IAA in Frankfurt – schon immer Weltpremieren-Bühne der Marke Mercedes-Benz

Die IAA in Frankfurt am Main ist und war schon immer einer der wichtigsten Schauplätze für herausragende Weltpremieren von Mercedes-Benz. So eröffnet der Mercedes-Benz 600 (W 100) im September 1963 eine neue Dimension der Automobilität: Das Repräsentationsfahrzeug setzte damals Maßstäbe hinsichtlich Technik, Sicherheit, Komfort, Größe und Leistung. Das Debüt gehört zu den Sternstunden von Mercedes-Benz in der Geschichte der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt.

Im Jahr 1983 stellt die Stuttgarter Marke in Frankfurt den Mercedes-Benz 190 2.3-16 vor. Die Limousine war damals das neue Spitzenmodell der jungen Baureihe W 201 und eröffnet für die Marke zugleich das Segment sportlicher und kompakter Fahrzeuge. Einmal anfassen, mindestens einmal ansehen – das ist auf der IAA 1963 die Devise angesichts des Typ 600 auf dem Messestand von Mercedes-Benz –, zeitgenössische Fotos zeigen das Fahrzeug eng umringt von Besuchern. Es ist das neue Repräsentationsfahrzeug von Mercedes-Benz und setzt mit seiner technischen Ausstattung Maßstäbe: In der Summe aller Systeme und konstruktiven Lösungen ist der Mercedes-Benz 600 ein einzigartiges Fahrzeug, das den seinerzeit aktuellen Topstand der Automobiltechnik umfassend darstellt. So zeigt sich der Typ 600 einerseits in der Tradition der „Großen Mercedes“ der 1930er-Jahre, doch seine visionäre Technik macht ihn klar zu einem Fahrzeug der Moderne.

Der Typ 600 wird – als erster Personenwagen in der Geschichte von Mercedes-Benz – von einem V8-Einspritzmotor mit 184 kW (250 PS) angetrieben, der zusammen mit einem serienmäßigen Automatikgetriebe Fahrleistungen auf dem Niveau zeitgenössischer Sportwagen ermöglicht. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei über 200 km/h, für die Beschleunigung aus dem Stand auf 100 km/h braucht der „Große Mercedes“ nur 10 Sekunden. Schon nach der ersten Vorab-Pressepremiere Ende August 1963 wird dem 600 auch eine Agilität bescheinigt, die man dem großen Fahrzeug nicht zutraut. Zu den Systemen, die für höchste Sicherheit und höchsten Komfort sorgen, gehören unter anderem die während der Fahrt verstellbaren Stoßdämpfer, ein Zweikreis-Bremssystem mit Luftdruckunterstützung, Scheibenbremsen an allen Rädern, Luftfederung, Servolenkung und Zentralverriegelung sowie eine elektronisch geregelte Heizungs- und Lüftungsanlage. Funktionen, die üblicherweise von Hand bedient werden, wie etwa die Türen oder der Kofferraumdeckel, lassen sich im W 100 über eine Komfort-Hydraulik steuern. Mercedes-Benz bietet den Typ 600 als Limousine mit kurzem und langem (Pullman) Radstand sowie als Pullman-Landaulet an. Den großen Erfolg des spektakulären Fahrzeugs demonstriert auch die lange Bauzeit: Im Juni 1981 verlässt der letzte „600er“ seine Produktionsstätte im Werk Sindelfingen. Während der 17-jährigen Produktionszeit sind in Einzelanfertigung insgesamt 2.677 Fahrzeuge entstanden.

16 Ventile für das Spitzenmodell der Baureihe W 201

Exakt zwei Jahrzehnte nach der Präsentation des Typ 600 ist die IAA erneut Schauplatz für eine wichtige Weltpremiere von Mercedes-Benz. Knapp ein Jahr ist die Präsentation der Limousine Mercedes-Benz 190 her, als die Stuttgarter Marke auf der IAA 1983 das neue Spitzenmodell der Kompaktklasse vorstellt. Schon äußerlich unterscheidet sich der 190 E 2.3-16 durch seinen Flügelspoiler und die extravagante Lackierung ausschließlich in den Farbtönen „Rauchsilber“ und „Blauschwarz“ von seinen Verwandten. Dem optisch starken Auftritt entspricht die Leistung von 136 kW (185 PS). Dafür sorgt ein hochmoderner Vierzylindermotor mit 2,3 Liter Hubraum und 4 Ventilen je Zylinder, der zur Motorenfamilie M 102 gehört und aus dem Triebwerk des Typ 230 E entwickelt worden ist.

Bereits vier Wochen vor seiner Weltpremiere auf der IAA erzielt der leistungsstarke Vorläufer der C-Klasse eindrucksvolle Erfolge auf der Rundstrecke: Drei Prototypen des 190 E 2.3-16 stellen auf dem Rundkurs im süditalienischen Nardò Langstreckenweltrekorde über 25.000 Kilometer, 25.000 Meilen und 50.000 Kilometer mit Durchschnittsgeschwindigkeiten von nahezu 250 km/h auf. Neun weitere Rekorde runden das Ergebnis ab.

