SSB und moovel kooperieren beim Mobilitätsdienst SSB Flex

Am 1. Juni startet das neue Angebot der SSB: SSB Flex bündelt in drei Bediengebieten die Fahrtwünsche der Fahrgäste und ermöglicht so räumlich oder zeitlich ergänzende, flexiblere Fahrten zusätzlich zum bereits bestehenden Angebot des Nahverkehrs. Der Mobilitätsservice SSB Flex ermöglicht es Kunden, on-demand und bedarfsgerecht Fahrten mit der App SSB Flex zu buchen. SSB Flex ist bundesweit der erste On-Demand Service, der mit einer Liniengenehmigung nach dem Personenbeförderungsgesetz betrieben wird. „Es ist wichtig für die Stadt, auch im Sinne des Aktionsplans „Nachhaltig mobil in Stuttgart“, neue Formen von vernetzter und multimodaler Mobilität zu erproben. Ich bin zuversichtlich, dass SSB Flex ein echter Gewinn für die nachhaltige Mobilität der Stuttgarterinnen und Stuttgarter sein wird“, erklärt Dr. Michael Münter, Referatsleiter für Strategische Planung und Nachhaltige Mobilität bei der Stadt Stuttgart.

Das Fahrtangebot: So nutzerfreundlich wie möglich

SSB Flex wird montags bis samstags von 6 bis 21 Uhr und donnerstags bis samstags zusätzlich von 21 bis 2 Uhr des Folgetages in großen Teilen Bad Cannstatts und Degerlochs angeboten. Dadurch kann in beiden Bediengebieten Wünsche nach verbesserter ÖPNV-Anbindung in bisherigen sogenannten „weißen Flächen“ Rechnung getragen werden. Donnerstags bis samstags von 21 Uhr bis 2 Uhr des Folgestages ist SSB Flex zusätzlich und ergänzend in der Stuttgarter Innenstadt nutzbar. Zu diesen Zeiten nimmt die Taktfolge des ÖPNV im Innenstadtbereich ab. Die SSB bietet SSB Flex also als Ergänzungsverkehr des Nahverkehrs und während der „ Randzeiten“ an. Wolfgang Arnold, Technischer Vorstand und Vorstandssprecher der Stuttgarter Straßenbahnen erklärt dazu: „Mit flexiblen, kundenfreundlichen Lösungen wollen wir das bestehende Angebot von Bus und Bahn ergänzen. Damit können wir räumliche und zeitliche Angebotslücken schließen. Ziel ist, dass sich noch mehr Bürgerinnen und Bürger für den ÖPNV entscheiden.“

Die SSB setzt eine Flotte von 10 Fahrzeugen ein. Es handelt sich um Mercedes-Benz V-Klassen mit je fünf Sitzplätzen im Fond und Mercedes Benz B-Klassen mit elektrischem Antrieb, die drei Sitzplätze im Fond bieten. Alle Fahrzeuge sind deutlich als SSB Flex Fahrzeuge im gelb-weißen Design erkennbar. Fahrerinnen und Fahrer der SSB-Fahrzeuge sind entweder speziell ausgebildete Flex Fahrerinnen und Fahrer oder zusätzlich geschulte Busfahrerinnen und Busfahrer der SSB.

Voraussetzung für die SSB Flex Nutzung ist die SSB Flex App aus dem Apple App Store oder Google Play Store auf einem Smartphone. Dort hinterlegen die Kunden einmalig ihre Kundendaten und ihre Zahlungsinformation. Flex Fahrten können via App über Kreditkarte oder Paypal bezahlt werden. In der konkreten Anwendung lokalisiert die SSB Flex App den Standort des Fahrgastes und zeigt mögliche Verbindungen zum gewünschten Ziel an. Die App berücksichtigt neben SSB Flex auch Fahrmöglichkeiten mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln im VVS-Gebiet und bietet alle so möglichen Kombinationsmöglichkeiten mitsamt den verbundenen Kosten und einer zeitlichen Prognose an. Der Fahrgast kann sich derzeit innerhalb einer Minute, deren Verstreichen die App anzeigt, für die gewünschte Variante entscheiden und seine Fahrt über die Flex App bei der SSB verbindlich buchen.

