Rückblick: Die Vision der Welt AG von 1995 bis 2007

1995 initiierte der damals neue Vorstandsvorsitzende Jürgen E. Schrempp eine strategische Neuausrichtung des Konzerns, da ein Großteil der bestehenden Geschäftsbereiche keine günstige Wettbewerbsposition hatte. Eine Portfoliobereinigung mit der Trennung von Fokker, dem Verkauf der Dornier Luftfahrt GmbH und der Auflösung der AEG sollte zusammen mit Maßnahmen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit die Ertragskraft des Konzerns stärken, der die Schwerpunkte Transport, Verkehr und Dienstleistung umfasste.

Die Kerngeschäfte auszubauen, sie um neue Produkte und Dienstleistungen zu ergänzen und global die Wettbewerbsposition zu verbessern, hatte Vorrang vor neuen Geschäften.

Rückblick: Die Vision der Welt AG von 1995 bis 2007

Fusion zur DaimlerChrysler AG

Um der fortschreitenden Globalisierung Rechnung zu tragen, wurde unter anderem die Pkw-Produktion in Tuscaloosa im Jahr 1995 aufgenommen und im Jahr 1998 die Fusion mit der Chrysler Corporation zur DaimlerChrysler AG bekannt gegeben. Mit dem Zusammenschluss beabsichtigten die beteiligten Unternehmen die Sicherung der langfristigen Wettbewerbsfähigkeit.

Gleichzeitig leitete Mercedes-Benz eine Modelloffensive im Pkw-Bereich ein. Neue Modellreihen wie die A-/B-/M-Klasse, Nischenmodelle wie der SLK, der CLK und die Kooperation mit der Schweizerischen Gesellschaft für Mikroelektronik und Uhrenindustrie (SMH) zur Entwicklung des City-Kleinwagens smart machten Mercedes-Benz zu einem Full-line-Anbieter.

Rückblick: Die Vision der Welt AG von 1995 bis 2007

Zudem wurde 1995 der Bereich Omnibusse neu aufgestellt und die Europäische Bus-Gesellschaft (EvoBus) als 100%-ige Tochter der Mercedes-Benz AG gegründet. Durch die gleichzeitige Übernahme der Firma Karl Käsbohrer Fahrzeugwerke GmbH wurde die Omnibusmarke Setra zur Konzernmarke. Ende der 1990er Jahre wurde über DaimlerChrysler Trucks North America die Marke Thomas Built Buses in das Konzernportfolio aufgenommen.

Rückblick: Die Vision der Welt AG von 1995 bis 2007

Dazu kam Ende 2000 die kanadische Western Star Trucks Holding, Ltd., ein in Kelowna, British Columbia, beheimateter Lkw-Hersteller. Neben der Lkw-Premium-Marke Western Star umfasst das Portfolio des kanadischen Herstellers auch die Omnibusmarke Orion. Darüber hinaus wurde Ende der 1990er Jahre die Marke Maybach wieder neu belebt mit Luxuslimousinen, die noch größer, individueller und edler gestaltet wurden. Im Jahr 2002 stellte die DaimlerChrysler AG das neue Prestigemodell Maybach 57 vor.

Rückblick: Die Vision der Welt AG von 1995 bis 2007

Während das Pkw- und Nutzfahrzeuggeschäft sukzessive ausgebaut wurde, sollte der Motorsport auch bei der DaimlerChrysler AG an die lange Tradition des deutschen Herstellers anknüpfen. Die dominierende Stellung in der Deutsche Tourenwagen Meisterschaft (DTM) und die zwei Weltmeisterschaftssiege von Mika Häkkinen (1998/1999) in der Formel 1 trugen positiv zur Reputation des Autobauers bei.

1. Januar 2006: Dr. Dieter Zetsche übernimmt

Am 31. Dezember 2005 endete die Ära von Jürgen E. Schrempp als Vorstandsvorsitzender und Dr. Dieter Zetsche trat am 1. Januar 2006 dessen Nachfolge an. Die unter Edzard Reuter errichtete Firmenzentrale in Stuttgart-Möhringen blieb bis ins Jahr 2006 Hauptsitz des deutschen Automobilbauers. Mittlerweile wurde die Konzernzentrale wieder zurück in das Stammwerk nach Untertürkheim verlagert. Diesem Stammwerk sind heute sieben weitere Werksteile in Untertürkheim, Bad Cannstatt, Hedelfingen, Zuffenhausen, Mettingen, Brühl und Sirnau angeschlossen. Zudem wurde im Frühjahr 2006 vor dem Werkstor das Mercedes-Benz Museum eröffnet, das zur Zeit größte Automobil-Markenmuseum der Welt.

