Mit dem EQE Modell bietet Mercedes-Benz eine elektrische Business-Limousine an. Versprochen werden ein kraftvoller Antriebsstrang und eine langstreckentaugliche Reichweite. Wir sind die Stufenheck-Limousine als EQE 350+ mit Heckantrieb bereits vorab der Händlerpremiere rund um Frankfurt probegefahren.
Stufenheck-Limousine auf EVA2-Fahrzeugarchitektur
Mercedes-Benz verspricht mit dem EQE Modell eine repräsentative Stufenheck-Limousine mit den Designelementen eines kraftvollen Sport-Coupés, was bereits im Stand Fortschritt und Dynamik verkörpern soll. Dabei zeigt sich das Modell regelrecht als kleinere Variante des EQS Modells – jedoch mit einigen Unterschieden.
Mercedes-EQ Fahrzeug mit typischer Frontpartie
Während die Frontpartie des EQE auf den ersten Blick als Mercedes-EQ Fahrzeug erkennbar ist und man die coupéhafte Dachlinie und dessen Design bereits vom EQS Modell kennt, basiert das Modell zwar ebenso auf der neu geschaffenen EVA2-Fahrzeugarchitektur, – jedoch mit gekürztem Radstand. Genau dieser ist auch der Grund, warum man in der „Business-Limousine“ eine andere Art des Kofferraumdeckels wählt. Während der EQS eine großzügige Öffnung am Heck -mit am Dach angeschlagenen Scharnier – bietet, muss man im EQE mit einem kleineren Kofferraum sowie dessen Öffnung vorliebnehmen.
Zum Marktstart bietet man das EQE Modell bekanntlich mit dem 215 kW / 292 PS starken EQS 350+ mit reinem Heckantrieb sowie dem Mercedes-AMG EQE 43 4MATIC an. Die Preise für die Startmotorisierungen liegen bei 70.626,50 Euro für den EQE 350+ sowie 103.827,50 Euro für das Modell aus Affalterbach. Aufgrund fehlender Teile von Zulieferern gibt es die Heckantriebsvariante zuerst im Jahr 2021 und im beschränkten Zeitraum als exklusives und vorkonfiguriertes Edition 1 Modell.
Batterie und technische Daten
Bei der Batterie bietet man für den EQE 350+ aufgrund des kürzeren Radstands gegenüber dem EQS nur eine zehnmodulige 90.56 kWh Batterie an, die allein schon 557 kg auf die Waage bringt. Das Leergewicht des EQE 350+ beläuft sich in Summe auf 2.355 kg, die Zuladung auf 525 kg. Die elektrische Reichweite liegt bei maximal 654 km.
Ladegeschwindigkeiten per AC und DC
Geladen wird der EQE in Serie dreiphasig mit 11 kW AC, – optional mit 22 kW. Am Schnelllader ist eine Ladeleistung von maximal 170 kW möglich, wodurch innerhalb von 15 Minuten bis zu 250 km Reichweite nachgeladen werden können. Die Ladezeit mittels 11 KW / 22 KW von 10 auf 100 % SoC beträgt 8 Stunden 15 Minuten bzw. 4 Stunden 15, bei DC-Ladung – von 10 auf 80 % SoC – bei 32 Minuten.
Interieur
Der Look des EQE ähnelt dem EQS-Modell, ist aber deutlich kleiner. Tatsächlich sind aber hier auch Armaturentafel und Mittelkonsole, aber auch der optionale „Hyperscreen“ nahezu identisch. Im Gegensatz zum EQS geht es zwar nicht so luftig zu, es bleibt aber ungewöhnlich viel Platz für bis zu fünf Personen. Nur im EQE gibt es hingegen in den Grundausstattungen einfachere Sitze, die man im EQS nicht erhält. Die Multimediaausstattung mit MBUX ist bekannt und funktioniert gewohnt bestens.
