Mit dem EQB bietet Mercedes-Benz nun die vollelektrische Variante des EQB an, der als Kompakt-SUV als elektrisches & variables Raumwunder und Funktionalität punkten möchte. Wir konnten das Modell in der Top-Motorisierung als EQB 350 4MATIC mit 215 kW / 292 PS bereits vorab Probe fahren.
Das Multitalent der EQ-Familie
Der EQB ist wohl eindeutig das geräumige Multitalent der jungen Mercedes-EQ Familie. Das Modell verbindet dabei lokal emissionsfreies Fahren mit einem hochvariablen Raumkonzept. Mit Platz für bis zu sieben Insassen ist das Modell und Reichweiten nach WLTP von bis zu 419 Kilometern lassen sich die meisten Fahren ohne große Verzögerung bewältigen.
Optisch basiert der EQB auf dem Verbrenner-Modell des leicht kantigen Mercedes-Benz GLB, wird aber im Gegensatz zum Verbrenner-Modell nicht in Mexiko, sondern im ungarischen Werk von Mercedes-Benz produziert. Dabei wurde das Heck sowie die Front an die EQ-Modelloptik angepasst: so zeigt sich vorne ein Black-Panel-Grill mit durchgängigen Leuchtband zwischen den serienmäßigen LED-Scheinwerfern sowie dem fast schon typischen roten Leuchtband am Heck.
Den Elektroantrieb selbst übernimmt der EQB dabei nahezu unverändert von seinen EQA Bruder, wie auch die Batterie mit 66.5 kWh nutzbarer Kapazität auch wenn der EQB im Radstand gegenüber dem EQA rund zehn Zentimeter länger ist. Die Ladeleistung beim EQB liegt identisch zum EQA. Während man bei der DC-Ladung um die 100 kW am Schnelllader erreichen kann (Peak oft auch bei 110-112 kW), liegt die AC-Ladung bei bis zu 11 kW.
Die Batterie selbst hat eine Maximalspannung von 420 V und verfügt über eine Nominalkapazität von rund 190 Ah. Sie besteht aus 300 Zellen in fünf Modulen und kann innerhalb von rund 30 Minuten von 20 auf 80 Prozent (SoC) geladen werden. So sind in 15 Minuten bestenfalls 150 Kilometer Reichweite „tankbar“.
EQB 300 4MATIC und EQC 350 4MATIC
Bei den Antrieben startet Mercedes-Benz den Verkaufsstart mit zwei Varianten: mit dem EQB 300 4MATIC mit 168 kW / 228 PS (390 Nm) sowie mit dem EQB 350 4MATIC mit 215 kW / 292 PS (520 Nm). Beim Verbrauch liegen die Modelle nach Werksangabe gleichauf bei 16.2 kWh, beim Sprint auf die 100 km/h Marke liegen die Modelle bei 8 bzw. 6.2 Sekunden.
Die Klimaanlage ist serienmäßig mit einer Wärmepumpe gekoppelt, was zusätzliche Effizienzgewinn bringt.
Wie auch der EQA ist der EQB in verschiedenen Ausstattungslines bestellbar, – neben der Serienausstattung in der Progressive, Electric Art sowie AMG Line. Zum Marktstart gibt es zusätzlich die Sonderedition EDITION 1. Wie auch beim EQA kann auch der EQB u.a. mit einen Night-Paket im Exterieur weiter individualisiert werden.
Raumangebot bis zu sieben Personen
Beim Raumangebot bietet das EQB Modell nahezu die gleichen Abmessungen, wie das baugleiche GLB Modell. Bei den Innenmaßen bietet der EQB im Kofferraum eine Ladetiefe von 945 mm Tiefe, in der siebensitzigen Variante reduziert sich die Tiefe jedoch auf deutlich reduzierte 309 mm. Das Kofferraumvolumen reicht von 495 Liter bis 855 Liter, In der siebensitzigen Variante liegt der Kofferraum bei der Nutzung der dritten Sitzreihe auf 110-130 Liter, sonst bei 465 bis 849 Liter.
Die Fahrzeuglänge liegt bei 4.684 mm (mit Kennzeichenhalter 4.690 mm), die Fahrzeughöhe bei 1667 mm (mit AMG-Line 1.701 mm). Mit kurzen Überhängen steht das Modell dabei recht stattlich auf der Straße.
Das Fahrzeuggewicht ist aufgrund der Batterie hingegen entsprechend hoch, wobei das Leergewicht bei 2.175 kg liegt – die Zuladung bei 405 kg. Gegenüber dem EQA liegt der Wendekreis beim EQB statt 11,4 Metern bei 11,7 Metern.
