Kompakte Roadster-Studie Vision SLA kam nie in Serienfertigung

Auf der NAIAS in Detroit war es im Jahr 2000 soweit: Mercedes stellte eine offene und vor allen besonders kompakte Roadster-Studie vor, welche auf der A-Klasse Basis entwickelt wurde. Der kompakte Roadster lief unter dem Namen „Vision SLA„.

Kompakte Roadster-Studie Vision SLA kam nie in Serienfertigung

Vision SLA: klein und kompakter Fahrspaß

Neugierig machen. Emotionen wecken. Vordenken und der Zeit vorauseilen“ – so stand es in der Pressemitteilung zur Vision SLA, was im Januar 2000 auf der Auto Show in Detroit ins Licht der Öffentlichkeit rollte. Ein kleiner Roadster auf Basis der A-Klasse – das versprach die Faszination und den Fahrspaß der SL-Reihe in das kleinere Segment zu tragen. Und richtig, genau das war die Aufgabe der Vision SLA. Das Konzept selbst kam so komplett nie in Serie.

Die Studie basiert auf der A-Klasse und teilt hier auch die kompakten Abmessungen: 3,77 Meter Länge versprechen dazu ein wendiges Fahrerlebnis. Im Vergleich: die erste SLK-Generation der Baureihe 170 war 20 Zentimeter länger, der SL der Baureihe R 230 sogar 73 Zentimeter.

Kompakte Roadster-Studie Vision SLA kam nie in Serienfertigung

Flache Windschutzscheibe

Kraftvoll geneigte Kotflügel, eine flache Windschutzscheibe, große Türen und ein sanft abfallendes Heck im Stil der legendären Mercedes-Benz Silberpfeile sind die Kennzeichen des Roadster-Designs, das vor allem durch zwei Attribute in die Zukunft weist: das markante vordere Flügelprofil und die pfeilförmige Motorhaube der Studie mit dem zentral angeordneten Mercedes-Stern, welche die Vision SLA vom Hochleistungs-Sportwagen SLR übernommen hatte.

Kompakte Roadster-Studie Vision SLA kam nie in Serienfertigung

Technik aus der A-Klasse der Baureihe 168

Unter der Karosserie arbeitet reine Mercedes-Benz Technik. Der 1,9-Liter-Motor mit  92 kW / 125 PS und einem Drehmoment von 180 Newtonmetern bei 4.000/min sollte für attraktive Fahrleistungen sorgen. 7,9 Sekunden vergehen für den Sprint von null auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 209 km/h. Für aktive Sicherheit sorgen das von der A-Klasse stammende, leicht modifizierte Fahrwerk mit dem Elektronischen Stabilitäts-Programm ESP® und Brems-Assistent.

Neue Wege gingen die Ingenieure aus Vorentwicklung und Forschung auch auf dem Gebiet der Karosserietechnik. Für die Vision SLA entwickelten sie eine innovative Hybrid-Bauweise, die Aluminiumprofile, Aluminiumbleche und hochwertige Kunststoffe kombiniert. Dank dieser Leichtbautechnik brachte die Vision SLA lediglich auch nur 950 Kilogramm auf die Waage (DIN-Leergewicht).

Kompakte Roadster-Studie Vision SLA kam nie in Serienfertigung

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Sicherheitskonzept von der A-Klasse übernommen

Die A-Klasse stand auch bei der Sicherheitskonzeption der Roadster-Studie Pate. Zwar ist der offene Zweisitzer nicht nach dem Sandwich-Prinzip organisiert, doch beim schweren Frontalunfall funktioniert die intelligente Idee der unter die Karosserie wegtauchenden Antriebseinheit ähnlich wie bei der A-Klasse der Baureihe 168. Dafür sorgt die schräge Einbaulage des Motors: Beim Aufprall gleitet er an dem stabilen vorderen Bodenblech nach unten und dringt deshalb nicht in den Innenraum ein. Damit hat die Vision SLA sogar das hohe Sicherheitsniveau größerer Mercedes-Benz Limousinen. Als Überschlagschutz fungieren die massiven Bügel hinter den Sitzen und der verstärkte Windschutzscheiben-Rahmen.

