahrzeugs entsprechend typisch auszustatten. Hier grenzt sich die Basisvariante für uns noch nicht deutlich genug von der S-Klasse ab und bedarf deutlichen Handlungsbedarf bei der Auswahl der Bestelloptionen. Die Zahl in Richtung High-End Interieur-Paket für 24.168,90 Euro ist dabei ebenso anzuraten, wie das designo Leder-Paket für zusätzliche 17.850 Euro. Somit hat man die wichtigsten Ausstattungsoptionen gewählt, zumal der Käufer meist eh im Fond sitzend reisen sollte.
Die designo-Lehnenverkleidung sowie das Zierelemente-Paket Exklusiv sowie das Exklusiv-Paket ist so bereits ohne Aufpreis enthalten. Bei der Wahl der Sitzpolsterung geht es hingegen nach Geschmack, wobei das exklusive Leder „Nappa Maybach kristallweiß / silbergrau pearl“ wohl optisch am besten kommt, die Nutzung von Jeanshosen dann aber auf ein Minimum reduziert. Die besondere Lederausstattung ist zum Preis von 16.065,00 Euro erhältlich – jedoch nur in Kombination mittels designo Zierelement (z.B. Klavierlack schwarz flowing lines) für 1.547 Euro sowie dem Multifunktionslenkrad in Holz-Leder Ausführung für weitere 737,80 Euro. Zählt man die bisherigen Optionen zum Grundpreis hinzu, ist die 300.000 Euro Marke bereits überschritten worden.
Maybach individuell
Haben wir etwas vergessen ? Sicherlich, zumal das Ende der Aufpreisliste noch lange nicht erreicht ist. Wobei wir bereits die Wadenmassage im Fond ebenso gewählt haben, wie einer Nacken- und Schulterheizung im Fond mit Multikontursitzen sowie Lenkradheizung sowie beheizbare Armlehnen für den Fahrer. Für mehr Privatsphäre ist ebenso schon das Sonnenschutz-Paket mit elektrischen Sonnenrollos inklusive. Der Grundpreis kann problemlos mittels designo Mikrofaser DINAMICA Innenhimmel für 8.330 Euro weiter angehoben werden, wenn wir auch schon den designo Innenhimmel in Leder Nappa kristallweiß inkludiert haben. Für längere Standzeit wählen wir aber noch die Standheizung für 1.475,60 Euro hinzu, inkl. Fernbedienung für 238 Euro – sollte der Chauffeur mal länger auf uns warten müssen.
Für mehr Bequemlichkeit sorgt das Kühlfach im Fond für 1.368,50 Euro, was im Grunde zur Grundausstattung gehören sollte – jedoch den Kofferraum deutlich einschränkt. Passende Champagnerkelche mit passenden Kelchhalter für 3.808,00 Euro sparen wir uns jedoch.
10 Grad Hinterachslenkung
Bei der technischen Ausstattung nutzt das neueste Maybach-Modell die technische Ausstattung der S-Klasse, was eine optionale Hinterachslenkung mit bis zu 10 Grad für 1.547,00 Euro den Alltag erleichtert – was sich technisch aber lediglich mit maximal 20“ Radsätzen kombinieren lässt. Das sieht optisch während der Fahrt für Außenstehende zwar ungewohnt aus, ist aber mehr als vorteilhaft.
Bei den technischen Ausstattungen schickt Mercedes das Maybach-Modell hingegen mit einer sehr guten Grundausstattung ab Werk in den Straßenverkehr: hier ist nicht nur das Fahrassistenz-Paket mit aktiven Abstands-Assistenten DISTRONIC bereits enthalten, sondern auch das Park-Paket mit 360 Grad Kamera. Die Vorrüstung für den Intelligent Park Pilot ist sogar ohne Aufpreis hinzuwählbar und ermöglicht so später eine Automated Valet Parking (AVP) Funktion. Der „Drive Pilot“ für hochautomatisiertes Fahren kommt hingegen voraussichtlich erst in der zweiten Jahreshälfte 2021 (und ist – wie auch in der normalen S-Klasse – nicht nachrüstbar!).
Technik aus der S-Klasse im Mercedes-Maybach S 680 4MATIC
Weiterer Serienumfang ist das von der normalen S-Klasse bekannte 3D-Fahrer Display sowie das MBUX Augmented Reality Head-up Display sowie das MBUX Navigation Premium Paket, wie auch der Beltbag sowie die Sidebags im Fond und das Einbruchs- und Diebstahlschutzsystem URBAN GUARD Plus und das AIR BALANCE Paket. Wählt man unsere Ausstattungsoptionen so, wie oben beschrieben, ist selbst die aktive Ambientebeleuchtung – auch im Fond – Serienumfang, wie auch die Komforttüren hinten für eine automatische Öffnung – sowie Schließung der Fondtüren. Wer die Ausstattung noch erweitern möchte, kann das problemlos weiter tun und überschreitet schnell auch die 300.000 Euro Marke. Sobald man sich im Bereich von über 310.000 Euro bewegt, hat man ganz sicher keinerlei Ausstattungspunkte vergessen – viel höher konnten wir den Preis in einer Testkonfiguration selbst auch nicht mehr steigern (Unser Testfahrzeug bleib hier nur knapp unterhalb).