Der längere Radstand des EQB im Vergleich zum EQA bietet mehr Platz im Fond und im Kofferraum. Optional kann deshalb hier auch eine dritte Sitzreihe mit zwei zusätzlichen Einzelsitzen mitbestellt werden, die jedoch nur für Personen bis zu einer Körpergröße von 1,65 Metern geeignet ist. Die dritte Sitzreihe ist dabei platzsparend und bündig im Laderaumboden versenkbar, aber auch nur für körperlich gelenkige Personen zu erreichen. Die Klappfunktion der zweiten Sitzreihe erleichtert zwar den Zugang ein wenig.
Das Interieur zeigt sich mehr als vertraut: was bereits aus den anderen Modellen der Kompaktwagenfamilie bekannt ist, findet man hier auch im Elektromodell wieder. Selbstverständlich nutzt man auch hier das MBUX (Mercedes-Benz User Experience) System mit verschiedenen Anzeigen und Stile. Über die spezielle EQ-Kachel im System kann der Fahrer dazu Menüs zu Ladeleistung, Stromverbrauch und Energiefluss aufrufen.
Electric Intelligence Navigation kümmert sich um Ladestopps
Mit dem MBUX System zeigt sich in den EQ-Modellen von Mercedes-Benz ein mehr als zuverlässiger Begleiter bei der Berechnung von Fahrzeiten und notwendigen Ladepunkten, die durchaus intelligent gelöst ist. Die auf Effizienz getrimmte Navi sorgt dafür, die Reichweitenangst zu minimieren und kalkuliert dazu immer die Route, die unter Einbeziehung einer notwendigen Ladezeit am schnellsten ans Ziel führt. Dabei wird das Wetter ebenso berücksichtigt, wie die Topografie oder aktuell verfügbare Ladesäulen auf der Route. Ändern sich die Voraussetzungen, wird die Route umgehend und vor allen zulässig angepasst. So kann sich der Fahrer rein auf das Fahren beschäftigen, während die Navigation die restlichen Punkte berücksichtigt. Hier punktet aber auch jedes andere EQ-Modell mit Electric Intelligence Navigation auf voller Linie.
Fahrtest mit dem EQB 350 4MATIC
Das kompakte E-SUV Modell von Mercedes-Benz konnten wir vorab in der siebensitzigen Variante Probefahren. Wir haben uns für den Fahrtest dazu die größte Motorisierung des EQB 350 4MATIC bereitstellen lassen, der mit der Spitzenleistung von 215 kW mehr als ausreichend motorisiert ist.
Der EQB 350 4MATIC mit einem Asynchron-Elektromotor (ASM) an der Vorderachse sowie einer permanenterregter Synchronmaschine (PSM) an der Hinterachse zeigt dabei mehr als flotte Fahreigenschaften, wobei die Höchstgeschwindigkeit bei 160 km/h abgeriegelt bleibt.
Zur Verbrauchsoptimierung ist das 4MATIC Modell vorrangig mit dem Hinterradantrieb unterwegs, wobei die Leistungsverteilung zwischen beiden Achsen je nach Fahrsituation bis zu 100 Mal pro Sekunde ermittelt und entsprechend angepasst wird, was einerseits der Verbrauchsoptimierung dient – andererseits bei sportlicher Fahrt die hohe Leistung optimal auf alle vier Räder verteilt.
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Mit der Spitzenmotorisierung des EQB 350 4MATIC geht der neue EQB sehr flott nach vorne, was richtig Spaß beim Fahren macht. In etwas mehr als sechs Sekunden fällt dabei die 100 km/h Marke, wobei das durchaus schwere Fahrzeug lässig und locker bewegt werden kann. Zu keinem Moment wirkte das kompakte SUV Modell schwach. Mit Blick auf die Reichweite ist jedoch auch beim 350 4MATIC bei 160 km/h Schluss – hier wird das Modell elektronisch abgeriegelt.
Fahrwerk und Lenkung
Durch die in der Fahrzeugmitte im Unterboden verbaute Batterie schwankt der EQB nur wenig mit dem Aufbau bei dynamischen Richtungswechsel. Der Schwerpunkt liegt tief und sorgt dafür, immer mit einem satten Gefühl unterwegs zu sein. Die Federn und Dämpfer sind auf Grund des hohen Gewichtes straff. Dies merkt man auch beim Fahren auf schlechter Straße, da trotz optionaler adaptiver Verstelldämpfung, Stöße und Unebenheiten immer noch teilweise holzig weiter gegeben werden. Die Lenkung ist direkt übersetzt und macht einen harmonischen Eindruck. Um die Mittellage ist sie stabil und mit kleinen Lenkwinkeln lässt es sich gut über kurvige Landstraße fahren.