Kompakte Roadster-Studie Vision SLA kam nie in Serienfertigung

Am Heck erzielen 30 Hochleistungs-Leuchtdioden (LED), deren Licht flächig mittels Prismen verteilt wird, insbesondere bei schlechter Sicht für eine größere Aufmerksamkeit als herkömmliche Glühlampen; die Lichtbänder sind vertikal angeordnet. Die lichtstarken LED-Blinker, die auf Flügelprofilen in den Gehäusen der Rücklichter ihren Platz finden, sorgen ebenfalls für ein neuartiges und unübersehbares Signalbild.

Hochleistungs-LED treten auch beim Tritt aufs Bremspedal in Aktion. Die roten Stopplichter befinden sich im Heckstoßfänger und in der hinteren Quertraverse der Gepäckträgerbrücke auf dem Kofferraumdeckel. Für eine gleichmäßige Fahrbahnausleuchtung und gute Fernsicht sorgen moderne Xenon-Projektionsscheinwerfer, die für Abblend- und Fernlicht zwei separate Scheinwerfer bieten.

In den transparenten Enden der Flügel, die seitlich aus der Motorhaube ragen, befinden sich gelb eingefärbte Leuchtdioden als Blinklicht, die zusammen mit den LED in den Außenspiegel-Gehäusen aufleuchten.

Leichtbau auch im Interieur

Im Innenraum dominiert das Thema Leichtbau. Technische Aspekte standen dabei im Einklang mit dem optischen Eindruck von Transparenz und Leichtigkeit, den das Design vor allem durch Lochblech­strukturen, Aluminium-Drehschalter und Aluminium-Zylinder für die Instrumente schafft. Dazu passen die Schalensitze aus Kohlefaser, welche die Vision SLA in geringfügig modifizierter Form von der Vision SLR übernahm; sie sind rund 25 Prozent leichter als herkömmliche Autositze mit vergleichbarer Ausstattung.

Die Zeigerinstrumente im Chronometer-Look informieren zunächst nur über Geschwindigkeit, Motordrehzahl, Öldruck und Tankinhalt. Weitere Anzeigen verbergen sich hinter den Zifferblättern und treten nur dann in Erscheinung, wenn eine Störung vorliegt.

Kompakte Roadster-Studie Vision SLA kam nie in Serienfertigung

Rückbesinnung auf die ursprüngliche Art des Autofahrens

In all ihren Eigenschaften ist die Vision SLA die Rückbesinnung auf jene unverfälschte und ursprüngliche Art des Autofahrens, die den besonderen Reiz dieses Zweisitzers ausmacht. Das macht auch die Innenausstattung deutlich: Es gibt weder Teppichboden noch Stoffbezug. Stattdessen dominieren lackierte Metallflächen und dunkelbraunes Leder aus besonderer Quelle – es dient normalerweise zur Herstellung von Pferdesätteln und wird nach traditionellen Verfahren ausschließlich mithilfe pflanzlicher Stoffe gegerbt. So behält es seinen sehr individuellen Charakter. Dieses Naturmaterial stellt einen ganz besonderen Wert dar, ist strapazierfähig und bietet hervorragenden Klimakomfort. Das Leder findet Platz an der Instrumententafel, an den Innenseiten der Türen und an Kontaktstellen, die häufig berührt werden, etwa das Lenkrad, die Sitzflächen, die Armauflagen in den Türverkleidungen und der Boden. Bewusst lassen die Designer die Schnittkanten sichtbar, Sattlernähte aus heller Baumwolle bilden einen Farbkontrast.