Im Fond ist der Unterschiedlich zum EQS Modell jedoch deutlicher, auch wenn das Platzangebot auf den hinteren Plätzen tatsächlich hervorragend ist. Hier bietet der EQE nahezu so viel Platz, wie die Langversion der E-Klasse für den chinesischen Markt. Ein Kompromiss zeigt sich dafür am Heck: durch den Verzicht auf die große Heckklappe des EQS – damit keine Scharniere in den Fahrgastraum hereinragen – gibt es lediglich eine kleine Kofferraumklappe. Auch wenn das Kofferraumvolumen bei noch guten 430 Litern liegt, kann es beim Urlaubstrip mit Familie und Kinderwagen knapp werden. Hier hilft ggf. die Dachlast aus, die beim EQE bei 100 kg liegt. Gerüchte sagen jedoch, dass man hier mit einer anderen Karosserievariante noch Abhilfe schaffen will.
Beim Kofferraum haben wir den unteren Boden effektiv mit rund 86 cm Breite gemessen, sowie eine Tiefe von ca. 87 cm. Die maximale Ladehöhe lag bei gemessenen 54 cm. Der darunter liegende Ladeboden hatte eine Höhe von ca. 10 cm, ist aber nur wenig nutzbar.
Von der Materialanmutung fanden wir keinerlei Punkte der Kritik, zumal beim gefahrenen Vorserienmodell es weder irgendwo klapperte, noch die verwendeten Materialen Anlass zur Kritik erzeugten.
Fahrtest in der Heckantriebs-Variante EQE 350+
Aufgrund des hohen Gesamtgewichts haben wir keine großartigen Wunder im Bereich der Längsdynamik erwartet. Die 350+ Variante beschleunigt aber doch sehr spontan und mit Nachdruck, bevor die Leistungskurve im Bereich der Richtgeschwindigkeit dann etwas abfällt. Der Vortrieb endet beim EQE 350+ bei 210 km/h, was wir im Fahrtest auch erreichen konnten.
Die Leistung bringt die Heckantriebsvariante dabei sehr gut auf die Straße, lediglich auf leicht nasser Fahrbahn hatten wir kurzzeitig einen kleinen Gripverlust. Bei Elektroantrieben favorisieren wir deshalb eine Allradvariante.
Fahrwerk auf Business-Niveau
Mittels variabler Luftfederung – bei uns aber ohne Allradlenkung – zeigte sich der EQE mehr als agil und jederzeit gut beherrschbar. Auf engen Straßen und kurvigen Wegen machte das Fahrzeug sogar regelrecht noch mehr Spaß. Vorteilhaft ist hier auch die Gewichtsverteilung des Modells, die bei rund 50:50 liegt – unabhängig der jeweiligen Motorisierung – sowie der tiefe Schwerpunkt aufgrund der Positionierung der Fahrbatterie.
Das Fahrzeug möchte sich auf E-Klasse Niveau bewegen, überragt diese für unsere Begriffe jedoch deutlich – abgesehen von der Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h. Die Lenkung reagiert spontan und direkt, wobei man so manche Kurve auch gern ein wenig enger nehmen kann. Bewegt man sich an der Ideallinie, wird man vom Fahrzeug keinesfalls negativ überrascht. Die neue Lenkradgeneration liegt dazu gut in der Hand, auch wenn die kapazitive Bedienung und weiterhin nicht zusagt.
Das wir ohne optionaler Hinterachslenkung unterwegs waren, ist uns hingegen so schnell gar nicht aufgefallen – zumal das Fahrzeug uns trotz dessen sehr wendig und komfortabel beim Rangieren vorkam. Um die City-Wendigkeit oder von der Wendekreisreduzierung noch zu erhöhen, sowie eine noch bessere Hochgeschwindigkeitsstabilisierung zu erhalten, sei diese Option aber doch ans Herz gelegt.
