160 Fahrzeuge und insgesamt 1.500 Exponate präsentiert die vielfältige Dauerausstellung des Mercedes-Benz Museums. Ein besonderer Bestandteil sind die „33 Extras“: Sie lassen am Beispiel oft überraschender Details Mobilitätshistorie und Automobilkultur lebendig werden. Die Newsletter-Reihe Mercedes-Benz Museum Inside lenkt den Blick auf die „33 Extras“ und bringt ihre Geschichten auf den Punkt. In der heutigen Folge geht es um den Tachometer.
24/33: Der Tachometer
Moderater Beginn: 16 km/h – das ist die Höchstgeschwindigkeit des ersten Automobils der Welt. Selbst im Jahr 1886 ist das nicht wirklich schnell, denn Dampfloks haben schon Jahrzehnte davor die Grenze von 100 km/h überschritten. Doch immerhin ist der Patent-Motorwagen von Carl Benz mehr als doppelt so schnell wie ein Fußgänger. Einen Geschwindigkeitsmesser hat das innovative Fahrzeug noch nicht. Wozu auch? Es gibt keine festgelegten Maximalwerte.
Begehrtes Extra: Doch mit zunehmender Verbreitung des Automobils sind Tachometer als Sonderausstattung zu haben. Denn schnelle Autos gelten als gute Autos. Wie gut das eigene Fahrzeug ist – das will man natürlich wissen. Der Tachometer der „33 Extras“ des Mercedes-Benz Museums im Mythosraum 3 „Umbrüche – Diesel und Kompressor“ ist so eine Sonderausstattung. Er reicht bis 100 km/h.
Begrenzung: Erst mit steigenden Tempi werden Höchstgeschwindigkeiten eingeführt. Zunächst sind sie dem Verkehr aus vorautomobiler Zeit angepasst. Von 1909 an gelten im Deutschen Reich 15 km/h als Höchstgeschwindigkeit in geschlossenen Ortschaften. Das entspricht dem Tempo eines trabenden Pferds. Fortan gibt es kein Auto mehr ohne Tachometer. Denn der Autofahrer muss nicht nur Straße und Verkehr im Blick halten, sondern auch sehen, wie flott er unterwegs ist.
Darstellung: Ein Tachometer misst die Geschwindigkeit und stellt diese als Zahlenwert dar. Die Bezeichnung ist abgeleitet von den altgriechischen Begriffen „tachýs“ für „schnell“ und „métron“ für „Maß“. Über Jahrzehnte weist eine analoge Anzeige mit Zeiger auf den entsprechenden Skalenpunkt oder -strich. Digitaltachos gibt es seit den 1990er-Jahren. Sie sind flexibler und beherrschen mehrere Darstellungsformen. Unabhängig von der Technik: Der Tachometer zeigt das Tempo immer etwas zu hoch an – ein im Alltag gern genommener Spielraum. Das ist per Gesetz so festgelegt, um bei Geschwindigkeitsmessungen Ungenauigkeiten zu kompensieren.
Integration: Zunächst befindet sich der Tachometer noch nicht im Fahrerblickfeld. Erst seit etwa Mitte des vergangenen Jahrhunderts ist das sein Platz. Wichtige Werte hebt die Skala hervor, etwa die 50-km/h-Marke als Höchstgeschwindigkeit im Stadtverkehr. Vorherrschend ist die kreisförmige Anzeige, doch es gibt Varianten: waagerecht etwa in den Mercedes-Benz „Ponton“-Limousinen der Baureihen W 180/W 128 (1954 bis 1959). Oder die von den Fans liebevoll „Fieberthermometer“ genannte senkrechte Anzeige in den „Heckflosse“-Limousinen der Baureihen W 111/W 112 (1959 bis 1965).
Kontrolle: Wer den Tachometer nicht im Auge behält und die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschreitet, macht in Deutschland seit 1959 unter Umständen Bekanntschaft mit einem unliebsamen Gerät: umgangssprachlich „Radarfalle“ oder „Blitzer“ genannt, eine stationäre oder mobile Form der Geschwindigkeitsüberwachung zur Durchsetzung von Verkehrsregeln. Zu sehen im Raum Collection 3 „Galerie der Helfer“ und ebenfalls eines der „33 Extras“ im Mercedes-Benz Museum.
Verhinderungstaktik: Der Tempomat oder – noch besser – der Limiter kann helfen, einen Geschwindigkeitsverstoß zu vermeiden. Mercedes-Benz war Vorreiter für diese Assistenzsysteme. Einfach die gewünschte Geschwindigkeit setzen, und der Tempomat hält sie. Der Limiter verhindert das Beschleunigen über die gewählte Grenze hinaus.
Rotationsbewegung: Technisch gesehen ist der Tachometer übrigens ein Drehzahlmesser. Er stellt dar, wie schnell sich die Räder auf der Straße drehen. Apropos: Motorsportler kommen meist ohne Tachometer aus. Für sie ist die Motordrehzahl wichtiger, daher ist das entsprechende Anzeigeinstrument in ihrem Blickfeld platziert. Doch sie wissen genau, wie schnell sie beispielsweise im vierten Gang bei 6.800/min sind. Somit erfüllt das Instrument im Rennwagen einen Doppelzweck. Serienfahrzeuge haben für die Motordrehzahl ein separates Instrument.
Quelle: Daimler AG