Nach der Buchung zeigt die App den Fahrgästen an, wo das Flex Fahrzeug sie aufnimmt und wie sie gegebenenfalls über einen kurzen Fußweg dorthin gelangen. Die App nennt nach dem Buchungsvorgang das Kennzeichen des gebuchten Flex Fahrzeugs. Der Fahrer des Flex Fahrzeuges erhält ebenfalls die Information, wie er zum Abholpunkt gelangt und welchen Kunden mit welcher Anzahl an Begleitern er dort erwartet. Das Flex Fahrzeug fährt vor, die Fahrgäste steigen zu, und am vorgesehenen Ausstiegspunkt in der Nähe ihres Zieles wieder aus. Teilen bereits Fahrgäste die Fahrt oder melden sich unterwegs noch Fahrgäste an, werden weitere Stopps eingelegt oder die Fahrtroute angepasst. Der Fahrpreis wird über die SSB Flex App entrichtet.

SSB Flex bietet so auf der Basis der multimodalen App zusätzliche intermodale Fahrten in Stuttgart. Fahrgäste können Flex nutzen, um bequem zur nächstgelegenen ÖPNV-Haltestelle zu gelangen, um sich einen Umstieg zu sparen, einen Weg direkter oder früher zurückzulegen oder um den Weg zwischen Haltestelle und Haustür bequemer zu gestalten.

Inhaber von VVS Tagestickets oder VVS-Zeitkarten können bei ihren Daten in der SSB Flex App angeben, für welche Zonen ihre ÖPNV-Tickets gültig sind. Gilt die Fahrkarte für die Zeit und das Gebiet, in dem sie SSB Flex nutzen möchten, sinkt der Flex Fahrpreis um etwa einen Euro. Zudem gilt die Fahrkarte natürlich für den Teil der Fahrt, der mit VVS-Verkehrsmitteln zurückgelegt wird. SSB Flex Nutzer können Fahrten nicht nur für sich selbst, sondern auch für bis zu vier weitere Mitfahrer buchen. Nutzen mehrere Fahrgäste SSB Flex über eine Buchung, sinkt der Fahrpreis für den einzelnen Fahrgast. Der Fahrpreis ist abhängig von der Fahrstrecke, der Anzahl der Mitfahrer in einer Gruppe und vom angegebenen VVS-Ticket. Für einen Erwachsenen kann man SSB Flex schon ab 2,20 Euro für kurze Strecken buchen. Kinder fahren ab 1,80 Euro.

