Fahrtest: Der neue Vito Tourer und eVito Tourer im Vergleich

Mercedes-Benz Vans hat den Vito überarbeitet und bringt jetzt das aufgefrischte Modell auf die Straße. Der Transporter für Handwerk, Handel und Service geht unter anderem mit der neuen Diesel-Motorengeneration (OM 654) und einer neuen batterieelektrischen Variante an den Start. Wir konnten den Diesel gegen die neue Elektrovariante im Vergleich fahren und haben auf die Unterschiede der beiden Varianten geachtet.

Fahrtest: Der neue Vito Tourer und eVito Tourer im direkten Vergleich

Vito 119 CDI 4×4 mit 190 PS

Im Fahrtest mit dem Vito 119 CDI 4×4 kann der 2,0 l Vierzylinder-Dieselmotor OM 654 satt punkten. Schon bei niedrigen Drehzahlen schiebt der Vito damit dynamisch an. Mit 190 PS / 140 kW ist die Tourer-Variante dafür bestens motorisiert und sollte auch mit maximaler Anzahl von Fahrgästen kraftvoll zu Fahren sein. Dank 4 x 4 Allradantrieb wird zudem die Kraft zu jeder Zeit ausgeglichen auf die Straße gebracht.

Der neue Dieselantrieb gefällt ebenfalls durch sein angenehmes Arbeitsgeräusch, das hörbar ist aber niemals störend wirkt. In Verbindung mit dem 9-Gang-Automatikgetriebe, das es erstmals in allen Vito-Varianten gibt, werden die Gänge ohne Hektik durchgeschaltet. Die 9G-TRONIC nutzt in der Schaltstrategie das satte Drehmoment von 440 Nm dazu gut aus.

Fahrtest: Der neue Vito Tourer und eVito Tourer im direkten Vergleich

Eine gute Rückmeldung geben das überarbeitete Fahrwerk und die Lenkung wieder. Der Vito liegt gut auf der Straße. Die Stahlfederung ist nicht zu weich und nicht zu hart. Bodenwellen und Kanaldeckel werden so  ausgewogen geschluckt – ohne zu hopsen oder zu stuckern. Das Gefühl der Lenkung zeigte sich sehr präzise, große Lenkwinkel sind nicht notwendig, was die Fahrt sehr angenehm ablaufen lässt.

Der Vito als Tourer vermittelt mit der vorhandenen Abstimmung eher den Eindruck eines Pkws und wenig von einem Transporter oder gar Nutzfahrzeuges. Optional kann der Vito ab November 2020 auch mit der Luftfederung AIRMATIC bestellt werden, was den Komfort hierzu nochmals steigern wird. Die Dämpfung reguliert sich dann an jedem Rad selbstständig, entsprechend der aktuellen Fahrsituation und dem Straßenzustand, das bringt nochmals ein Plus an Federungskomfort !

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Neues Frontdesign für den Vito

Optisch ist der neue Vito am neu gestalteten Kühlergrill zu erkennen. Die neue Front ist an die Sonderausstattungen DISTRONIC, Aktiver Brems-Assistent oder lackierte Stoßfänger gekoppelt. Die Sternplatte ist zentral im Kühlergrill und wird von drei Lamellen, die es als Option auch in Chrom-Optik gibt, umgeben. Unser Testwagen trägt zudem die neue Lackfarbe cavansitblau metallic

Auch im Innenraum ist der Vito aktualisiert worden. Der Bereich rund um das Infotainmentsystem ist in Verbindung mit dem optionalen Chrom-Paket – wie bei unserem Testwagen – von einem Element Klavierlack-Optik eingerahmt. Am linken und rechten Rand des Armaturenbretts befinden sich mit der Modellpflege neue Lüftungsdüsen in Turbinenoptik. Zusätzlich sind beim Chrom-Paket die Rahmen in Chrom gehalten. Auf dem Gestühl des Vito sitzt es sich sehr bequem. Nach längeren Fahrten steigen Fahrer und weitere Fahrgäste ohne Rückenschmerzen aus.

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Mit der Modellpflege wird nebenbei auch das Angebot beim Infotainment ergänzt. Digitaler Radio-Empfang (DAB+) ist grundsätzlich nun Serienumfang. Audio 30 und Audio 40 erfüllen verfügen über einen 7-Zoll-Touchscreen mit Smartphone Integration für Apple CarPlay und Android Auto. In unserem Testfahrzeug ist das Audio 40 verbaut, es hat als zusätzlichen Umfang ein eigenständiges Navigationssystem an Bord. In Verbindung mit Mercedes PRO connect ist damit auch „Live-Traffic-Information“ möglich. Im Display von Audio 30 oder 40 wird – sofern optional bestellt – auch das Bild der 180°-Rückfahrkamera dargestellt.