Ladeleistung
Unser Test an einer Gleichstrom-Ladesäule mit Batteriestand von knapp 30 % zeigte schnell einen Peak von 106 kW. Erst ab etwa 70 Prozent Ladestand (SoC) ging die Ladekurve unterhalb von 90 kW, was in etwa unseren Erfahrungen beim EQA Modell entspricht. Hilfreich war vor hier vor allen die „Electric Intelligence“ Ladeführung, welche die notwendigen Ladestopps (und Ladedauer) dazu realistisch und zuverlässig errechnet. Dazu wird die Batterie vorab auf den Ladevorgang vorbereitet und entsprechend temperiert. In der Praxis funktionierte das sehr gut, zumal man ohne dieser Funktion von Mercedes wohl auf die umständliche (und teils kostenpflichtigen) Nutzung von Apps oder eigenen Schätzungen angewiesen wäre.
Die Rekuperationsleistung vom EQB entspricht maximal 190 kW, die – wie bei allen Elektromodellen von Mercedes-Benz üblich – über die Lenkradpaddels beeinflusst werden kann. Es stehen die Modi „D-Auto“ für die automatische Regelung mit Hilfe der Navigationsdaten, sowie der Verkehrszeichenerkennung und Informationen aus Radar und Stereokamera zur Wahl aber auch D- mit verstärkter Rekuperation. In „D+“ segelt man ohne Widerstand.
Komfort und Flexibilität
Während der Fahrt geht es im neuen EQB sehr leise zu. Dazu ist der Vorderachs- und Hinterachsantrieb auch mehrfach entkoppelt worden, weshalb das übliche „Straßenbahnsummen“ ausbleibt. Bei geringer Geschwindigkeit ist so praktisch nichts von den E-Maschinen zu hören. Lediglich ein kaum zu hörendes Arbeitsgeräusch ist aus dem elektrischen Antriebsstrang zu vernehmen. Von außen hört man hingegen das gesetzliche vorgeschriebene Umfeldgeräusch „AVAS“. Ruhig bleibt es im Innenraum aber auch bei schnellerer Fahrt. Roll- und Windgeräusche bleiben hier auch bei höheren Tempo dezent im Hintergrund.
Mit dem zur Verfügung stehenden Ladevolumen bietet der EQB nahezu Werte eines normalen Mittelklasse-Kombis und bietet viel Raum für Kind und Kegel. Um besonders komfortabel zu reisen, können Fahrgäste, die auf der Fondbank der zweiten Reihe sitzen, die Neigung der Lehne in mehreren Stufen verstellen. Zusätzlich kann auf Wunsch die Fondsitzanlage im Verhältnis von 40:60 um 140 Millimeter in der Länge verschoben werden. Dadurch kann je nach Nutzung, entweder mehr Beinfreiheit oder mehr Platz im Kofferraum ermöglicht werden.
Nutzt man alle Sitzmöglichkeiten, schränkt sich der restliche Kofferraum jedoch entsprechend stark ein, was so gerade noch Platz für die Ladetasche bietet.
Fazit: außen kompakt, innen mit viel Variabilität
Der EQB zeigt sich, wie auch der Konzern-Bruder GLB, außen kompakt und innen mit jeder Menge Platz. Dabei ist das Modell multifunktional mit großem Raumangebot. Als Siebensitzer ist das Modell auch für die ganze Familie geeignet. Als Lademeister bietet der EQB ausreichenden Platz für nahezu alle anfallende sonstige Aufgaben.
Die Fahrleistungen sind mehr als überzeugend, wobei der von uns gefahrene EQB 350 4MATIC mehr als agil war. Das die Höchstgeschwindigkeit bei 160 km/h beschränkt ist, hat uns jedoch – Reichweite hin oder her – gestört. 20 km/h mehr V-Max hätte dem Modell sicherlich gut getan, ohne dabei auf den Verbrauch zu achten.
Das optische Design mit einigen Ecken und Kanten gefällt und gibt dem Modell einen ganz eigenen Charakter. Ein wenig erinnert man sich fast an die G-Klasse.
Der EQB ist in zwei Motorisierungen noch im November 2021 bestellbar. Zum Marktstart wird man den EQB 300 4MATIC und EQB 350 4MATIC anbieten. Später folgen noch weitere Motor-Varianten, darunter auch eine besonders reichweitenoptimierte Variante. Preise dazu können wir noch nicht verraten, wobei mit mindestens 55.000 Euro Grundpreis für den EQB 300 4MATIC rechnen sollte. Für den kompakten SUV muss also ganz schön tief in die Tasche gegriffen werden!
Bilder: MBpassion.de / Philipp Deppe