Zwei Stuttgarter Mobilitätsdienstleister erproben neue Wege

Das neue Angebot beruht auf der Zusammenarbeit von zwei Stuttgarter Mobilitätsspezialisten. Der hinter der SSB Flex App liegende Algorithmus der moovel on-demand Plattform bündelt die Fahrtanfragen der Nutzer intelligent (sogenanntes „Pooling“), und ermöglicht somit das Teilen von Fahrten (so genanntes „Ridesharing“ ). Um sicherzustellen, dass der Nutzer schnellstmöglich von A nach B kommt, werden die Fahrtrouten laufend unter Einbeziehung von aktuellen Echtzeitdaten des Straßenverkehrs und des ÖPNV berechnet und aktualisiert. Zudem wird eine Prognose der erwarteten Nachfrage berechnet, damit die Flotte vorausschauend gesteuert werden kann. Wollen weitere Personen eine ähnliche Strecke zurücklegen, bündelt das System die Anfragen, so dass sich mehrere Fahrgäste trotz verschiedener Ein- und Ausstiegspunkte ein Fahrzeug teilen. Entscheidet sich ein Fahrgast, einen Teil des Weges mit SSB Flex zurückzulegen, werden sie oder er in fußläufiger Entfernung abgeholt. Die Fahrerinnen und Fahrer auf einem Flex Fahrzeug erfahren von Algorithmus, wo sie wie viele Fahrgäste aufnehmen oder aussteigen lassen, und wie der Weg zum nächsten Haltepunkt verläuft. Die Treffpunkte von Fahrgast und Fahrzeug bestimmt der vom Algorithmus gesteuerte Fahrtverlauf anhand von virtuellen Strecken und Haltepunkten. Fahrgäste können also nicht spontan in ein passierendes Flex Fahrzeug zusteigen oder darum bitten, eine Straßenecke früher oder später abgesetzt zu werden. Sie können sich auch nicht auf Wunsch von ihrem Standpunkt abholen oder direkt zum gewünschten Ziel fahren lassen, sondern werden von der App in der Regel über eine kurze Distanz zu Fuß zum Treffpunkt gelotst und in die Nähe des Zielortes gebracht. Wie Bus oder Bahn auch kann SSB Flex am Abholpunkt nicht auf die Fahrgäste warten. Ansprechpartner für die Fahrerinnen und Fahrer ist auch im Falle von SSB Flex die Leitstelle der Stuttgarter Straßenbahnen AG. „Wir möchten kunden- und bedarfsorientierten, zeitgemäßen ÖPNV anbieten. Dazu nutzen wir digitale Innovationen für wirtschaftliche Mobilitätslösungen“, unterstreicht Stefanie Haaks, Kaufmännische Vorständin der Stuttgarter Straßenbahnen.

Für den Betrieb von SSB Flex erteilte das Regierungspräsidium Stuttgart die erforderliche Genehmigung nach den personenbeförderungsrechtlichen Vorschriften, die auch für den Liniennahverkehr mit Bussen gelten. Diese Genehmigung ist die erste ihrer Art für diese Verkehrsform. Das Regierungspräsidium Stuttgart beweist damit seine Aufgeschlossenheit für innovative Verkehrsmodelle. SSB Flex ist zunächst bis Ende 2019 als Pilot für diese neue Mobilitätsform angelegt.

Damit ist die SSB die bundesweit erste Anbieterin von On-Demand-, Ridesharing oder Pooling-Verkehren mit einer Konzession als Liniennahverkehr nach dem Personenbeförderungsgesetz.

Das Angebot ist durch die enge Kooperation mit moovel möglich. moovel bringt in die Kooperation seine Plattform moovel on-demand ein, die bereits seit Dezember 2017 erfolgreich in Stuttgart mit dem Flex Piloten erprobt wird.

Erkenntnisse aus dem Pilotbetrieb

Der Flex Pilot der moovel Group dient als Vorbereitung für den Start des on-demand Angebots der Stuttgarter Straßenbahnen AG. moovel testet seit dem 14. Dezember den Dienst an den Tagen Donnerstag, Freitag und Samstag. Der Pilot endet am 26. Mai. Über 20.000 Passagiere nutzten bisher den in der Testphase kostenlosen Mobilitätsdienst. Insbesondere in den späten Abendstunden, in denen die Taktung bestehender ÖPNV-Angebote zurückgeht, erweist sich der Flex Pilot als attraktive Fortbewegungsoption. Im April wurde das innerstädtische Geschäftsgebiet um Teilgebiete von Bad Cannstatt und Degerloch erweitert. So wurde über die Testphase das System kontinuierlich weiterentwickelt und um intermodale Routenführung ergänzt.

Daniela Gerd tom Markotten, Geschäftsführerin moovel Group GmbH: “Das Feedback der Kunden auf den Flex Pilot und die Anzahl der Passagiere hat unsere Erwartungen übertroffen. Nun übergeben wir den Dienst in die Hände der SSB. Wir freuen uns, gemeinsam als Partner SSB Flex weiterzuentwickeln, um den Kunden den bestmöglichen Service zu bieten. Wir sind überzeugt, dass multimodale Plattformen und flexible, bedarfsgerechte Mobilitätslösungen dazu beitragen, den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel zu fördern.”

