Der Damenhut: mit Eleganz dem Fahrtwind trotzen

Auch heute schick: Der eng anliegende Damenhut der 1920er- und 1930er-Jahre. Er schützt die Dame im offenen Auto gegen den Fahrtwind. Im Hintergrund ein Mercedes-Benz 500 K Spezial-Roadster aus dem Jahr 1935. Still chic today: The tight-fitting ladies’ hat of the 1920s and 1930s. It protected the lady against the wind in the open cars of the day. Mercedes-Benz 500 K Special Roadster from 1935 in the background.

Was haben Rückspiegel, Scheibenwischer und Kühlerfigur gemeinsam? Es sind drei von „33 Extras“, die in der Dauerausstellung des Mercedes-Benz Museums den Blick auf faszinierende Details der Mobilitätsgeschichte lenken und Automobilkultur lebendig werden lassen. Und noch eine Gemeinsamkeit haben sie: Die Geschichte der drei Exponate ist jeweils von Frauen inspiriert – so wie der Damenhut.

5/33: Der Damenhut

Dass sich Frauen in eleganten Outfits im frühen 20. Jahrhundert als Autofahrerinnen durchsetzen, ist ein wichtiges Stück weiblicher Emanzipation im Alltag. Diese Bewegung führt Bertha Benz an. Sie hilft tatkräftig, der großen Erfindung ihres Mannes Carl Benz den Weg zu bahnen. Den Patent-Motorwagen fährt sie vom ersten Tag an und unternimmt im Sommer 1888 die erste Fernfahrt mit einem Automobil. Auf dem offenen Dreirad schützt sie sich gegen Wind und Wetter. Zeitgenössische Darstellungen zeigen sie mit einem breitkrempigen Hut, den ein Schal festhält.

Die Geschwindigkeiten wachsen, und die ausladende Kopfbedeckung gelangt an ihre Grenzen: Der Fahrtwind verfängt sich und reißt kräftig an den breitkrempigen Hüten. Doch die Frau weiß sich elegant und zugleich stilprägend zu helfen: Ab den 1920er- und 1930er-Jahren kommt der eng anliegende Hut auf, auch Topfhut genannt. Gern kombiniert mit einer Bubikopf-Frisur – so unterstreicht die moderne Frau ihren selbstbewussten Auftritt. Das ist die Geschichte, die der Damenhut in der Exponatreihe „33 Extras“ des Mercedes-Benz Museums erzählt.

Und wer liefert die praktische und zugleich modische Kopfbedeckung für den perfekten Auftritt? Es gibt einen eigenen Beruf für das Anfertigen von Damenhüten: die Modistin. Früher hieß sie Putzmacherin, weil der Hut zum „Putz“ gehört – die Dame putzt sich damit heraus. Man kauft den Hut nicht einfach, sondern lässt sich ausführlich zu Ausgestaltung und Details beraten, und meist wird er gar eigens angefertigt.

Als dann die Autos nach und nach geschlossene Karosserien erhalten, verliert der Hut seine funktionale Bedeutung. Heute werden Hüte im Alltag eher selten getragen. Aber es gibt Anlässe, bei denen Damen wie Herren sich gern mit stilechter Kopfbedeckung zeigen – beispielsweise bei Veranstaltungen der automobilen Klassik. Flaniert man etwa über den feinen Rasen eines Concours d’Elegance zwischen edlen Automobilen, darf es für sie gerne der breitkrempige Hut sein. Und bei einer Ausfahrt kommt die eng anliegende Variante zum Einsatz. So wie früher.

Quelle: Daimler AG