Der 190 E 2.3-16 eröffnet für Mercedes-Benz das Segment sportlicher und kompakter Fahrzeuge. Der 190 E 2.5-16, der im Herbst 1988 vorgestellt wird, und weitere Fahrzeuge der Baureihe 201 führen es fort: So gibt es von 1989 – wie auch für die Baureihe 124 – die Ausstattungsvariante „Sportline“. Auf Wunsch einzeln bestell- oder kombinierbar sind Sport-Breitreifen auf Leichtmetallfelgen, eine straffere Dämpfungs- und Federungscharakteristik, eine direkter übersetzte Servolenkung, ein Sportlenkrad, Sportsitze sowie eine Tieferlegung um bis zu 30 Millimeter. „Wir bauen Ihren neuen Mercedes so sportlich, wie sie es wünschen“ – so lautete das Motto. Noch sportlicher wird es mit dem 190 E 2.5-16 Evolution (1989) und dem 190 E 2.5-16 Evolution II (1990), die beide für die Motorsport-Homologation in einer limitierten Auflage von jeweils 502 Stück gefertigt werden. Kurz danach wird mit der Baureihe 202 die Geschichte der Kompaktklasse erfolgreich fortgesetzt – erstmals offiziell unter dem Namen C-Klasse. Sie und alle weiteren Baureihen setzen die Tradition sportlicher Mercedes-Benz Fahrzeuge bis zum heutigen Tag fort, mit einer großen Zahl von Typen und Varianten.

Größte deutsche Automobilausstellung: Von Berlin nach Frankfurt

Dass Frankfurt einmal der Schauplatz glänzender Premieren von Mercedes-Benz sein wird, ahnte man in der Messestadt am Main im frühen 20. Jahrhundert jedoch noch nicht. Denn die Internationale Automobil-Ausstellung findet zunächst in Berlin statt. Ihre Anfänge lassen sich sogar bis auf das Jahr 1897 zurückführen, als der Mitteleuropäische Motorwagenverein die Ausstellung „ Automobil-Revue“ ausrichtet. Aus diesen überschaubaren Anfängen entwickelt sich schließlich die internationale Leitmesse für Automobiltechnik.

Die Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) aus Stuttgart mit ihrer Marke Mercedes sowie Benz & Cie. aus Mannheim sind frühe Stammgäste der Berliner Motor-Ausstellungen. Nachdem beide Unternehmen 1924 eine Interessengemeinschaft bilden, präsentieren sie sich 1925 erstmals mit einem gemeinsamen Stand. Und 1926 in Folge der Fusion zur Daimler-Benz AG locken im selben Jahr die Fahrzeuge der neuen Marke Mercedes-Benz die Besucher an den Messestand – dem „wohl am meisten umlagerten“ der Ausstellung, wie es in einem Bericht der „Hamburger Nachrichten“ heißt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg an die Messeerfolge aus dem ersten Drittel des Jahrhunderts anzuknüpfen, ist schwer. Erstmals findet im April 1951 wieder eine Automobilausstellung in Deutschland statt, die wirklich internationalen Anspruch hat. Ausgetragen wird sie nicht mehr in Berlin, sondern in Frankfurt am Main. Hier hat auch der Verband der Automobilindustrie e. V. (VDA) seinen Sitz, der die IAA organisiert.

Zu den Höhepunkten dieser ersten Frankfurter IAA gehören im April 1951 zwei Premieren von Mercedes-Benz: Die Stuttgarter Marke stellt sowohl die neue Oberklasselimousine Mercedes-Benz 220 (W 187) als auch das Repräsentationsfahrzeug Mercedes-Benz 300 (W 186) vor. Beide Automobile gehören zu den Wegbereitern der heutigen S-Klasse.

Auch nach 1951 sind die Premieren von Mercedes-Benz auf dieser Leitmesse sehr vielfältig. So debütieren zum Beispiel im September 1959 die neuen Oberklasse-Modelle 220, 220 S und 220 SE der berühmten „Heckflosse“. 1965 wird die Baureihe 108/109 zum Star auf der Leitmesse in Frankfurt. Im Herbst 1977 debütiert das erste T-Modell von Mercedes-Benz überhaupt: Die intern S 123 genannte Kombivariante der beliebten Mittelklasse-Baureihe 123. 1979 folgen die S-Klasse Limousinen der Baureihe 126, 1981 das zugehörige Coupé. Im September 1989 stehen die modellgepflegten Limousinen der Baureihe 124 im Scheinwerferlicht – 1991 folgt das entsprechende Cabriolet (A 124). Das Marktsegment der innovativen Kompaktfahrzeuge erschließt die Stuttgarter Marke mit der A-Klasse der Baureihe 168, die 1997 mit ihren Design- und Ausstattungslines auf der IAA Premiere hat. Und auch die S-Klasse der Baureihe 221 feierte ihre Premiere in Frankfurt im Jahr 2005. Im Jahr 2007 folgte das Forschungsfahrzeug F 700, 2011 der F 125″ – zusammen mit der damals neuen B-Klasse.

Auch im Jahr 2019 wird im September die IAA erneut in Frankfurt stattfinden – mit was hierzu der Stuttgarter Hersteller in die Festhalle in Frankfurt anreist, ist dazu bislang aber noch geheim.

Bilder: Daimler AG