Jörg Lamparter, Head of Mobility Services bei Daimler Financial Services: “Im Zuge der Urbanisierung verändert sich die Nutzung von Mobilität. Diesem Trend tragen wir seit über zehn Jahren mit innovativen Mobilitätsservices Rechnung. Heute nutzen 21,5 Millionen Menschen in über 100 Städten weltweit unsere Services, um sich schnell und einfach fortzubewegen. Gemeinsam mit Städten und Verkehrsverbünden arbeiten wir auch künftig an Lösungen, um gesamtheitlich urbane Mobilität weiterzuentwickeln – von Carsharing, über Ridehailing hin zu multimodalen Angeboten.”

moovel on-demand setzt sich aus unterschiedlichen Komponenten zusammen: Die App für den Fahrer, die ihn dank Einbeziehung der aktuellen Verkehrslage optimal durch das Geschäftsgebiet führt. Für den Kunden sichtbar ist die Fahrgast-App, die eine komfortable Suche und einfache Buchung ermöglicht. Das dahinterliegende System ermöglicht dank intelligenter Algorithmen ein effizientes Pooling und die Einbindung sowie Kombination weiterer Mobilitätsangebote. Intermodales Routing, das Verbinden verschiedener Mobilitätsangebote in der Stadt ist somit einfach möglich. Das Operator Dashboard kann nahtlos in die bestehende Leitstelle von Verkehrsunternehmen integriert werden und wurde in enger Zusammenarbeit zwischen der Stuttgarter Straßenbahnen AG und moovel entwickelt. Somit bietet die moovel Group ein ganzheitliches System, das schnell und effizient bestehende ÖPNV-Angebote ergänzen kann.

Lösungen für Verkehrsbetriebe und Städte

Die moovel Group GmbH arbeitet an Lösungen, die den Zugang und die Nutzung urbaner Mobilitätsservices vereinfachen und den Umstieg auf Öffentliche Verkehrsangebote fördern. Dabei werden multimodale Plattformen, die die Vernetzung verschiedenster Mobilitätsservices ermöglichen an Bedeutung gewinnen. Die moovel Group mit Sitz an den Standorten Stuttgart, Hamburg, Berlin und Portland (USA) hat über 4,5 Millionen Kunden. Im ersten Quartal 2018 wurden über 6 Millionen Transaktionen über moovel Apps vorgenommen.

Beispiele für den Nutzungsalltag

Wer die SSB Flex App nutzt und darin beispielsweise seine Fahrtmöglichkeiten vom Bad Cannstatter Bahnhof zum Krankenhaus in Bad Cannstatt sucht, wird prinzipiell drei Angebote erhalten: Mit dem ÖPNV per S-Bahn oder Stadtbahn bis zur Haltestelle Nürnberger Straße mit anschließendem Fußweg zum Krankenhaus. Die zweite Möglichkeit wäre: Mit dem ÖPNV zur Nürnberger Straße und dann mit SSB Flex zum Krankenhaus. Als dritte Möglichkeit bietet es sich an, den gesamten Weg mit SSB Flex zurückzulegen. Kosten, notwendige Wege und Zeitabläufe zeigt SSB Flex App den Fahrgästen für alle gebotenen Möglichkeiten an.

Ein Erwachsener zahlt für die Flex Fahrt von Degerloch auf die Waldau etwa 3 Euro, von der Cannstatter Brunnenstraße zur Beskidenstraße sollte man mit etwa 4 Euro rechnen, und zwei Erwachsene können beispielsweise zusammen für rund 7 Euro eine SSB Flex Fahrt vom Marienplatz zum Hölderlinplatz buchen.

Ein erwachsener Fahrgast mit einem gültigen VVS-Ticket wiederum würde zwischen Degerloch und Waldau beispielsweise rund 2 Euro für die Fahrt mit SSB Flex zahlen. Ein solches gültiges Ticket kann zum Beispiel ein EinzelTagesTicket oder GruppenTagesTicket sein, aber auch alle anderen Arten von Abonnements, ein Wochen- Monats- oder JahresTicket, Abos für Senioren oder Junioren, FirmenTickets, Scool-Abos oder StudiTickets.

Quelle: Daimler AG