Die Fusion mit der Chrysler Corporation und die Beteiligungen an den asiatischen Automobilherstellern Mitsubishi Motors und Hyundai Motor Company hatten zum Ziel, das Unternehmen zum weltweit führenden Automobilkonzern zu machen. Mit Blick auf günstigere langfristige Marktperspektiven wurde 2007 die Mehrheitsbeteiligung an der Chrysler Group sowie dem dazugehörigen nordamerikanischen Finanzdienstleistungsgeschäft abgegeben. Auch die beiden Kooperationen mit Mitsubishi Motors und der Hyundai Motor Company wurden schrittweise wieder gelöst.

Oktober 2007: Umbenennung in Daimler AG

Im Oktober 2007 billigt eine außerordentliche Hauptversammlung die Umbenennung der DaimlerChrysler AG in Daimler AG. Rund 99 Prozent der 5000 versammelten Anteilseigner stimmen der Umfirmierung zu. Im Zuge der Umbenennung des Unternehmens werden auch die Produktionsstandorte und Vertriebsgesellschaften im In- und Ausland umbenannt. Leitlinie der Namensänderung ist die klare Unterscheidung zwischen der Unternehmensmarke Daimler sowie den verschiedenen Produktmarken des Konzerns.

Rund zwei Jahre später, am 27. April 2009, gab die Daimler AG die zunächst verbliebene Beteiligung an Chrysler in Höhe von 19,9 Prozent auf.

 

 

 

 

12 Kommentare
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Wettermeister
3 Jahre zuvor

Das waren noch Zeit.

Snoubort
3 Jahre zuvor

Selten war der Schmidt’sche Satt mit den Visionen so treffend…

Christian
3 Jahre zuvor

Historisches Beispiel dafür, wenn alte weiße Männer reich und mächtig geworden sind, aber den Hals nicht voll genug bekommen können. Größenwahn trifft es wohl ziemlich auf den Punkt.

Marc W.
3 Jahre zuvor

Die Sache der 1980/90er als Deutschland AG und Mischkonzern unter Reuter war fast noch schlechter. Oder der Fokker-Ausflug. Aber auch hier gilt: hinterher ist man immer schlauer.
Ich selbst war zB vom Erfolg der R-Klasse überzeugt „that’s not a mom’s car“. Man kann sich auch irren.

driv3r
Reply to  Marc W.
3 Jahre zuvor

Der vorausgegangene Mischkonzern vom Fliegen, Fahren, Rollen und Digitalisieren war am Ende ein größeres Debakel als es die „Ehe der Hölle“ mit Chrysler war.
Der Erfolg der ganzen Volkswagenzukäufe funktionierte und funktioniert nur, da man sämtliche Marken hoheitlich zentralistisch-strategisch von Wolfsburg aus führte und führt. Das war mit Chrysler und den Amerikanern mit ihrem Selbstbewusstsein aber nie wirklich zu machen.

Von daher: Gut, dass es seit 2007 anders ist.

Snoubort
Reply to  driv3r
3 Jahre zuvor

😉 😉 😉
Driv3r, Du bist echt unglaublich. Das Scheitern mit Chrysler auf das Selbstbewusstsein / die Arroganz ausgerechnet der Amerikaner zu schieben – das ist wirklich eine äußerst exklusive Meinung. In dem Zusammenhang würde ich doch einmal fragen wollen, wer eigentlich nochmal zwischen 2000 und 2005 Geschäftsführer der „Chrysler Group“ war? Und war dies nicht zufälligerweise der selbe große „Sanierer“, der den Amis alte, bereits abgelöste E-Klassen und SLKs hinstellte und darauf davon sprach, die Sanierung von Chrysler erreicht zu haben? Ich habe auch nicht wahrgenommen, dass ein – nicht gerade als wenig selbstbewusst bekannter – Marchionne an der Arroganz der Amis gescheitert wäre (der wirklich eine Sanierung bzw. einen Wertzuwachs erreicht hat).
Beim VW Konzern würde ich es persönlich gerade als Erfolgsrezept bezeichnen, dass die einzelnen Marken – auf Basis gleicher technischer Plattformen – relativ autark arbeiten durften (auch teilweise in direkter Konkurrenz zu einander), mit eigenen Geschäftsführern, eigenen Entwicklungs- und Designabteilungen, völlig eigeneständigen Vertriebsorganisationen (inkl. After Sales!). Die Firmensitze etwa von SEAT, Skoda, Porsche, Lambo, Bentley oder Bugatti liegen auch nicht gerade in der Nachbarschaft von Wolfsburg.

