Im Mercedes-Benz Kundencenter Sindelfingen parkt aktuell die „Rote Sau“ – der offizielle Nachbau des legendären Mercedes-AMG 300 SEL 6.8. Das Fahrzeug steht bis Mitte Januar 2024 zur Besichtigung bereit.
Die „Rote Sau“ steht in Sindelfingen
Die „Rote Sau“ war der damalige Spitzname des Rennwagens, den AMG auf Basis eines 300 SEL 6.3 der Baureihe W 109 aufgebaut hatte. Mit dem feuerroten Fahrzeug überquerte man am 25. Juli 1971 beim 24-Stunden Rennen von Spa-Francorchamps beim allerersten Renneinsatz als Zweiter die Ziellinie und machte die damalige Marke AMG über Nacht weltberühmt und das Auto selbst ganz schnell zum Kult. Dabei waren die Affalterbacher auf der Langstrecke in Belgien alles andere als ein Favorit, wobei die Leistungsfähigkeit der großen Luxuslimousine damals keiner so erwartet hat.
Bereits im Training zeigte der rote Viertürer sein wahres Potenzial. Unter Clemens Schickentanz legte man die fünftschnellte Zeit vor – und sicherte sich Startplatz fünf von insgesamt 60 Teilnehmern. Als einziger Mercedes im Startfeld von insgesamt 60 Renntourenwagen sicherte man sich auf dem damals noch 14,1 Kilometer langen Ardennenkurs bereits in der ersten Runde die dritte Position. Am Ende kam die Startnummer „35“ innerhalb von 24 Stunden auf exakt 308 Runden – und hatte dabei keinerlei technische Probleme. Mit der Höchstgeschwindigkeit von 265 km/h war der 300 SEL 6.8 AMG für den Kurs in Belgien aber ideal ausgestattet.
Basis Mercedes-Benz 300 SEL 6.3
Die technische Basis des Rennwagens war der Mercedes-Benz 300 SEL 6.3 mit einer Leistung von 250 PS (bei 4.000 u/min) und einer Serien-Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h – damals das schnellste deutsche Serienautomobil. Nach einer Hubraumerhöhung von 6.330 auf 6.835 cm³ gab es einen Leistungszuwachs auf 428 PS (bei 5.500 u/min) und einen Drehmomentanstieg von 500 auf 608 Newtonmeter. Zum Einsatz kamen ebenso schärfere Nockenwellen sowie ein modifizierte Kipphebel, erleichterte Pleuel sowie Kolben von Matra mit größeren Einlassventilen und geänderten Brennräumen und polierten Ein- und Auslasskanäle. Zusätzlich nutzte man eine neue Ansaugbrücke mit zwei Drosselklappen sowie eine Renn-Abgasanlage. Ebenso wurde ein Zusatzölkühler installiert und die Kurbelwelle feingewuchtet. Die 15 Zoll Magnesiumfelgen stammten von einen C 111 Versuchswagen, für dessen Einsatz die Kotflügel verbreitert wurden. Durch den Einsatz von Alu-Türen wurde das Gewicht von 1.830 auf 1.635 Kilogramm abgesenkt. Größer dimensionierte Querlenker an der Vorderachse sowie eine robustere Hinterachse mit verstärktem Differenzial sowie kleinere & härtere Luftfederbälge sorgten zusätzlich für eine verbesserte Rennnutzung.
Verbleib des Originalfahrzeug unbekannt
Das Originalfahrzeug wurde aufgrund einer Regeländerung der FIA von AMG an den französischen Metra Konzern verkauft, der das Fahrzeug für Hochgeschwindigkeitstest für dessen Flugzeugreifen umgebaut hatte. Ein genauer Verbleib des Fahrzeuges ist nicht bekannt. Erst Anfang 2006 baute Mercedes-AMG einen Nachbau aufgrund von Originalunterlagen wieder auf.
Quelle: Mercedes-Benz Group AG