Digitaler Innenspiegel für beste Sicht nach hinten

Eine weitere Neuheit des überarbeiteten Vito ist der digitale Innenspiegel, welcher ab Frühjahr 2021 verfügbar sein wird. Der digitale Spiegel zeigt das Bild der HDR-Kamera in der Heckscheibe im Innenspiegel an. Über Bedienknöpfe unterhalb des Spiegels kann dazu die Helligkeit des digitalen Displays sowie die Höhe des Kamerablickwinkels per Knopfdruck verstellt werden. Des weiteren kann über den bekannten Abblend-Kippschalter der Innenspiegel vom digitalen Kamerabild auf analoge/klassische Sicht umgestellt werden. Ein deutliches Plus bei Personenmitnahme, da so der Blick nach hinten nicht von Mitfahrern gestört wird.

Fahrtest: Der neue Vito Tourer und eVito Tourer im direkten Vergleich

Als optischer Spiegel wird der Blick auf den rückwärtigen Fahrzeuginnenraum möglich – gerade im Tourer mit Fahrgästen ein sicherlich immer mal wieder notwendiger Blick. Im eigenen Fahreindruck brauchte es jedoch zuerst einen Moment, um sich an das digitale Bild im Innenspiegel zu gewöhnen. Ein Grund dafür war, dass das Sichtfeld doppelt so groß ist,  wie sonst. Dieses ist man als Fahrer nicht gewohnt und findet es zuerst fremdartig. Die Bilddarstellung war jederzeit bestens, scharf und bei Bewegungen ohne Verzögerungen oder Verzerrungen im Displays. Mit einer Zeit der Gewöhnung sicherlich ein zusätzlicher Sicherheitsaspekt.

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eVito Tourer mit bis zu 204 PS- Kraftvoller Fahreindruck

Kommen wir nun zum zweiten von uns gefahrenen Testfahrzeug: der eVito Tourer. Die batterie-elektrische Variante des Transporters ist gerade für den Einsatz als Hotelshuttle, als Großraumtaxi oder Fahrzeug für Ride-Sharing-Dienste besonders gut geeignet. Der elektrische Antriebsstrang (eATS), verfügt über eine Spitzenleistung von 150 kW (204 PS). Die Dauerleistung liegt bei 70 kW (95 PS). Der E-Motor treibt die Vorderachse des Vito an und bringt darüber ein maximales Drehmoment von 363 Nm auf die Straße.

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Im Fahreindruck ist der eVito sehr „spritzig“ und knackig, zugleich aber auch geschmeidig und harmonisch. Elektrotypisch zieht der Tourer gerade aus dem Stand besonders kraftvoll los. Im von uns gefahrenen Mix aus Stadtverkehr, Landstraße und Autobahn waren keine Leistungsschwächen des Antriebs auszumachen. Ein kurzer Sprint zum Überholen ist ohne weiteres möglich und wenn man möchte, rennt der elektrische Vito bis maximal 140 km/h – optional sind sogar bis zu 160 km/h drin.

Im Innenraum geht es durchaus leise zu. Ein bisschen säuselt je nach Geschwindigkeit der Fahrtwind,  ansonsten ist bis auf ein ganz feines Summen von der E-Maschine nichts weiter zu hören. Das macht richtig Spaß und wirkt entspannend auf Fahrer und Mitreisende!

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Mehrgewicht beim eVito bei der Fahrt nicht bemerkbar

Das Mehrgewicht der Batterie macht sich im Fahreindruck nicht bemerkbar. Im Vergleich zum zuvor gefahrenen Diesel federt auch das Fahrwerk der Elektro-Version komfortabel bei allen Unebenheiten, wobei der eVito neutral auf der Straße liegt.  Einzig im direkten Unterschied fiel die gefühlt etwas indirektere Lenkung des eVito Tourer auf, dieses liegt aber vermutlich am Frontantrieb des elektrischen Transporters.

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Im Innenraum gibt es praktisch fast keine Unterschiede zum Verbrennerfahrzeug. Einzig am geänderten Kombiinstrument, das statt des Drehzahlmessers ein Powermeter besitzt, ist der Unterschied zum Elektrofahrzeug sichtbar. Wie bereits beim Verbrenner, können auch mit dem eVito Tourer bis zu neun Personen transportiert werden, während das Ladevolumen identisch ist.