Langjähriger LouisVuitton und MB Fan
Reply to  Snoubort
3 Jahre zuvor

Bezugnehmend auf Ihren letzten Satz möchte ich doch mal daran erinnern, dass es zu dieser Zeit auch schon Telefon , Fax und andere Kommunikationssysteme gab. 😉
Ich bin doch etwas irritiert , wie man mit so einem Satz/ einer Behauptung seine abwegigen Überlegungen versucht zu bekräftigen. Bei international agierenden „großen“ Automobilunternehmen, kann man m.E. bei einer „Zweigstelle“ im eigenen Land ( oder direkt an der französischen Grenze ) doch schon von ausgesprochen nah sprechen!!!!
Mein Tipp: Einfach mal die eigene kleine Welt nicht zum Maßstab von Beurteilungen in weit komplexeren Bereichen machen. Aber dazu muss man erst mal in der Lage sein. Das immer wieder versuchte „Mitreden“ von Dir in bestimmten Bereichen, mag vielleicht bei ein paar Lesern im blog die von Dir erhoffte Wirkung haben, aber in der Beurteilung von Leasingraten wirkst Du eindeutig fachkundiger. Das gleiche gilt bei Deinen bisher im blog abgegebenen Beurteilungen über Louis Vuitton Schals,etc. Oder erst kürzlich über den optischen Eindruck von Breitling Uhren ( am Handgelenk, nicht im PKW, was dem blog eigentlich näher liegen würde ) .
You made my day. 🙂

Snoubort

Vielen Dank für die Blumen. Werde aber immer noch kein Breitling und Louis Vuitton Fan. Gibt da „leisere“ und seriösere Marken.
Meine Aussage bezog sich ausschließlich auf den Satz „zentralistisch“ geführt – und meine Meinung, dass ich gerade im -erlaubten / gewünschten (zumindest zu Piechs Zeiten) Wettbewerb der Marken untereinander einen entscheidenden Erfolgsfaktor sehe – z.B. im Vergleich zu amerikanischen Ansätzen auf die selben Produkte einfach andere Batches zu setzen.
PS: was denn jetzt, „Sie“ oder „Du“?

Leser
Reply to  Marc W.
3 Jahre zuvor

Naja, zum ML 163 und gerade dem Modell vor Mopf, bin ich doch etwas anderer Meinung.
Aber wenn Du unter Qualität den noch verbauten Leiterrahmen verstehst, …… .

ThomasP
3 Jahre zuvor

Finde das hier bisschen euphemistisch
„Mit Blick auf günstigere langfristige Marktperspektiven wurde 2007 die Mehrheitsbeteiligung an der Chrysler Group sowie dem dazugehörigen nordamerikanischen Finanzdienstleistungsgeschäft abgegeben“

Haette das eher als Katastrophe und Ziehen der Reissleine bezeichnet…

Tom
Reply to  ThomasP
3 Jahre zuvor

Danke – genau so sehe ich das auch. Daimler hat noch Jahre benötigt, um die Dutzenden Milliarden Euro Verlust, die diese unsägliche Liason uns eingebrockt hatte, wieder herein zu wirtschaften….

JML
3 Jahre zuvor

Ein Problem waren sicherlich auch die unterschiedlichen Wirtschaftskulturen in den USA und Deutschland. Dass DCX nicht funktionieren konnte war mir ab Ende 1999 klar, als ich an meiner amerikanischen Universität einen der damals mit der Integration von Daimler-Benz und Chrysler beauftragten (amerikanischen) Manager sprechen hörte. Ein Satz ist mir bis heute in Erinnerung geblieben: „Es gab schon unterschiedliche Entscheidungsgeschwindigkeiten. Während wir, wenn wir eine Entscheidung benötigten, einfach zu „Bob“ [Robert Eaton, damaliger Vorstandsvorsitzender Chrysler] in’s Büro gegangen sind und er sagte dann ja oder nein, mussten unsere deutschen Kollegen auf Wochen im Voraus um einen Termin bei Herrn Dr. Schrempp bitten.“ Damit war das Schicksal wohl besiegelt.