Kompakte Roadster-Studie Vision SLA kam nie in Serienfertigung

Keine Serienfertigung

In die Serie hat es die Vision SLA nicht geschafft, dafür waren Teile davon später 2003 im Mercedes-Benz SLR McLaren (C 199) vorzufinden, u.a. die Rückwärtigen Leuchteinheiten in Leuchtdioden-Technik, die Schalensitze in Kohlefaser sowie die Leuchtdioden-Blinder. Die Vision selbst ist übrigens im Mercedes-Benz Museum in der Nähe des Café-Bereiches (auch ohne Eintrittskarte) frei zu besichtigen.

Fakten
– Fahrzeug: Vision SLA
– Vorstellung: Januar 2000
– Ort: North American International Auto Show, Detroit
– Zielsetzung: kompakter Roadster
– Antrieb: Viertakt-Ottomotor mit 4 Zylindern, 1,9 Liter Hubraum, 92 kW (125 PS), Frontantrieb, Fünfgang-Schaltgetriebe

Technische Highlights
– Leichtbau-Karosserie in Hybrid-Bauweise aus Aluminiumprofilen, Aluminiumblechen und hochwertigen Kunststoffen
– Rückwärtige Leuchteinheiten in Leuchtdioden-Technik, Serieneinführung 2003 im Mercedes-Benz SLR McLaren (C 199)
– Leuchtdioden-Blinker, Serieneinführung 2003 im Mercedes-Benz SLR McLaren (C 199)
– Schalensitze aus Kohlefaser, (Serieneinführung 2003 im Mercedes-Benz SLR McLaren (C 199)

Bilder: Mercedes-Benz Group AG

13 Kommentare
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Ralf
1 Jahr zuvor

Coole Studie! Danke für den Artikel.
Sandwich-Bauweise so flach ist interessant und das Leder wäre auch heute eine schöne Alternative zum Nappaleder… Nur über das Formel-1-Nasendesign lässt sich streiten.

Racer1985
Reply to  Ralf
1 Jahr zuvor

Die Formel 1 Nase fand ich beim SLR McLaren cool, beim SLK aber übertrieben. Im Nachhinein gut, dass es nicht auch beim SL umgesetzt wurde.

Stefan Camaro
1 Jahr zuvor

Dafür brauchte der Konzern ja dann den Smart Roadster, oder?

Carsten
1 Jahr zuvor

@Markus Jordan: Gibts denn da schon von Euch auch Infos

Mercedes: 2023 startende E-Klasse ist letztes Verbrenner-Modell (msn.com)

Südhesse
Reply to  Carsten
1 Jahr zuvor

Das ist ja schonmal faktisch falsch, weil nach dem 214 noch der 236 auf den Markt kommt

Roberto
Reply to  Südhesse
1 Jahr zuvor

Im Artikel selbst steht ja auch präzisierend „die E-Klasse mit ihren Derivaten“, so dass das dann passt.

MarkusGLK
Reply to  Carsten
1 Jahr zuvor

Bitte richtig lesen! Es steht darin, dass es das letzte Fahrzeug auf einer REINEN verbrennerplattform darstellt. das bedeutet nicht, dass nicht auch später Fahrzeuge auf einer gemischten Plattform heruaskommen, die sowohl BEV, PEH und Verbrenner enthält.

Helge
1 Jahr zuvor

Gut, daß der nicht in Serie ging…Das Design ist doch sehr gewöhnungsbedürftig

Pano
1 Jahr zuvor

Das wäre ein netter MX5-Konkurrent geworden. Der 2003 auf den Markt gebrachte Smart-Roadster war noch ne Nummer kleiner, hat sich aber am Markt nicht richtig durchgesetzt. Könnte aber ein künftiger Klassiker werden.
Grüße
Pano

Raketendetlef
1 Jahr zuvor

Kein Wunder das der eingestellt wurde. Potthässlich und keine Abnehmer.

Thomas
Reply to  Raketendetlef
1 Jahr zuvor

Bitte was?

Christian
1 Jahr zuvor

Mir ist nicht klar was diese beiden runden Teile im Lochblech der Motorhaube sind?

Zuletzt editiert am 1 Jahr zuvor von Christian
Christian
Reply to  Christian
1 Jahr zuvor

Hat das mit den Vorderrädern zu tun?