Antritt der Motorisierung
Die 215 kW / 292 PS und 565 Nm Drehmoment im EQE 350+ überzeugen schnell – zumal man so innerhalb von 6.4 Sekunden auf die 100 km/h Marke beschleunigen kann. Wer noch mehr Antrieb benötigt, kann dazu aktuell nur das EQE 43 Modell wählen. Für unsere Ansprüche reicht das EQE 350+ Modell mit 215 kW jedoch haushoch, auch wenn wir selbst auf die (doch viel später) kommende EQE 350 4MATIC Variante warten würden. Im Sommer wird es aber auch noch den EQE 500 4MATIC mit beachtlichen 300 kW geben.
Die Rekuperationstufen sind – wie vom EQS gewohnt – über die Lenkradpadels einstellbar und reicht bis zum One-Pedal-Driving. Gut funktioniert hier die „D-Auto“ Einstellung, was bei abschüssigen Strecken segelt und bei stärkeren Neigungen automatisch auf die passende ideale Rekuperation umstellt.
Fahrkomfort & Geräuschniveau
Auf unserer Testfahrt fuhren wir grundsätzlich ohne Radio oder den zur Verfügung stehenden Klangwelten. Beeindruckend war hier die Stille im Innenraum, was vor allen an der guten Dämmung und der Doppelverglasung liegen mag. Lediglich ein minimales Summen des E-Motors war ab und an zu vernehmen. Die Dämmung des Fahrzeuges ist der Klasse entsprechend hoch.
Auf längeren Strecken lässt es sich im EQE zumal wunderbar entspannen, wobei sich das Modell leise und lässig über die linke Spur fahren lässt. Die verbauten Sitze sind bequem und bieten einen recht guten Seitenhalt. Genauso stellen wir uns eine Business-Limousine vor, die einen auch nach längeren Strecken noch entspannt aussteigen lässt.
Testverbrauch & Ladegeschwindigkeit
Bei unserer Testfahrt war der Verbrauch nicht unbedingt repräsentativ. Wir konnten bei gemütlicher Fahrt durch die Frankfurter Innenstadt mit einigen Teilen des ländlichen Umlandes aber einen Verbrauch von unter 16 kWh erreichen. Eine Fahrt auf der Autobahn mit Reset des Bordcomputers zeigte uns bei 130-140 km/h zwischen 19-20 kWh an. Da wir nur knapp 30 km auf der Autobahn fuhren, sollte man diesen Verbrauch auf längeren Strecken durchaus nochmals drücken können. Mercedes-Benz gibt den WLTP-Verbrauch des EQS 350+ mit 18.7-15.9 kWh an.
Auf eine Wärmepumpe wird im EQE hingegen ebenso verzichtet, wie Mercedes-Benz dies beim EQS tut. Als Begründung verweist man auf die gesamte Effizienz des Fahrzeuges.
Bei der Ladegeschwindigkeit beträgt die maximale Ladeleistung an Schnellladern (DC) bei 170 kW, wobei man innerhalb von 32 Minuten von 10 auf 80 % SoC (netto) laden kann. Nach unserer Kenntnis erfolgt der Peak in der Ladekurve bei rund 20-30 % und fällt danach ab. Die Kurve selbst ist dabei aber ähnlich zum EQS. Wir selbst konnten bei einen Test mit 50 % SoC noch eine maximale Geschwindigkeit von 140 kW ermitteln.
Wie beim EQS: Keinerlei Reichweitenangst
Wie auch alle anderen EQ-Modelle von Mercedes-Benz bietet der EQE eine mehr als komfortable und sicher funktionierende Routenberechnung an. Hier werden zuverlässig die Ladestopps & Dauer entsprechend berücksichtigt und in die Routenberechnung bequem mit einbezogen und ggf. aktualisiert. Dabei lassen sich die Ladepunkte in der Ladegeschwindigkeit selektiv anzeigen. Nicht möglich ist es, bestimmte Ladesäulenbetreiber speziell auszuwählen oder zu ignorieren.