Der Fahrtest
Im Grunde ist das Maybach-Modell nicht nur vielleicht eine Chauffeurs-Limousine und bedarf wohl einer Mitfahrt im Fond als einen Fahrtest hinter dem Steuer. Wir haben trotzdem beides absolviert.
Beim Einstieg in das luxuriöse Gefährt findet man sich schnell zurecht, zumal die hauptsächlichen Bedienelemente direkt aus der S-Klasse bekannt sind. Neu sind hier spezielle Anzeigen im Display sowie technisch der Maybach-Fahrmodus, der grundsätzlich im zweiten Gang anfährt und die die Federung speziell für den Fahrgast im Fond anpasst. Die Gaspedalkennlinie ist hierzu sehr flach ausgelegt, wobei eine spezielle Getriebeabstimmung mit Schaltberuhigung die Aufbaubewegungen der Karosserie gezielt minimiert. So soll das sein – und das spürt man tatsächlich auch.
Das V12-Triebwerk beeindruckt bereits beim Anlassen mit einer Laufruhe, dessen Eindruck sich auch bei der Fahrt nicht großartig ändert. Meist unangestrengt lässt sich das knapp 5,47 Meter lange Modell fortbewegen, – wobei ein „Gleiten“ es wohl eher trifft. Dabei bleibt das Motorengeräusch größtenteils, wie auch die Umgebungs- oder Windgeräusche, außen vor. Schnell hat man das Gefühl, man fährt zu langsam – als zu schnell, was erst ein Blick auf dem Tachometer eindeutig klären kann. Ein deutlicher Unterschied zum S-Klasse Modell, zumal man hierzu eine aktive Fahrgeräuschkompensation (kurz: AFGK) verwendet, dass die Basslautsprecher des Burmester Soundsystems nutzt, um gegenphasige Schallwellen für unerwünschte tieffrequente Geräusche zu eliminieren. Auch das wirkt als eine Art „Noise Cancelling“ fürs Auto für mehr Ruhe im Innenraum, wobei bereits die Vorgängergeneration als leiseste Limousine der Welt galt. Zusätzlich nutzt man bei Mercedes wärme- und geräuschdämmende Gläser und neue Dämmschäume in der Karosserie, sowie optional auch geräuschabsorbierende Reifen (mit Schaumstoff auf der Innenseite der Reifen für weniger Abrollgeräusche!).
Mercedes-Maybach S 680 4MATIC: Letzter Vertreter des 12-Zylinders
Die 5.980 cm³ Hubraum im „Maybach-S“ in dessen größter Ausbaustufe erzeugen maximal 900 Drehmoment (zwischen 2.-4.000 u/min), wobei die 100 km/h Marke bereits innerhalb von 4,5 Sekunden erreicht ist. Das Modell ist dazu bei 250 km/h elektronisch abgeriegelt. Zur nur Vollständigkeit: der M 279M (E60 LA) Motor will mit Super-Plus betrieben werden und wird werksseitig mit 14.1-13.3 Liter auf 100 km angegeben (CO2-Emissionen kombiniert 322-305 g/km). Das Leergewicht liegt bei 2.350 kg, die Zuladung bei 540 kg. Der Tankinhalt liegt bei 76 Litern (davon 8 Reserve). Wir sind uns aber sicher: der Großteil der Kunden interessiert sich eher um die maximale Reichweite als um den Verbrauch oder dessen Kosten.
Im Fahrtest fiel uns vor allen die optionale Hinterachslenkung mit 10 Grad Lenkwinkelanpassung positiv auf, die den Wendekreis trotz des größeren Radstands im Vergleich zum Vorgänger um bis zu 150 cm reduziert und beim Einparken oder in engen Parkhäusern ein echter Vorteil sein kann. Das sieht optisch zwar teils ungewöhnlich aus, hat aber einen klaren Komfortgewinn bei Wendigkeit und Fahrstabilität.
In Verbindung mit der serienmäßigen Luftfederung AIRMATIC mit automatischer Niveauregulierung oder mit dem vollaktiven elektrohydraulischen Fahrwerk E-ACTIVE BODY CONTROL wird der Fahrkomfort ebenfalls nochmals deutlich gesteigert. Dabei schluckt das Fahrwerk sämtliche Unebenheiten. Nick-, Wank- und Hubbewegungen sind in der Limousine ebenso wenig zu spüren, wie in der langen S-Klasse.