Schnelladen in 45 Minuten von 10 auf 80 % (SoC)

Die im Unterboden zwischen den Achsen verbaute Lithium-Ionen-Batterie hat eine Kapazität von 100 kWh, wovon 90 kWh nutzbar sind. Damit kommt der eVito Tourer auf eine rechnerische Reichweite von 421 Kilometern. Für den urbanen Einsatz zum Beispiel als Taxi sollte das absolut ausreichend sein. Geladen wird mit maximal 110 kW Bordlader, die dazu benötigte CCS-Ladedose befindet sich – identisch zum EQV Modell – im Stoßfänger vorne links. Mit maximaler Ladeleistung an einer DC-Schnellladestation ist der eVito in ca. 45 Minuten von 10 – 80 % aufgeladen. Beim Laden über eine Wallbox mit 11 kW benötigt es unter 10 Stunden, um von 0 auf 100 % (SoC) aufzuladen.

Fahrtest: Der neue Vito Tourer und eVito Tourer im direkten Vergleich

Dank intelligenter Betriebsstrategie lädt der Mercedes-Benz eVito Tourer seine Batterie gewohnt auch während der Fahrt. Darüber hinaus helfen drei unterschiedliche Fahrprogramme, auf Knopfdruck zwischen maximalem Komfort und maximaler Reichweite zu wählen.

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Rekuperationsstufen über Schaltwippen verstellbar

Der Fahrer kann die Stärke der Rekuperation über Schaltwippen hinter dem Lenkrad verändern. Die Rekuperationsstufe D-AUTO ist hierbei besonders komfortabel. Dort werden die Informationen der Fahrassistenten vernetzt und die Stärke der Rekuperation situationsspezifisch und in Echtzeit angepasst. Im Fahrtest funktioniert das richtig gut und tatsächlich immer dem jeweiligen Moment angepasst. Einen manuellen Fahrereingriff, um die Stärke der Rekuperation zu ändern, brauchte es nicht. Natürlich beherrscht auch der neue eVito Tourer das sogenannte „Ein-Pedal“ Fahren. Ist die stärkste Rekuperationsstufe D- gewählt, reicht das einfache Lupfen des Gaspedals – und der Vito bremst von allein. Mit ein bisschen Gefühl im Fuß ist sogar das Bremsen bis zum Stillstand möglich.

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Vito oder eVito? – Unterschiede nur in der Antriebstechnologie

Wo liegen nun die Unterschiede oder Vorteile zwischen Diesel und Elektro beim Vito? Fahren tun sowohl der Vito Tourer als auch der eVito Tourer gleich gut. Beide bieten Fahrkomfort auf Pkw-Bereich und beide sind gut motorisiert, um für gewerbliche Aufgaben passend gerüstet zu sein. Auch was die Nutzbarkeit des Transporters betrifft, liegen beide Fahrzeuge gleich auf.

Schlussendlich kommt es eigentlich nur auf den Einsatzzweck an, wo der Vito genutzt werden soll. Der hochmoderne neue Vierzylinder-Dieselmotor ist sparsam und hat bei langen Fahrtstrecken eindeutig seinen Vorteil. Im städtischen Umfeld – mit entsprechender vorhandenen Ladeinfrastruktur – kann der neue eVito aber dieses alles genauso gut – wenn nicht sogar besser, da er lokal emissionsfrei unterwegs ist. Die über 400 Kilometer elektrische Reichweite sollten für den üblichen Nutzungsalltag eines eVito ausreichend sein.

 

Fahrtest: Der neue Vito Tourer und eVito Tourer im direkten Vergleich

Überarbeiteter Vito seit 06. April 2020 bestellbar

Der neue Vito ist seit dem 06. April 2020 bestellbar. Der Vito Tourer Lang mit 190 PS Dieselmotor und ohne Allradantrieb kostet ab 37.151 Euro. Der eVito Tourer startet bei 53.990 Euro – jeweils zzgl. Mehrwertsteuer.

Beim eVito ist im Kaufpreis ein Wartungspaket für vier Jahre sowie das ein Batteriezertifikat bis 160.000 Kilometer oder acht Jahre enthalten. Zudem verfügt der elektrische Vito über eine reichhaltigere Serienausstattung, darunter zum Beispiel 17 Zoll Felgen, Tempomat, Aktiver-Brems-Assistent  oder Sitzheizung für den Fahrer.

Bilder: ©Philipp Deppe / MBpassion.de