Während bei der Routenberechnung die Batterie automatisch vortemperiert wird, ist das im EQE nun separat mittels eigener Funktion aktivierbar – ohne eine Routenführung zu starten. Ein entsprechendes Update sollte in Kürze auch für die EQS-Modelle verfügbar sein.
Was uns aufgefallen ist
- Kofferraumvolumen ausreichend
- Motorhaube vorne nur vom Service zu öffnen
- Agiles Fahrzeug mit überschaubaren Energieverbrauch
- Keine Wärmepumpe
- Türtaschen in Hartplastik – nicht mit Filz ausgekleidet
- Zuverlässige Navigationsführung unter Einbeziehung notwendiger Ladestopps
Wichtigste technische Daten:
- 946 mm lang, 1.961 mm breit (mit geöffneter Fahrertür 2.952 mm)
- Breite über beide Außenspiegel: 2.103 mm, mit angeklappten Spiegeln: 1.936 mm
- Fahrzeughöhe 1.510 mm
- Gewicht 2.355 kg, Zuladung 525 kg, zul.GG: 2.880 kg.
- Stützlast: 75 kg, Anhängelast 750 kg
- Wendekreis 12,5 Metern
- Spurweite 1.637 mm vorne, 1.647 mm hinten, Radstand 3.120 mm
Fazit: EQE – die Business-Limousine
Der Mercedes-Benz EQE 350+ aus dem Werk Bremen ist aktuell unsere sinnvollste Wahl bei den Motorisierungen des Modells, wobei wir immer auf eine 4MATIC-Variante ausweichen würden. Abgesehen von kleinen Einschränkungen im Ladevolumen – gegenüber einer aktuellen E-Klasse- steht das EQE Modell der Verbrenner-Limousine in keinen Punkt nach. In Summe macht das EQE Modell seine Arbeit sogar besser und ist für uns (aktuell) das interessanteste & effektivste Fahrzeug der Stuttgarter.
Wer auf das Geld nicht schauen muss und für die Elektromobilität offen ist, sollte also zugreifen.
Ausstattung des Testwagens
EQE 350+ Grundpreis 70.626,50 Euro, Zubehör 36.085,75 Euro ./. Hersteller-Umweltbonus von 2.975 Euro = Gesamtpreis 103.738,25 Euro.
- Edition 1 – 9.520 Euro
- AMG Line Exterieur 464,10 Euro
- 21“ AMG Leichtmetallräder im Vielspeichen-Design 2.142 Euro
- Akustik-Komfort Paket 1.071 Euro
- MANUFAKTUR Lack alpingrau uni 392,70 Euro
- Kühlerverkleidung mit Mercedes-Benz Pattern 357 Euro
- DIGITAL LIGHT mit Projektionsfunktion 0,00 Euro
- Geräuschoptimierter Reifen mit Schaumobsorber 0,00
- Projektionsfunktion über Scheinwerfer-Symbole 0,00
- ENERGIZING AIR CONTROL Plus 535,50 Euro
- Lenkradheizung 309,40 Euro
- Innenhimmel Stoff nevagrau 0,00
- Vordersitz links und rechts verstellbar mit Memory-Funktion
- Premium Paket Plus 17.689,35 Euro
- AIRMATIC 2.082,50 Euro
- TV-Tuner 1.178,10 Euro
- Multifunktions-Telefonie 345,10 Euro
- Display-Paket 0,00
- Fahrassistenz-Paket 0,00 Euro
- Park-Paket mit 360 Grad Kamera 0,00 Euro
- PRE-SAFE Impuls Seite 0,00 Euro
- URBAN GUARD Fahrzeugschutz Plus 0,00 Euro
- Kofferraumdeckelfernschließung 0,00 Euro
- KEYLESS GO 0,00 Euro
- Head-Up Display 0,00 Euro
- Aktive Ambientebeleuchtung 0,00 Euro
- Burmester 3D-Surround Soundsystem 0,00 Euro
Bilder: MBpassion.de sowie Mercedes-Benz Group AG