Der S 680 4MATIC hat beim Anfahren so viel Kraft, dass der Maybach ohne Ruckeln oder Vibrationen selbst beim kleinsten Fahrpedalimpuls problemlos anfährt. Doch das konnte schon der Vorgänger gut.
Im Innenraum hat man den Komfort- und die Luxus-Features gegenüber der Vorgängerbaureihe überraschend doch nochmals steigern können. So bietet man nun u.a. eine Wadenmassage-Funktion für die Serien Executive Sitze an. Die Nackenkissen sind hier nun auch mit einer Nacken-/ & Schulterheizung ausgerüstet (identisch zur S-Klasse). Neu ist auch der MBUX Interieur-Assistent im Fond, der zwei Kameras im Dachhimmel nutzt oder die elektrischen Fondtüren. Sicherlich Kleinigkeiten, die in der Summe aber ein mehr einen mehr als bequemen und luxuriösen Gesamteindruck hinterlassen. Ein wenig vermissen wir zwar die Schaffell-Einlagen am Fußboden, die nun durch eine Hochfloorausführung ersetzt werden – aber mehr auch nicht.
Fazit: Mehr Platz und Luxusambiente bietet kein anderes Mercedes-Modell
Die Maybach-Variante der neuen S-Klasse kommt weiterhin mit einer 12-Zylinder Motorisierung und einem Feuerwerk an Innovationen und Bequemlichkeiten. Ob mehr Platz, Ausstattung oder Motorisierungen – der Maybach bietet erneut mehr und hat in der neuesten Generation zum bekannten des Vorgängers nochmals nachgelegt und grenzt sich so auch deutlich von der normalen S-Klasse ab. Die Fahrt von A nach B ist dabei eine Wohltat, egal an welcher Position man sich befindet.
Wer weniger auffallen möchte, kann den Chromgittereinsatz an der Frontstoßstange im S 680 4MATIC übrigens auch entfallen lassen. Für den europäischen Anspruch tut das wohl oftmals Not – die Unverkennbarkeit des Maybach-Modells tut dem jedoch keinen Abbruch.
Was uns aufgefallen ist:…
- o Die neue Chromleiste mittig auf der Motorhaube
- + Eindeutig der leiseste Innenraum aller Mercedes-Benz Fahrzeuge
- + mehr Platz im Fond durch längeren Radstand
- o Optisch ungewohntes Bild der Hinterachse bei Rangiervorgang oder beim Abbiegen aufgrund der Hinterachslenkung
- + sehr gut gemachte Zweifarb-Lackierung in mehreren Varianten sorgt für Aufsehen
- – leider unser viel zu kleiner Geldbeutel
Die Ausstattung unseres Testfahrzeugs:
Mercedes-Maybach S 680 4MATIC für 217.323,75:
- designo diamantweiß bright/obsidianschwarz 14.875,00
- 20″ Maybach Schmiederäder im 5-Loch-Design 4.938,50
- Polster designo kristallweiß / silbergrau pearl 16.065,00
- designo Innenhimmel Leder Nappa kristallwei 0,00
- Multifunktionslenkrad in Holz-Leder-Ausführung 737,80
- High-End Interieur-Paket 24.168,90
- Zierelemente designo Klavierlack schwarz flowing lines 1.547,00
- designo Lehnenverkleidung 1.785,00
- DIGITAL LIGHT mit Projektionsfunktion 2.249,10
- Park-Paket mit Remote-Parkfunktionen 714,00
- Vorrüstung für INTELLIGENT PARK PILOT 0,00
- Hinterachslenkung mit 10° 1.547,00
- Kommunikationsmodul (LTE Advanced) für die Nutzung von Mercedes me connect 178,50
- Multifunktions-Telefonie 702,10
- MBUX Augmented Reality Head-up-Display 3.796,10
- TV-Tuner 1.285,20
- MBUX High-End Fond-Entertainment 0,00
- ENERGIZING Paket vorn 3.808,00
- ENERGIZING Paket Fond 3.528,35
- Wadenmassage im Fond 0,00
- Klapptische im Fond 2.142,00
- Kühlfach 1.368,50
- Frontscheibe, beheizt mit Einbruchhemmendes Verbundsicherheitsglas & Wärme- und Geräuschdämmung 499,80
- Fahrzeugschlüssel in Weiß Hochglanz mit Zierrahmen in Rosegold Hochglanz 119,00
- Kofferraumdeckel-Zusatzsicherung 0,00
- 2 kabellose Kopfhörer 476,00
- USB-Paket Plus 357,00
Gesamtfahrzeugpreis inkl. 19% MwSt: 304.211,60 Euro.
Bilder: Philipp Deppe / MBpassion.de (entstanden am „Der Öschberghof„)